Amartuvshin Enkhbat (Scarpia), Krassimira Stoyanova (Tosca) © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 22. APRIL 2024
Wien
Wiener Staatsoper: Diese Tosca erschrickt vor sich selbst (Bezahlartikel)
Wiener Staatsoper: „Tosca“ mit Krassimira Stoyanova und Riccardo Massi als glaubhaftem Liebespaar.
DiePresse.com
Passau
Landestheater Niederbayern Joseph Roths „April“ in Passau
Der Frühlingsmonat als Gleichnis auf die menschliche Jugend, in der die Verwirklichung aller Sehnsüchte möglich scheint. Intendant Stefan Tilch und Komponist Peter WesenAuer machen aus Joseph Roths wenig bekannter Novelle „April. Die Geschichte einer Liebe“ von 1925 eine expressionistische Kurz-Oper. Das Publikum in Passau war begeistert.
BR-Klassik.de
Eggenfelden
Nur nachts wird alles gut: „Csárdásfürstin“ in Eggenfelden
Im Theater an der Rott wird aus Emmerich Kálmáns sentimentaler Puszta-Romanze eine rabenschwarze Untergangs-Parodie, über der die Sonne niemals aufgeht. Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da – sondern auch für unterhaltsame Spukgeschichten.
BR-Klassik.de
Krems/NÖ
Donaufestival Krems: Schweißen und Flexen mit Metal und Noise
Am Eröffnungsabend wurde in Krems viel Lärm gemacht. The Jesus and Mary Chain gaben sich hingegen fast sanft
Kurier.at
Donaufestival: Davon geht die Welt nicht unter, sie wird ja noch gebraucht
DerStandard.at/story
Berlin
Glasklare Präzision: Iván Fischers Debüt am Pult der Staatskapelle mit Mahlers Sechster
bachtrack.com/de
Basel
„Requiem“ am Theater Basel: Wenn Lebenslust in Todessehnsucht kippt
Mozarts Totenmesse wird zur Oper aufgerüstet: Die Produktion von Romeo Castellucci irritiert und begeistert zugleich.
onlinereports.ch
St. Petersburg
Deutscher Dirigent Justus Frantz war zwei Wochen auf Intensivstation in Russland
DiePresse.com
Nachruf
Der Leutselige (Bezahlartikel)
Er hatte Witz und Herz gleichermaßen, konnte die Nation zum Lachen bringen und mit ihr trauern. Jetzt ist der britischen Dirigent Sir Andrew Davis mit achtzig Jahren gestorben.
FrankfurterAllgemeine.net
Links zu englischsprachigen Artikeln
Mainz
Staatstheater Mainz Announces 2024-25 Season
operawire.com
London
Lucia di Lammermoor, Royal Opera House review A thrilling new cast renews a fine production of Donizetti’s tragic opera
culturewhisper.com
Lucia di Lammermoor at the Royal Opera House: Dubious drama, but show-stopping singing Few people go to see Lucia di Lammermoor for its story – and in this production, the singing does all the work
inews.co.uk
Review: Nadine Sierra Soars Unrestrained in Covent Gardens’s Lucia
slippedisc.com
The week in classical: Roman Fever/ The Human Voice;
NYO, National Youth Brass Band; Celebrating Sir Neville Marriner – review
TheGuardian.com
Phenomenal Ravel from Chamayou; and searching Vaughan Williams from Pappano and the LSO
seenandheard-international.com
Celestial Vaughan Williams’ Fifth: Pappano and the LSO at the Barbican
bachtrack.com/de
Manchester
Simon Boccanegra was a resounding success and testament to Elder’s 24-year rejuvenation of the Hallé
seenandheard-international.com
New York
Margaret Lattimore’s Ma Joad powers the MasterVoices Chorus’s The Grapes of Wrath
seenandheard-international.com
Boston
Stunning Intelligence at Symphony Hall
classical-scene.com
Houston
HGO’s Don Giovanni Offers Sex, Deceit and a Final Reckoning All Wrapped Up in Mozart’s Music
houstonpress.com
HGO’s compartmentalized staging makes for a mixed “Don Giovanni”
texasclassicalreview.com
Obituary
Sudden Death of a Much-Loved English Maestro
The outstanding conductor Sir Andrew Davis died yesterday in Chicago at the age of 80, his agent has confirmed.
slippedisc.com
Sprechtheater
Das Burgtheater fährt fidel in die Grube (Bezahlartikel)
Herbert Fritsch hat zum 150. Jubiläum den Zentralfriedhof verblödelt
DiePresse.com
Coups und Flops am Burgtheater: Stückweise Bilanz der Ära Kušej
Martin Kušej wäre gern noch länger Direktor am Burgtheater geblieben. Doch statt ihm kommt im Herbst Stefan Bachmann. Wie war die vergleichsweise kurze Ära Kušej? Versuch einer Bilanz. Herbert Fritschs Blödelei „Zentralfriedhof“ war die letzte Premiere der Ära Kušej: Das war es dann also mit dessen fünfjährigen Burgtheater-Engagement. Irgendwie ist „Zentralfriedhof“ symptomatisch dafür. Großes wurde 2019 bei seinem Antritt versprochen (Internationalität, Multikulturalität, Traditionsbrüche). Aber die Größe, die diesem Haus gebührt, wurde nur zum Teil erreicht.
DiePresse.com
Wien/Volkstheater
Volkstheater: In Shakespeares „Rom“ geht diesmal allen das Licht aus
DerStandard.at/story
Volkstheater: „Rom“ als ein flüchtiger Nachbau
Die Autorin Julia Jost hat vier Tragödien von William Shakespeare oberflächlich collagiert. Luk Perceval inszenierte die Uraufführung wie eine Séance.
Die Presse.com
Politik
Russland trotz Milliardenhilfe der USA an die Ukraine vom Sieg überzeugt
Die vom US-Repräsentantenhaus gebilligte milliardenschwere Militärhilfe für die Ukraine wird nach den Worten eines russischen Vertreters bei der UNO eine Niederlage des Landes in dem Krieg nicht verhindern.
oe24.at
Österreich
Mozartkugeln und Co. Ministerien: 386.123 Euro für Gastgeschenke
In vielen Ländern zählt der Geschenkaustausch zum diplomatischen Usus. Wie viel die österreichischen Ministerien von 2018 bis 2023 dafür ausgegeben haben, lesen Sie hier.
oe24.at
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Unter’m Strich
Diese Personen waren die Hauptdarsteller beim 41. Wien-Marathon
Bei besseren äußeren Bedingungen als befürchtet wurde der 41. Vienna City Marathon einmal mehr zum Lauf-Fest. Bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich und Sonnenschein starteten 35.000 Läuferinnen und Läufer in den Marathon und dessen Nebenbewerbe. Die Geschichte des Rennens schrieben vor allem diese sechs Spitzenathleten. Der Äthiopier Chala Regasa setzte sich etwa bei Kilometer 30 von der Konkurrenz ab und lief scheinbar locker zum Sieg. In 2:06:35 verfehlte er den Streckenrekord des Kenianers Samuel Mailu klar, der im Vorjahr 2:05:08 gelaufen war. Regasa lief seinen ersten Marathon in Wien, die Stadt jedoch kannte er: Im Jahr 2019 war er einer der Pacemaker für den Kenianer Eliud Kipchoge gewesen, der damals bei einem nicht offiziellen Marathon unter 2 Stunden blieb.
Kurier.at
Deutschland/Fußball
In Minute 97 rettet Leverkusen die Super-Serie
81 Minuten waren vergangen, bis die Zuschauer endlich den ersten Treffer bejubeln konnten. Niclas Füllkrug brachte das Heimteam in Führung. Die drei Punkte hatten die Heim-Fans in Gedanken bereits verbucht. Doch dann kam Josip Stanisic und sorgte mit dem 1:1 in Minute 97 noch für lange Gesichter. Nach dem Schlusspfiff herrschte auf keiner Seite großer Jubel. Kein Wunder, schließlich wurden die Punkte geteilt.
krone.at
Hammer-Prognose: Schnee bis Wien! „Winter holt zum letzten Schlag aus“
Das kühle, Spätwinter-Wetter setzt zum letzten Hurra an. Meteorologen sagen regional mit Nassschnee bis in tiefe Lagen voraus – sogar in Teilen Wiens!
Heute.at
INFOS DES TAGES (MONTAG, 22. APRIL 2024)
INFOS DES TAGES (MONTAG, 22. APRIL 2024)
Quelle: onlinemerker.com
Wiener Staatsoper: Fotos aus der ersten Vorstellung der Serie „TOSCA“ am 20.4.2024
TOSCA am 20.4.2024
WIEN / Staatsoper: TOSCA
Besetzungsmäßig neuer Wein in 66 Jahre alten Schläuchen
Zum Bericht von Manfred A. Schmid
Wiener Staatsoper: Diese Tosca erschrickt vor sich selbst (Bezahlartikel)
Wiener Staatsoper: „Tosca“ mit Krassimira Stoyanova und Riccardo Massi als glaubhaftem Liebespaar.
DiePresse.com
Riccardo Massi (Cavaradossi) © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Krassimira Stoyanova (Tosca)
Riccardo Massi (Cavaradossi)
Amartuvshin Enkhbat (Scarpia)
Wolfgang Bankl (Mesner)
Wolfgang Bankl (Mesner), Riccardo Massi (Cavaradossi) © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Amartuvshin Enkhbat (Scarpia), Krassimira Stoyanova (Tosca) © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Krassimira Stoyanova © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
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Bayerisches Staatsballett: Kennen Sie Krump?
Liebe Besucherinnen und Besucher,
nein, wir haben uns weder im Betreff vertippt, noch wollten wir vermeintlich den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf thematisieren. Was hat es also mit „Krump“ auf sich? Krump ist ein urbaner, amerikanischer Tanzstil. Choreograph Andrew Skeels ist davon derart fasziniert, dass er ihn als Grundlage seiner Uraufführung Chasm wählte, die kürzlich im Rahmen des Dreiteilers Duato / Skeels / Eyal die Ballettfestwoche 2024 eröffnete. Im Gegensatz zu anderen Streetdances geht es bei Krump explizit darum, eine Geschichte zu erzählen. Was sich also hinter Chasm verbirgt, verraten wir Ihnen in diesem Newsletter und im Mai und Juni auf der Bühne.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Andrew Skeels: „CHASM“
In Chasm, zu deutsch Riss oder Kluft, kreiert der Nordamerikaner Andrew Skeels eine dystopische Szeniere: Tausende von Jahren in der Zukunft hat sich die Menschheit in eine neue Spezies verwandelt. Durch klimatische Veränderungen lebt die Gemeinschaft in einer Höhle, der sie zu entkommen versucht und nach dem Licht strebt. Skeels’ Choreographie beruht stark auf dem eingangs erwähnten Krump-Stil, der sich durch besonders kraftvolle, staccato-artige Bewegungen auszeichnet. Die Neukreation entstand zu dem cineastischen Sound von Antoine Seychal.
Mehr zu Chasm erfahren Sie in unserem Observations-Video:
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DEUTSCHE OPER AM RHEIN DÜSSEDORF/ DUISBURG: Ausblick auf die Spielzeit 2024/25
Oper und Ballett am Rhein präsentieren das Saisonprogramm für Düsseldorf und Duisburg
Beim 6. Haniel Klassik Open Air in stimmungsvoller Kulisse vor dem Theater Duisburg und mit einem großen Theaterfest im Opernhaus Düsseldorf begrüßt die Deutsche Oper am Rhein ihr Publikum am 6. bzw. 8. September 2024 zu einer ereignisreichen neuen Spielzeit 2024/25. Zehn Opern- und fünf Ballettproduktionen stehen im Mittelpunkt des vielfältigen Programms, das Generalintendant Prof. Christoph Meyer mit einem neu formierten künstlerischen Team erarbeitet hat: Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet übernehmen die Leitung der Ballett-Compagnie, Vitali Alekseenok ist Chefdirigent der Deutschen Oper am Rhein. Das Publikum kann Oper und Ballett in mehr als 300 Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf und im Theater Duisburg erleben, in vielen Spielarten aber auch außerhalb der beiden großen Häuser, in Schulen, in Kitas und rund um das UFO: Mit der mobilen Theaterkapsel geht die Junge Oper Urban in Düsseldorf und Duisburg auf Tuchfühlung mit der Stadtgesellschaft, um gemeinsam mit den Bewohner*innen partizipative Musiktheaterprojekte zu realisieren.
Die Opernsaison beginnt mit der Neuproduktion von Giuseppe Verdis „Nabucco“ – am 15. September 2024 ist Premiere im Opernhaus Düsseldorf: Ilaria Lanzino wird die große alttestamentarische Erzählung über Krieg und die Sehnsucht nach Frieden und Freiheit in eine moderne Bildsprache übersetzen. Vitali Alekseenok übernimmt in seiner neuen Funktion als Chefdirigent die musikalische Leitung, unterstützt von Katharina Müllner, die ab dem Sommer als Kapellmeisterin engagiert ist.
„Viva la Mamma“, Donizettis virtuose Parodie über das Theater und die exzentrischen Anwandlungen seiner Künstler*innen, hat am 16. November 2024 in der Regie von Daniel Kramer im Theater Duisburg Premiere. Für die musikalische Leitung kehrt Benjamin Reiners, der designierte Generalmusikdirektor der Theater Chemnitz, in seine Heimatstadt Duisburg zurück.
Alexander Zemlinskys Oper „Der Kreidekreis“ kommt am 1. Dezember 2024 im Opernhaus Düsseldorf und damit zum ersten Mal an der Deutschen Oper am Rhein zur Aufführung. Die faszinierende Mischung aus Märchen, Sozialdrama und Karikatur wurde 1933 in Zürich uraufgeführt und geht auf ein chinesisches Singspiel aus dem 14. Jahrhundert und ein Schauspiel von Klabund aus dem Jahr 1925 zurück. Dirigent Hendrik Vestmann führt durch die Partitur, in der sich spätromantische Musik à la Strauss und Mahler mit Jazzklängen, Kabarettszenen und fernöstlichen Gongschlägen verbindet. Mit der Inszenierung ist der Schauspiel- und Opernregisseur David Bösch betraut – er ist zum ersten Mal an der Rheinoper zu Gast.
Stürmische Geschichten – very british: Rund 300 Jahre liegen zwischen der Entstehung von Henry Purcells Barockoper „Dido und Aeneas“ (1689) und Peter Maxwell Davies’ Kammeroper „Der Leuchtturm“ (1980), die man am 7. Februar 2025 im Theater Duisburg an einem einzigen Abend erleben kann. Julia Langeder und Haitham Assem Tantawy, zwei Spielleiter aus dem Ensemble, setzen jeweils einen der beiden Einakter in Szene. Der junge irische Dirigent Killian Farell hat die musikalische Leitung inne.
Wie weit darf ein Mensch gehen, um sich aus unwürdigen Verhältnissen zu befreien? In Dmitri Schostakowitschs Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ wird eine Frau zur niederträchtigen Mörderin, und doch gilt ihr die Sympathie des 26-jährigen Komponisten. Seine groß angelegte, expressive Partitur zwischen tragischer Wucht und Satire, praller Groteske und erschütterndem Realismus ist ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. Regisseurin Elisabeth Stöppler und ihr Team beleuchten nach Tschaikowskys „Die Jungfrau von Orléans“ eine weitere radikal widersprüchliche Frauenfigur. Vitali Alekseenok führt die Düsseldorfer Symphoniker und das große Sänger*innen-Ensemble zur Premiere am 22. Februar 2025 im Opernhaus Düsseldorf.
Jacques Offenbachs berühmtes Opernfragment „Hoffmanns Erzählungen“ feiert am 13. April 2025 in einer Koproduktion mit dem Theater Graz Premiere. Seine Parabel über das künstlerische Schaffen und Scheitern wird im Opernhaus Düsseldorf in vier unterschiedlichen Regiesprachen lebendig: Das britische Theaterkollektiv „1927“ („Die Zauberflöte“), der aus Australien stammende Puppenspieler Neville Tranter und die niederländische Choreographin Nanine Linning erschaffen für jede der drei skurrilen Erzählungen eine eigene Welt, während Regisseur Tobias Ribitzki den Rahmen für die phantastische Reise entwirft. Antonino Fogliani hat die musikalische Leitung inne.
Er dirigiert auch die Belcanto-Oper „Beatrice di Tenda“, ein zu Unrecht vergessenes Meisterwerk von Vincenzo Bellini, das durch die Stimmen von Stacey Alleaume, Bogdan Baciu, Maria Kataeva, Konu Kim, Henry Ross, den Chor der Deutschen Oper am Rhein und die Duisburger Philharmoniker zu einem konzertanten Opernerlebnis wird. Premiere ist am 2. Mai 2025 im Opernhaus Düsseldorf und am 27. Juni 2025 im Theater Duisburg.
Mit seiner sehr modernen und überraschenden Lesart von Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ gab Vasily Barkhatov in der vergangenen Spielzeit an der Deutschen Oper am Rhein seine Visitenkarte ab – Presse und Publikum waren begeistert. In der kommenden Spielzeit wird Barkhatov Antonín Dvořáks lyrisches Märchen „Rusalka“ in Szene setzen. Harry Ogg dirigiert die Premiere am 15. Juni 2025 im Opernhaus Düsseldorf.
Neben den zehn Neuproduktion feiert die Deutsche Oper am Rhein im Theater Duisburg die Premieren des Broadway-Musicals „Anatevka“ und der Tschaikowsky-Oper „Eugen Onegin“. Die Premieren an beiden Häusern werden ergänzt durch 15 Stücke aus dem großen Repertoire der Deutschen Oper am Rhein: „Septembersonate“, das jüngste Werk von Manfred Trojahn, zählt genauso dazu wie „Das Rheingold“, erstmals von Vitali Alekseenok dirigiert. Für die Wiederaufnahme von Verdis Oper „Otello“ kehrt Axel Kober am Ende der Spielzeit als Gast ans Pult der Düsseldorfer Symphoniker zurück.
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Neue Ballettspielzeit unter neuer Direktion: Fünf Premieren mit fünf Uraufführungen, zwei Wiederaufnahmen und einer Ballettgala zum Saisonfinale
Ab der Spielzeit 2024/25 übernehmen Bridget Breiner als Chefchoreographin und Raphaël Coumes-Marquet als Ballettdirektor die Leitung des Ballett am Rhein. Beide blicken zurück auf eine lange Bühnenkarriere im klassischen wie im zeitgenössischen Tanz von Stuttgart bis Dresden, München bis Paris, die sie nachhaltig geprägt und inspiriert hat. In ihrer ersten gemeinsam geplanten Spielzeit in Düsseldorf und Duisburg spannen sie einen weiten Bogen von eigenen Kreationen Bridget Breiners und weiteren prägnanten Handschriften etablierter Choreograph*innen wie Hans van Manen, David Dawson und Jean-Christophe Maillot bis zu aufstrebenden Künstler*innen wie Mthuthuzeli November oder Iratxe Ansa und Igor Bacovich.
Mit dem Dreiteiler „Signaturen“ geben Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet am 19. Oktober 2024 im Opernhaus Düsseldorf den Auftakt für ein vielfältiges, virtuoses und technisch herausforderndes Ballettprogramm. Mit Hans van Manens „Four Schumann Pieces“ und David Dawsons „Empire Noir” zeigt das Ballett am Rhein zwei Choreographien, die in Düsseldorf zum ersten Mal auf die Bühne kommen. Ihre ganz persönliche Signatur setzt Bridget Breiner mit der Neukreation „Biolographie“ an das Ende des Programms.
Die erste Neuproduktion, die im Theater Duisburg gezeigt wird, ist das von Bridget Breiner zwischen Kohlenpott und amerikanischer Bergbautradition angelegte Handlungsballett „Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel“. Ursprünglich für das Ballett im Revier Gelsenkirchen kreiert, gewann das Stück 2013 den Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Beste Choreographie“. Premiere in Duisburg ist am 6. Dezember 2024, in Düsseldorf ist es ab 9. Mai 2025 zu erleben.
Mit ihren kraftvollen, zwischen Tanz, Theater und bildender Kunst oszillierenden Kreationen hat sich das Choreograph*innenduo Iratxe Ansa und Igor Bacovich längst einen Namen in der Tanzszene gemacht. Für das Ballett am Rhein steuern sie im Programm „Kaleidoskop“ die Uraufführung „Moto perpetuo“ bei. Die zweite Uraufführung kommt von Mthuthuzeli November – „Invocation“ heißt seine von den Klängen und Rhythmen seiner südafrikanischen Heimat inspirierte Kreation. Den Schlusspunkt des dreiteiligen Programms setzt der vielfach ausgezeichnete Choreograph Jean-Christophe Maillot mit „Vers un Pays Sage“. „Kaleidoskop“ hat am 15. März 2025 im Opernhaus Düsseldorf Premiere.
Den 150. Geburtstag von Maurice Ravel nehmen Richard Siegal und Bridget Breiner zum Anlass für zwei Neukreationen zu dessen farbenreichen Kompositionen. Während sich Richard Siegal mit Ravels berühmtem „Bolero“ auseinandersetzt, steht in Bridget Breiners Uraufführung „Daphnis und Chloé“ als thematischer Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit Ravel und seiner Musik im Zentrum. Premiere von „Soirée Ravel“ ist am 7. Juni 2025 im Theater Duisburg.
Noch bevor Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet sich in Duisburg mit der ersten großen Premiere „Ruß“ und einer „Hello & Welcome“-Veranstaltung präsentieren, kommt dort mit Demis Volpis „Krabat“ eine Reminiszenz an ihren Vorgänger auf die Bühne. Die berührende Ballett-Adaption von Otfried Preußlers Parabel über die Macht des Bösen und die Kraft der Liebe eröffnet am 21. September 2024 die Ballettsaison in Duisburg und wechselt am 18. Dezember 2024 ins Opernhaus Düsseldorf.
Eine weitere Fortführung des vielseitigen Repertoireausbaus unter der Direktion von Demis Volpi findet sich im Ballettabend „Drei Meister – Drei Werke“. Die sprühende Kombination aus George Balanchines „Rubies“, Hans van Manens „Visions Fugitives“ und William Forsythes „Enemy in the Figure“ feiert am 18. Januar 2025 im Theater Duisburg Premiere und ist ab 24. Januar parallel auch in Düsseldorf zu erleben.
Zum Ende der ersten Spielzeit unter neuer Leitung lädt das Ballett am Rhein zu einer großen Ballettgala mit internationalen Gästen ein. Gefeiert wird am 25. Juni 2025 im Opernhaus Düsseldorf Ballett in seiner ganzen Ausdrucksvielfalt von (neo-)klassisch bis in die Gegenwart.
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Junge Oper am Rhein & UFO – Junge Oper Urban
Zwei neue Stücke für junges Publikum kommen auf die großen Bühnen in Düsseldorf und Duisburg.
Im Rahmen der Kooperation Junge Opern Rhein-Ruhr wird „Die Reise zu Planet 9“ fortgesetzt: Nach seiner Uraufführung am Theater Dortmund hat das musikalische Raumfahrtabenteuer von Pierangelo Valtinoni (empfohlen ab 8 Jahren) am 31. Oktober 2024 im Opernhaus Düsseldorf Premiere. „Pinocchio“ (empfohlen ab 6 Jahren) kommt am 27. April 2025 zur Uraufführung im Theater Duisburg: Marius Schötz und Marthe Meinhold bringen neuen Schwung in die fabelhaft hochstapelnden Abenteuer der sprechenden Holzpuppe. Und davon wird es nicht nur eine geben: Der Kinderchor am Rhein übernimmt neben den Solist*innen und begleitet von den Duisburger Philharmonikern die Hauptrolle in dem neuen Stück.
Was passiert, wenn Frau Holle ihren Dienst quittiert und aus den Kissen kein Schnee mehr kommt? Mit Unterstützung von Schulklassen gehen Sebastian Schwab und Suse Pfister für die Foyer-Produktion „Holle“ (empfohlen ab 6 Jahren) der Frage nach, wie wir dem Klimawandel begegnen können. In der Inszenierung von Jörg Behr ist das Stück ab 13. November 2024 im Opernhaus Düsseldorf und ab 8. Januar 2025 im Theater Duisburg zu sehen.
Am 8. Mai 2025, 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, findet ein musiktheatrales Kooperationsprojekt mit dem Theater der Jungen Welt Leipzig seinen Abschluss im Theater Duisburg: Unter dem Titel „Sounds of Resistence“ und der künstlerischen Leitung von Schorsch Kamerun widmen sich junge Menschen aus Duisburg und Leipzig der Geschichte von eigen- und widerständigen Jugendgruppen wie Meuten, Ruhr- und Edelweißpiraten, die sich der staatlich verordneten Jugendkultur der Nationalsozialisten entziehen wollten.
Ob in der Kita, auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer – die Junge Oper ist mobil. Sie besucht Schulen mit dem Klassenzimmerstück „Echtzeitgefühl“ (für alle ab 12 Jahren) und Kitas mit dem Musiktheater „Das Kind und das Ding“.
Das UFO findet zu Beginn der neuen Spielzeit, von August bis Dezember, seinen neuen Standort in Düsseldorf. Von Februar bis Juni wird die Junge Oper Urban dann wieder in Duisburg präsent sein. In beiden Städten steht der spacige Theaterraum im Mittelpunkt eines großen partizipativen Musikprojekts und zeigt Stücke für verschiede Altersgruppen. Indem das UFO den Zauber der Oper mit Geschichten, Anliegen und Stimmen der Bürger*innen verbindet, entstehen nicht nur neue Musiktheaterformate, sondern auch ein Experimentierfeld, um spielerisch und im wechselseitigem Austausch an Themen zu forschen.
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Das neue Spielzeitheft als Schnittstelle zu den digitalen Informationsangeboten der Deutschen Oper am Rhein konzipiert und ab 19. April 2024 im Opernshop Düsseldorf und an der Theaterkasse Duisburg erhältlich. Auf operamrhein.de ist es online einsehbar. Am 19. April startet auch der Vorverkauf für die gesamte Spielzeit 2024/25, und alle Informationen sind online auf www.operamrhein.de zu finden.
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Hessischer Kulturpreis an Frankfurter Opernintendant Bernd Loebe verliehen
Empfang würdigt Verdienste um die schönen Künste
Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels hat heute dem Intendanten der Frankfurter Oper Bernd Loebe den Hessischen Kulturpreis 2023 überreicht. Die Auszeichnung fand im Namen des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein bei einem Empfang in der Oper statt. Loebe erhält den Preis für seine außergewöhnlichen Verdienste um die schönen Künste in Hessen und der Welt. Der Hessische Kulturpreis ist mit 45.000 Euro dotiert.
„Mit innovativen Inszenierungen und einem herausragenden Gespür für aktuelle Themen gelingt es Bernd Loebe immer wieder, die Fachwelt von der Qualität des Kulturstandorts Frankfurt zu überzeugen und das Publikum zu begeistern. Er prägt mitseiner herausragenden Arbeit die Oper Frankfurt, die Stadt und das kulturelle Lebender Rhein-Main-Region“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Bernd Loebes Bekenntnis gilt dem Ensembletheater, der gegen die Trends in der schnelllebigen Branche auf lange Frist angelegten Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern. Seine Spielpläne sind mutig und von einer klaren dramaturgischen Handschrift geprägt. Der Beitrag Bernd Loebes zu einer stetigen Öffnung des einstverschlossenen Opernbetriebs hin zu einem spannenden und demokratischen Diskursort für die ganze Stadtgesellschaft ist nicht hoch genug einzuschätzen. Ich gratuliere ihm herzlich zum Hessischen Kulturpreis“.
Loebe wurde 1952 in Frankfurt geboren. Im Anschluss an seine Studienzeit arbeitete er unter anderem in der Musikredaktion der FAZ, der Opernredaktion des Hessischen Rundfunks sowie bei der Zeitschrift „Opernwelt“. 1990 berief ihn das Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie als künstlerischen Direktor. Ab dem Jahr 2000 wirkte Loebe als Berater an der Oper Frankfurt, bevor er 2002 zum Intendanten berufen wurde.
Der Hessische Kulturpreis wird seit 1982 jährlich für besondere Leistungen in Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung vergeben. Im Kuratorium sind außer Ministerpräsident Boris Rhein und Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels neun Personen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft vertreten.
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Salzburg/Universität Mozarteum: Liederabend Zoryana Kushpler/ Donka Angatscheva (26.4.)
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„Mia breve gioventù…“ – La Bohème am Genueser Teatro Carlo Felice
© Teatro Carlo Felice
Zweifelsohne ist “La Bohème” eine der berühmtesten Opern überhaupt, vielleicht weltweit sogar die beliebteste, es können hier wohl nur die Traviata und Tosca mithalten. Mit der traurig-schönen Geschichte der jungen Künstler im Quartier Latin von Paris ist ebenso die legendäre Produktion Franco Zeffirellis verbunden: Niemandem ist es bislang gelungen, die Geschichte dermaßen intensiv, detailliert, lebendig als auch authentisch auf der Bühne umzusetzen und dabei eine zeitlose Inszenierung zu schaffen, die Maßstäbe geschaffen hat. Das Genie Zeffirellis kreierte dabei ein hochromantisches Bild vom Paris des frühen 19. Jahrhunderts, welches so wahrscheinlich niemals existierte. Not, Elend, Armut, Krankheit und Tod werden zwar in der Bohème durchaus als Zeugnis aufgegriffen. Nur werden weder die Qualen von Mimìs Krankheit noch der Hunger der Bohémiens realistisch dargestellt. In romantischer Verklärung werden stattdessen die negativen Aspekte eines Lebens in wirtschaftlicher Instabilität glorifiziert. Das Resultat dessen ist eben jenes bittersüße Konstrukt, in welchem Giacomo Puccini verherrlichend an seine eigene Studentenzeit zurück dachte, was dann Franco Zeffirelli visuell so unvergleichbar umzusetzen verstand und was bis heute in dieser Kombination ein ideales Beispiel für eben jenen Eskapismus bildet, den die Oper als Kunstform zu erzeugen imstande ist. Aber ist dies schon das Ende der bestmöglichen Herangehensweise an das Stück? Hat Franco Zeffirelli die Ultima Ratio bei einer Umsetzung der Bohème erreicht? Ist Eskapismus denn überhaupt noch das, was Oper heute bieten soll und darf?
Natürlich liegt gerade in der romantischen Zeichnung des Stoffes eben jener Charme, der das Werk so unvergleichlich groß macht: Sowohl die unvergleichliche farbliche Vielfalt und lautmalerische Kraft in der Komposition des Lucchesen, als auch die überbordende, fast schon barocke Opulenz und Schönheit des Bühnenbilds des Florentiners machen in ihrem Zusammenspiel Kombination die Bohème einzigartig. Doch wie sagte Wagner (den auch Puccini verehrte, liebte und sogar beneidete) so schön: „Kinder, macht Neues! Neues! und abermals Neues! – Hängt Ihr Euch ans Alte, so hat euch der Teufel der Inproduktivität, und Ihr seid die traurigsten Künstler!“
Der Tiburtine Augusto Fornari hat sich mit wohl eben jenem Ansatz am Teatro Carlo Felice Genua der Bohème genähert und ihm ist dabei eine neue Lesart der Bohème gelungen, ohne dabei eben jener Ästhetik verlustig zu werden, die das Stück ausmacht oder gar in stupides, langweilendes Regietheater zu verfallen. Denn Herr Fornari erkennt den Charakter der Bohème an: Puccini war kein Verist, er wollte nicht sozial anklagen. Puccini sah sich stets als Theatermusiker, er wollte die Bühne lebendig machen und so direkt in die Herzen des Publikums vordringen: „Gott berührte mich mit seinem Finger und sagte: ,Schreibe fürs Theater. Nur fürs Theater‘.“ Eine entsprechende Regie-Umdeutung wäre also nicht nur unangemessen gewesen, sondern ein Schlag ins Gesicht des italienischen Kulturerbes Oper und somit auch der italienischen Identität.
Nun ist das auch gar nicht nötig, denn auch die Bohème birgt eine beeindruckende, inhaltliche Tiefe, man lasse sich vom unterhaltsamen Gewand welches ihr Puccini überstreifte nicht täuschen. Augusto Fornari weis dies und greift einen Aspekt auf, der bei näherem Hinsehen unübersehbar ist: Bereits vor dem Öffnen des Vorhangs sehen wir diesen mit einem Kinderbild verziert. Bunte, farbenfrohe Zeichnungen zeigen die Figuren des Stücks in ihrem täglichen Tun, gleichzeitig spiegeln sie den klanglichen Reichtum der Komposition wider noch bevor der erste Ton erklungen ist. Schief und lustig stehen die Häuser des Quartier Latin durcheinander und erzeugen ein fröhliches, unbeschwertes Bild. Auch die Mansarde der Bohémiens, welche wir nach dem Öffnen des Vorhangs sehen, entspricht eben jener Ästhetik eines unbeschwerten Kinderbildes: In knalligen Farben thront die Heimstatt der Künstler auf einem Dach, umgeben von ebenso knallig bunten Häusern. Die Künstler sind in farbenfrohe Kostüme gewandet, an den Wänden sehen wir Zeichnungen, die ebenso aus Kinderhand stammen könnten. Francesco Musante zeichnet für Bühne und Kostüme verantwortlich und hat hier ein explosives, freudestrahlendes Bild geschaffen, das wir so noch nicht gesehen haben. Zusätzlich toben auf der Bühne kindliche Alter Egos der Protagonisten herum, die im Spiel versunken die Geschehnisse ignorieren und uns zeigen, welcher Idee Augusto Fornari hier folgt. Er greift das Spiel der Kinder im zweiten Akt auf und führt uns vor Augen, dass letztlich die Protagonisten der Bohème selbst noch immer einem kindlichen Spiel folgen. Noch halbe Kinder seiend, verspotten Rodolfo und seine Freunde die Realität, wischen spielerisch alles weg, was diese in ihrer Welt stören könnte und leben in ihren Luftschlössern, die sie sich in der trügerischen Illusion des Quartier Latin gebaut haben: „Chi son? Chi son? Sono un poeta. […] Per sogni e per chimere e per castelli in aria l’anima ho milionaria.“ Hier spricht die Überheblichkeit der selbsternannten Intelligenzia, die glaubt über den Dingen zu stehen, ja sogar den Tod verhöhnen zu können und nicht realisiert, dass es sich hier nur um das ungestüme Stürmen und Drängen der gerade erst aus der Pubertät entwachsenen Jeunesse handelt und keine vermeintliche Überlegenheit.
Der unbeheizte Ofen wird dann schlicht mit einem großen Schild versehen „Fermé pour l’hiver“ und somit der Mangel an Heizmaterial zu großen Ferien umgekehrt. Beim Anklopfen Benôits versteckt man sich einfach hinter der aufgeschlagenen Zeitung. Galeano Salas fährt als Rodolfo dann passend dazu bereits im ersten Akt eine stimmliche Leichtigkeit auf, welche die Sorglosigkeit der knalligen Illusion noch unterstreicht: Leicht und unbeschwert ist sein Gesang, seine Stimme offen und klar. Feinster Schmelz wird uns schon da schon bei „Nei cieli bigi guardo fumar dai mille comignoli Parigi“ zuteil und wird von Herrn Salas den gesamten Abend Land exquisit gepflegt. Alessio Arduini steht ihm als Marcello in nichts nach und beide spielen sich gesanglich wunderbar die Bälle zu. Hier stehen zwei Freunde auf der Bühne, deren Sicht auf das Leben dieselbe ist, fernab von den Sorgen Realität. Einzig Schaunard ist mit einem Mindestmaß an Realitätssinn ausgestattet, was letztlich nur seiner Anstellung als Musiker und einem ansatzweise geregeltem Einkommen zu verdanken ist – doch ist es er, der die Freunde anregt, das Geld gleich wieder zu verprassen. Pablo Ruiz stattet diese Rolle mit wunderbarem Schalk in Nacken aus, reiht sich in die gesangliche Klarheit der Bohémiens ein und wir denken stellenweise, die Bohème zum ersten mal zu hören, so sauber, offen, glitzernd und frisch ist der Klang der Stimmen.
Und in diese surreale, schreiend bunte Welt platzt nun die todkranke Mimì, die nichts lieber tut, als sich dieser illusorischen Welt hinzugeben und unwissentlich die Realität schlagartig in das Leben der Künstler zurückbringen wird. Anastasia Bartoli gelingt es fabelhaft, ihre Partie engelsgleich zu singen, zart und doch mit dem Maß an Robustheit im Spiel, welches es benötigt, um eine Midinette, die ein Leben der Entbehrung führt, überzeugend darzustellen. Ihr beeindruckendes Stimmvolumen ist dabei nie zu aufdringlich, ihre Stimme schwebt stellenweise regelrecht und bildet eine Klanggemeinschaft mit den Streichern. Herr Salas lässt dann seinen Schmelz mit „Che gelida manina“ zu einem ersten Höhepunkt auffahren, einfühlsam dringt er direkt an Mimìs Herz und verführt auch uns dazu, in der phantasievollen Welt dieser Bohème zu versinken. Und so entsteht einer der seltenen Momente, in der Sänger und Orchester eine vollkommene Einheit, einen einzigen, untrennbaren Klang bilden, die in den Worten „la speranza“ gipfelt. Zu Recht ertönen erste Bravo-Rufe für Herrn Sala.
Mit „Mi chiamano Mimì“ kann Frau Bartoli mindestens ebenso viel Emotionalität ausspielen, ihre Stimme ist zart wie eine frisch spriessende Blüte an einem Frühlingsmorgen und hier wird klar wie nie, dass Mimì sich selber meint, wenn sie von den Blumen singt, die sie stickt. „Mi piaccion quelle cose che han sì dolce malia, che parlano d’amor, di primavere, che parlano di sogni e di chimere, quelle cose che han nome poesia.“ Auf einer Welle der Emotionen treiben wir mit den Träumen Mimìs und sehnen mit ihr den ersten Kuss des Frühlings herbei, den sie mit ihrer Stimme bereits Rodolfo schenkt – „il primo bacio dell’aprile è mio!“. Auch hier folgen verdiente Brava Rufe für Frau Bartoli und gemeinsam mit Herrn Salas wird „O soave fanciulla“ zu einem nicht enden wollenden Gefühl des Glücks, einem Meer der Freude, Hoffnung und Zuversicht, das mit goldenem Klang das Theater erfüllt.
© Teatro Carlo Felice
Wir erleben eine Liebe voller Unschuld, die gerade wegen ihrer Sorglosigkeit und ihrer Irrationalität so leicht und mitreißend ist. Denn natürlich kann eine solche Geschichte kaum gut gehen. Doch kümmert das die Bohémiens nicht und auch Mimì schließt sich dieser Sorglosigkeit nur allzu gerne an. Es sind dann auch die kindlichen Alter Egos, die am Ende des ersten Akts den überdimensionalen Flügelschlüssel an der Seite der Mansarde gemeinschaftlich aufziehen, woraufhin sich diese zu drehen beginnt und den Blick auf das Bühnenbild des zweiten Akts preisgibt. Waren wir soeben noch in der abgeschotteten eigenen kleinen Welt der Künstler, in der sie ihren Phantasien, Wünschen und Träumen nachlaufen, offenbart sich nun jene große Welt, in welcher sie genau diese ausleben: Das Café Momus!
In seiner farblichen Intensität zeigt das Bühnenbild des zweiten Akts, dass die Welt, in der sich die Protagonisten befinden, einerseits durch ihre kindlichen Träume genährt wird, andererseits mit ihren Illusionen genau diese Träume nährt. Akrobaten turnen auf der Bühne, Jongleure und Gaukler verzaubern uns mit ihren Kunststücken, eine gigantische Spieluhr wird hereingefahren, in der eine Ballerina mit ihrem Tanz einen Boxer zähmt – ein Sieg des Spiels und des Schönen über die harte Realität. Das Bild scheint vor Farben regelrecht zu explodieren, ein Rechtschreibfehler im Schild des Café Momus ist schlicht durchgestrichen. Es ist ein Ort der Sorglosigkeit und der nie enden wollenden Freude, der sich kein bisschen um die Sorgen des Alltags schert.
Und als Königin der Sorglosigkeit zieht auf einem Wagen in Form eines überdimensionalen rosanen Schaukelpferds, Alcindoro hinter sich an einer Leine führend, Musetta ein, die Königin des Momus. Sie hat das Leben im ewigen Spiel zur Perfektion gebracht und in ihrer Darstellung lässt Benedetta Torre keinen Zweifel daran, dass sich Musetta dem Leben ohne Verantwortung vollends hingegeben hat. Sie ist hier kein männermordender Vamp oder eine aggressive Feministin. Ihre Musetta ist eine hoch verletzliche Frau, die sich im Spiel mit den Gefühlen selbst schützt. So wird „Quando m’en vo’“ zu einer komplexen Charakterzeichung, die stellenweise zutiefst sensibel und verletzlich klingt. Wenn Frau Torre davon singt, dass sie die Qualen von Marcellos Sehnsucht nach ihr kennt, meint sie damit ebenso ihre eigene Sehnsucht nach ihm „So ben: le angoscie tue non le vuoi dir, ma ti senti morir.“ Denn auch sie selbst bringt es um, beständig von Männern umgeben zu sein, für die sie nichts empfindet und die nur ihren Körper begehren. Ist sie zu Beginn der Arie noch von Männern mit gesichtslosen, fetischartigen Masken umgeben, bricht mit einem Mal die grausame, hier regelrecht widerwärtige Realität in die bunte Welt des Café Momus hinein. Ihr Leben als Kokotte ist tatsächlich jenes einer Prostituierten und weit weg von der bunten Unbesorgtheit, die sich die Bohémiens herbei träumen. In Marcello sieht sie die Möglichkeit, diesem Grauen zu entfliehen und so klingt das langsam gesungene „ma ti senti morir“ wie ein Erspähen einer ferneren, besseren Zukunft, berührend, hoffnungsvoll und voller Intensität, wegen seiner Klar- und Offenheit eben auch so unglaublich verletzlich. Erneut wird der Raum vom funkelnden Klang der Einheit von Orchester und Gesang geflutet, mehr Puccini ist nicht möglich. Marcello und Musetta finden wieder zueinander, sorglos ziehen die Freunde von dannen, fixieren die überlange Rechnung unter dem ebenso überdimensioniertem Zylinder Alcindoros und werden eins mit der jubelnden Menge der Kinder, welche freudig den Zapfenstreich unter Anführung des Tambourmajors erwarten. So endet der zweite Akt in einem gigantischen Fest, ja als Triumphzug der Kindlichkeit, einer Feier des Lebens im Jetzt, ohne Tristesse und Pflichten, dem sich die Bohémiens bedenkenlos hingeben.
© Teatro Carlo Felice
Gnadenlos bricht die Realität in diese fabelartige Welt hinein: Bereits die ersten Takte des dritten Aktes kündigen harsch und unausweichbar die Realität an. Das noch bunte Häuserbild flankiert eine düstere Realität vor den Toren der Stadt, Soldaten halten in grauen Wintermänteln Wache, tragen Kranke und Betrunkene, von der Sorglosigkeit berauschte fort. Der Frühling Mimìs ist einem unbarmherzigen Winter gewichen. Frau Bartoli lässt hier eine hochkultivierte Piano-Kultur ihrer starken Stimme zum Vorschein kommen und schildert Marcello berührend ihre Trauer „In lui parla il rovello, lo so; ma che rispondergli, Marcello?“. Voller Sehnsucht klingen ihre Worte, behutsam scheinen sie die Erinnerung an die Stunden mit Rodolfo umschließen und behüten, die Erinnerung daran bewahren zu wollen, voller Bangen, dass es kein Wiedersehen geben wird: „Se vuoi… serbarla a ricordo d’amor… Addio, senza rancor“. Doch bauen die kindlichen Alter Egos von Mimì, Marcello und Rodolfo im Hintergrund bereits einen Schneemann und wärmen sich am Feuer der Kindlichkeit. Noch einmal gelingt es ihnen gemeinsam mit Musetta, die illusorische Welt ihrer Phantasien wiederaufzubauen. Noch einmal gelingt es den Bohémiens, der Realität ein Schnippchen zu schlagen. Aus dem fallenden Schnee werden Rosenblätter, die von den Bewohnern der umstehenden Häusern aus Ihren Fenstern über Mimì und Rodolfo gestreut werden, während beide bei rosarot gefärbtem Himmel durch das Stadttor in die graue Welt vor der Stadt Paris schreiten, die Streicher einen weiteren Moment italienischer Grandezza erzeugen, der uns vollkommen verzaubert und weiter in die kindliche Welt von Mimì und Rodolfo entführt – bis der Schlussakkord uns mahnend daran erinnert, dass sich die Zeit nicht aufhalten lässt.
Überhaupt beweist Maestro Francesco Ivan Ciampa an diesem Abend einmal mehr seine herausragenden Qualitäten im Dirigat des italienischen Fachs, welche bei Puccini ganz besonders hervorstechen. Fernab von üblichen Plattitüden arbeitet er einzelne Stellen sorgfältig gemeinsam mit dem Orchester und den Sängern aus und lässt die zahlreichen lautmalerischen Stellen, die Puccini im Werk eingebaut hat, sorgsam wirken. So braucht es einen Moment der Stille, bis das Feuer im Ofen der Bohémiens anspringt und es auch klanglich knistert und springt. Stellen intimster Gefühle werden behutsam und zart ausgearbeitet, die Flöten im Orchester antworten wie eine Vogelstimme auf Mimìs Wunsch nach einem Frühling und die Schneeflocken rieseln greifbar vom Himmel Paris’. Das so erzeugte Klangerlebnis ist an diesem Abend nicht nur eines, an dem Orchester und Sänger jederzeit gemeinsam einen Klang erzeugen. Es bildet ein erstaunlich realistisches Bild der Geschichte, welches fernab jedweden Kitsches und Klischees ist. Somit bildet es einen wunderbaren Kontrast zur bunten Kinderwelt der Protagonisten. Es ist, als wolle die Musik uns an diesem Abend sagen: Es ist schön, wie ihr liebt und lebt, aber denkt daran, dass die Realität euch nicht verschonen wird! Zeitgleich gönnt uns Herr Ciampa jene eskapistischen Momente, kostet sie mit uns gemeinsam in Gänze aus, lässt uns in Puccinis goldener Musik schwelgen, uns von den majestätischen Wellen des Klangs davontragen um uns dann schließlich behutsam auf den Boden der Realität zurückzubringen.
© Teatro Carlo Felice
Diese Rückkehr zur Realität, die im 3. Akt bereits anklang, wird auch szenisch im 4. Akt fortgesetzt. In der Mansarde hängen nun nicht mehr Kinderbilder, sondern nur noch Bilder von Musetta und Mimì – das Refugium der Künstler kann sie vor ihrem Liebeskummer nicht schützen. Noch einmal ziehen vor der Mansarde kindliche Alter Egos vorbei, spielen miteinander, das Liebessehnen Rudolfos und Marcellos wird zu einem fast schon Belcanto-artigem Duett, das geschmeidig wie Öl aus ihren Kehlen rinnt. Das Hinzustoßen von Schaunard und Colline artet schließlich in eine Kissenschlacht aus, die den Gipfel des kindlichen, ja fast schon infantilen Verhaltens der Künstler symbolisiert – sie wollen ewige Kinder bleiben. Erst das Eintreten Musettas, die vom Zustand Mimìs berichtet, markiert dann das abrupte Eindringen der Realität, welches die Künstler erst langsam begreifen. „Vecchia zimarra“ wird zum Abschied von der Phantasiewelt der Künstler, der Mantel zum Symbol der eskapistischen Welt ohne Verantwortung. Gabriele Sagona legt diese Arie fast schon einem Kinderlied gleich an, das nun unvermeidbare Loslassen vom unbeschwerten Leben und der Übernahme von Verantwortung wird noch ein letztes mal spielerisch verarbeitet. Dieses auch weniger trauernd, sondern mehr einsichtig, wohl wissend, dass dieses Dasein als Bohémien von nur begrenzter Dauer sein konnte. „Ora che i giorni lieti fuggir, ti dico addio, fedele amico mio. Addio.“ – gefasst und doch bedrückt, den kommenden Ereignissen fest ins Auge sehend, klingt der Bass Herrn Sagonas und breitet sich majestätisch in seiner Fülle aus.
Noch ein letztes Mal begehren die Geigen gegen diesen Schritt des endgültigen Erwachsenwerdens auf, spielen erneut die Melodie von „soave fanciulla“ und mit den Worten „Sei il mio amor… e tutta la mia vita“ erschafft Frau Bartoli einen weiteren Höhepunkt, den Herr Salas mit den Worten „Ah Mimì, mia bella Mimì“ beschließt. Widerstandslos dringt dieser Moment in unsere Herzen.
© Teatro Carlo Felice
Sanft scheint Mimì in den Tod zu entgleiten und fast schon zärtlich, aber fragil und endgültig muss auch Rodolfo in seiner Trauer von Mimì und dem unbeschwerten Leben als Bohémien loslassen. Im Vordergrund zieht vor der Mansarde ein Wagen vorbei, in dem die kindlichen Alter Egos sich winkend von den Künstlern verabschieden und für immer fortziehen. Vorbei ist sie, die wonnevolle Jugendzeit – „Mia breve gioventù“!
E.A.L.
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ORF – „kulturMontag“: 60. Biennale in Venedig, „Das große Heft“ am Odeon, Bipolar Feminin auf Erfolgskurs
Danach: neues TV-Porträt „Karl Kraus – Die Macht des Wortes“ zum 150. Geburtstag – am 22. April ab 22.30 Uhr, ORF 2
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 22. April 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 gibt u. a. einen Ausblick auf die bevorstehende Jubiläumsausgabe der Kunst-Biennale in Venedig, die von den aktuellen politischen Entwicklungen überschattet ist. Die Sendung befasst sich außerdem mit der Dramatisierung von Ágota Kristófs Antikriegsroman „Das große Heft“, den Jacqueline Kornmüller auf die Bühne des Wiener Odeons bring. Die Regisseurin ist dazu live zu Gast im Studio. Weiters bringt die Sendung ein Porträt der erfolgreichen oberösterreichischen Band Bipolar Feminin, die demnächst mit dem FM4 Amadeus Award ausgezeichnet wird. Anschließend steht die neue Dokumentation „Karl Kraus – Die Macht des Wortes“ (23.15 Uhr) zum 150. Geburtstag des scharfzüngigen Kritikers, Medienmachers sowie Schriftstellers auf dem Programm. Bei der Erstellung des Films wurden KI-Systeme eingesetzt, um Karl Kraus mittels Tonaufnahmen seiner Originalstimme bzw. durch Fotos, aus denen kurze Filmsequenzen generiert werden, zum Leben zu erwecken und seine eigenen Zitate sprechen zu lassen.
Fremde überall – 60. Biennale di Venezia
Ende April öffnet zum 60. Mal die Biennale von Venedig ihre Pforten. „Fremde überall“ nennt der brasilianische Chefkurator Adriano Pedrosa seine Ausgabe der ältesten internationalen Kunstausstellung und stellt erstmals den globalen Süden in den Mittelpunkt. Denn es ist sonst der globale Norden, der in den Giardini den Ton angibt, so wie in der gesamten Kunstwelt. Genau dem möchte Pedrosa mit seiner Biennale entgegenwirken und legt sein Hauptaugenmerk auf Künstler:innen, die selbst Ausländer, Immigranten, Expatriates, Emigranten, Exilanten oder Flüchtlinge sind – insbesondere auf solche, die sich zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden bewegt haben. Schon vor der Eröffnung sorgen Thema wie Teilnehmer für Kontroversen. Ihre Konflikte bringen die Nationen mit. Als besonders brennend wahrgenommen wird der zunehmend eskalierende Krieg im Nahen Osten, der auch die Kunstwelt spaltet. Gegen eine Teilnahme des jüdischen Staates an der Kunstbiennale macht sich die „Art Not Genocide“-Allianz seit Mitte Februar stark und fordert den Ausschluss Israels, Demonstrationen inklusive. Das israelische Biennale-Team um Künstlerin Ruth Patir hat seinen Pavillon zugesperrt und will diesen erst wieder öffnen, wenn ein Waffenstillstand im Gaza-Krieg vereinbart und die Freilassung der von der islamistischen Hamas festgehaltenen jüdischen Geiseln erreicht sei. Die geforderte Politik verurteilt die Proteste aufs Schärfste und betont die Biennale als Raum von Freiheit und Dialog und nicht als einen Ort der Zensur und Intoleranz.
Russland nimmt seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine nicht teil an der internationalen Kunstschau. Neu ist jedoch, dass Putins Reich seinen Pavillon in diesem Jahr kostenlos an Bolivien abtritt. Eines der wenigen südamerikanischen Länder, das zu den ärmsten und strukturschwächsten des Kontinents zählt, war bisher noch nie in Venedig vertreten. Doch die Kunstwelt vermutet weniger die große Geste dahinter, sondern einen geopolitischen Kampf um Ressourcen. Denn Russland versucht, wie auch andere Weltmächte, Zugang zu Boliviens umfangreichen Lithiumreserven zu bekommen – ein wichtiger Rohstoff für Schlüsseltechnologien.
Fast 90 Länder-Pavillons widmen sich dem Generalthema der Biennale. Österreich wird durch Anna Jermolaewa vertreten, die 1989 als politische Oppositionelle aus der UdSSR nach Österreich fliehen musste und hier seitdem als Künstlerin tätig ist. Sie befasst sich in ihrer Arbeit mit Tschaikowskys Ballett „Schwanensee“ – in Russland ein Mittel, eine Chiffre, um stillen Widerstand zu üben und sich ohne Worte gegen das dort herrschende Regime aufzulehnen. Verlangt die Zeit nach Zeichen des politischen Widerstands und des Zusammenhalts, sei es als getanzte Dissidenz auf der Ballettbühne? Was bedeutet das titelgebende „Fremde“ für eine Gesellschaft? Wird damit jeglicher Nationalismus entkräftet?
Mutiger Überlebenskampf – Ágota Kristófs „Das große Heft“ am Odeon
Es ist eine ergreifende und ungeschönte Geschichte, die die ungarische Schriftstellerin Ágota Kristóf in ihrem Roman „Das große Heft“ protokolliert. Darin zeichnet sie das Schicksal zweier heranwachsender Zwillingsbrüder nach, die während des Krieges von ihrer Mutter aufs Land zur Großmutter gebracht werden und rasch lernen müssen, was es zum Überleben braucht. Der Krieg, die Flucht und ihre Folgen waren auch das Lebensthema der Autorin: die Entwurzelung, die Einsamkeit sowie Grausamkeit prägte Ágota Kristóf, die nach dem antisowjetischen Ungarn-Aufstand von 1956 als damals 21-Jährige mit ihrem ebenfalls oppositionellen Ehemann und der damals vier Monate alten Tochter in die Schweiz flüchten musste. Kristóf hatte die 50 schon überschritten, als ihr erster Roman erschien; es sollte gleich ihr bestechendster, wahrhaftigster und brutalster sein, denn er brachte all das zur größten Geltung, was sie als Erzählerin auszeichnet. Die deutsche Regisseurin Jacqueline Kornmüller, die sich hierzulande mit ihren interdisziplinären und interkulturellen Projekten wie der Ganymed-Serie einen Namen machte, wusste schon 1986 beim Erscheinen des Buches, dass sie diesen außergewöhnlichen Text irgendwann auf die Bühne bringen würde. Sie hat den Stoff für die Bühne des Odeon Theaters adaptiert und die kubanischen Zwillingsschwestern Miriam und Mercedes Varga, die schon seit den 1990er Jahren Teil des Serapionstheaters sind, für die Hauptrollen entdeckt. Eine ideale Besetzung für Kornmüller, weist ihre Biografie doch deutliche Parallelen zu der berührenden Geschichte auf. Über das Antikriegsstück, über Flucht und Entwurzelung spricht Clarissa Stadler mit der Regisseurin live im Studio.
Naturgewalt aus Ebensee – Die Band Bipolar Feminin auf Erfolgskurs
Harmlos sehen sie aus die vier, freundlich, zuvorkommend, witzig und bescheiden sind sie. Ihre Musik ist allerdings das Gegenteil: aufwühlend, unversöhnlich, ihre Texte radikal authentisch. Bipolar Feminin nennen sich die vier Oberösterreicher aus dem Salzkammergut. Die 27-jährige Frontfrau Leni Ulrich, Sängerin, Gitarristin und Texterin der Band, ist ein stimmlicher Orkan. Mit Schmäh und Wut lässt sie verbal ordentlich Dampf ab bzw. den Frust aus über den Kapitalismus, der den Menschen zum Konsumwesen herabwürdigt, oder rechnet mit dem immer noch herrschenden Patriarchat ab. Selbstbewusst steuern Bipolar Feminin durch das weite Spektrum von Eingängigkeit und Herausforderung. Schon der Bandname mag irritieren. Dabei ging es der Gruppe aus Ebensee um zwei Pole, die sich aneinander aufreiben, aber dennoch eins sind, wie Ulrich das künstlerische Schaffen zusammenfasst. Es ist das Reibungsfeld, das die Musiker interessiert, nicht nur die reine Ablehnung. In ihrem ausgefransten Indie-Rock bis Grungepunk, der manchmal an Oasis oder Nirvana erinnert, dominieren die Stromgitarren. Vor mittlerweile fünf Jahren hat sich das Quartett in Wien gegründet, denn der als trügerischen empfundenen Idylle des Salzkammerguts will Bipolar Feminin rasch entkommen. 2022 erschien mit „Piccolo Family“ ihre erste EP, nun liegt das Debütalbum „Ein fragiles System“ vor und feiert Erfolge. Dafür wird die Band demnächst mit dem FM4 Amadeus Award ausgezeichnet.
Neues TV-Porträt „Karl Kraus – Die Macht des Wortes“ (23.15 Uhr)
Karl Kraus war ein Allround-Publizist: Journalist, Lyriker, Dramatiker, Satiriker, Visionär, Zeitungsherausgeber, Kritiker und Medienpionier. Und er war ein Mensch voller Widersprüche und Haltungen, mit denen er heute gewaltig anecken würde. Der Film „Karl Kraus – Die Macht des Wortes“ von Franz Gruber und Susanne Pleisnitzer tastet sich ganz nahe an diese unbequeme Figur heran, und zwar über Menschen – Künstler:innen und Forschende –, die sich einen Zugang zu seiner Person und zu seinem Werk erarbeitet haben. Gelesen wird Karl Kraus heutzutage so gut wie gar nicht mehr. Zu gedrechselt sein Satzbau, zu zeitbezogen die Inhalte. Dennoch befasste er sich mit gesellschaftlichen Fragen, die heute noch Berechtigung haben. Es existiert trotz alledem eine eingeschworene Community, die viel Liebe, Zeit und Geld in die Erforschung seines Lebens investiert – darunter durchaus auch junge Leute. Es sind die Widersprüche, die bei der Beschäftigung mit Kraus auffallen und Rätsel aufgeben. Da ist seine Wandlung vom Kaisertreuen zu einem der ersten Kriegsgegner während des Ersten Weltkriegs, oder jene vom Unterstützer der Sozialdemokratie zum wortreichen Befürworter des austrofaschistischen Diktators Engelbert Dollfuß. Ein weiterer Widerspruch ist sein verbissener Kampf gegen die Korruption im Zeitungswesen, während er mit der im Eigenverlag herausgegebenen „Fackel“ genau das betreibt, was man heute „Empörungsbewirtschaftung“ nennt – eine der Geschäftsgrundlagen des Boulevardjournalismus.
Da sind die von seiner langjährigen Geliebten Sidonie Nádherná von Borutín zeitweise als erdrückend empfundenen Liebesbezeugungen, während man in seinem Werk nicht lange nach frauenfeindlichen Äußerungen suchen muss. Da sind antisemitische Äußerungen, obwohl Kraus selbst jüdische Wurzeln hat. Und da ist der Technikskeptiker, der beim Untergang der Titanic und anderen Gelegenheiten die blinde Fortschritts-Gläubigkeit seiner Zeitgenossen geißelt – selbst aber bald zu einem der ersten Vielflieger Österreichs wird. Zu Wort kommen u. a. Katharina Prager, ausgewiesene Kraus-Expertin und Kraus-Nachlassverwalterin, Isabel Langkabel, begeisterte Kraus-Forscherin, der Zitateforscher und Blogger Gerald Krieghofer, Kabarettist Hosea Ratschiller oder Burgschauspieler Cornelius Obonya. 88 Jahre nach dem Tod des umstrittenen Publizisten beantwortet dieser Film die Frage, ob sich hinter der weit- und scharfsichtigen, laut polternden, intellektuell oft überfordernden und scheinbar egomanischen Figur noch jemand anderer verbirgt, den es zu entdecken lohnt.