Frau Lange hört zu (25): Metallica in Moskau  

„Worte haben Kraft!“ singen die Ärzte und haben recht. Musik aber erreicht die Seele. Sie kann in den Gleichschritt zwingen. Und sie kann befreien. Das konnte man 1991 auf einem Flugfeld bei Moskau erleben. Damals begann der Zusammenbruch der alten UdSSR. Hoffnung lag in der Luft. Und Angst. Metallica spielten einen Monat nach dem Putschversuch ein historisches Konzert. Und bewiesen – zusammen mit einem gigantischen Publikum – die unbezähmbare Kraft der Musik.

von Gabriele Lange

Now that the war is through with me
I’m waking up, I cannot see
That there’s not much left of me
Nothing is real but pain now
Metallica, One


Erst ging es mir wie dem geschätzten
Kollegen Andreas Schmidt: Als Putin seine Truppen die Ukraine angreifen ließ, kam mir „I hope the Russians love their children too“ in den Sinn. Sting veröffentlichte den Song, als 1985 der Nuklearkrieg denkbar schien. Er hat das Lied gerade neu herausgebracht. Aus Gründen…

Die Nachrichtenlage zog mich dann in einen immer schwärzeren Strudel. Ich hörte mich mehrfach durch Mozarts Requiem.

Bei den Bildern aus der Ukraine kam mir Wagner in den Sinn. Hitler, dessen Start in den Weltkrieg Putin mit seinen Lügen über in der Ukraine gequälte Russen so schamlos kopierte (Österreich „heim ins Reich“, die angeblich verfolgten Sudetendeutschen, der Fake-Überfall auf den Sender Gleiwitz…) putschte sich ja gern mit Wagners Musik auf. Leni Riefenstahl verwendete sie in „Der Triumph des Willens“. Und „Hojotoho“ ritten die Walküren in „Apocalypse now“ durch Vietnam.

Wagner und Metal haben einiges gemeinsam. Die Leidenschaft, die Lautstärke, das Theatralische, das Pathos, den Hang zum Mystischen, die kultische Verehrung des virtuosen Künstlers…

Gute Metalkonzerte sind kathartische Erlebnisse. Grundsätzlich habe ich Probleme mit Events, auf denen ich aufgefordert werde, Teil eines Ganzen zu sein. Mitzuschwingen, die Hände zu heben, wenn der/die da vorne das will, mitzusingen, stumpf mitzuklatschen, mich Sprechchören anzuschließen… Ich habe mich lange genug mit NS-Propaganda beschäftigt. Da sehe ich schnell Reichsparteitage, Aufmärsche, blindes, gedankenloses Rudelverhalten und will einfach nur weg. Bei Metal ist das anders. „Frau Lange hört zu (25): Metallica in Moskau,
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Schweitzers Klassikwelt 57: „Das tote Brügge“ – „Die tote Stadt“,  Rodenbachs Roman und Korngolds Oper

 „Das tote Brügge“ Rodenbachs Roman 

Es kommt in der Oper ganz anders. Sie lässt Licht am Ende des Tunnels erblicken.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Der Roman, wir neigen dazu das Werk als Novelle zu bezeichnen,  endet  vernichtend, ohne Hoffnung. „Die beiden Frauen waren wieder zu einer verschmolzen. So ähnlich sie im Leben gewesen waren, im Tod waren sie sich doppelt ähnlich. Der Tod hatte die nämliche Blässe auf beide gelegt. Sie waren das zweieinige Gesicht seiner Liebe.“

Wie bei Carlo Gozzis „Turandot“ werden bei der Dramatisierung Personen neu eingeführt bzw. profiliert.

In Rodenbachs Novelle gibt es im Wesentlichen als namentlich handelnde Personen nur den Witwer Hugo und das „Double“ seiner verstorbenen Frau, eine Tänzerin mit Namen Jane. Hugos Frau wird als „der Toten“ gedacht. Als dritte Person kommt noch die Haushälterin Barbe dazu, die es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren kann die Liebschaft als Gast zu bedienen und ihren früher verehrten Herrn verlässt.

„Die tote Stadt“ Korngolds Oper

In der Korngold-Oper treten die potentiellen Rivalen des Witwers Paul namentlich und gesanglich als libertinistische Künstlerkollegen der Tänzerin auf, nicht nur als schemenhaftes Ergebnis seiner Befürchtungen. Seine verstorbene Frau trägt den Namen Marie, bezeichnenderweise ihr lebendes Pendant die Verkleinerungsform Marietta. Der Schluss des ersten Bilds bringt als berührende Szene die Erscheinung Maries und wird von der Interpretin der Marietta gesungen. Dem Leben gut abgeschaut ist der auf Pauls Emotionen kritisch reagierender Freund Frank. In der zweiten Szene des ersten Bilds verdichtet sich das mystische Erlebnis Pauls, das er seinem Freund Frank anvertraut. Anlass ist ein Besuch von Frank, der beim Blick auf ein Porträt Maries bemerkt: „Sie war schön.“ Und Paul antwortet: „Sie war schön, sagst du? Sie ist schön! Ist!“ Und sein Tenor in Erzählform beginnend entwickelt immer mehr Gefühle und Stimmungen: „O hör ein Märchen an, ein wunderbares Märchen! … Täglich schritt ich gleichen Weg, zum Minnewasser, auf die Fläche starrend, ihr teures Bild mit Tränen mir ersehnend. … Ein Schatten gleitet übers Wasser. Ich blicke auf: Vor mir steht eine Frau im Sonnenlicht, erglänzt Mariens goldnes Haar, den Lippen entschwebt Mariens süßes Lächeln. Nicht Ähnlichkeit, mehr – nein, ein Wunder, Begnadigung! Es schien sie selbst, mein Weib!“ „Ich weiß nicht, wer sie ist, lud sie zu mir in meine Einsamkeit. Sie kommt und in ihr kommt mir meine Tote, kommt Marie.“ „Schweitzers Klassikwelt 57: „Das tote Brügge“ – „Die tote Stadt“,  Rodenbachs Roman und Korngolds Oper,
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Sommereggers Klassikwelt 128: Reri Grist zum 90. Geburtstag

Foto: pinterest.com

von Peter Sommeregger

Man will es gar nicht glauben: die zierliche, quirlige Reri Grist, die ab den 1960er Jahren das Opernpublikum Europas, später auch ihrer Heimat USA verzauberte, wird heute unglaubliche 90 Jahre alt. Nachdem sie aber an einem 29. Februar geboren wurde, könnte sie ihr Alter theoretisch durch vier dividieren.

Geboren in New York wurde sie am Queens College ihrer Heimatstadt ausgebildet, nachdem sie bereits als Kind in Musicalproduktionen am Broadway aufgetreten war. Ein entscheidender Moment für ihre Karriere war 1957 die Mitwirkung an der Uraufführung von Leonard Bernsteins „West Side Story“, in der sie die Rolle der Consuelo verkörperte und das Lied „Somewhere“ kreierte. Bernstein behielt sie im Auge und spielte später mit ihr Gustav Mahlers 4. Symphonie ein. Dies führte wiederum dazu, dass Igor Strawinsky sie für eine Aufführung und Platteneinspielung seiner „Le Rossignol“ verpflichtete.

Ab 1959 nahm Grist Engagements in Europa an, so trat sie an der Kölner Oper auf, ehe sie ein festes Engagement am Zürcher Opernhaus einging. Mit ihrem glockenhellen lyrischen Sopran und ihrer fulminanten Technik der Koloratur eroberte sie schnell Publikum und Kritiker. Ihr Engagement war das erste für eine afro-amerikanische Sängerin an einem europäischen Opernhaus. In Zürich sang Reri Grist bis 1966 eine breite Palette lyrischer Sopranpartien von Mozart, Richard Strauss, Donizetti und vielen anderen. „Sommereggers Klassikwelt 128: Reri Grist zum 90. Geburtstag,
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Rising Stars Special: Wiedersehen macht Freude!

Seit einem Jahr schreibe ich über Rising Stars der Gesangskunst und Instrumentalmusik und habe 25 Geschichten von ganz unterschiedlichen Zugängen zur Straße des Erfolgs erzählt. Wegen der Pandemie war diese allerdings sehr holperig und das Wiedersehen in den Opern- und Konzertsälen war leider sehr erschwert. Und doch gibt es von den vielversprechenden jungen Leuten interessante Entwicklungen zu berichten.

von Dr. Lorenz Kerscher

Rising Stars Nr. 1 waren das slowenische Sängerehepaar Mojca Bitenc und Domen Križaj. Die beiden habe ich am 2. Jan. dieses Jahres wiedergesehen, als ich mit meiner Frau eine sehr gelungene Vorstellung von Pietro Mascagnis L’amico Fritz bei den Tiroler Festspielen Erl besuchte. Domen Križaj beeindruckte in der handlungstragenden Rolle des Rabbiners David, während ich Mojca Bitenc im Publikum antraf. Das bot mir eine schöne Gelegenheit, ihr persönlich zu sagen, wie sehr mich ihr Gesang begeistert. Leider haben sich ihre interessanten Engagements des Jahres 2021, nämlich die Donna Anna und die Micaëla an der Hamburger Staatsoper sowie die Suzel in L’amico Fritz in Erl, komplett zerschlagen, während ihr Mann als Ensemblemitglied am Frankfurter Opernhaus doch einige wichtige Rollen darstellen konnte. Immerhin konnte sie in Erl ihre schöne, warme Sopranstimme in einer Konzertübertragung zu Gehör bringen.

 

Mojca Bitenc, Festspiele Erl Apr. 2021: Quand’io ti guardo con occhi ebbri, L’ora è tarda – F.P. Tosti

Galeano Salas, über den ich im März 2021 schrieb, konnte ich bei seinem Auftritt bei dem Galaabend der Bayerischen Staatsoper „Fire – Next Generation“ im Juli wiedersehen und nach der Vorstellung begrüßen. Hier präsentierten sich zu Ehren des scheidenden Intendanten Nikolaus Bachler die während seiner Ära im Opernstudio herangewachsenen Talente in sinnvoll eingerichteten Querschnitten aus vier Opern. Der vielversprechende lyrische Tenor konnte an der Bayerischen Staatsoper dann den Fenton in Falstaff auch live singen und kürzlich an der Oper Antwerpen als Rodolfo in La Bohème überzeugen und sein unvergleichliches hohes C strahlen lassen. Neben den idealen stimmlichen Möglichkeiten bringt er für diese Rolle auch seine sympathische und uneitle Persönlichkeit sehr passend ins Spiel.

 

Galeano Salas: Che gelida manina aus La Bohème (Giacomo Puccini), Opera Ballet Vlaanderen, Dez. 2021

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Sommereggers Klassikwelt 127: Theodor Currentzis, der „junge Wilde“ wird 50

Foto: © Olya Runyova

von Peter Sommeregger

Es ist sicher ein Zufall, aber im Februar und April dieses Jahres feiern drei der profiliertesten Dirigenten der jüngeren Generation ihren 50. Geburtstag. Neben Kirill Petrenko, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker am 11. Februar und Vladimir Jurowski, Opernchef in München und in Berlin beim RSB am 4. April, vollendet auch Theodor Currentzis am 24. Februar sein 50. Lebensjahr.

Der Lebensweg des exzentrischen Griechen war bisher zumindest ungewöhnlich. In Athen geboren erhält er in seiner Heimatstadt schon als Zwölfjähriger am dortigen Konservatorium Musikunterricht, zunächst im Fach Violine, später als Dirigent. Mit 22 Jahren wechselt er an das Konservatorium im russischen Sankt Petersburg, wo er sein Studium abschließt. „Sommereggers Klassikwelt 127: Theodor Currentzis, der „junge Wilde“ wird 50,
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Schweitzers Klassikwelt 56: Korngolds „DIE TOTE STADT“ am 12. Januar 2017 in der Wiener Staatsoper

Bühne: Pier Luigi Pizzi  –  Fondazione Teatro La Fenice di Venezia

Als wir (noch) nicht „Merker“ und „Blogger“ waren – Erinnerungen an schöne musikalische Erlebnisse

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Am 27. Dezember 1985 erlebte ich meine erste „Tote Stadt“ in der Übernahme von Bühne und Kostümen der DOB an die Wiener Staatsoper und dreizehn Jahre später genau auf den Tag, dieses Mal schon gemeinsam mit meiner Frau, das zweite szenische Erlebnis in Köln. Dann wurden die Abstände zwischen den Aufführungen kürzer, fünf, ein, zwei Jahre, meist in Opernhäusern außerhalb von Österreich, Berlin, New York City Opera, Teatro La Fenice.

Bühne: Pier Luigi Pizzi – Fondazione Teatro La Fenice di Venezia

Doch nach Venedig vergingen acht Jahre, eine zu lange Zeit für ein Werk, das allmählich eine unsrer Lieblingsopern wurde. Es war uns jetzt ein Anliegen, Karten für einen Abend der nur vier Aufführungen zählenden Staffel, nach fast acht Jahren Aufführungspause an der Wiener Oper, zu besorgen. Im persönlichen Archiv die siebente Aufführung, die wir je gesehen haben, nach dem Archiv der Wiener Staatsoper die 21. Aufführung der Neuinszenierung vom 12. Dezember 2004. „Schweitzers Klassikwelt 56: Korngolds „DIE TOTE STADT“ am 12. Januar 2017 in der Wiener Staatsoper,
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Ladas Klassikwelt 90: Joshard Daus sorgte für den perfekten Klang des Chorgesangs

Eine Erinnerung an Professor Joshard Daus – den Gründer der EuropaChorAkademie

von Jolanta Łada-Zielke

Über die Verstorbenen sollte man entweder gut oder gar nicht sprechen. Ich erkläre sofort, dass ich keine schlechten Erinnerungen an Professor Joshard Daus habe. Aber bevor ich an einem Projekt der EuropaChorAkademie (ECA) teilnahm, hörte ich einige unangenehme Dinge über ihn. Damals sang ich in der Kantorei Sankt Barbara in Krakau, deren Mitglieder ein paar ECA-Projekte hinter sich hatten. Alle behaupteten, dass Professor Daus ein großartiger Musiker war. Sie fügten jedoch hinzu, dass er streng sei, leicht wütend wird und jemanden für eine Kleinigkeit aus dem Chor rausschmeiße oder in die letzte Reihe versetze. Die letzte Reihe besetzten die Chormitglieder, die sich als nicht gut genug herausstellten. Sie schlossen sich dem Singen nur den Stellen an, wo eine größere Klangmasse benötigt wurde. Bei den anspruchsvolleren Passagen mussten sie „tacet“.

Ich beschloss, diese Meinungen mit meiner eigenen Erfahrung zu vergleichen. Der Anlass ergab sich im September 2007, als die ECA das „Polnische Requiem“ von Krzysztof Penderecki für ein den Opfern des Zweiten Weltkrieges gewidmetes Konzert vorbereitete. Also flogen vier Vertreter der Kantorei Sankt Barbara nach Deutschland, zusammen mit dem Dirigenten Wiesław Delimat, der seit Jahren im Chor von Professor Daus im Tenor sang. Zu unserer Gruppe gehörten noch eine Sopranistin, ein weiterer Tenor und ich als erster Alt. „Ladas Klassikwelt 90: Eine Erinnerung an Professor Joshard Daus- den Gründer der EuropaChorAkademie,
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Sommereggers Klassikwelt 126: Bruno Walter – Dirigent zwischen alter und neuer Welt

Foto: Bruno Walter, wikipedia.org

von Peter Sommeregger

Als der Dirigent, Pianist und Komponist Bruno Walter am 17. Februar 1962 in seinem Haus im kalifornischen Beverly Hills starb, vollendete sich ein reiches Musikerleben. Anlässlich seines 60. Todestages lohnt sich ein Rückblick auf dieses Leben, das nicht zuletzt stark von den Brüchen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts gezeichnet war.

Als Bruno Walter Schlesinger 1876 in Berlin geboren, entschloss er sich schon frühzeitig zu einer musikalischen Ausbildung, die er am inzwischen legendären Stern’schen Konservatorium seiner Heimatstadt absolvierte. Früh war er vom Werk Richard Wagners fasziniert, mit Dirigaten von dessen Opern feierte er später seine größten Erfolge.

Bild: wikipedia.org

Ursprünglich wollte Walter Pianist werden, entschloss sich aber schließlich doch für den Dirigentenberuf. Nach einem ersten Engagement in Köln wurde er Assistent Gustav Mahlers an der Hamburger Oper. Diese Begegnung sollte für den jungen Musiker prägend werden, nach Zwischenstationen in Breslau und Riga folgte er Gustav Mahler nach Wien und wirkte dort in dessen Direktion als Kapellmeister. „Sommereggers Klassikwelt 126: Bruno Walter – Dirigent zwischen alter und neuer Welt,
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Ritterbands Klassikwelt 21: Sensationeller Fund in einem Keller in San Francisco – Uraufführung nach 89 Jahren

© Andreas Lander

Eugen Engel     Grete Minde

Oper in drei Akten
Libretto von Hans Bodenstedt nach Theodor Fontanes
gleichnamiger Novelle
Uraufführung

von Charles E. Ritterband

Am Theater Magdeburg ist am 13. Februar 2022 eine Oper uraufgeführt worden, deren Geschichte berührender und dramatischer ist als der Inhalt der Oper selbst: „Grete Minde“ wurde im Jahr 1933, nach der Machtergreifung Hitlers, vom Komponisten, dem deutsch-jüdischen Textilkaufmann und musikalischen Autodidakt Eugen Engel fertiggestellt. Das Werk konnte damals aus bekannten Gründen nicht aufgeführt werden. Die komplette handschriftliche Partitur reiste 1941 im Koffer der Tochter auf ihrer Flucht in die USA – und ging in einem Keller ihres Hauses in San Francisco vergessen.

Zwei Jahre später wurde der Vater, der vergeblich auf Aus- und Einreiseerlaubnisse gewartet hatte, um der Tochter nachzufolgen, von der SS in Amsterdam aufgegriffen, ins Vernichtungslager Sobibor verschleppt – und dort im Alter von 67 Jahren ermordet. Keines seiner acht Geschwister überlebte die Shoah. Aber sein Werk überlebte! „Ritterbands Klassikwelt 21: Die verschollene Oper eines Holocaust-Opfers“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker – 50: Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 5 (1808)

Höchste Zeit sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen.

Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der so genannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese teilweise sarkastische, teilweise brutal ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

Von Daniel Janz

Es dürfte eigentlich nicht wundern, dass diese Kolumne noch einmal mit einem ganz Großen endet: Ludwig van Beethoven, auch noch Jahrhunderte nach seinem Tod gehörtes und einflussreiches Genie, dessen Musik damals wie heute nicht aus unserer Kultur wegzudenken ist. Er gilt als einer derjenigen, die nachhaltig ihre Zeit geprägt haben und ist neben Bach und Mozart selbst dem noch so klassik-verdrossensten Menschen weltweit ein Begriff. Seine Werke gelten als so gut, dass einigen von ihnen nachgesagt wird, ganze Kompositionsgattungen revolutioniert zu haben. Eines dieser Werke ist auch seine fünfte Sinfonie, die so genannte „Schicksals-Sinfonie“.

Als Beethoven diese Sinfonie in der Zeit zwischen 1800 und 1808 komponierte, befand er sich in einer schweren Lebensphase. Geldsorgen plagten das Komponistengenie und trieben ihn schließlich sogar dazu, seine ursprünglich Graf Franz von Oppersdorff versprochene Sinfonie dem Fürsten Franz Joseph Lobkowitz zu widmen. Auch deshalb ist diese Sinfonie heute unter ihrem Beinamen bekannt, der jedoch nicht auf Beethoven selbst zurückgehen soll. 1808 arbeitete er dann auf eine Großveranstaltung hin. Zusammen mit der heutigen sechsten Sinfonie sollte dieses Werk Höhepunkt der vierstündigen Aufführung im Theater an der Wien werden. Doch der große Auftritt misslang – das Werk floppte wegen unzureichender Proben und einem unbeheizten Theater. „Daniels Anti-Klassiker – 50: Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 5 (1808), klassik-begeistert.de“ weiterlesen