Wings of Memory vom Bayerischen Staatsballett: Zartheit, Zerbrechlichkeit, Unschuld, Natürlichkeit

Das Frühlingsopfer Ensemble © S. Gherciu

Was vereinen für mich die Choreografien Bella Figura, Faun und Das Frühlingsopfer? Zartheit, Zerbrechlichkeit, Unschuld, Natürlichkeit. Mein Eindruck der Verletzlichkeit, der anrührenden Unschuld schwingt am Folgemorgen stark nach.

Wings of Memory
Jiří Kylián        Bella Figura
Sidi Larbi Cherkaoui        Faun
Pina Bausch        Das Frühlingsopfer

Bayerisches Staatsballett

Nationaltheater, München, 10. April 2025

von Frank Heublein

An diesem Abend wird die Ballettwoche des Bayerischen Staatsballetts eingeläutet. Wings of Memory umfasst die drei Choreografien Bella Figura, Faun und Das Frühlingsopfer. Was vereint für mich die drei Stücke des Abends? Zartheit, Zerbrechlichkeit, Unschuld, Natürlichkeit. „Wings of Memory
Nationaltheater, München, 10. April 2025“
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Warum sollten Sie dafür nach München kommen? Wegen Corinne Winters’ Káťa!

Káťa Kabanova 2025, J. Ley, M. Siljanov, N. Lewis, T. Mole © G. Schied

Musikalisch hat die Produktion insgesamt ein hohes Niveau. Corinne Winters Káťa überzeugt mich und den Rest des Publikums restlos. Starker anhaltender Beifall. Winters Stimme und ihr bewegendes Spiel sollten Sie sich nicht entgehen lassen.

Káťa Kabanová
Oper in drei Akten (1921)
Libretto von Leoš Janáček nach dem Schauspiel „Gewitter“ (Groza, 1859) von Alexander N. Ostrowski in der tschechischen Übersetzung von Vincenc Červinka.

Komponist Leoš Janáček 

Musikalische Leitung Marc Albrecht
Inszenierung Krzysztof Warlikowski

Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor

Nationaltheater, München, 17. März 2025 PREMIERE

von Frank Heublein

An diesem Abend wird die Premiere einer Neuinszenierung von Káťa Kabanová von Leoš Janáček im Nationaltheater in München aufgeführt. „Leoš Janáček, Káťa Kabanová
Nationaltheater, München, 17. März 2025 PREMIERE“
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Die Liebe der Danae: Heftig im ersten Akt. Emotional im zweiten! Zäh im dritten

Die Liebe der Danae, Premiere 2025 © Geoffroy Schied

Vor der Pause im ersten und zweiten Akt unterhält mich die im Untertitel der Oper versprochene „heitere Mythologie“ gut. Der dritte Akt zieht sich in die Länge, wirkt aufgepropft. Ob es die Regie will oder nicht, mit dem Hintergrundvideo eines alten Richard Strauss und Jupiters Liedtext „Herrlich aufruft / Zu ewiger Zeugung! / Aber in weiter Ferne zieht / Der große Ruhelose / In den Abschied des Abends,“ erscheint mir dieser dritte Akt als Gleichsetzung der singenden Figur Jupiters mit dem Komponisten. Eine Huldigung Strauss’ eigener Person und Zeugungskraft. Damit fange ich nichts an. Die Strauss’sche Musik verliert für mich so ihre Wirkung.

Die Liebe der Danae (1952)

Komponist   Richard Strauss
Libretto von Joseph Gregor unter Benutzung eines Entwurfs von Hugo von Hofmannsthal

Inszenierung   Claus Guth

Musikalische Leitung   Sebastian Weigle

Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor

Nationaltheater, München, 7. Februar 2025 PREMIERE

von Frank Heublein

An diesem Abend wird mit der Premiere von Die Liebe der Danae von Richard Strauss in München ein Spätwerk des Komponisten aufgeführt.

Die Liebe der Danae 2025 © M. Ritterhaus

Der erste Akt ist ein Chorgewitter. Geradezu rauschhaft tobt der Chor dominierend durch den ersten Akt. Stimmlich liefert der Chor der Bayerischen Staatsoper eine beeindruckende Leistung. Zugleich verschwimmt mir die Handlung vor den rasenden Tönen, die rund um Geld, Gold, Wechsel und Schulden wogen. „Richard Strauss, Die Liebe der Danae (1952)
Nationaltheater, München, 7. Februar 2025 PREMIERE“
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Donizetti: eine „kleine“ Oper, in München ist sie klug inszeniert und musikalisch macht sie Laune

La Fille du régiment 2024 © Geoffroy Schied

Durch eine insbesondere nach der Pause sehr gute Inszenierung wird diese (Donizetti sagt selbst) „kleine“ Oper zu einem unterhaltsamen gelungenen Abend, in dem Sopranistin Pretty Yende als Marie und Tenor Xabier Anduaga als Tonio gefallen. Sie werden getragen vom großartigen Bayerischen Staatsopernchor.

Gaetano Donizetti                                              La fille du régiment (1840)

Libretto von Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges und Jean-François Bayard

Musikalische Leitung   Stefano Montanari
Inszenierung   Damiano Michieletto

Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor

Nationaltheater, München, 22. Dezember 2024


von Frank Heublein

An diesem Abend wird mit La Fille du régiment von Gaetano Donizetti in München die erste Oper nach französischer Art des Komponisten aufgeführt. Eine opéra comique, die sich abgrenzt von der italienischen opera buffa, da sie für Verbindungen anstatt gesungener Rezitative Sprechtext einsetzt. Die grande opéra unterscheidet sich strukturell, da sie prinzipiell fünf Akte vorsieht. La fille du régiment hat zwei dazu unterschiedlich lange Akte. „Gaetano Donizetti, La fille du régiment
Nationaltheater, München, 22. Dezember 2024“
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In dem romantischen Ballett-Klassiker La Sylphide wurde gut getanzt, aber weniger romantisch empfunden

Ksenia Shevtsova (Die Sylphide) und Jakob Feyferlik (James) (Foto: RW)

Natürlich sahen die 20 Sylphiden mit ihren zierlichen Flügelchen allerliebst aus. Sie hatten auch gut geprobt. Aber sie immer wieder in verschiedenen Variationen auftreten zu sehen, ermüdete schon, zumal die dem Ballett zugrunde liegende Komposition von Jean-Madeleine Schneitzhoeffer, anders als bei Adolphe Adams Giselle, immer wieder ins Banale abgleitet und manches kitschig wirken lässt.

La Sylphide, Ballett in zwei Akten

Choreographie von Pierre Lacotte nach Filippo Taglioni
Musik von Jean-Madeleine Schneitzhoeffer und Ludwig Wilhelm Maurer
Bühne nach Pierre Ciceri
Kostüme nach Eugène Lami

Bayerisches Staatsorchester

Musikalische Leitung: Myron Romanul

Bayerische Staatsoper, Bayerisches Staatsballett im Nationaltheater, 3. Dezember 2024

von Dr. Ralf Wegner

Mit dem 1832 erstaufgeführten Ballett La Sylphide trat der Spitzentanz in Tüll seinen Siegeszug in Europa an. Die Handlung ist eher unterkomplex. Der Jungschotte James verliebt sich am Abend vor seiner Hochzeit mit Effie in ein seine Träume bedrängendes Geisterwesen, eine Sylphide. Mit Hilfe der Hexe Madge und eines verzauberten Schals kann er sich ihr körperlich nähern. Sie büßt es mit dem Tode. James bricht zusammen, die Hexe triumphiert. Zusammengefasst, wenn Mann mit dem Spatz in der Hand nicht zufrieden ist, verliert er auch die schöne Taube auf dem Dach. „La Sylphide, Ballett in zwei Akten
Bayerisches Staatsballett, Nationaltheater, 3. Dezember 2024“
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Schnelle Füße und zerbrechliche Traumbilder

Sylphide/Probe Corps © Katja Lotter

Das Münchner Ballett auf höchstem Niveau kreiert eine Zauberwelt

LA SYLPHIDE
Ballett in zwei Akten

Choreographie    Pierre Lacotte nach Filippo Taglioni
Musik   Jean-Madeleine Schneitzhoeffer, Ludwig Wilhelm Maurer

Bühne nach Pierre Ciceri
Kostüme nach Eugène Lami
Licht   Christian Kass
Einstudierung   Laurent Hilaire Anne Salmon

Musikalische Leitung:  Myron Romanul

Ensemble des Bayerischen Staatsballetts
Bayerisches Staatsorchester

Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, München, 23. November 2024 PREMIERE


von Barbara Hauter

Romantischer geht’s nicht: Mit La Sylphide als erste Premiere der neuen Ballett-Saison entführt das Münchner Ballett technisch perfekt und mit emotionalem Tiefgang in die Welt des schottischen Hochlands und der Luftgeister. „LA SYLPHIDE Ballett in zwei Akten
Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 23. November 2024 PREMIERE“
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Nationaltheater: Schönberg trifft Beethoven

Nationaltheater, München, 5. November 2024

Vladimir Jurowski ©  Wilfried Hösl

Beim 1. Akademiekonzert des Bayerischen Staatsorchesters in der neuen Spielzeit kombinierte GMD Vladimir Jurowski Beethovens 9. Symphonie mit Arnold Schönbergs 7-minütiger Kantate „A Survivor from Warsaw“ – eine zunächst befremdlich wirkende Kombination des Höhepunkts der Klassik mit Zwölftonmusik des 20 Jahrhunderts. Macht dies Sinn?

Arnold Schönberg: A Survivor from Warsaw, op. 46

Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-moll, op. 125

Bayerisches Staatsorchester,
musikalische Leitung: GMD Vladimir Jurowski
Bayerischer Staatsopernchor
Choreinstudierung: Christoph Heil

„Vladimir Jurowski, Bayerisches Staatsorchester, Schönberg, Beethoven
Nationaltheater, 5. November 2024“
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Das neue Rheingold verzaubert München

DAS RHEINGOLD 2024 PREMIERENAPPLAUS N. BROWNLEE
© Wilfried Hösl

In diesem Ring geht es um Glauben und Götter.

Richard Wagner
Das Rheingold

Bayerisches Staatsorchester
Musikalische Leitung, Vladimir Jurowski

Inszenierung, Tobias Kratzer

Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 31. Oktober 2024

von Dr. Petra Spelzhaus

Die Premiere des neuen Münchener Rheingolds war schon vor vier Tagen. Aber konnte es einen besseren Zeitpunkt für den Vorabend des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ geben als diesen 31. Oktober 2024? Gruselig verkleidete Kinder durchstreifen mit Süßigkeitentüten und ihren Eltern im Schlepptau die Straßen Münchens. Das irisch-keltische Urfest Samhain ist durch den Übergang in die dunkle Jahreszeit gekennzeichnet. Der Vorhang zur mystischen Anderswelt der Toten, Feen und Götter ist durchlässig. Die Feuerrituale würden den Brandsachverständigen Loge zutiefst erfreuen. „Richard Wagner, Das Rheingold
Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 31. Oktober 2024“
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Münchens „Tosca“: Musikalisch ein Gewinn – szenisch nach wie vor nicht verständlich

Tosca 2024 © Wilfried Hoesl

Puccinis Fassung ist spannend genug und das vielfältige Geschehen bei Mundruczós Inszenierung lenkt nur von der wunderbaren Musik ab.

Tosca
Musik von Giacomo Puccini
Libretto von G. Giacosa und L. Illica

Nationaltheater München, 24. Juli 2024

von Dr. Peter Hampe

Die Wiederaufnahme der  im Mai neu inszenierten „Tosca“ bei den Münchner Opernfestspielen wartete mit einer wesentlichen Umbesetzung auf: An Stelle von Castronovo sang Jonas Kaufmann den Cavaradossi.

Er konnte die an ihn gestellten hohen Erwartungen erfreulicherweise erstaunlich gut erfüllen. Erstaunlich, weil sein kürzlicher Münchner Liederabend stimmlich problematisch blieb (siehe die kontroverse Diskussion in diesem Blog). Nunmehr wirkte die Stimme erholt.
„Giacomo Puccini, Tosca
München, 24. Juli 2024“
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Dieser „Tannhäuser“ ist überaus sinnlich, aber scheinbar ohne Sinn

Bayerische Staatsoper – Nationaltheater © Wilfried Hösl

Die sieben Jahre alte Inszenierung, aber revidierte Fassung des „Tannhäusers“ von Romeo Castellucci steht drei Mal bei den Münchner Opernfestspielen im Juli 2024 auf dem Programm. Die Regie überzeugt nicht so sehr, musikalisch ist die Aufführung dafür extrem stark, vor allem Dank des Sängers der Titelpartie, Klaus Florian Vogt.

 Richard Wagner (1813 – 1883)
„Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Libretto vom Komponisten
Uraufführung 1845 in Dresden

Münchner Opernfestspiele, Nationaltheater, 25. Juli 2024

von Dr. Bianca M. Gerlich       

Romeo Castellucci zeigt einen eher zeitlosen „Tannhäuser“, in dem Raum und Zeit irgendwie aufgelöst erscheinen. Bewusst weist er darauf hin, indem er am Ende den Text an die Wand projizieren lässt, dass erst eine Sekunde, dann eine Minute, eine Stunde, ein Tag usw. bis hin zu Abermilliarden Jahre vergehen. Parallel dazu sehen wir die Körper der Sänger – und nicht etwa der Personen des Stücks – verfallen, von der Leiche zur Mumie zu Knochen zu Staub.

Etwas makaber, wenn die Sockel, auf der diese Leichen gelegen haben, umgedreht werden und man die Namen „Klaus“ und „Elisabeth“ liest. Gemeint sind also nicht Heinrich Tannhäuser und Elisabeth von Thüringen, sondern Klaus Florian Vogt und Elisabeth Teige. „Richard Wagner (1813 – 1883), Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
Münchner Opernfestspiele, Nationaltheater, 25. Juli 2024“
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