Wie ein Regieteam mit überbordendem Klamauk eine klassische Operette versenkt

Gabriele Rossmanith (Ida), Jürgen Tarrach (Frosch), Dovlet Nurgeldiyev (Alfred), Narea Son (Adele), Matthias Klink (Eisenstein), Hulkar Sabirova (Rosalinde), Björn Bürger (Dr. Falke), Tamara Gura (Orlofsky), Chao Deng (Gefängnisdirektor Frank), Raphael Wittmer (Dr. Blind) (Foto: RW)

Sicher, Die Fledermaus sollte amüsieren, aber auch den Bruch zwischen nach Außen gezeigter prüder Bürgerlichkeit und heimlich ausgelebter Lust nicht kaschieren. Dem Klamauk hingegeben, wie bei Barbe & Doucet, verliert das Stück erheblich an innerer Spannung.


Johann Strauß

Die Fledermaus

Staatsoper Hamburg, 28. Dezember 2022

von Dr. Ralf Wegner

Vielen scheint der klamaukige Charakter der Inszenierungen von André Barbe & Renaud Doucet zu gefallen. So liest man es in den Kritiken, und große Teile des Publikums fühlen sich amüsiert. Mir ging schon die erste Inszenierung dieses Duos vor einigen Jahren (Offenbachs Schöne Helene) arg auf den Geist. „Johann Strauß, Die Fledermaus
Staatsoper Hamburg, 28. Dezember 2022“
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Die Opernkrone des Jahres 2022 gebührt der Sopranistin Elbenita Kajtazi und die der letzten 60 Jahre der Intendanz Christoph von Dohnányi – Hamburgische Staatsoper: Rückblick, Teil 2

Hamburgische Staatsoper: Außenfassade und Zuschauerraum (Fotos: RW)

Staatsoper Hamburg:
Ein Rückblick in drei Teilen – Teil 2

Warum überstrahlte die erste Liebermann-Ära in der Erinnerung alle nachfolgenden Intendanzen, wenngleich die sängerischen Bewertungen nicht an seine beiden Nachfolger heranreichten? Liebermann legte mit den Engagements von Plácido Domingo und Luciano Pavarotti oder den Superstars wie Birgit Nilsson und Joan Sutherland zum einen die Latte des sängerischen Anspruchs hoch, an der sich Everding und Dohnányi messen lassen mussten, zum anderen war es Rolf Liebermann, der gegenüber dem geldgebenden Senat den Anspruch vertrat, dass sein Opernhaus zu den sechs besten der Welt gehören solle.

Eine Langzeitbewertung von Dr. Ralf Wegner

In Hamburg genoss Rolf Liebermann den Ruf, neue und sehr gute Sänger engagiert zu haben. Mit seiner ersten, bis 1973 andauernden Intendanz erreichte er immerhin 8,3 Durchschnittspunkte, mit seiner zweiten (1985-1988) dann 8,7 Punkte. Dabei profitierte er vermutlich noch von den unter Christoph von Dohnányi  (1977-1984) engagierten Sängerinnen und Sängern. Entgegen der Erinnerung erwies sich Dohnányis Intendanz mit durchschnittlich 9,0 Punkten und einem Anteil von 45% höchstbewerteter Aufführungen als die beste der letzten 60 Jahre. „Staatsoper Hamburg: Ein Rückblick in drei Teilen – Teil 2
klassik-begeistert.de, 31. Dezember 2022“
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Die Opernkrone des Jahres 2022 gebührt der Sopranistin Elbenita Kajtazi und die der letzten 60 Jahre der Intendanz Christoph von Dohnányi

Elbenita Kajtazi Foto: Marie-Luise Calvero (c)

Staatsoper Hamburg: Ein Rückblick in drei Teilen

Sängerisch übertrafen die Opern-Aufführungen der Hamburgischen Staatsoper des Jahres 2022 mit 8,3 von 10 möglichen Punkten jene des Jahres 2019 mit 7,9 Punkten. Hohen Anteil daran hatte die Sopranistin Elbenita Kajtazi, der die sängerische Krone für das Jahr 2022 gebührt. Rückblickend auf die letzten 60 Jahre erwies sich Christoph von Dohnányis Intendanz mit durchschnittlich 9,0 Punkten als die beste und anders als heutzutage häufiger kolportiert, war die 10jährige Ära unter Simone Young nicht so schlecht wie von manchen gedacht (8,1 Punkte).

Eine Langzeitbewertung von Dr. Ralf Wegner

Im Jahr 2022 war wieder alles erlaubt, die Oper durfte alle Plätze vergeben. Trotzdem trugen wir im Saal stets unsere FFP3-Maske und erlebten so insgesamt 61 Vorstellungen, darunter zwei Konzert-, 22 Opern- und 37 Ballett-Aufführungen; vor allem in der Hamburgischen Staatsoper, aber auch auf Kampnagel, auf dem Rathausmarkt sowie in Dresden, Leipzig, Berlin, Hannover, Essen und Dortmund.

Was waren die Höhepunkte des Jahres: In der Oper die Violetta-Interpretation der Sopranistin Elbenita Kajtazi, die noch überzeugender sang und spielte als ihre ebenfalls herausragenden Vorgängerinnen wie Pretty Yende und Aida Garifullina, auch befeuerte sie starke Partner wie Stephen Costello als Alfredo und Artur Ruciński als Germont zu Höchstleistungen. Außerdem riss Kajtazi als Manon das Publikum zu Jubelstürmen hin mit einem sich an ihr steigernden Benjamin Bernheim als Des Grieux. „Staatsoper Hamburg: Ein Rückblick in drei Teilen – Teil 1
Staatsoper Hamburg, 30. Dezember 2022“
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Die Regie führt Mozarts Singspiel-Klassiker ad absurdum: Jetzt auch in Hamburg!

Marta Swiderska, Iulia Maria Dan, Nadezhda Karyazina, Kinderkomparse © Arno Declair

Neuester Operntrend: Die Zauberflöte ab absurdum zu führen. Aus Mozarts Singspiel-Klassiker wird ein Lichtspektakel in 30 Auftritten für Gesang und Orchester. Musikalisch – bis auf einige Sternstunden in den höheren Lagen – eher durchwachsen… dieses Haus hatte sicherlich schon bessere Abende. 

Die Zauberflöte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Emanuel Schikaneder

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper
Solisten des Tölzer Knabenchors

Volker Krafft, Dirigent

Staatsoper Hamburg, 16. Dezember 2022

von Johannes Karl Fischer

Panik-Moment schon vor dem ersten Akt: Ein älterer Herr in der ersten Reihe scheint wegzukippen. Lautes Gekreische aus den Rängen „Arzt, ein Arzt, wir brauchen einen Arzt!“ Der kommt auch, und fährt den Mann im roten Pullover prompt – auf die Bühne! Sein Name: Prinz Tamino. Ein toller Regie-Einfall, Spannung stürmt den ausverkauften Saal. Nur reißt die lautstarke Publikumsimprovisation dieser magischen Musik ihren Zauber aus den Händen. Finde ich. „Die Zauberflöte, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Staatsoper Hamburg, 16. Dezember 2022“
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Staatsoper Hamburg: Walzerseligkeit, die glücklich macht

Olga Peretyatko und Pavel Černoch (Foto: RW)

Insgesamt war es der Abend des Philharmonischen Staatsorchesters unter Alexander Joel. Selten habe ich die Geigen so gut gehört, und selten eine solche Walzerseligkeit wie im zweiten Akt erlebt. Schon die Ouvertüre war dynamisch fein abgestuft und ließ einen erfreulichen Abend erwarten. Leider wurde dieses Niveau auf der Bühne nicht durchgehend gehalten.

Charles Gounod
Faust

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Alexander Joel, Dirigent

Staatsoper Hamburg, 12. November 2022

von Dr. Ralf Wegner

Den meisten Beifall erhielt der Dirigent des Abends, der 51-jährige Brite Alexander Joel. Das Philharmonische Staatsorchester spielte unter seiner Leitung auch fabelhaft. Schon die Ouvertüre war dynamisch fein abgestuft und ließ einen erfreulichen Abend erwarten. „Charles Gounod, Faust
Staatsoper Hamburg, 12. November 2022“
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Ein großartiger Edvin Revazov überzeugt als König Leontes

Ein schönes Königspaar: Edvin Revazov und Anna Laudere, dahinter Karen Azatyan, Patricia Friza, Artem Prokopchuk und Eliot Worrell (Foto RW)

Erst freundlich zuschauend, zögernd, dann zweifelnd und sich schließlich dem Wahn hingebend durchlebte Edvin Revazov alle Facetten der übersteigerten Eifersucht und ließ uns an seiner Wut, seinen Selbstzweifeln, seiner Liebessehnsucht und auch seiner tiefen Scham teilhaben. Darüber hinaus zeigte er etwas, was ihn neben seiner Körpergröße für Königsrollen prädestiniert: Haltung und Autorität.

 

The Winter’s Tale
Ballett in drei Akten mit einem Prolog

Christopher Wheeldons Ballett nach Shakespeares Wintermärchen

 

Staatsoper Hamburg, 10. November 2022

von Dr. Ralf Wegner

Ballett läuft wieder in Hamburg, für die aktuellen Serien von Wheeldons Winter’s Tales, Neumeiers Neukreation Dona nobis Pacem sowie seine Tschaikowsky-Version vom Nussknacker sind bis Anfang Januar bereits deutlich mehr als 20.000 Karten verkauft. „The Winter’s Tale, Christopher Wheeldons Ballett, Staatsoper Hamburg, 10. November 2022“ weiterlesen

Kajtazi krönt sich zur Königin der Dammtorstraße, Buh-Rufe für Calaf

Foto: Dr. Ralf Wegner

Drei Produktionen, drei überragenden Spitzenleistungen: Elbenita Kajtazi gelingt mal wieder die triumphierende Sensation des Abends! Reichlich Buh-Rufe gab es für Sergey Polyakovs Calaf – mehr braucht man dazu nicht sagen.


Turandot

Musik von Giacomo Puccini
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi

Staatsoper Hamburg, 6. November 2022

 

von Johannes Karl Fischer

Elbenita Kajtazi stemmt einen Kraftakt gegen einen Tenor, einen Bass und ein gewaltiges Puccini-Orchester, als wolle sie und nicht Calaf, Turandot besiegen. Herzzerreißend auch ihr Einwand „È per l’amore“:  Was eigentlich eine musikalische Nebenbemerkung inmitten des türmenden Machtkampfes zwischen den zwei Hauptpartien ist, gelingt ihr zur triumphierenden Sensation des Abends! „Dove regna Turandot“ sollte heißen: „Dove regna Elbenita“. „Turandot, Musik von Giacomo Puccini
Staatsoper Hamburg, 6. November 2022“
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Elbenita Kajtazi begeistert als Liù in der aktuellen Turandot-Serie

Foto: Tigran Martirossian (Timur), Elbenita Kajtazi (Liù) und Sergey Polyakov (Calaf) 

Großer Jubel galt am Ende Elbenita Kajtazi als Liù. Schon wie sie in ihrer ersten kurzen Arie ihr inneres Empfinden in den gesanglichen Ausdruck legte, war bewunderungswürdig. In der großen Arie Tu che gel sei cinta im dritten Akt steigerte sie sich nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch in das Leiden der Calaf liebenden Sklavin hinein.


Turandot 

Giacomo Puccini, Finale: Franco Alfano

Staatsoper Hamburg, 6. November 2022

von Dr. Ralf Wegner

Anna Smirnova ist eine international bekannte und an den großen Opernhäusern der Welt eingesetzte Sängerin, die als Sopranistin, häufiger aber auch als Mezzosopranistin beschrieben wird. Als Turandot hat sie eine herausragende Qualifikation, sie liegt mit ihrer Stimme bombensicher über dem Orchester, vor allem im nicht mehr von Puccini komponierten Ende des Stücks. Mit ihrer Auftrittsarie In questa reggia überzeugte sie aber nicht so ganz, wenig Farbmodulation, ein übermäßiges Vibrato und eine zur Schärfe, die Grenze zum Schrillen fast berührende Tonproduktion beeinträchtigten den Eindruck von dieser Sängerin. „Turandot, Giacomo Puccini, Finale: Franco Alfano
Staatsoper Hamburg, 6. November 2022“
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