Ethel Smyth’ Liebeserklärung an den Deutschen Wald

CD-Besprechung: Ethel Smyth, Der Wald  klassik-begeistert.de, 30. Oktober 2025

 

Der Chor der Oper Wuppertal und das Sinfonieorchester der Stadt liefern unter Patrick Hahn eine mehr als nur solide Leistung ab, es gelingt eine atmosphärisch dichte Aufführung der spätromantisch geprägten Musik, die Lust auf weitere Werke der 1944 verstorbenen Komponistin macht.

Ethel Smyth
Der Wald

Chor der Oper Wuppertal
Sinfonieorchester Wuppertal
Patrick Hahn, musikalische Leitung

Cpo 555 650-2

von Peter Sommeregger

Das Werk der britischen Komponistin Ethel Smyth erfährt erfreulicherweise inzwischen auch außerhalb ihrer Heimat verstärkte Aufmerksamkeit. Smyth war eine markante Persönlichkeit, nebst vielem anderen auch Frauenrechtlerin und Pazifistin.

Ihre musikalischen Studien absolvierte die 1858 in eine traditionelle victorianische Familie geborene Ethel teilweise in Deutschland, da sie durch eine Gouvernante frühzeitig mit der deutschen Sprache und Musik in Berührung kam. Ihr Kompositionsstil orientierte sich dabei stark an deutschen Vorbildern, wobei es ihr schon frühzeitig gelang, einen eigenständigen Stil zu entwickeln.

Neben Kammermusik schuf Smyth auch mehrere Bühnenwerke. Die Oper „Der Wald“ wurde 1902 immerhin an der Berliner Hofoper uraufgeführt, erlebte danach auch Aufführungen in London und sogar an der New Yorker Metropolitan Opera, wo allerdings trotz prominenter Besetzung nur eine Aufführung stattfand.

In diesem Jahr sind erstmals Tonträger mit der Oper erschienen, neben einer Londoner konzertanten Aufführung auch der Mitschnitt einer Produktion der Oper Wuppertal. Deren jugendlicher GMD Patrick Hahn hat das Werk kombiniert mit Arnold Schönbergs „Erwartung“ aufgeführt, da die Oper von Smyth nur etwa eine Stunde dauert. Nun ist das Werk endgültig auch einem breiteren Publikum zugänglich. Die romantische, im Mittelalter spielende, eher grausame Handlung wird eingeleitet und beendet durch einen Gesang der Waldgeister, die den deutschen Wald zur eigentlichen Hauptfigur des Werkes erklären.

Bei aller Kürze sind die Gesangspartien von hohem Schwierigkeitsgrad. Die Met in New York hatte 1903 immerhin ihre Stars Johanna Gadski und Georg Anthes für die Hauptrollen aufgeboten.

In Wuppertal besetzte man aus dem Ensemble, die Tenorpartie des Holzfällers Heinrich wurde dem Südkoreaner Sangmin Jeon anvertraut, der einen gut gebildeten Tenor hören lässt, dem man aber noch ein wenig mehr an heldischer Kraft wünschen würde.

Seine Braut Röschen wird von der japanischen Sopranistin Mariya Taniguschi berührend verkörpert. Die Sängerin ist eine Schülerin des leider allzu früh verstummten Mozart-Tenors Uwe Heilmann. Auftrumpfend gestaltet die amerikanische Mezzosopranistin  Edith Grossman die dramatische Partie der Iolanthe, der die Rolle der Bösen im Stück zufällt.

Der Chor der Oper Wuppertal und das Sinfonieorchester der Stadt liefern unter Patrick Hahn eine mehr als nur solide Leistung ab, es gelingt eine atmosphärisch dichte Aufführung der spätromantisch geprägten Musik, die Lust auf weitere Werke der 1944 verstorbenen Komponistin macht.

Peter Sommeregger, 29. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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