Das Floß der Medusa von Théodore Géricault © public domain
Henzes Musik lässt mich zusammenzucken, bohrt sich in mich hinein, wenn die Lebenden sterben und sich ihres Schicksals gewahr werden. Am eindringlichstem vermittelt mir das Georg Nigl als Chronist Jean-Charles, der das rettende Schiff sichtet und auf das Floß aufmerksam macht. Er ist der letzte der stirbt auf dem Floß der Medusa. Mit einem furiosen Fortissimo rammt das Orchester die Tragik, die Niedertracht, die Ungerechtigkeit der Welt in mich hinein und ermutigt mich zugleich, mich dagegen aufzulehnen.
Das Floß der Medusa (1968/1971/1990 Änderung des orchestralen Schlusses)
Oratorio vulgare e militare für Sopran, Bariton, Sprechstimme, gemischten Chor und Orchester
Komposition Hans Werner Henze
Libretto Ernst Schnabel
La Mort Kathrin Zukowski
Jean-Charles Georg Nigl
Charon Udo Samel
Chor des Bayerischen Rundfunks, Einstudierung Max Hanft
WDR Rundfunkchor, Einstudierung Paul Krämer, Alexander Lüken
Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor, Einstudierung Regina Sgier, Wolfgang Götz
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Dirigent Ingo Metzmacher
Felsenreitschule, Salzburg, 18. Juli 2025
von Frank Heublein
In der Felsenreitschule wird an diesem Abend Hans Werner Henzes Oratorium „Das Floß der Medusa“ aufgeführt. Auf politische Proteste der 68er Bewegung vor und im Aufführungssaal in Hamburg wurde 1968 mit einem rigiden Polizeieinsatz reagiert. In dieser chaotischen Situation wurde die Uraufführung abgesagt. Stattdessen wurde im Radio die Generalprobe übertragen. Die gescheiterte Uraufführung gilt als einer der spektakulärsten Skandale der Musikgeschichte. Die Uraufführung des Werks erfolgte in Wien 1971. „Hans Werner Henze, Das Floß der Medusa
Felsenreitschule, Salzburg, 18. Juli 2025“ weiterlesen