Europakonzert der Berliner Philharmoniker „In tempore belli“ – Petrenko wählt ein hoch sensibles Programm

Foto: Kirill Petrenko © Monika Rittershaus

Philharmonie Berlin, 29. April 2022

Pēteris Vasks
Musica Dolorosa

Valentin Silvestrov
Elegie für Streichorchester

Luciano Berio
Folk Songs

Leoš Janáček
Taras Bulba

Jean Sibelius
Finlandia

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent

Elīna Garanča  Mezzosopran

von Peter Sommeregger

Alles ist anders in diesem Jahr: die Berliner Philharmoniker mussten des Ukraine-Krieges wegen das traditionelle Europakonzert, mit dem es am 1. Mai seinen Gründungstag feiert, von Odessa nach Liepāja, an der lettischen Ostküste, verlegen. Und Kirill Petrenko trägt mit dem ausgewählten Programm nicht nur dem Gastland, sondern auch den „tempore belli“ Rechnung. Musik kann in diesen Zeiten nicht völlig unpolitisch sein, wie wir inzwischen wissen.

Die „Musica Dolorosa“ des lettischen Komponisten Pēteris Vasks ist eine Hommage an das Gastland, gleichzeitig ist dieses schwermütige Stück ein Symbol für Leiden und seine Überwindung. Es hinterläßt auf unspektakuläre Weise großen Eindruck. „Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, Europakonzert,
Philharmonie Berlin, 29. April 2022“
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Die SAMSTAG-PRESSE - 30. APRIL 2022

Bild: Sauer macht lustig, 70 x 50 cm, Kunstatelier www.birgit-stern.de 

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 30. APRIL 2022

Quelle: onlinemerker.com
HEUTE IN ORF III – LIVE IN DER MATINÉE: DIE SPIELPLANPRÄSENTATION DER WIENER STAATSOPER!
11.30 Uhr

SPIELPLANPRÄSENTATION DER  WIENER STAATSOPER
Mit Camilla Nylund, Benjamin Bernheim u. a.
Orchester, Chor & Ballett der Wiener Staatsoper
Bogdan Roščić, Philippe Jordan und Martin Schläpfer stellen die Spielzeit 2022/23 vor – ORF III ist für Sie live dabei!
Das Orchester der Wiener Staatsoper wird Sängerinnen und Sänger wie Camilla Nylund, Benjamin Bernheim, Ying Fang und Georg Nigl begleiten.
Neben einer Darbietung des Wiener Staatsballetts wird auch der Chor der Staatsoper sowie die Opernschule zu erleben sein.
Es erwarten Sie spannende Informationen zur kommenden Saison und Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, die das nächste Jahr musikalisch wie szenisch prägen werden.

Wiener Staatsoper widmet ihre neue Spielzeit Gustav Mahler
Mit Inspiration aus der Geschichte und einer neuen Zukunft für die Heilige Kuh Stehplatz geht die Wiener Staatsoper in die Spielzeit 2022/23. So widmet Direktor Bogdan Roščić die neue Saison dem großen Vorgänger Gustav Mahler, der sein Amt vor 125 Jahren antrat. Demnach sollen die meisten der insgesamt sieben Opernpremieren den einen oder anderen Bezug zu Mahler aufweisen. „Aber ich habe nicht vor, aus Mahlers Wirken ein Motto herauszuleiern”, so Roščić vor Journalisten. https://apa.at/news/wiener-staatsoper-widmet-ihre-neue-spielzeit-gustav-mahler/

Berlin
Das Kyiv Symphony Orchestra in Berlin: Der geteilte Schmerz
Tagesspiegel.de

„Der Ring des Nibelungen“ als Podcast: Wagner ohne Wagalaweia
Tagesspiegel.de

Hamburg
Elbphilharmonie – Game of Drones
Genesis-Festspiele: Zur Eröffnung des Internationalen Musikfests Hamburg gelingt die Neuschöpfung von Haydns „Schöpfung“ durch das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Alan Gilbert.
DieWelt.de.regionaleshamburg

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Mozarts Jugendwerk liegt hier in kompaktem Format vor

Allen Beteiligten gelingt ein Fest der barocken Oper und eine Entdeckungsreise zu einem erstaunlich reifen Frühwerk Mozarts.

CD-Rezension:

Wolfgang Amadeus Mozart    Lucio Silla

Insula Orchestra
Laurence Equilbey 

Erato 0190296377341

von Peter Sommeregger

Die vom gerade einmal 16-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart, als Auftragswerk für das Mailänder Teatro Regio Ducale geschriebene Oper, Lucio Silla, folgt äußerlich naturgemäß den Konventionen des damaligen Musikgeschmackes. Mozarts Genie verstand es allerdings auch schon sehr früh, die Formensprache der barocken Oper mit lebendigen Charakteren auszufüllen.

Äußerlich folgt der Lucio Silla dem vorgegebenen Schema: der erste Akt dient der Exposition, die Akteure werden in ausladenden Rezitativen und Arien mit ihrer Gemütslage vorgestellt. Im zweiten Akt schreitet die äußere Handlung rasch voran und spitzt sich dramatisch zu. Der dritte Akt scheint auf ein tragisches Ende zuzusteuern, bringt aber schließlich die nicht unbedingt logische Wendung zum glücklichen Ausgang, ermöglicht durch großzügige Milde des Herrschers. In solcher Art konnte das Sujet mühelos als Huldigungsoper auch für aktuelle Machthaber eingesetzt werden. „CD-Rezension: Wolfgang Amadeus Mozart  Lucio Silla,
klassik-begeistert.de“
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Jan Vogler fasziniert mit Bachs Cello-Suiten No. 4 – 6 in der Elbphilharmonie

Foto: de-de.facebook.com

Beeindruckend an diesem Konzertabend war die fulminante Klangpräsenz des Stradivari-Cellos in dem „Klangkasten“ des kleinen Saals der Hamburger Elbphilharmonie. Hier gab es vor einem nahezu vollbesetzten Auditorium in schnörkelloser Atmosphäre nur Klang, Klang und nochmals Klang. Alles akustisch Vorgetragene wurde geradezu anfassbar sichtbar.

Elbphilharmonie, 27. April 2022

Johann Sebastian Bach: Cello-Suiten No. 4 – 6
Jan Vogler, Violoncello

Suite Nr. 4 Es-Dur BWV 1010 für Violoncello solo
Suite Nr. 5 c-Moll BWV 1011 für Violoncello solo
Suite Nr. 6 D-Dur BWV 1012 für Violoncello solo

von Dr. Holger Voigt

Die Musik Johann Sebastian Bachs ist ein Korrektiv für die Seele. In bewegten Zeiten wie der jetzigen, geprägt von Zukunftsängsten durch Pandemie und Krieg, wächst das Bedürfnis nach Ordnung, Übersicht und Stabilität. Ausrichten zum Aufrichten ist das Ziel, um ein Gleichgewicht der Lebensperspektive wieder herstellen zu können. Johann Sebastian Bach, so bemerkte Jan Vogler einführend, habe bei seinen Kompositionen immer wieder Bezug genommem auf die Dreifaltigkeit in der christlichen Glaubenslehre, die Stabilität zu verdeutlichen vermag. So wie ein Tripod (Dreibeinstativ) fester und aufrechter zu stehen vermag, als man ihm zutrauen würde.

Cellist Jan Vogler, der auch gern und oft zusammen mit seiner Ehefrau Mira Wang (Violine) und seinem Freund Bill Murray, US-Schauspieler („Und ewig grüsst das Murmeltier“), auftritt und dabei Musik und Textrezitationen mit durchaus hintergründiger Note auf die Bühne zu bringen vermag, gehört mittlerweile zu den weltbesten Cello-Virtuosen unserer Zeit. Nachdem er bereits die Bachschen Cello-Suiten 1 – 3 im Februar 2020 in der Elbphilharmonie vorgetragen hatte, unterbrach das Corona-Virus jäh die weitere Konzertplanung, so dass das Folgekonzert erst jetzt stattfinden konnte. Nehmen wir dieses also als ein gutes Omen. „Johann Sebastian Bach: Cello-Suiten No. 4 – 6, Jan Vogler, Violoncello,
Elbphilharmonie, 27. April 2022“
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Himmlische Freuden mit Brechungen – zweimal Mahler in ungewöhnlicher Kombination

Photos: © Daniel Dittus

All das hätte so schön sein können, so würdig, so himmlisch. Was hat ein großer Teil dieses Publikums hier gesucht? Spaß und Belustigung?

Großer Saal der Hamburger Elbphilharmonie, 27. April 2022

Valentin Sylvestrov – Prayer for Ukraine
Alma Mahler – aus: Fünf Lieder
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4 G-Dur

Rotterdams Philharmonisch Orkest
Yannick Nézet-Séguin Dirigent

Mezzosopran: Karen Cargill
Sopran: Christiane Karg

von Dr. Andreas Ströbl

Wer nichts von den massiven Eheproblemen im Hause Mahler weiß – und das dürfte auf einen Großteil des Publikums am 27. April im Großen Saal der „Elphi“ zutreffen – hätte vermuten können, dass im Hintergrund der Programmzusammenstellung dieses Konzertabends traute Harmonie gestanden hätte. Die gemeinsamen Kompositionen eines Ehepaars – wie modern mag so etwas scheinbar daherkommen. Das Gegenteil ist der Fall.

Es ist für eingefleischte Verehrer Gustav Mahlers, dieses unfassbar sensiblen, feinnervigen Menschen, schwer zu fassen, dass er gleich zu Beginn seiner Ehe mit Alma Schindler der begabten jungen Frau das Komponieren verbot. Die war immerhin Schülerin bei Zemlinksy gewesen und hatte auch ein Verhältnis mit ihm angefangen. Aber auch das war Gustav Mahler: ein Despot und Perfektionist, dem oft die Geschmeidigkeit für ein lässigeres Miteinander abging.

Wären Konflikte bis zum Fremdgehen Almas mit dem Architekten Walter Gropius vermeidbar gewesen, wenn der große Gustav noch eine Göttin neben sich geduldet hätte? Nun, eine Göttin der Musik wäre Alma wohl nicht geworden, aber vielleicht hätte Gustav sich und seiner Frau einiges erspart, wenn er sie als Komponistin ernstgenommen hätte. Das tat er viele Jahre später, mit schlechtem Gewissen, und gab einige der Lieder nach Bearbeitung heraus. „Rotterdams Philharmonisch Orkest, Yannick Nézet-Séguin Dirigent,
Elbphilharmonie, 27. April 2022“
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Klassik-begeistert-Beitrag über das katastrophale Verhalten von Konzertbesuchern in der Elbphilharmonie Hamburg macht international Furore

Der Star-Blogger Norman Lebrecht veröffentlicht den Artikel aus Hamburg in britischen Medien.

Foto: Rotterdams Philharmonisch Orkest in der Elbphilharmonie;
Patrik Klein ©

Am 27. April 2022 fand in der Elbphilharmonie Hamburg ein Konzert mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest unter Yannick Nézet-Séguin und namhaften Solistinnen statt. Auf dem Programm standen Werke unter anderem von Alma und Gustav Mahler.

Die Störungen aus dem Publikum motivierten den Klassik-begeistert-Autoren und Konzertbesucher Patrik Klein zu einem Artikel mit dem Schwerpunkt auf dieses Publikumsverhalten, statt wie gewohnt über die musikalischen Qualitäten ausführlich zu berichten. „Klassik-begeistert-Beitrag sorgt für Furore
klassik-begeistert.de, 29. April 2022“
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Die FREITAG-PRESSE -29. APRIL 2022

Elbphilharmonie (c) Daniel Dittus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die FREITAG-PRESSE -29. APRIL 2022

Hamburg
Internationales Musikfest Hamburg 2022 startet
NDR.de-kultur

Hamburg/Elbphilharmonie
Wenn Appelle ungehört verhallen und eine Mahlersinfonie zweimal abgebrochen werden muss
Das Rotterdams Philharmonisch Orkest spielte vielleicht zum letzten Mal in der Elbphilharmonie Hamburg
Von Patrik Klein
Klassik-begeistert.de

Wien
Musikverein: Symphoniker, Shani und Vinnitskaya
Herzerwärmend: Lahav Shani dirigiert Rachmaninow – technisch souverän Pianistin Anna Vinnitskaya
DerStandard.at

Wien/ Konzerthaus
Pianistin Yuja Wang brachte das Konzerthaus zum Toben
DerStandard,at.story

Yuja Wang: Virtuosin der Details und der subtilen Farben(Bezahlartikel)
https://www.diepresse.com/6131603/yuja-wang-virtuosin-der-details-und-der-subtilen-farben

Rachmaninow mit viel Elan und Virtuosität (Bezahlartikel)
Die Symphoniker unter Lahav Shani und die Pianistin Anna Vinnitskaya im Großen Musikvereinssaal.
https://www.diepresse.com/6132143/rachmaninow-mit-viel-elan-und-virtuositaet

Spitzentöne: Wenn die Kunst keine Bedeutung mehr hat
https://www.news.at/a/spitzentoene-wenn-kunst-bedeutung-12521519 „Die FREITAG-PRESSE -29. APRIL 2022“ weiterlesen

Ein beklemmendes Dokument aus Theresienstadt

Ullmann konnte seine Musik selbst nicht mehr hören, aber es ist eine moralische Genugtuung, dass sie mit langer Verzögerung doch noch ihren Weg in die Konzertsäle und Opernhäuser gefunden hat.

CD-Rezension:

Viktor Ullmann
Der Kaiser von Atlantis

Münchner Rundfunkorchester
Patrick Hahn

BR Klassik 900339

von Peter Sommeregger

Die Entstehungsgeschichte dieses „Spiels in einem Akt“ des schlesischen Komponisten Viktor Ullmann ist gleichermaßen spektakulär wie erschütternd. Ullmann, der zuletzt in Prag gelebt hatte, wurde wegen seiner jüdischen Abstammung 1942 in das Lager Theresienstadt deportiert. Später verlegte man ihn in das KZ Auschwitz-Birkenau, wo er im Oktober 1944 ermordet wurde.

Das „Vorzeigelager“ Theresienstadt erlaubte so etwas wie ein kulturelles Leben, was Ullmann zu der Komposition dieses Bühnenwerkes animierte, das er auf einem Text seines Mithäftlings Peter Kein schrieb. Es spiegelt naturgemäß den Zeitgeist und vor allem die extremen Bedingungen, unter denen es entstand. Nach der Vollendung im August 1944 kam es noch zur Generalprobe der Aufführung, danach verboten die Nazis das Werk. Es dauerte bis zum Dezember 1975, ehe das Stück in Amsterdam uraufgeführt wurde. „CD-Rezension:Viktor Ullmann Der Kaiser von Atlantis,
klassik-begeistert.de“
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Wenn Appelle ungehört verhallen und eine Mahlersinfonie zweimal abgebrochen werden muss

Rotterdams Philharmonisch Orkest; Foto Patrik Klein

Das Rotterdams Philharmonisch Orkest spielte vielleicht zum letzten Mal in der Elbphilharmonie Hamburg

Elbphilharmonie, 27. April 2022

Rotterdams Philharmonisch Orkest
Yannick Nézet-Séguin Dirigent

Christiane Karg Sopran
Karen Cargill Mezzosopran

von Patrik Klein (Text und Fotos)

Unmittelbar vor jedem Konzert in der Elbphilharmonie Hamburg ertönt aus dem heruntergelassenen, zentral am riesigen Dachreflektor des Saales befestigten Lautsprecherset die herzliche Bitte an das Publikum, Geräusche zu vermeiden, Handys auszuschalten und nicht während des Konzerts zu husten, zu filmen und zu fotografieren.

Keine zwei Minuten später betritt der Dirigent das Podium und es kann losgehen.

Aber Wehe, wenn große Teile des Publikums diesen Appell ganz einfach ignorieren!

Ein Besucher in der ersten Reihe im Parkett, direkt vor dem Dirigenten holt nach den ersten Takten der Musik unverblümt sein Handy heraus, hält es hoch zum Filmen, bevor ihn die Servicekraft zurechtweist. Sein Nachbar legt das Programmheft dem Dirigenten zu Füßen aufs Podium, man hört Geklapper, Gepolter und jede Menge „Zuspätkommer“, die wohl zum ersten Mal im Konzertsaal sind und aufgeregt ihre Plätze suchen. Ein Handy klingelt und das betagte Ehepaar braucht mindestens 2 Minuten, um es auszuschalten. Das geschieht ohne Hektik mit einer gewissen Gemütlichkeit und großer Unschuldsmiene.

Der Maestro am Pult, kein geringerer als Yannick Nézet-Séguin,  hat bei Mahlers vierter Sinfonie zu Beginn von „Ruhevoll (Poco Adagio)“ den Taktstock längst wieder hingelegt, um das Geklingel abzuwarten. Es wird geklatscht, wo man Lust hat, etwa nach jedem Lied und jedem Satz, und man es dem Nachbarn zeigen muss, dass man etwas versteht von klassischen Konzerten. Sogar am Ende nach dem letzten Ton hat der Dirigent den Taktstock noch oben und das Gejohle geht schon los.

Höhepunkt des Abends jedoch ist eine Dame im vorderen Parkett, die wohl eingeschlafen war. Der Nacken fiel nach hinten, lautes Schnarchen war zu hören, bevor ihre Zunge im Rachen verschwand und sie ohnmächtig wurde. Maestro Nézet-Séguin brach erneut ab und setzte sich zu seinen Musikern, wartend bis man die mittlerweile erwachte Dame nach draußen begleitete.

„Muss man interessierten Konzertbesuchern den Abend verderben?“ „Rotterdams Philharmonisch Orkest, Yannick Nézet-Séguin,
Elbphilharmonie, 27. April 2022“
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Die Royal Opera Covent Garden fasziniert mit einem überwältigenden „Lohengrin“

Wagners romantische Oper „Lohengrin“, ein Werk des Umbruchs an der Schwelle von großen Opern wie dem „Fliegenden Holländer“ (1843) und „Tannhäuser“ (1845) zur Tetralogie des „Ring“ (1876) wurde 1850 in Weimar uraufgeführt und erreichte die Royal Opera Covent Garden erstmals ein Vierteljahrhundert später, am 8. Mai 1875 – und zwar in italienischer Sprache.  Von da an und bis zum Ersten Weltkrieg (verständlicherweise nicht danach) wurde „Lohengrin“, nunmehr in der Originalsprache, zur populärsten und meistgespielten Oper Wagners in Großbritannien. Dem, was jetzt, in einer vier Jahre alten Wiederaufnahme, auf der Bühne von Covent Garden zu sehen und zu hören ist, kommt kein geringeres Prädikat als „überwältigend“ zu. Sänger und Orchester erbringen Höchstleistungen, Bühnenbild (Paul Steinberg) und Inszenierung (David Alden) sind ebenso hochintelligent wie faszinierend. Damit hat Covent Garden einen neuen Markstein in der Wagner-Aufführungsgeschichte dieses renommierten Hauses gesetzt. Diese erste völlig durchkomponierte Oper Wagners, in der er sich von musikalischen „Nummern“, großen Arien verabschiedet hat und einen kontinuierlichen musikalischen Fluss in Bühne und Orchester bringt, nimmt mit seinen eingängigen Leitmotiven – dem programmatischen „Nie sollst du mich befragen“ und dem musikalischen Motiv des Schwans – die Leitmotivik des „Rings“ vorweg.

Richard Wagner, Lohengrin, Romantische Oper in drei Akten
Royal Opera Covent Garden, 24. April 2022, Wiederaufnahme von 2018

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

 Die Assoziationen sind unausweichlich: Kriegerisch ist die Rede von der Bedrohung der deutschen Nation beziehungsweise Brabants „aus dem Osten“ (gemeint sind hier die Ungarn statt den Russen) die Rede. Dass es sich bei dem in dieser Inszenierung gewählten Schauplatz um einen totalitären Staat und unzweideutig um Nazideutschland handelt ist mehr als offensichtlich: Grimmige Krieger mit Stahlhelmen, Soldaten, welche mit ihren Waffen die in zeitloses, tristes Grau gekleideten (Kostüme: Gideon Davey) sichtlich eingeschüchterte Zivilisten in Schach halten. Die mächtige Skulptur eines Schwans, der unverkennbar einen grimmigen Adler und nicht einen edlen, eleganten Schwan als Wappentier dieses diktatorischen Staates zu verkörpern hat. Und über allem die zahllosen Schwanenflaggen in den Farben des NS-Reichs rot-weiß-schwarz – der „Guardian“ nennt sie treffend „swan-swastika banners“, denn das Hakenkreuz konnte man sich unschwer dazu denken. Die Bühnenarchitektur erinnert an das, was wir heute täglich in den Nachrichten aus Ukraine sehen: verbrannte, graue, aus der Vertikalen in Schieflage gerückte Hausruinen. Das Ganze ist packend, ergreifend, geradezu atemberaubend. „Richard Wagner, Lohengrin, Wiederaufnahme 2018,
Royal Opera Covent Garden, 24. April 2022“
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