Sommereggers Klassikwelt 185: Clemens Krauss war ein großer Dirigent, aber auch ein ebenso großer Opportunist

Foto: wikipedia.org

von Peter Sommeregger

 Am 31. März 1893 wird Clemens Krauss in Wien geboren. Der uneheliche Sohn einer Tänzerin und eines höheren Militärs trägt den Mädchennamen seiner Mutter. Bereits als Kind zeigt sich seine musikalische Begabung, er wird 1902 Sängerknabe an der Wiener Hofmusikkapelle, später studiert er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde Klavier, Komposition und Chorleitung. „Sommereggers Klassikwelt 185: Clemens Krauss war ein großer Dirigent, aber auch ein ebenso großer Opportunist“ weiterlesen

Die Mezzosopranistin Lena Belkina spannt in Wien einen großen Gesangsbogen

Lena Belkina © Stefan Seelig

Großer Ehrbar Saal, Wien, 12. Mai 2023

Lieder von Dvořák, Schubert, Liatoshynskyi, Ravel und de Falla

Lena Belkina, Mezzosopran
Alejandro Picó-Leonís, Klavier


von Dr. Rudolf Frühwirth

Die ukrainische Mezzosopranistin Lena Belkina war am 12. Mai 2023 zu Gast im großen Ehrbar Saal im Rahmen der Schubertiade Wieden. Für alle, die Wien nicht so gut kennen: Wieden ist der 4. Wiener Gemeindebezirk und beherbergt auch die Ehrbar Säle, erbaut von 1876 bis 1877. Nach einer wechselvollen Geschichte werden die Säle heute von der Klaviermanufaktur C. Bechstein betrieben.

Der Bogen, den Lena Belkina spannte, reichte von Schubert über Dvořák, Ravel und de Falla bis zum 1968 verstorbenen ukrainischen Komponisten Borys Liatoshynskyi. Sie sang also in nicht weniger als fünf Sprachen. Alejandro Picó-Leonís, der Initiator und künstlerischen Leiter der Schubertiade, war der Sängerin ein stilsicherer und einfühlsamer Begleiter. Er spielte einen Bechstein-Flügel, dessen warmer Klang mir sehr gut gefiel. „Lena Belkina, Mezzosopran, Alejandro Picó-Leonís, Klavier
Großer Ehrbar Saal, Wien, 12. Mai 2023“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. Mai 2023 

Bildquelle: Wilfried Hösl

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 17. Mai 2023 

Ein bisschen Frieden: Verdis „Aida“ an der Bayerischen Staatsoper
Draußen tobt der Krieg, drinnen brüten alle einer ungewissen Zukunft entgegen. Damiano Michieletto holt „Aida“ in ein nicht näher definiertes Heute. Die Münchner Premiere lässt einen merkwürdig kalt.
MuenchnerMerkur.de

München
Anti-Kriegs-Aida – Verdis Exotismus-Kostüm kommt in München im Hier und Heute an
Wo spielt die Handlung? In Bangladesch? In Malaysia? Am Hindukusch zwischen Pakistan und Indien und den Sikhs? Im Jemen oder im Sudan oder in Libyen oder Kurdistan? Und natürlich in der Ukraine! Ganz aktuell von dort kommt die Bühne des Münchner Nationaltheaters – durchweg mit dem unsichtbaren Diktum Leo Tolstois „Einen Krieg verliert man immer“ überschrieben. Das mochte ein Teil des Premierenpublikums „nicht noch einmal“ und buhte – ehe dann der Beifall doch überwog.
NeueMusikzeitung/nmz.de

München
Die neue Münchener Aida kommt als monumentales Kammerspiel daher
Beim Betreten der Bayerischen Staatsoper wird mir ein knallpinkes Programmheft in die Hand gedrückt. Als hätte ich es geahnt: Ich zücke meinen Magenta-farbenen Kuli, um auf meinem pinken Block mitzuschreiben. So viel Farbe wird es den ganzen Opernabend nicht wieder geben. Die Münchener Erstproduktion des aus Venedig stammenden Regisseurs Damiano Michieletto lebt von Kontrasten. Verdis bombastische Monumentalmusik lässt eine große ägyptische Kulisse inclusive Elefanten erwarten. Stattdessen wird das Publikum in eine vom Krieg zerbombte Turnhalle entführ.
Von Dr. Petra Spelzhaus
Klassik-begeistert.de

Muntere Märsche  (Bezahlartikel)
An der Bayerischen Staatsoper inszeniert Damiano Michieletto die Kriegsoper „Aida“ von Giuseppe Verdi. Und scheitert grandios.
SueddeutscheZeitung.de

Neuer Klassiker – Aida reloaded an der Münchner Staatsoper – Audio
Deutschlandfunk.de

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Die neue Münchener Aida kommt als monumentales Kammerspiel daher

Bildquelle: Wilfried Hösl

Nationaltheater, München, 15. Mai 2023 Premiere 

AIDA
Oper in vier Akten (1871)

Libretto von Antonio Ghislanzoni nach einem Handlungsentwurf von Auguste Mariette Bey und einem Szenarium von Camille Du Locle.

Komponist  Giuseppe Verdi
In italienischer Sprache. Mit deutschen und englischen Übertiteln. Neuproduktion.


von Dr. Petra Spelzhaus

Beim Betreten der Bayerischen Staatsoper wird mir ein knallpinkes Programmheft in die Hand gedrückt. Als hätte ich es geahnt: Ich zücke meinen Magenta-farbenen Kuli, um auf meinem pinken Block mitzuschreiben. So viel Farbe wird es den ganzen Opernabend nicht wieder geben. „Giuseppe Verdi, Aida
Nationaltheater, München, 15. Mai 2023 Premiere “
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 16. Mai 2023

Bryn Terfel (Scarpia) und Maria Agresta (Floria Tosca). © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

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DIE DIENSTAG-PRESSE – 16. Mai 2023 

Wiener Staatsoper:
Bryn Terfel war die Sensation in der „Tosca“ an der Wiener Staatsoper
Piotr Beczała als Cavaradossi brillierte in Puccinis Oper ebenso, Maria Agresta berührte in der Titelpartie
DerStandard.co.story

Das Haus am Ring tobt: Der Tenor Piotr Beczała singt zweimal Puccinis Jahrhundert-Arie – diese „Tosca“ in Wien ist ein Meilenstein
Drei phantastisch aufgelegte Sänger zeigten anderen Opernhäusern, wo heute die Messlatte anzusetzen ist: Die Sopranistin Maria Agresta als Floria Tosca, der Tenor Piotr Beczała als Mario Cavaradossi und der Bassbariton Bryn Terfel als Baron Scarpia sangen auf einem so hohen, bewegenden und makellosen Niveau, dass vielen Zuschauern die Tränen flossen; es war der Abend der Atemlosigkeit und der Gänsehaut.
Von Andreas Schmidt
Klassik-begeistert.de

Wien/Staatsoper „Tosca“ –
„Das Böse an sich“
Bryn Terfel ist wieder an der Wiener Staatsoper als Scarpia zu Gast, um mit Tosca „Katz und Maus“ zu spielen – und wenn dann noch Pjotr Beczała den Cavaradossi gibt, schlagen die Herzen der Wiener Opernfans so schnell und aufgeregt wie nur mehr selten. Als dritte im Bunde machte Maria Agresta als Tosca gute Figur.
http://www.operinwien.at/werkverz/puccini/a34tosca.htm

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Schweitzers Klassikwelt 88: Wie erlebte man die Opern zur Zeit ihrer ersten Aufführungen im Vergleich zu heute?

Als Herausgeber von klassik-begeistert.de gratuliere ich unserem „senior writer“ Lothar Schweitzer – mit ungehöriger Verspätung – zu seinem
80. Geburtstag. Alles Gute, Glück, Gelassenheit und Gesundheit, lieber Lothar, und allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Dank Lothar haben
wir jetzt eine Autorenaltersspannbreite von 21 bis 80 Jahren. Fast 60 Jahre trennen den Apotheker Lothar von unserem jüngsten Autor, den Studenten Leander Bull. Lothar könnte sein Urgroßvater sein.

Unser senior writer schrieb mir: „Ich bin an einem neunten April geboren, neun ist meine Lieblingszahl, ich tendiere großväterlich erblich belastet zu allem Neuen. Deswegen schreibe ich auch das Binnen-I, obwohl ich die Gender-Philosophie großenteils ablehne, außer beim tiefen e der Altistinnen. Da überkommt mich ein prickelndes Gefühl. Das Schöne am Alter ist der Überblick. Ich hatte privat ein sehr bewegtes Leben… Letzten Endes wurde ich mit Sylvia, deren Gesangspädagogin Ella Firbas uns schon in den Sechzigerjahren zusammenbringen wollte, sehr glücklich. Mir wird schwindlig, wenn ich daran denke, aus welchen gefährlichen Situationen ich in meinem Leben entkommen bin.“

Lieber Lothar: Glück auf! 100 weitere Schweitzers Klassikwelten!

Herzlich, 
Andreas

 

Ein Bild, das Text, Schrift, Etikett enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Kritische Anmerkungen zum Thema „Werktreue“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Der 4. Februar 1973. Es war das erste „Aida-Erlebnis“. Mit Gwyneth Jones, Plácido Domingo und Riccardo Muti am Pult. Und wie ganz anders berührte uns fast genau fünfzig Jahre später diese Verdi-Oper, in der viel vom Krieg die Rede ist, wenn jetzt gerade nicht weit entfernt von unsrem Land ein unbarmherziger Krieg tobt!

So stellt sich die Frage: Kann eine Oper auch beim Streben nach einer so genannten „werktreuen“ Inszenierung immer die gleichen Gefühle hervorrufen? Die Regie hatte die interessante Idee geboren, bei Operetten, die während des Ersten Weltkriegs ihre Premiere hatten, Kriegsszenen einzublenden. Doch war damit eine ungeschönte Echtheit garantiert? Denn das Publikum strömte damals ins Theater, um abzuschalten und zu vergessen, um sich einer Illusion hinzugeben. „Schweitzers Klassikwelt 88: Wie erlebte man die Opern zur Zeit ihrer ersten Aufführungen im Vergleich zu heute?“ weiterlesen

Fremdenhass stürzt die Hauptprotagonisten der Oper “Manru” von Paderewski in den Tod

Foto: Manru  ® Jean Louis Fernandez

Die “Opéra national de Lorraine, Nancy” übernimmt die Produktion der “Bühnen Halle der Oper “Manru” des polnischen Komponisten und Pianisten Ignacy Jan Paderewski. Zum ersten Mal wird in Frankreich die deutsche Version gespielt, wie am 9. Mai 1901 bei der Welturaufführung in Dresden.

Nancy, Opéra national de Lorraine, 14. Mai 2023

Ignacy Jan Paderewski
MANRU
Oper in drei Akten

Musikalische Leitung, Marta Gardolińska
Inszenierung, Katharina Kastening

hnenbild und Kostüme, Gideon Davey

Orchester und Chor der “Opéra national de Lorraine”

Manru         Thomas Blondelle
Ulana           Gemma Summerfield
Urok             Gyula Nagy
Asa               Lucie Peyramaure
Hedwige    Janis Kelly    

 von Jean-Nico Schambourg

Die Geschichte der Oper handelt vom Zigeuner Manru, der sein Volk verlassen hat um Ulana, ein Dorfmädchen, zu heiraten. Beide haben ein Kind. Er ist sesshaft geworden und arbeitet als Schmied. Aber er wird nicht akzeptiert von den Dorfbewohnern, die in ihm nur den abscheulichen Zigeuner sehen. Auch seine Frau Ulana ist von ihren Freunden und sogar von ihrer Mutter verstoßen worden. Nur Urok, der Ulana selbst begehrt, steht anscheinend zu ihnen. Manru sehnt sich immer mehr nach seiner früheren Freiheit. Aber sein Pflichtgefühl gegenüber Ulana und seinem Kind hält ihn davon ab, wegzuziehen. Ulana verabreicht Manru heimlich einen Liebestrank,den sie von Urok erhalten hat. Aber am nächsten Morgen zieht es Manru trotzdem zu den vorbeiziehenden Zigeuner, wo er Asa, seine erste Liebe, wiederfindet. Nach einigem Hin und Her entscheidet er sich dafür, mit seinem Volke weiterzuziehen. Ulana bringt sich aus Verzweiflung um. Urok rächt sie und ersticht Manru.

„Ignacy Jan Paderewski, Manru
Nancy, Opéra national de Lorraine, 14. Mai 2023“
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Christian Thielemanns letzte Meistersinger in Dresden

Georg Zeppenfeld (Hans Sachs), Julia Kleiter (Eva), Tomislav Mužek (Walther von Stolzing) © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Dresden, Semperoper, 14. Mai 2023

Richard Wagner
Die Meistersinger von Nürnberg

Hans Sachs:  Georg Zeppenfeld
Veit Pogner:  Andreas Bauer Kanabas
Sixtus Beckmesser:  Adrian Eröd
Walter von Stolzing:  Tomislav Mužek
David:  Daniel Behle
Eva:  Julia Kleiter
Magdalene:  Christa Mayer
Fritz Kothner:  Markus Marquard
Kunz Vogelgesang:  Iurie Ciobanu
Ein Nachtwächter:  Alexander Kiechle

u.a.

Musikalische Leitung: Christian Thielemann
Inszenierung:  Jens-Daniel Herzog

von Kirsten Liese

Abschiede sind eigentlich eine traurige Angelegenheit. Aber heute versuche ich es mit einem lachenden und einem weinenden Auge, hatte ich doch das große Glück, zahlreiche vorzügliche Meistersinger in meinem Leben erleben zu dürfen, sei es in Berlin, Bayreuth, München, Leipzig, Wien, Salzburg oder Dresden, die meisten Vorstellungen darunter unter Christian Thielemann. Und wenn diese (leider) dritte und letzte Aufführung in Dresden die letzte gewesen sein sollte, dann war es bei aller Wehmut der denkbar schönste Abschluss! Denn eines ist klar: Eine mäßige oder schlechte Produktion dieses herrlichen Werkes will ich nach dieser nicht mehr erleben. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Dresden, Semperoper, 14. Mai 2023“
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„Sterben werd’ ich, um zu leben!“: Eine Mahler-Sternstunde in Dortmund

Lahav Shani © Marco Borggreve

Eine überwältigende Auferstehungssinfonie bestätigt im Konzerthaus einmal mehr: Rotterdams Philharmonisch Orkest ist eine Formation von Weltrang


Dortmund, Konzerthaus, 13. Mai 2023

Gustav Mahler (1860-1911) – Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“

Rotterdams Philharmonisch Orkest

Jugendkonzertchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund (Einstudierung: Felix Heitmann)

Laurens Symphonisch (Einstudierung: Wiecher Mandemaker)

Chen Reiss, Sopran
Anna Larsson, Mezzosopran
Lahav Shani, Dirigent

von Brian Cooper, Bonn

Sehr oft spricht man nicht nur in den Niederlanden von der großen Mahler-Tradition des Concertgebouworkest, und sie ist in der Tat bedeutend – nicht zuletzt, weil Gustav Mahler höchstpersönlich seine Werke in Amsterdam dirigierte.

Nachdem ich nun über die Jahre etwa zwei Drittel aller Mahler-Sinfonien auch von der vermeintlichen „kleinen Schwester“ aus Rotterdam gehört habe (u.a. die Zehnte in der Cooke-Fassung in Rotterdam sowie kurz vor dem ersten Lockdown eine aufwühlende Fünfte in Essen, beide mit dem damaligen Chef Yannick Nézet-Séguin), möchte ich festhalten, nein, muss ich festhalten, dass Rotterdams Philharmonisch Orkest (oft auch als „Rotterdam Philharmonic Orchestra“ anglisiert) zum Besten gehört, was wir derzeit an Orchesterkultur hören dürfen. „Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“
Dortmund, Konzerthaus, 13. Mai 2023“
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Hélène Grimaud betört mit Beethoven, Brahms und Bach/Busoni

Ein kraftvoller, stringenter Auftritt der Französin beim Klavier-Festival Ruhr


Philharmonie Essen, Essen, 14. Mai 2023

Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Klaviersonate Nr. 30 in E-Dur, op. 109

Johannes Brahms (1833-1897) – Drei Intermezzi, op. 117; sieben Fantasien, op. 116

Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Chaconne aus der Partita Nr. 2 für Violine solo, BWV 1004, Bearbeitung von Ferruccio Busoni (1866-1924)

Hélène Grimaud, Klavier

von Brian Cooper, Bonn

Zum 18. Mal war Hélène Grimaud beim Klavier-Festival Ruhr zu Gast. So steht es im Programmheft; gelistet sind nur 16 Konzerte, das erste bereits 1991. Sei’s drum. Man will schließlich nicht… mit Korinthen handeln.

Lange hatte ich die große französische Pianistin nicht erlebt. Und es wurde ein sehr guter Abend. Von ihren ersten Aufnahmen bei Denon (aus Teenagerzeiten!) spricht man noch immer, so auch der Freund, der mich begleitete und das Programm einige Wochen zuvor in der Düsseldorfer Tonhalle gehört hatte. „Hélène Grimaud, Klavier
Essen, Philharmonie, 14. Mai 2023“
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