Foto: Teatro Regio di Parma / Renzi (c)
Um es gleich vorweg zu nehmen: Im Vergleich zu allen mehrtägigen Opernfestivals, die ich diesen Sommer in Österreich (Wagner in Erl) und Italien (Puccini und Verdi in Verona, Rossini in Pesaro, Puccini in Torre del Lago) besuchte, verleihe ich dem diesjährigen Verdi-Festival in Parma ohne Zögern den Lorbeerkranz. Im prachtvollen Teatro Regio wohnte ich zwei ebenso hinreißenden wie musikalisch hochstehenden Inszenierungen bei (Verdis „Fallstaff“ und „Jérusalem“) bei, dazwischen eine geradezu atemberaubende, überwältigend schöne „Messa da Requiem“. Enttäuschend hingegen – zwar nicht musikalisch, aber szenisch – war der von dem für seine experimentellen Produktionen bekannte britische Opernregisseur Graham Vick im Teatro Farnese inszenierte „Stiffelio“. „Festival Verdi 2017,
Parma und Busseto“ weiterlesen
Peter Eötvös dehnt die Zeit
Foto © Claudia Höhne
Elbphilharmonie, 10. Oktober 2017
Arnold Schönberg Begleitmusik zu einer Lichtspielszene op. 34
Béla Bartók Tanzsuite in sechs Sätzen Sz 77
Igor Strawinsky Sinfonie in drei Sätzen
Peter Eötvös Multiversum (Uraufführung)
Royal Concertgebouw Orchestra
Iveta Apkalna Orgel
László Fassang Hammondorgel
Dirigent Peter Eötvös
von Leon Battran
Multiversum lautet der Titel von Peter Eötvös‘ kosmisch anmutendem Konzert für Orgel und Hammondorgel, das der Komponist und Dirigent nun in der Hamburger Elbphilharmonie zur Uraufführung gebracht hat. An der Hand: ein herausragendes Orchester und zwei hochkarätige Tastensolisten. Viel mehr als ein eigenartiges Gefühl zwischen Neugier und Befremden bleibt beim Zuhörer aber nicht von der Musik zurück. „Royal Concertgebouw Orchestra, Peter Eötvös, Iveta Apkalna ,
Elbphilharmonie Hamburg“ weiterlesen
Marie-Sophie Pollak singt sich in die Herzen... und grandios scheitern die historischen Hörner
Joseph Haydn Die Jahreszeiten / Oratorium für Soli, Chor und Orchester Hob. XXI/3
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chorgemeinschaft Neubeuern
Marie-Sophie Pollak Sopran
Julian Prégardien Tenor
Georg Zeppenfeld Bass
Kent Nagano Dirigent
Elbphilharmonie Hamburg, 9. Oktober 2017
von Sebastian Koik
Der Einmarsch des Chores erscheint fast endlos. Am Ende steht er in fünf mächtigen Reihen auf der Bühne, in Trachtenkleidung. Die Chorgemeinschaft Neubeuern gilt als einer der besten Laienchöre Europas und trat bereits auf allen bedeutenden Klassik-Festivals und vielen der großen Bühnen der Welt auf. Die Gemeinschaft sang in Wien im Goldenen Saal des Musikvereins, im Concertgebouw Amsterdam, in Peking, in St. Martin in the Fields in London, in der Carnegie Hall in New York – heute singt sie in ganz großer Besetzung erstmals in der Elbphilharmonie. „Joseph Haydn, Die Jahreszeiten, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Chorgemeinschaft Neubeuern,
Elbphilharmonie, Hamburg“ weiterlesen
Philipp Richardsen im Kleinen Saal der Elbphilharmonie: ein Höhepunkt im Klavierjahr 2017
Philipp Richardsen Klavier
Franz Schubert, Sonate A-Dur D 959
Frédéric Chopin, Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23
Franz Liszt, Liebestraum As-Dur S 541/3 »O lieb, solang du lieben kannst«
Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni, Chaconne / Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 für Klavier solo
Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal, 7. Oktober 2017
von Sebastian Koik
Es gibt viele Menschen, die sich an Klaviermusik nicht so wirklich herantrauen. Ein Orchester kann durch schiere Opulenz, Klangreichtum und Masse überwältigen. Gesang ist sowieso die direkteste und unmittelbarste Form der Musik mit ihrem ganz eigenen Zauber. Klaviermusik wirkt im Vergleich dazu für viele weniger zugänglich und weniger spektakulär. „Philipp Richardsen, Schubert, Chopin, Liszt, Bach,
Elbphilharmonie, Hamburg“ weiterlesen
Lachen nach dem Sturm
Foto © Bettina Stöß
Gioacchino Rossini, Il Barbiere di Siviglia
Deutsche Oper Berlin, 6. Oktober 2017
Ido Arad, Dirigent
Thomas Richter, Chorleitung
Katharina Thalbach, Inszenierung
Momme Röhrbein, Bühne,
Guido Maria Kretschmer, Kostüme
Claudia Gotta, Spielleitung
Yijie Shi, Graf Almaviva
Giovanni Romeo, Bartolo
Vasilisa Berzhanskaya, Rosina
Thomas Lehman, Figaro
Dong-Hwan Lee, Basilio
von Yehya Alazem
Trotz des fürchterlichen Sturms konnten die Zuschauer in der Deutschen Oper Berlin in bester Laune sein und Tränen lachen. Katharina Thalbachs Inszenierung von Gioacchino Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“, die 2009 Premiere hatte, ist genial. „Gioacchino Rossini, Il Barbiere di Siviglia,
Deutsche Oper Berlin“ weiterlesen
Christian Tetzlaff und das Gürzenich-Orchester verstören mit Ligeti, bevor sie mit Bruckner begeistern
Christian Tetzlaff Violine
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
György Ligeti – Konzert für Violine und Orchester (1990/92)
Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 3 d-Moll WAB 103 (1872–73) – 1. Fassung
Kölner Philharmonie, 3. Oktober 2017
von Daniel Janz
Die Übernahme des Gürzenich-Orchesters Köln 2015 durch François-Xavier Roth markierte auch einen stilistischen Umbruch. Der französische Dirigent hat sich vor allem der Neuen Musik verschrieben. Er will dem Publikum neue Klangwelten eröffnen und sie in Verbindung mit den bekannten Werken der Klassik bringen. Das kann gut gehen. Was da aber am Tag der Deutschen Einheit in der Kölner Philharmonie zu hören war, brachte selbst erfahrene Konzertbesucher an ihre Grenzen. „Anton Bruckner, György Ligeti, Christian Tetzlaff, Gürzenich-Orchester Köln,
Kölner Philharmonie“ weiterlesen
Der Große Saal der Elbphilharmonie wird zur Kathedrale, zum Tempel geistlicher Musik
Foto © Claudia Höhne
Witold Lutosławski, Musique funèbre
Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll KV 626
NDR Elbphilharmonie Orchester
Balthasar-Neumann-Chor und –Solisten
Anna Lucia Richter Sopran
Wiebke Lehmkuhl Alt
Lothar Odinius Tenor
Tareq Nazmi Bass
Thomas Hengelbrock Dirigent
Elbphilharmonie Hamburg, 6. Oktober 2017
von Leon Battran
Diese Musik ist schlichtweg überwältigend. Orchester, Chor und Solisten brillieren und sorgen für eine Sternstunde am Elbufer. Der Große Saal der Elbphilharmonie wird zur Kathedrale, zum Tempel geistlicher Musik. Zu hören ist Mozarts letztes Werk: eine Totenmesse wie gleißendes Licht. „Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem, Witold Lutosławski, Musique funèbre, NDR Elbphilharmonie Orchester, Balthasar-Neumann-Chor und -Solisten, Anna Lucia Richter, Wiebke Lehmkuhl, Lothar Odinius, Tareq Nazmi, Thomas Hengelbrock,
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Berlin hat wieder ein Herz voll Hochkultur: die Staatsoper Unter den Linden
Festliche Wiedereröffnung
Staatsoper Unter den Linden, Berlin
Zum Augenblicke Sagen: Verweile doch! Szenen aus Goethes Faust. Musik von Robert Schumann. Texte aus Johann Wolfgang Goethes Faust I und Faust II.
Daniel Barenboim, Dirigent
Jürgen Flimm, Inszenierung
Markus Lüppertz, Bühnenbild
Detlef Giese, Dramaturgie
Roman Trekel, Faust, Doctor Marianus
Elsa Dreisig, Gretchen und Poenitentium
René Pape, Mephistopheles, Böser Geist, Pater Profundus
Stephan Rügamer, Ariel, pater Ecstaticus
Berlin, Du Pulsgeber Europas: Du bist zu beneiden! Jetzt hast Du wieder ein Herz: ein Herz voll Hochkultur. Eine Oper von Weltformat mitten in Deiner Mitte: am Boulevard Unter den Linden! Dieses Herz ist groß, geerdet, wunderschön. Dieses Herz hat einen wunderbaren Klang: so warm, so präzise, so prachtvoll. Dieses Herz ist Musik. „Festliche Wiedereröffnung Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Robert Schumann, Johann Wolfgang Goethe, Szenen aus Goethes Faust, Daniel Barenboim, Jürgen Flimm, Markus Lüppertz, Detlef Giese, Roland Trekel, René Pape, Stephan Rügamer,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin“ weiterlesen
klassik-begeistert.de berichtet heute über die Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden in Berlin
Ästhetik, Erotik und Brutalität: Die große „Zauberflöte“ von Torsten Fischer im Theater an der Wien
Foto: Kmettich (c)
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte
Theater an der Wien, 28. September 2017
Von Charles E. Ritterband
Nie hat man Mozarts „Zauberflöte“ auf einer Bühne ästhetischer gesehen – und selten verwirrender. Von Anfang an ist es keine „listige Schlange“ (Originaltext), kein schreckliches Ungeheuer, sondern eine liebeshungrige Frauenmeute, die Tamino bedroht. Den zweiten Akt dominiert, wie der Regisseur Torsten Fischer es nennt, eine „Klagemauer“, auf der in großen Lettern in verschiedenen Weltsprachen und –schriften fragmentarisch ein Gedicht von Luigi Nono zu lesen ist. Und ebenfalls im zweiten Teil wird die Besatzung von Sarastros Tempel ziemlich brutal malträtiert. Warum? Weiß man eigentlich nicht. Für einen aktuellen Touch sorgen dann auch die zahlreichen Schwimmwesten, von denen die Bühne plötzlich übersät ist. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte,
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