Dramatisch, aufgeregt, abgeklärt und jenseitig: Thielemann dirigiert Mahlers Dritte

10. Sinfoniekonzert von Sächsische Staatskapelle Dresden am 21.05.2023 in der Semperoper, Foto: Oliver Killig


Sächsische Staatsoper Dresden, 21. Mai 2023


Gustav Mahler
Symphonie Nr. 3 d-Moll

Musikalische Leitung: Christian Thielemann

Altsolo: Christa Mayer
Damen des Sächsischen Staatsopernchores Dresden
Kinderchor der Semperoper Dresden

Sächsische Staatskapelle Dresden

von Kirsten Liese

Die letzte Vorstellung der Meistersinger liegt gerade eine Woche zurück, da steht bei Christian Thielemann schon ein weiteres gewaltiges Opus auf dem Programm. Viel Zeit zum Proben zwischen Oper und diesem 10. Sinfoniekonzert blieb also nicht, aber das sollte der Wiedergabe von Mahlers Dritter nicht zum Nachteil geraten, im Gegenteil:  Auch diese  – verglichen mit Brucknersinfonien – noch weniger vertraute Partitur ergründete Thielemann tiefgründig bis in kleinste Einheiten hinein. „Gustav Mahler, 3. Symphonie
Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann“
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Die Londoner Regents Opera begeistert mit der „Walküre“ im großen Freimaurer-Tempel

Fricka, Ingeborg Novrup Borch and Wotan, Keel Watson all photos © Steve Gregson

Die hoch aufragende Londoner „Freemason’s Hall“ im Covent-Garden-Viertel, erbaut um 1930 im Art-Déco-Stil, ist eines der prachtvollsten Gebäude der britischen Hauptstadt. In auffälligem Gegensatz zu Freimaurer-Tempeln in Kontinentaleuropa stehen die Türen dieses Tempels dem Publikum weit offen, es werden regelmäßig Führungen angeboten und, vor allem, kulturelle Veranstaltungen abgehalten. So auch die quasi-konzertante Aufführung von Wagners Ring-Zyklus. Die in der zweiten Hälfte Mai dargebotene „Walküre“ mag zwar szenisch einige Fragwürdigkeiten aufgewiesen haben – musikalisch war sie jedoch geradezu phänomenal und wurde vom Publikum denn auch mit anhaltenden „standing ovations“ gefeiert.

Richard Wagner, “Die Walküre”,
Regents Opera in der Freemason’s Hall

Großer Freimaurer-Tempel, London Covent Garden, 21. Mai 2023

Dirigent: Ben Woodward
Regie: Caroline Staunton
Brünnhilde: Catharine Woodward
Wotan: Keel Watson
Fricka: Ingeborg Novrup Borch
Hunding: Gerrit Paul Groen
Sieglinde: Justine Viani
Siegmund: Brian Smith Walters


von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Was das 21-köpfige Orchester der Regents Opera unter der Stabführung des britischen Dirigenten Ben Woodward  in dieser über vierstündigen Aufführung der „Walküre“ zu leisten vermochte, war schlicht überragend:

(c) Dr. Charles Ritterband

Mit diesem im Verhältnis zu den üblichen Wagner-Orchestern der großen Opernhäuser doch recht kleinen Klangkörper erzielte dieses Ensemble einen genuinen Wagner-Sound. Alle Feinheiten und andererseits auch die grandiosen Momente wurden präzise und engagiert herausgearbeitet – die überraschend fantastische Akustik der Freemason’s Hall unterstützte den hervorragenden Klang. Die großen Orgeln des Tempels kamen, sehr ungewöhnlich für diese Oper, sparsam aber überaus wirkungsvoll zum Einsatz. „Richard Wagner, “Die Walküre”
Regents Opera in der Freemason’s Hall, 21. Mai 2023“
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„Blaze of Glory!“ – die Welsh National Opera zelebriert die Tradition der walisischen Minenarbeiter-Chöre

Die Welsh National Opera – eine der besten Opern-Companies Großbritanniens – geht mit einer Produktion auf Tour, welche den Kern des walisischen Musikschaffens in heiter-unterhaltsamer aber historisch authentischer Weise thematisiert: Die Chöre der walisischen Kohlen-Minenarbeiter. Daraus ist zwar nicht wirklich eine Oper, aber eine Revue entstanden, die sich sehen und hören lässt!

“Blaze of Glory!”
Inszenierung in zwei Akten.
Komponiert und arrangiert von David Hackbridg Johnson
Libretto von Emma Jenkins

Regie: Caroline Clegg
Dirigent: Stephen Higgins
Bühne: Madeleine Boyd

Welsh National Opera WNO, Gastspiel im Mayflower Theatre, Southampton, 20. Mai 2023


von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Der Kohlenbergbau war die wichtigste Industrie während des zweiten Teils der Industriellen Revolution in Großbritannien. Die Bedingungen in den Kohlenminen von Süd-Wales waren oft hart, ja geradezu brutal. Im Verhältnis zu anderen britischen Bergbau-Regionen waren dort mehr Unfälle und Opfer zu verzeichnen. Der Chorgesang entwickelte sich zu einem musikalischen Trost, einer Gegenwelt, in welche sich die hart arbeitenden und große Entbehrungen auf sich nehmenden Minenarbeiter flüchteten. Dass den Walisern der Gesang gewissermaßen im Blut liegt, ist sicher keine Übertreibung. Von den rasch um sich greifenden Minen-Stillegungen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden viele Minendörfer wirtschaftlich schwer betroffen. Viele Familien wurden ihrer Existenzgrundlage beraubt. Die Auftritte der Chöre brachten nicht nur Ruhm sondern auch – in bescheidenem Maße – Geld, das zu Hause als existentieller Zustupf höchst willkommen war. „Welsh National Opera WNO, Gastspiel im Mayflower Theatre,s
Southampton, 20. Mai 2023“
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Christian Zacharias weckt das Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música aus der Lethargie

Christian Zacharias – Pianist und Dirigent Fotos – Christian

Christian Zacharias führt das Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música durch ein spannendes Programm. Das Orchester scheint ihm jedoch erst nach der Pause in Schumanns vierter Sinfonie wirklich folgen zu wollen. Zurück bleibt ein gemischter Eindruck zwischen Ignoranz und gepflegter Langeweile auf musikalisch gehobenem Niveau.

Porto, Casa da Música, 19. Mai 2023

Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música
Leitung und Klavier: Christian Zacharias

Johannes Brahms
Serenade Nr. 2 A-Dur, op. 16

Robert Schumann
Introduktion und Allegro appassionato. Konzertstück für Klavier und Orchester G-Dur, op. 92

Robert Schuman
Sinfonie Nr. 4 d-Moll, op. 120

von Petra und Dr. Guido Grass

Auch mehr als 15 Jahre nach seiner Eröffnung ist das Casa da Música in Porto ein echter Hingucker, dessen Besuch sich aus musikalischen, aber auch architektonischen Gründen lohnt. Heute führt uns die Musik her. Obwohl Schumann und Brahms zu den besonders gerne gespielten und gehörten Komponisten gehören, werden zumindest die ersten beiden Werke des heutigen Abends seltener aufgeführt: eine Serenade, die beinahe eine Sinfonie ist, ein Konzertstück, das ein zweisätziges Klavierkonzert sein könnte und schließlich eine Sinfonie, die doch noch stark an eine sinfonische Fantasie erinnert. „Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música, Christian Zacharias Leitung und Klavier
Porto, Casa da Música, 19. Mai 2023“
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DIE MONTAG-PRESSE – 22. Mai 2023

© WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN / MICHAEL PÖHN

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 22. Mai 2023 

Wiener Staatsoper
Karmeliterdialoge am Holzgerüst in der Wiener Staatsoper
Nicht Liebestod und Liebesschmerz, sondern schlicht die Todesangst herrschte am Sonntagabend in der Wiener Staatsoper. Mit Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites“ setzte man bei der letzten Spielzeitpremiere auf einen Klassiker des 20. Jahrhunderts, der erstmals in französischer Originalfassung am Haus zu hören war. Dabei verzichtet die Salzburger Regisseurin Magdalena Fuchsberger bei ihrem Hausdebüt auf eine Interpretation, welche die Sperrigkeit des Stücks abmildert.
vol.at

„Dialogues des Carmélites “ an der Staatsoper: Zahme Bilder, intensive Musik
Erste Inszenierung der Poulenc-Oper nach fast 60 Jahren an der Wiener Staatsoper. Musikalisch weitgehend überzeugend, szenisch bieder, brav und auch verwirrend – mit „Dialogues des Carmélites “ ist die einzige abendfüllende Oper von Francis Poulenc nach fast 60 (!) Jahren wieder im Haus am Ring zu sehen und vor allem zu hören.
Kurier.at

Bonn
East Meets West: Daniel Hope & Freunde bei der Beethoven-Woche
Im Jungen Theater Bonn gibt es einen Streifzug durch von anderen Kulturen inspirierte Musik – und eine gelungene Hommage an Ravi Shankar und Yehudi Menuhin
Von Brian Cooper
Klassik-begeistert.de

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Ich erlebe mich als beteiligtes Sandkorn der zukünftigen Gestaltung von Kunst

Marstallcafé, München, 9./11./13./16./18. Mai 2023

von Frank Heublein

An allen Vorstellungsabenden außer der Premiere von „Il ritorno / Das Jahr des magischen Denkens“ finden direkt danach im Marstallcafé Nachgespräche über die Produktion statt. Die Produktion ist eine Fusion von Claudio Monteverdis Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ und den Memoiren Text Joan Didions „Das Jahr des magischen Denkens“. Meine Eindrücke zu dieser Produktion habe ich unter https://klassik-begeistert.de/ja-mai-festival-il-ritorno-das-jahr-des-magischen-denkens-cuvilliestheater-muenchen-7-mai-2023/ formuliert.

„Bericht zu den Nachgesprächen zu Il ritorno/ Das Jahr des magischen Denkens
21. Mai 2023“
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Der „Big Apple“ schmeckt nach Leidenschaft! – Ein musikalisches Multikulti-Programm aus New York

Tzimon Barto Photo Malcolm Yawn

  1. Symphoniekonzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle, 21. Mai 2023 

Leonard Bernstein, Symphonische Tänze aus „West Side Story“
George Gershwin, Concerto in F
Sergei Rachmaninow, Symphonische Tänze op. 45


Stefan Vladar, Dirigent
Tzimon Barto, Klavier
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

von Dr. Andreas Ströbl

Wer sich auf ein beschauliches, muggeliges Sonntagmorgen-Konzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle eingestellt hatte, wurde gleich mit den ersten Takten eines Besseren belehrt. Die „Symphonischen Tänze“ sind gleichsam die musikalische Quintessenz aus Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“ und wenn diese charakteristische Mixtur aus verschiedenen Jazz-Genres, lateinamerikanischen Rhythmen und der europäischen Opernmusik so pfeffrig dargeboten wird wie vom Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck unter der Leitung von GMD Stefan Vladar, dann möchte man am liebsten aus den Sitzreihen springen. „8. Symphoniekonzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle,
Lübeck, 21. Mai 2023“
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Daniels vergessene Klassiker Nr 21: Lera Auerbach –Sinfonie Nr. 1 „Chimera“ (2006)

https://www.arithmeum.uni-bonn.de/konzerte/details/lera-auerbach

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

 

von Daniel Janz

Zeitgenössische Musik – da gibt es nur Chaos und verkopfte Experimente. Nicht nur Klassikliebhaber prägen solche Klischees. Gepaart mit dem Vorurteil, dass Klassik ansonsten nur durch alte, weiße Männer bestimmt wird, jagt dieser Eindruck heutzutage das Publikum aus den Konzertsälen. In der Folge hat Klassische Musik unter der aktuellen Jugend einen seltsam schlechten Stand, obwohl Orchestermusik als Filmmusik oder in Social-Media-Formaten präsenter ist, als jemals zuvor. Dass sich solche Klischees trotzdem halten, kann nur an einer Versteifung unserer Konzertbetriebe auf einige wenige Komponisten (♂) und Klangideale liegen. Der Beitrag heute soll daher einmal den Blick auf eine Person lenken, die als zeitgenössisch komponierende Frau gleich mit beiden Klischees bricht: Lera Auerbach. „Daniels vergessene Klassiker Nr 21: Lera Auerbach –Sinfonie Nr. 1 „Chimera“ (2006)
klassik-begeistert.de, 21. Mai 2023“
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Ivan Ilić spielt auf dem neuen Shigeru Kawai

Konzert
Berliner Philharmonie am 21. Mai 2023

Zu Flügeln hat Ivan Ilić schon lange einen besonderen Bezug. Ein neuer Flügel motiviert ihn. Am 21. Mai will er sein Publikum an dieser künstlerischen Symbiose zwischen Interpret und Instrument teilhaben lassen. Auf dem Programm steht unter anderem Anton Reichas zweites Klavierkonzert zusammen mit den Berliner Symphonikern unter Leitung von Hansjörg Schellenberger. „Ivan Ilić spielt auf dem Flügel
Berliner Philharmonie am 21. Mai 2023“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 21. Mai 2023 

Sara Jakubiak (Francesca) und Ivan Inverardi (Giovanni) in Zandonais Oper „Francesca da Rimini“ an der Deutschen Oper © Monika Rittershaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE – 21. Mai 2023 

„Francesca da Rimini“: So lief die Premiere in Berlin
Christof Loys Inszenierung von „Francesca da Rimini“ wurde an der Deutschen Oper erstmals vor Publikum gezeigt.
BerlinerMorgenpost.de

Berlin
„Francesca da Rimini“ an der Deutsche Oper Berlin: Seelenbeben an der Adria
Endlich vor vollem Haus zu erleben. Christof Loys Inszenierung von Riccardo Zandonais Renaissance-Musikdrama „Francesca da Rimini“ an der Deutschen Oper.
Tagesspiegel.de

Berlin
Premiere in der Deutschen Oper Berlin „Francesca da Rimini“ von Riccardo Zandonai (Podcast)
rbb.online.de

„DIE SONNTAG-PRESSE – 21. Mai 2023 “ weiterlesen