Die Sächsische Staatskapelle in der Isarphilharmonie: Herzensjuwelen und Wunderharfe

Isarphilharmonie (c) HGEsch

Der neue Berliner Ring und ein Abstecher für Bruckner 8 nach Chicago gingen wohl an Christian Thielemann körperlich nicht ganz vorbei: Die Herbst-Tournee der Sächsischen Staatskapelle nach Luxemburg, Hamburg und München muss ohne ihn stattfinden – wohl wegen langanhaltender Schulterbeschwerden. Mit einigen Programmänderungen sind also nun stattdessen Tugan Sokhiev und David Afkham mit der Kapelle auf Tournee. Dazu, wie geplant, Ausnahmegeigerin Julia Fischer – in dieser Spielzeit Artist in Residence in Dresden. Mit einem reinen Mendelssohn-Programm waren nun die beiden Letztgenannten in der Münchner Isarphilharmonie zu erleben. Um es vorwegzunehmen: Ein toller Nachmittag (ja, das Konzert begann seltsamerweise um 15 Uhr) und keineswegs ein „Downgrade“ zu Thielemann.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) – Die Hebriden (Konzertouvertüre) op. 26

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) –
Violinkonzert e-Moll op. 64

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) – Sinfonie Nr. 3 in a-Moll op. 56 (“Schottische“)

Sächsische Staatskapelle Dresden
Julia Fischer, 
Violine
David Afkham, 
Dirigent

München, Isarphilharmonie, 20. November 2022

von Willi Patzelt

Das Programm hätte kaum eine größere „Mendelssohn-Hitparade“ sein können – und das ist außerordentlich positiv gemeint. Programme ohne „Neuentdeckungen“ und „Geheimtipps“ gibt es immer seltener. Auch die sind natürlich zumeist sehr spannend und haben ihre klare Berechtigung. Und dennoch ist gelegentlich auch ein konservatives Programm mit den „alten Bekannten“ ebenfalls sehr wohltuend. Mit der Hebriden-Ouvertüre, dem Violinkonzert (e-moll) und der „Schottischen“ – Mendelssohns, obschon als dritter von fünf bezeichneten, letzter – Sinfonie stand wirklich Mendelssohn at its best auf dem Programmzettel. „Sächsische Staatskapelle Dresden, Julia Fischer, Violine, David Afkham, Dirigent
München, Isarphilharmonie, 20. November 2022“
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Eine aufregende Vielfalt hörenden Empfindens

Fotos im Beitrag: © Astrid Ackermann | musica viva, BR

Gasteig und Herkulessaal München,
Livestream am 6. März 2021

Sir Simon Rattle, Dirigent
Magdalena Kožená, Mezzosopran
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

von Frank Heublein

In der zeitgenössischen Musikreihe des Bayerischen Rundfunks werden häufiger Stücke beauftragt. So ist auch dieses erste Stück des Abends ein Auftragswerk und wird an diesem Abend uraufgeführt. Inhaltlich werden Texte verwendet, die um die Suche nach dem Göttlichen kreisen. In sechs unterschiedlichen Sprachen und natürlichen Stimmlauten. Das Werk besteht aus elf Abschnitten.

Adámeks „Where are You?“ beginnt mit mir aus dem Jazz bekannten Scattern, offensichtlich hier nach Partitur. Vibrierend flirrende Klänge. Bedrohlich wie ein Gewitter, das man vor sich sieht. Der Moment bevor es richtig losstürmt. Das Stürmen folgt drängend und unruhig. „Rezension des Videostreams: Musica Viva Doppelkonzert,
Gasteig und Herkulessaal München, 6. März 2021“
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Sol Gabetta und Valery Gergiev elektrisieren mit Schostakowitsch und Schubert in München

Sol Gabetta. Foto: © Julia Wesely

Philharmonie im Gasteig München, 26. September 2020

Dmitrij Schostakowitsch
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107

Franz Schubert
Symphonie Nr. 4 c-Moll D 417 „Tragische“

Sol Gabetta, Violoncello
Valery Gergiev, Dirigent
Münchner Philharmoniker

Von Frank Heublein

Die Beschränktheit meiner eigenen Empfindung macht mir eine Freundin offensichtlich, die ich beim Konzert treffe. Sie ist eine russisch-stämmige Lettin. Nach Ende des Konzerts strömt sie förmlich aus ihr heraus, ihre russische Seele – ihre Worte –, voller Erinnerungen an Familie und an die Restriktionen der sozialistischen Sowjetunion. Ich ertappe mich beim Gedanken, dass mir meine Empfindungen demgegenüber klein vorkommen. Kleine Empfindungen gibt’s ja gar nicht!, rücke ich mich gedanklich zurecht. Es zeigt mir einmal mehr, dass die Berührung durch Musik einen sehr großen persönlichen Anteil hat. „Sol Gabetta, Valery Gergiev, Münchner Philharmoniker,
Philharmonie im Gasteig, 26. September 2020“
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Mahler-Doppel: Die Münchner Philharmoniker meistern einen Kraftakt

Foto: Kai Bienert (c)
Münchner Philharmoniker
Valery Gergiev, 
Musikalische Leitung
Großer Konzertsaal der Philharmonie im Gasteig, München
3. Abonnementkonzert am 14. Dezember 2018

Anna Lucia Richter,Sopran
Tanja Ariane Baumgartner,Mezzosopran
Andreas Schager,Tenor

Gustav Mahler, Symphonie Nr. 4 G-Dur
Gustav Mahler, Das Lied von der Erde

Von Phillip Schober

Die Sinfonien Gustav Mahlers sind komplex und anspruchsvoll. Sie stehen normalerweise einzeln auf dem Spielplan eines Sinfoniekonzerts oder werden in Verbindung mit einem kurzen Werk eines anderen Komponisten aufgeführt. Welche Überraschung präsentieren jedoch die Münchner Philharmoniker zur Adventszeit! Dieses Orchester kombiniert kurzerhand zwei umfangreiche Hauptwerke Mahlers miteinander an einem Abend: seine vierte Sinfonie und das Lied von der Erde.

Hier zeigt sich die Qualität eines Spitzenorchesters wie den Münchner Philharmonikern. Denn nur solchen ist es vergönnt, solch ein Abonnementkonzert mit komplexer Musik zu einem orchestralen Ereignis der Extraklasse werden zu lassen. Mahler selbst dirigierte 1901 die Uraufführung seiner vierten Sinfonie mit eben jenen Münchner Philharmonikern, damals noch unter dem Namen „Kaim-Orchester“. „Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, Gustav Mahler,
Philharmonie im Gasteig, München“
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Gustav Mahler – von den Anfängen zur späten Schaffensperiode. Die „9. Symphonie“ als Abschiedssymphonie?

Foto © Kai Bienert
Münchner Philharmoniker – Gergiev, Gustav Mahler

Philharmonie im Gasteig, München, 15. Dezember 2018

Valery Gergiev, Dirigent
Anna Lucia Richter, Sopran
Tanja Ariane Baumgartner, Mezzosopran
Andreas Schager, Tenor
Münchner Philharmoniker

  Von Anna-Maria Haberberger

Das Konzertprogramm des heutigen Abends bietet eine ungeheure Klangvielfalt: Sachte Tempi, die meditativer nicht sein könnten, energische Wendungen, die das gesamte Orchester zittern lassen sowie filigrane, geniale Klanglinien.

Unter der Leitung des Dirigenten Valery Gergiev bauen die Münchner Philharmoniker eine musikalische Blase auf, von der man als Zuhörer nur träumen kann. Die ersten Töne der 4. Symphonie von Gustav Mahler erklingen, das Publikum verfällt in eine Art Trance. Weiche Färbungen eines hochromantischen Klangteppichs leiten die Symphonie, inspiriert von „Des Knaben Wunderhorn“ – einer Sammlung von Gedichten im Volkston, nach Achim von Arnim und Clemens Brentano –, ein und lassen von Beginn an kontrastierende Passagen zwischen schwelgenden und ernsten Variationen zu. „Münchner Philharmoniker – Gergiev, Gustav Mahler, Philharmonie im Gasteig, München, 15. Dezember 2018“ weiterlesen

Meisterschaft der Titanen — Brahms und Mahler brillieren

Foto: © Kai Bienert
Philharmonie im Gasteig, München,
14. November 2018
Münchner Philharmoniker,
Yuja Wang, Klavier
Valery Gergiev, Dirigent
Münchner Philharmoniker

Johannes Brahms — Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
Gustav Mahler — Symphonie Nr. 1 D-Dur „Titan“

von Anna-Maria Haberberger

Auf dem Programm standen zwei gigantische Werke, eine Meisterschaft zweier musikalischer Titanen: Johannes Brahms und Gustav Mahler. Beide Namen rufen in der Hörerschaft Achtung und Respekt hervor, beide Komponisten sind bekannt durch Kunstlieder wie auch großartige Konzerte und Symphonien. „Yuja Wang, Valery Gergiev, Münchner Philharmoniker, Philharmonie im Gasteig, München, 14. November 2018“ weiterlesen

Philharmonie im Gasteig: Hymne an die Neue Musik

Foto:  © Gisela Schenker
Philharmonie im Gasteig, München, 
27. Oktober 2018
David Afkham, Dirigent
Gautier CapuçonVioloncello
Münchner Philharmoniker

Messiaen – Dutilleux – Brahms

von Anna-Maria Haberberger

„Les Offrandes oubliées“ von Olivier Messiaen erklingt als erstes Werk des Abends. Messiaen, den eine feste Verwurzelung zum christlichen Glauben – die sich in diesem Werk wiederfindet – charakterisierte, komponierte mit seinem ersten vollgültigen Orchesterwerk eine symphonische Meditation, so der Untertitel. Das Werk ist dreiteilig aufgebaut: „La Croix“ (Das Kreuz), „Le Péché“ (Die Sunde) und „L ́Eucharistie“ (Die Eucharistie). „David Afkham, Gautier Capuçon, Münchner Philharmoniker,
Philharmonie im Gasteig, München“
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Mitreißend, dynamisch, zauberhaft: Krzysztof Urbanski und die Münchner Philharmoniker

Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Krzysztof Urbanski; Piotr Anderszewski Klavier
Philharmonie im Gasteig, München, 25. Juni 2017

Ludwig v. Beethoven: Ouvertüre Nr. 3 zu „Leonore“ C-Dur, op. 72; W. A. Mozart: Klavierkonzert C-Dur KV 503; Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2 D-Dur, op. 73

von Raphael Eckardt

Krzysztof Urbanski ist noch nicht lange ein bekannter Name an den renommierten Konzerthäusern dieser Welt. Gespannt durfte man an diesem Sonntagvormittag sein, wie sich der 34 Jahre alte polnische Dirigent mit einem Spitzenorchester, den Münchner Philharmonikern, präsentieren konnte. Seit seinem Debut im Jahr 2009 pflegt Urbanski eine enge Beziehung zum NDR Elbphilharmonie Orchester, ist dessen Erster Gastdirigent. Das Residenzorchester der neuen, 866 Millionen teuren Elbphilharmonie im Hamburger Hafen ist gerade dabei, sich das Prädikat Spitzenklasse zu erarbeiten. „Münchner Philharmoniker, Krzysztof Urbanski, Piotr Anderszewski,
Philharmonie im Gasteig, München“
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Fantastischer Auftakt der Kiewer Tage in München

© Theatergemeinde München
Kammerorchester „Ukraine“
unter der Leitung von Artem Lonhinov
Kleiner Konzertsaal im Gasteig, München, 18. Juni 2017

M. Kolessa: Suite „In den Bergen“ – Z. Almási: „Mit grünen Ansichten eines Fuchses“ (Solist: Viktor Andriichenko) – V. Silvestrov: „Stille Musik“ – M. Skoryk: „Melodie“ (Solist: Viktor Andriichenko) – T. Yachshenko: „This is our Kiew“ (Solist: Wassyl Bil) – A. Kos-Anatolsky: Romance „Oh du, Mädchen“ (Solist: Serhij Mahera) – M. Skoryk: „Huzulischer Tanz“ – M. Skoryk: „Drei Hochzeitslieder“ (Solist: Solomia Lukyanets) – J. Shevchenko: Paraphrasen des Nationalhymnus der Ukraine „Wir sind“

Die Ukraine machte in den Nachrichten der vergangenen Jahre vor allem durch Schreckensbilder und Krieg auf sich aufmerksam. Da ist es umso erfreulicher, dass die junge ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv und der Dirigent Artem Lonhinov jetzt die Musik ihrer Heimat auch nach Deutschland bringen. Einerseits wohl, um die Menschen für ihr Heimatland politisch und künstlerisch zu sensibilisieren, andererseits um großartige und weitgehend unbekannte Musik publik zu machen, Musik, die von ihrer Qualität sicherlich mit der großer russischer Meister mithalten kann. „Kammerorchester „Ukraine“, Artem Longinov,
Kleiner Konzertsaal im Gasteig, München“
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Gerstein tut sich in Abwesenheit des alten Meisters Thibaudet als hochgradig talentierter Zauberlehrling hervor

Kirill Gerstein (für Jean-Yves Thibaudet), Semyon Bychkov und die Münchner Philharmoniker
Tschaikowsky: 1. Klavierkonzert b-Moll;
Hector Berlioz: Symphonie fantastique
Philharmonie im Gasteig München, 26. Mai 2017

von Raphael Eckardt

Jean-Yves Thibaudet ist ein vielbeschäftigter Mann. An diesem Abend sollte er mit den Münchner Philharmonikern Tschaikowskys erstes Klavierkonzert zum Besten geben. Aber Thibaudet kam nicht. Stattdessen stand auf einmal der junge, beinahe schüchtern wirkende US-amerikanische Pianist Kirill Gerstein auf der Bühne. Und der tat sich mit Brillanz hervor. „Kirill Gerstein, Semyon Bychkov, Münchner Philharmoniker, Tschaikowsky, Hector Berlioz,
Philharmonie im Gasteig München“
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