Die brillante „Zeffirelli-Carmen“ mit Weltklasse-Sängern in Verona  

Clémentine Margaine © Dario Acosta

In dem Jahrhundert, seit die mehrmonatigen Sommer-Festspiele in der römischen Arena von Verona durchgeführt werden, stand Bizets „Carmen“ nach Verdis „Aida“ an zweiter Stelle der hier meistgespielten Opern – insgesamt nicht weniger als 281 Vorstellungen (dennoch deutlich hinter den 736 der „Aida“). Und der Zufall will es, dass ebenfalls vor genau Hundert Jahren Franco Zeffirelli, der Großmeister grandioser Kinofilme und Operninszenierungen, in Florenz geboren wurde. 1995 begann er mit seinen grandiosen Inszenierungen in der Arena von Verona – und zwar als erstes mit just dieser faszinierenden „Carmen“, welche wir nun schon in der zweiten Saison miterleben durften.

Seine „Carmen“-Inszenierung übertrifft in ihrer farbenfrohen Lebendigkeit, dem Gedränge der ungezählten Choristen, Statisten, Tänzern, Pferden und Eseln inmitten eines idealisierten Kulissen-Sevilla und angetan mit den herrlichsten Kostümen bei weitem all das, was man selbst auf den bedeutendsten Bühnen weltweit zu sehen bekommt – ein großzügig überdimensionierter, Realität gewordener Film: atemberaubend. Fast  wird es da schwierig in dem Getümmel mit den vielen kleinen Nebenhandlungen die singenden Solisten zu orten und der teils dramatischen, teils so berührenden Handlung dieser Oper zu folgen. Musikalisch (am Pult der unübertreffliche Daniel Oren) und tänzerisch (Compañia Antonio Gades) eine grandiose Glanzleistung, vom Publikum mit kaum enden wollenden Standing Ovations umjubelt.

Arena di Verona Opera Festival, 24. August 2023

Georges Bizet, Carmen

Dirigent: Daniel Oren

Regie und Bühne: Franco Zeffirelli
Kostüme: Anna Anni
Licht: Paolo Mazzon
Choreographie: El Camborio

Carmen: Clémentine Margaine
Micaëla: Daniela Schillaci
Don José: Vittorio Grigolo
Escamillo: Gezim Myshketa

Orchester, Chor, Ballett, Techniker der Fondazione Arena di Verona
Chormeister: Roberto Gabbiani
Compañia Antonio Gades unter Stella Arauzo

von Dr. Charles E. Ritterband

Die französische Mezzosopranistin Clémentine Margaine zeigte sich als Carmen den Dimensionen dieser nun fast schon legendären Inszenierung würdig: Mit ihrem warmen, edel patinierten, tiefen Mezzo – hochdramatisch in der Darstellung, doch niemals übertrieben. „Georges Bizet, Carmen
Arena di Verona Opera Festival, 24. August 2023“
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Harnoncourts Mozart-Aufnahmen sind ein ideales Gepäck für die „Einsame Insel“

CD-Rezension:

Mozart

Symphonies
Serenades
Overtures

Nikolaus Harnoncourt

15 CD Warner 5054197360749

von Peter Sommeregger

Als der österreichische Dirigent Nikolaus Harnoncourt im März 2016 nach langer Krankheit verstarb, hinterließ er eine beeindruckend umfangreiche Diskographie. Einen wesentlichen Teil davon nimmt seine lebenslange Beschäftigung mit der Musik Mozarts ein. Zur Freude von Harnoncourts zahlreichen Verehrern hat nun Warner eine umfangreiche, 15 CDs umfassende Box mit Orchesterwerken Mozarts herausgebracht, die fast schon enzyklopädischen Charakter hat. „CD-Rezension: Mozart, Symphonies, Serenades, Overtures
klassik-begeistert.de, 25. August 2023“
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Bayreuth: Andreas Schager haut das Festspielhaus mit seinem Stahlkraft-Siegfried völlig vom Sockel

Siegfried 2023 © Enrico Nawrath

Dieser Heldentenor fürchtet weder Wotan Speeres Spitze noch vorwärtsdrängende Orchesterklänge. Trommelfelle schwingen, Ambosse klingen: Zusammen mit Pietari Inkinens furiosem Orchester und Daniela Köhlers brillanter Brünnhilde haut Andreas Schagers Siegfried die Stimmung im Bayreuther Festspielhaus völlig vom Sockel. Nur für das Regie-Team um Valentin Schwarz gibt es nach wie vor heftige Buh-Rufe. Ausnahmsweise mal zu Unrecht!

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 24. August 2023

Siegfried
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Anscheinend hat Andreas Schager – der schon in den letzten Vorstellungen mit seiner Stahlkraftstimme immer wieder furchtlos das Festspielhaus dominiert hat – den richtigen Turbo nochmal für den Festspielschluss angespart. Denn an seinem drittletzten Bayreuth-Auftritt dieses Jahr schmeißt er alles heraus, was er an Stahlkraftstimme in seinen Lungen die letzten Tage und Wochen eingelagert hatte. Als halbtrunkener Jugendlicher hopst er mit seinem Schwert über die Bühne und findet seine Gesellen vielmehr in stimmlichen Bären als gewöhnlichem Operngesang.  „Richard Wagner, Siegfried
Bayreuther Festspiele, 24. August 2023“
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Dieser Parsifal goutiert sich wesentlich angenehmer ohne als mit Brille... und vor allem ohne Applaus mitten im Schlussakkord

Parsifal 2023 © Enrico Nawrath

Von Pablo Heras-Casado blumigen Dirigat bis Ekaterina Gubanovas brillanter Kundry, blüht, singt und triumphiert die Musik im Festspielhaus. Auf der Bühne spielt eine spannende Inszenierung von Jay Scheib… die leider von der Operninnovation des Jahres, die AR-Brillen, weitgehend verdeckt wird.

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 24. August 2023

Parsifal
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Zum Spielzeitende darf auch ich eine der begehrten Parsifal-Brillen aufsetzen. Einmal diese neue Augmented-Reality – auf gut Deutsch auch „Erweiterte Realität“ – Technik,  die seit einem Jahr zum Dauerdiskussionsthema der Opernwelt geworden ist, ausprobieren. Die einen mögen’s, die anderen eher nicht so. Und dann gibt es die, die sich zum ExpertInnen in dieser Sache erklären, ohne je so eine Brille auf dem Kopf gehabt zu haben! „Richard Wagner, Parsifal
Bayreuther Festspiele, 24. August 2023“
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Beherzte italienische Kanzonetten und viel mehr…

Tetsuro Ban mit Konzertmeisterin © Dietmar Hurnaus

11. LECH CLASSIC FESTIVAL 1.-2. August 2023

KONZERTSAAL IM SPORT.PARK.LECH

von Dr. Klaus Billand

Der zweite Tag des Lech Classic Festivals am 1. August stand unter dem Motto „O sole mio“, und das völlig zurecht! Denn als der kirgisische Tenor Jenish Ysmanov auf die Bühne kam, locker und ins Publikum wie eben die sole, auch als Sonne bekannt, in das Publikum strahlte und dann „O sole mio“ von Eduardo Di Capua als die erste von mehreren italienischen Kanzonetten mit seinem beeindruckenden und bestens geführten, ebenso kraftvollen wie höhensicheren Tenor sang – da hatte er den ganzen Saal sofort auf seiner Seite. „11. LECH CLASSIC FESTIVAL 1.-2. August 2023
Lech“
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Cristian Măcelaru hinterlässt mit Brahms einen besten Eindruck

Wolkenturm, Grafenegg, 24. August 2023 

Johannes Brahms: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in d-moll op. 15
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 1 in c-moll op. 68

Rudolf Buchbinder, Klavier

Budapest Festival Orchestra Cristian Măcelaru
Cristian Măcelaru, Dirigent


von Herbert Hiess

Widrige Umstände machten es möglich, dass das treue Grafenegger Publikum das Budapest Festival Orchestra im Abstand von fast einer Woche noch einmal hören konnte und das in veränderter Konstellation. „Budapest Festival Orchestra Cristian Măcelaru, Rudolf Buchbinder
 Wolkenturm, Grafenegg, 24. August 2023 “
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Die georgische Pianistin Sepashvili kombiniert Musik eines Landsmannes mit den Préludes von Chopin

CD-Tipp:

Ketevan Sepashvili
Moments

Ars 38 638

von Peter Sommeregger 

Die georgische Pianistin Ketevan Sepashvili kann bereits auf eine erfolgreiche Karriere nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch auf Internationalen Festivals zurückblicken. Großen Erfolg hatte sie bei ihrem Debüt-Konzert im Wiener Musikverein, das zu CD-Einspielungen beim österreichischen Label Gramola führte. „CD-Rezension: Ketevan Sepashvili, Moments
klassik-begeistert.de, 25. August 2023“
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Endlich gibt es eine Szymanowski-CD von Krystian Zimerman

Ein hinreißend dargebotener Streifzug durch das Klavierschaffen des polnischen Komponisten Karol Szymanowski

Krystian Zimerman
Karol Szymanowski: Piano Works

Deutsche Grammophon, DG 486 3007

von Brian Cooper, Bonn

Krystian Zimerman ist einer der seriösesten Musiker, die man sich vorstellen kann. Von außen betrachtet mag es ziemlich spleenig wirken, zu allen Konzerten mit eigenem Flügel anzureisen. (Im Klavierdepot der Kölner Philharmonie beispielsweise stehen mehr als eine Handvoll Flügel zur Auswahl bereit.) Und sein Instrument kann er auseinanderbauen und wieder zusammensetzen wie andere ihren VW Käfer. Oder ihren Minibus mit Schweizer Kennzeichen, wie ich ihn in der vorletzten Saison an der Wuppertaler Stadthalle geparkt sah. Wer weiß, wahrscheinlich kann Herr Zimerman auch an Autos schrauben. „CD-Rezension: Krystian Zimerman
Karol Szymanowski: Piano Works
klassik-begeistert.de, 25. August 2023“
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DIE FREITAG-PRESSE – 25. AUGUST 2023

Stephen Gould (Tristan) © Bayreuther Festpiele / Enrico Nawrath

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 25. AUGUST 2023 

Der Held verlässt die Bühne
(Bezahlartikel)
Im vergangenen Jahr galt er als „Iron Man“ der Bayreuther Festspiele, nun beendet der Wagner-Startenor Stephen Gould seine Karriere.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/stephan-gould-tristan-siegfried-1.6159327

Gastkommentar von Ioan Holender: : Wohin will die Oper heute?
Liebe Opernfreunde, üben Sie sich in Geduld! Was heute modern ist, ist morgen altmodisch; was heute in ist, ist morgen out. Wie auch immer man die Entwicklung der Kunstgattung Oper – heute auch als Musiktheater bezeichnet – betrachtet, es ist eine Tatsache, dass sich deren Aufführungsform radikal geändert hat. Wenn Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die Besetzung der Gesangssolisten dominant und ausschlaggebend für den Besuch einer Vorstellung war, sind diese seit einiger Zeit in den Hintergrund geraten.
Die Presse.com

Salzburg
Stardirigent Gardiner sagt nach „Watschen-Affäre“ Auftritt ab
Gardiner entschuldigte sich bei Sänger für Ohrfeige. Assistent Dinis Sousa soll bei Salzburger Festspielen und Musikfest Berlin dirigieren.
Kurier.at

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Ein neuer „Ring“ sollte bald kommen

Fotos: Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Richard Wagner
Siegfried


Wiener Staatsoper, 25. Juni 2023

von Dr. Klaus Billand

Im Rahmen des 2. „Ring“-Durchgangs an der Wiener Staatsoper der Saison 2022-23 präsentierte sich Klaus Florian Vogt zum zweiten Mal als junger Siegfried im Haus am Ring nach seinem großartigen Rollendebüt am 5. März 2023 an der Oper Zürich. Mit dieser sich nun dem Ende neigenden, in der Tat auch abgespielt wirkenden und nie wirklich begeisternden Produktion von Sven-Eric Bechtolf, die bald durch eine neue ersetzt werden soll, wollte Franz Welser-Möst zum letzten Mal einen „Ring“ dirigiert haben. Irgendwie wirkte sein Dirigat auch bei weitem nicht so beherzt, wie es einem noch in den Ohren vom „Ring“ Ádám Fischers bei den Wagner Tagen Budapest im Müpa ein paar Tage zuvor klang (siehe weiter unten). „Richard Wagner, Siegfried
Wiener Staatsoper, 25. Juni 2023“
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