Verdis Totenmesse erlebt im Berliner Dom eine eindrucksvolle, bewegende Aufführung

Giuseppe Verdi, Messa da Requiem  Berliner Dom, 16. November 2024

Foto: https://www.berlinerdom.de

Giuseppe Verdi, Messa da Requiem

Barbara Krieger   Sopran
Karina Repova   Mezzosopran
Sotiris Charalampous   Tenor
Albert Pesendorfer   Bass
Ernst Senff-Chor

Junge Philharmonie Berlin
Marcus Merkel   Leitung

Berliner Dom, 16. November 2024

von Peter Sommeregger

Der Monat November ist traditionell dem Totengedenken gewidmet. Volkstrauertag, Totensonntag , Buß-und Bettag fallen wohl bewusst in die Zeit, da kurze Tage mit wenig Licht eine gedrückte Stimmung erzeugen. Die Musik ist es, die solche Stimmungen aufnehmen, sie aber gleichzeitig durch ihre spirituelle Kraft aufhellen kann.

So erneut geschehen bei der Aufführung von Verdis monumentaler Totenmesse im Berliner Dom. Nein, dieses Requiem ist keineswegs Verdis beste Oper, aber ja, der Komponist zeigt auch in diesem Werk sein Talent, Sängerstimmen mit wunderbaren Kantilenen zu versorgen.

Der noch junge Dirigent Marcus Merkel gibt der Aufführung mit dem von ihm begründeten Orchester Junge Philharmonie Berlin den souverän gesetzten Rahmen. Die Blechbläser sind teilweise in der ehemalig kaiserlichen Loge platziert, was einen akustisch reizvollen Akzent setzt. Die akustischen Bedingungen des Doms sind aber nicht unproblematisch, ein deutlicher Nachhall ist unvermeidbar, aber der sakrale Raum entschädigt mit seiner prächtigen Ausstattung für dieses unvermeidbare Manko.

Eine sichere Bank ist einmal mehr der renommierte Berliner Ernst-Senff-Chor, ein Ensemble von großartiger Ausgewogenheit und sonorem Klang. Von Orchester und Chor gleichermaßen eingebettet, kann sich das Solistenquartett optimal entfalten.

West facade of the Berlin Dome © Chainwit

Barbara Kriegers markanter Sopran setzt mit glasklarer Höhe einen starken Akzent. Ihr Libera me am Ende vermittelt eindringlich die leidenschaftliche Bitte um Erlösung. Im Zwiegesang mit der kurzfristig eingesprungenen lettischen Mezzosopranistin Karina Repova verbinden sich die Stimmen zu klangschönen Duetten, aber auch mit ihren Soli können beide Sängerinnen berühren und überzeugen.

Die Überraschung des Abends ist der junge zypriotische Tenor Sotiris Charalampous. Verdi hat für den Tenorpart seines Requiems Schwierigkeitsgrade gesetzt, die seinen Opernpartien mindestens ebenbürtig sind. Charalampous meistert die heiklen Stellen nicht nur, er versteht es auch, sein schönes Timbre voll aufblühen zu lassen. Mit dieser Leistung empfiehlt er sich nachhaltig als Hoffnungsträger für sein Stimmfach.

Die Basspartie wird von Albert Pesendorfer mit mächtigem schwarzen Bass nachdrücklich und wuchtig in den Raum gestellt. Diesem Quartett, in Verbindung mit dem souverän aufspielenden Orchester und dem erfahrenen, bombensicheren Chor gelingt eine Aufführung, die in Erinnerung bleiben wird.

Ein dankbares Publikum spendet den Künstlern lang anhaltenden Beifall.

Peter Sommeregger, 17. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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