Peace on Earth: „Es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut, nur menschliches"

 „….und Friede den Menschen auf Erden?“  klassik-begeistert.de, 24. Dezember 2023

Foto: Friede auf Erden © unsplash, Louis Maniquet

Wir wünschen allen Menschen auf Erden, mit dem Herzen voller Musik,
und natürlich allen Leserinnen und Lesern sowie allen Autorinnen und Autoren Frieden, Gesundheit und Wohlergehen zur Weihnachtszeit. Lesen Sie / lest Ihr bitte die wunderbaren Worte unseres Berliner Autors
P e t e r   S o m m e r e g g e r , geboren und aufgewachsen in Wien.

Andreas Schmidt, Herausgeber, wünscht Ihnen / Euch
Friede, Peace, Shalom und Salām!

„Es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut, nur menschliches“.

In der Vorweihnachtszeit, erst recht zum Weihnachtsfest selbst, wird der Wunsch nach Frieden besonders gerne thematisiert.

von Peter Sommeregger, Berlin

Weihnachten gilt ja auch als Friedensfest schlechthin. Dazu habe ich noch eine persönliche Kindheitserinnerung: in Wien war es ein weit verbreiteter Brauch, Heiligabend eine oder mehrere brennende Kerzen zwischen die Fensterflügel zu stellen. Mein Vater erklärte mir, dass man damit der gefallenen Kameraden gedenke, die kein Weihnachtsfest mehr feiern könnten. Die zeitlich relative Nähe zum Weltkrieg zeigte sich daran, inzwischen ist dieser Brauch sicher längst vergessen.

Der Wunsch nach Frieden gehört zu dem am öftesten geäußerten, eigentlich aller Menschen. Warum, fragt man sich immer wieder, ist es dann nicht möglich, unter uns Menschen auf Erden Frieden dauerhaft zu erhalten?

Diese Frage zu beantworten, käme der Quadratur des Kreises gleich. Seltsamerweise sind es bis heute oft Auseinandersetzungen über religiöse Themen, die Unfrieden stiften. Das muss heute in Zeiten der in weiten Teilen säkularisierten Gesellschaften verwundern. Die Religionen predigen ausnahmslos, Frieden zu halten, aber in ihrem Namen geschehen häufig die abscheulichsten Verbrechen.

Man darf nicht davon ausgehen, dass der Mensch per se gut ist. Zu vernünftigen und empathischen Geschöpfen werden wir eigentlich erst durch positive, vorgelebte Beispiele, das nennt man Erziehung. Leider sind auch gut erzogene und kluge Menschen nicht immer frei von Hass, der sich bevorzugt auf das Fremde, Unvertraute richtet. Das folgt im Grunde der menschlichen Natur, die anfangs dem Unbekannten nicht traut.

Entscheidend wäre an diesem Punkt die Bereitschaft, das Unbekannte kennenzulernen, um so Ängste und Vorurteile zu überwinden. Mir gefällt, dass Juden als Grußwort Shalom, also Friede gewählt haben. Der Gruß „Shalom“ hat übrigens eine Entsprechung im arabischen „Salam“.

Gibt es einen besseren Weg, um auf Menschen zuzugehen?

Im Augenblick sorgen zwei Kriege, direkt und indirekt in unserem Umfeld für immer neue, schreckliche Nachrichten und Bilder. Beiden bewaffneten Konflikten, so unterschiedlich sie sein mögen, ist Eines gemeinsam: das Unverständnis für die Gegenseite und ideologische Verbohrtheit. Diese sind die Mütter und Väter aller Kriege. Bekämpfen kann man sie wohl nur durch Bildung im Sinne von Aufklärung und Wissen um historische Zusammenhänge. Je weiter wir uns historisch von den Katastrophen
des 20. Jahrhunderts entfernen, umso anfälliger werden jüngere Menschen für populistische Verführer.

Die Gegenwart ist eben nur durch das Wissen um die Vergangenheit wirklich zu begreifen. Am Ende aller Überlegungen sollte immer stehen, dass wir alle Menschen mit gleichen Sorgen, Wünschen, und Problemen sind.

Die wunderbare Margot Friedländer, eine knapp der Shoa entronnene Berliner Jüdin, die mit über hundert Jahren noch immer in deutsche Schulen geht, um für die Jugend Zeugnis abzulegen von der dunklen Vergangenheit, sagt:

„Es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut, nur menschliches.“

Wer sich diesen Gedanken zu eigen macht, ist auf einem guten Weg!

Peter Sommeregger, 23. Dezember 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen.‘ Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.

2 Gedanken zu „ „….und Friede den Menschen auf Erden?“
klassik-begeistert.de, 24. Dezember 2023“

  1. PEACE ON EARTH

    Im steten Wechsel von Licht und Dunkelheit
    zieh’n wir mit Mutter Erde durch Raum und Zeit.
    Am Firmament Sonne, Mond und Sternenpracht,
    jedem hellen Tage folgt die dunkle Nacht.

    Es ist im Universum nichts von Dauer,
    auf Erden bleibt ewig steh’n keine Mauer.
    Licht und Schatten begleiten unser Leben,
    es wird Siege und Niederlagen geben.

    Dunkle Schatten liegen über der Menschheit,
    auf dem Globus Kriege, Terror, großes Leid.
    Man mag an einen Gott glauben oder nicht,
    der Mensch braucht Frieden und Freiheit,
    wie das Licht.

    Die Berliner Mauer ist gefallen,
    die Mauer im Kopfe nicht bei allen.
    Latente Mauern zwischen Arm und Reich,
    den Religionen, sowie Schwarz und Weiß.

    Mauern der Intoleranz und Schande
    sind einzureißen in jedem Lande.
    Erst wenn auch die letzte Barriere fällt,
    gibt es Frieden und Freiheit auf der Welt.

    Für die Zukunft des Planeten,
    weg mit Panzern und Raketen.
    Ende der Waffenexporte,
    Abrüstung an jedem Orte.

    Spielet lieber die Gitarre,
    als zu tragen eine Knarre.
    Lasst die weißen Tauben fliegen,
    Aggression und Hass besiegen.

    Die Leute legen ab den Neid,
    die Religionen ihren Streit.
    Fromme und Heiden sind vereint,
    uns’re Sonne für alle scheint.

    Keiner ist des Anderen Knecht,
    für alle gilt das Menschenrecht.
    Jeder kann glauben, was er will,
    Frieden und Freiheit unser Ziel.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

    1. Lieber Herr Kirmse,

      ich finde es bemerkenswert und mutig, dass Sie ein persönliches Friedensgedicht veröffentlicht haben. Mutig deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass der, der über Frieden und Diplomatie streitet, politisch gleich in eine bestimmte Ecke geschubst wird.
      Im Mai haben die Berliner Philharmoniker die “Leningrader Sinfonie” von Dmitri Schostakowitsch aufgeführt. Die immer wiederkehrende Taktfolge aus dem 1. Satz wird jeder anders interpretieren. Ich höre die schlimmsten Geräusche des Krieges heraus.
      In meiner Jugend hielt ich es mit John Lennons “Give Peace a Chance”.
      Was meinen Sie, an wen kann man diese Bitte heute senden?

      Danke für Ihre Worte, Herr Kirmse,
      und liebe Grüße aus Berlin.
      Ralf Krüger

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