Diese CD ist eine Hommage an Carl Loewe und das Meer

CD-Rezension, Herr Oluf und das Meer, Felix Rathgeber und Christian Rohrbach  klassik-begeistert.de, 18. April 2024

CD-Rezension:

Herr Oluf und das Meer

Felix Rathgeber   Bassbariton
Christian Rohrbach   Hammerflügel

Clemens Nicol   Rezitation
Nina Röder   Fotografie

Rondeau Production  ROP 6247

von Peter Sommeregger

Diese ungewöhnliche Produktion stellt den weitgehend gelungenen Versuch dar, einen künstlerischen Dreiklang aus Gesang, Rezitation und Fotokunst herzustellen.

Die Basis dafür bilden Lieder und Balladen des Komponisten Carl Loewe, der durch seine Tätigkeit in Stettin eine große Nähe und Affinität zum Meer entwickelte, was sich auch in seiner Musik niederschlug. Der direkte Bezug zum Meer ist nicht unbedingt in jedem Text gegeben, aber man freut sich über die große Zahl zum Teil selten zu hörender Kompositionen aus Loewes Feder. Der Komponist schien längere Zeit „aus der Mode“ gekommen zu sein, begrüßenswert ist besonders die Aufnahme zweier Abschnitte seiner Grande Sonate brillante in das Programm.

Auch die Auswahl der Texte für die Rezitation geht über das Thema Meer hinaus, stimmig im Sinne der Atmosphäre ist sie aber allemal. Erstaunlich, wie gut sich Texte von Heine und Goethe mit solchen von Max Frisch und Ingeborg Bachmann vertragen.

Die geheimnis- und stimmungsvollen Fotos von Nina Röder bereichern das umfangreiche Booklet. So entsteht ein eindrucksvoller Dreiklang verschiedener Kunstformen, die sich aber gut ergänzen.

Gesangssolist ist der Bassbariton Felix Rathgeber, der mit seiner kräftigen Stimme die Düsternis von Loewes Balladen überzeugend auslotet. Kleine Defizite stellt die teilweise mangelnde Textverständlichkeit dar, gerade das Kunstlied verlangt in diesem Bereich größte Deutlichkeit.

Christian Rohrbach am Hammerflügel ist nicht nur ein sensibler Begleiter für den Sänger, im Scherzo und Andantino der Klaviersonate Loewes erweist er sich als vorzüglicher Solist.

Mit glasklarer Diktion und angenehmer Sprechstimme bereichert der Schauspieler Clemens Nicol das Programm, gleiche Wortdeutlichkeit hätte man sich auch vom Sänger gewünscht.

Die dieser Produktion zugrunde liegende Idee ist äußerst reizvoll und gut umgesetzt, der Applaus am Ende verrät, dass es sich um den Mitschnitt eines Konzertes in der Evangelischen Kirche von Heusenstamm vom Oktober 2022 handelt.

Programme dieser Art könnten zu einer Wiederbelebung der selten gewordenen Lieder- und Rezitationsabende beitragen.

Peter Sommeregger, 17. April 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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