Foto: Duo Berlinskaia Ancelle © Charlotte Defarges
Konzerthaus Freiburg, 26. Februar 2019
5. Sinfoniekonzert, Philharmonisches Orchester Freiburg
Duo Berlinskaia Ancelle Klavier
Jader Bignamini Musikalische Leitung
Fabrice Bollon Dogmatic Pleasures. Short Pieces for large Orchestra: SCALES AND CHORDS (Uraufführung), MARRIAGE IN B FLAT MAJOR (Uraufführung), WAITING FOR MY PLANE
Francis Poulenc Konzert für zwei Klaviere d-Moll, fp.61
Richard Strauss Till Eulenspiegels lustige Streiche op.28,
Rosenkavalier-Suite op.59
von Leah Biebert
Zwei Tage vor den ‚hohen Tagen‘ der Straßenfasnet ziehen weder Gugge- noch Blechmusik, auch keine Fanfarengruppen durch die Straßen der Breisgaustadt. Das närrische Treiben findet hinter hohen Wänden im Konzerthaus Freiburg statt: Aufmüpfige Flöten, schelmenhafte Klarinetten und donnernde Pauken verjagen mit ihrem lärmenden Treiben den Winter.
Zwei Uraufführungen enthält das Programm des Philharmonischen Orchesters: Der Freiburger Generalmusikdirektor Fabrice Bollon steht zwar an diesem Abend nicht selbst am Pult, er trägt dennoch zum bunten Rummel bei. Die drei Teile der von ihm komponierten „Dogmatic Pleasures“ sind farbenreich-fröhliche Orchesterstücke, die sich wunderbar in diesen Konzertabend einfügen.
Jazzige Percussion peppt das monotone Achtelmotiv der Bläser in „Marriage in B flat major“ auf. Kurze Wirbel auf der Snare lösen sich ab mit schweren Akzenten in der Base-Drum. Der Rhythmus verdichtet sich und geht in afrikanisch anmutende Konga-Rhythmen über. Hell klimpert das Xylophon inmitten fröhlich-aufbrausender Streicher.
Stilistisch verweigern sich die Stücke Bollons jeglicher Festlegung. Eben darum führen sie auf kluge und frohmütige Weise hin zu Poulencs bunt schillerndem „Konzert für zwei Klaviere“. Die Phrasenbetonungen im Klavier gelingen ausdrucksstark, wirken aber nicht überladen; immer wieder durchbrechen überraschende Akzente im Schlagwerk den träumerischen Duktus des zweiten Satzes. Die Pianisten des Duos Berlinskaia Ancelle geben sich die Phrasen fast unbemerkt von Hand zu Hand – sowohl die bedächtig-ruhigen des zweiten als auch die aufmüpfig-flirrenden des dritten Satzes.
Ludmila Berlinskaya spielt ausdrucksstark, ihre Hände wirbeln zum Schnalzen der Kastagnetten über die Tasten. Beinahe erhebt sie sich vom Hocker, wirft die Kopf zur Seite und die Hände in die Höhe. Arthur Ancelle auf der anderen Seite wirkt weniger aufgeregt und strahlt auch in quirligen Passagen eine angenehme Ruhe aus.
In dieses närrische Orchestertreiben fügen sich „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ bestens ein – die Tonsprache ist allerdings eine vollkommen andere. Einen eher idyllisch anmutenden Prolog unterbricht das flinke Motiv im Horn, das in den Bläsern weitergegeben wird und den Titelhelden repräsentieren soll. Eine ruhige, romantische Melodie in den Streichern; zuweilen hüpft die Flöte, dann bäumen sich die Streicher in einem Crescendo bis zum Paukenschlag auf, um in eine ausgelassenere Spielart überzugehen. Richard Strauss setzte in die Partitur einige Stichworte zum Inhalt; Eulenspiegels Streiche werden aber zum größten Teil der Fantasie des Publikums überlassen. Durch die triumphalen Bläser dröhnt ein Trommelwirbel. Dazwischen schiebt sich die Klarinette mit einem schelmenhaften Motiv immer wieder frech in den Vordergrund.
Strauss‘ „Rosenkavalier-Suite“ beendet das Konzert mit einem krachenden Feuerwerk: „Alles Walzer!“ ist das Resümee der Tondichtung betitelt. Das Orchester kann noch einmal richtig auftrumpfen: Zur wuchtigen Tanzmusik der Streicher knallt und rattert, klackert und schellt es. Mit einem musikalisch kunterbunten Konfettiregen endet das Gute-Laune-Konzert im Freiburger Konzerthaus.
Leah Biebert, 27. Februar 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at