Klassik-begeistert lesen, dabei gewesen: John Lundgren dankt in Bayreuth als Wotan ab und wird Holländer

Egils Silins („Das Rheingold“) und der seit Jahren beste Wotan der Welt, Tomasz Konieczny („Die Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer), springen ein.

Foto: Tomasz Konieczny als Wotan an der Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

Bayreuther Festpiele, 25. August – 1. September 2022

von Andreas Schmidt

Die Bayreuther Festspiele, die einzigen und die wahren Festspiele, die auf
Weltklasseformat die Werke des Jahrtausendgenies Richard Wagner verkörpern und repräsentieren, haben wichtige und richtige Entscheidung getroffen:

Der schwedische Bassbariton John Lundgren tritt die unendlich schwierige Rolle des Wotan nicht an – er hätte sie im „Rheingold“, in der „Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer gesungen. Dafür treten ein die Wotan-erfahrenen Egils Silins („Das Rheingold“) und der seit Jahren beste Wotan der Welt, Tomasz Konieczny („Die Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer).

Hubertus Hermann, Pressesprecher der Festspiele, verschickte an diesem Freitag folgende Mail an die Medienvertreter:

„Mit großem Bedauern muss John Lundgren seine Mitwirkung als „Wotan“ und „Wanderer“ in der Neuinszenierung „Der Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther Festspielen 2022 absagen. Aus persönlichen Gründen ist es ihm leider nicht möglich ab sofort bis zur Premiere am 31. Juli für die intensive und für die Neuproduktion notwendige Probenarbeit in Bayreuth zur Verfügung zu stehen. Die Bayreuther Festspiele freuen sich jedoch, dass John Lundgren zu einem späteren Zeitpunkt zu den diesjährigen Festspielen hinzustoßen und die Titelpartie in der Wiederaufnahme „Der fliegende Holländer“ verkörpern wird, die er bereits in der Premiere 2021 übernommen hatte. Die künstlerische Leitung ist außerordentlich dankbar, dass mit Egils Silins als Wotan in „Das Rheingold“ und Tomasz Konieczny als Wotan in „Walküre“ und Wanderer in „Siegfried“ zwei herausragende Künstler kurzfristig die Rollen übernehmen werden.“

Ich habe John Lundgren im Mai 2022 zweimal in Wien als Wotan gehört, im Ring I und II – und er war leider wirklich nicht gut, geschweige denn auf Bayreuth-Niveau. So titelte ich am 21. Mai 2022:

Wotan John Lundgren schwächelt in Wien und soll die Partie in Bayreuth singen – es gibt eine Lösung

Die Lösung skizzierte ich so: Tomasz Konieczny singt den Wotan und John Lundgren wie im letzten Jahr den Holländer.

Zu dieser Lösung ist es gekommen.

Zwar ist Lundgren nicht so gut wie Konieczny, der auch der beste Holländer der Welt ist – ein polnischer Holländer, der in München im letzten Juli nicht enden wollenden Szenenapplaus nach der ersten Arie bekam, was sich eigentlich für eine Wagner-Oper nicht ziert.

Aber Lundgren wird als Holländer II. in Bayreuth sicherlich für Furore sorgen.

Richard Wagner, Der fliegende Holländer Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 7. Juli 2021

Wotan ist die männliche Megarolle in Bayreuth – und TK beherrscht sie seit vielen Jahren wie kein anderer… und man wird von diesem Wotan noch viel von ihm hören… Das anspruchsvolle Wienerpublikum liebte ihn viele Jahre lang wie kein anderer…. aber der neue Direktor hat zwar viel Ahnung von Verträgen (von denen ja auch im Ring die Rede ist), aber leider etwas weniger von wahrhaftiger Live-Musik.

Auch in der Wiener „Walküre“ vermochte John Lundgren nicht zu überzeugen, insgesamt hinterließ er einen verhaltenen Eindruck, wie Autor Jürgen Pathy und ich befanden.

klassik-begeistert wünscht John Lundgren, Tomasz Konieczny und Egils Silins, dass sie in ihren Rollen aufgehen mögen – Rollen, in denen man RICHTIG glänzen kann. Rollen, die nur eine klitzekleine Minorität der professionellen maskulinen Sänger zu singen vermag. Ausnahmerollen, die einen Sänger unsterblich machen können. Götterrollen.

Zu erfahren war von den Bayreuther Festspielen nahestehenden Personen, dass TK alle drei Wotan-/ Wanderer-Partien gesungen hätte, wenn er nicht Verpflichtungen am Opernhaus Zürich gehabt hätte. Nun singt er nicht den „Rheingold-Wotan“ in BT.

Gleichzeitig war zu erfahren, dass John Lundgren „eine schwere Phase durchmacht“.

klassik-begeistert wünscht dem hochbegabten Schweden alles erdenklich Gute! Festspielleiterin Katharina Wagner, Urenkelin von Richard Wagner, hat eine musikalisch und diplomatisch gesehen sehr gute Lösung gefunden.

klassik-begeistert.de wird ausführlich über die Bayreuther Festspiele berichten.

Andreas Schmidt, 10. Juni 2022, für
für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.de

Richard Wagner, Das Rheingold Wiener Staatsoper, 21. Mai 2022

Richard Wagner, Die Walküre Wiener Staatsoper, 22. Mai 2022

Pathys Stehplatz (15): John Lundgren als Wotan in Wien Klassik-begeistert.de

Drei Weltklassesänger zeigen Wotan in Wien, wie Wagner wirklich geht

Lieber John Lundgren, ich weiß, Sie können großartig singen: Bitte, bitte geben Sie alles, wenn Sie auf dem grünen Hügel einen Gott singen dürfen. Singen Sie bitte wie ein Gott und nicht wie ein Sänger, der sich in der  (noch) wichtigsten Staatsoper der Welt zwei Abende lang zu schonen scheint…

Wiener Staatsoper, 22. Mai 2022
Richard Wagner, Die Walküre

Foto: Lise Davidsen © James Hole

von Andreas Schmidt

Drei Weltklasse-Sänger haben einem Wotan in Wien gezeigt, wie Wagner wirklich geht. Auch am zweiten Tag als Wotan blieb der schwedische Bassbariton John Lundgren in weiten Teilen blass und stellenweise schwach: in einer der packendsten Rollen der Opernweltliteratur – als Wotan in der „Walküre“. Bekam er am Vortag noch etwa 100 Buhrufe, waren es an diesem Abend etwa 20.

Es ist einfach zu wenig, wenn ein Wotan nur einmal!, in den letzten Sekunden des fast vierstündigen Werkes, seinen „Gesangsmotor“ RICHTIG anschmeißt:

Es war dies während seiner letzten Gesangsworte im Fortissimo:

Wer meines Speeres
Spitze fürchtet,
durchschreite das Feuer nie!

Da sang der Schwede um sein Leben, wunderschön, kraftvoll, sinnlich, göttlich – wie ein Wotan. Oh, welch kostbare Sekunden. „Richard Wagner, Die Walküre
Wiener Staatsoper, 22. Mai 2022“
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Wotan John Lundgren schwächelt in Wien und soll die Partie in Bayreuth singen – es gibt eine Lösung

Zum Wohle Bayreuths wäre es dienlich, Tomasz Konieczny sänge den Wotan und John Lundgren den Holländer – den hat er ja bereits vergangenes Jahr gesungen, und er kann sich ja verbessern. An Koniecznys Wotan kommt Lundgren nicht ansatzweise vorbei.

Wiener Staatsoper, 21. Mai 2022
Richard Wagner, Das Rheingold

Foto: John Lundgren, © Moklos Szabo

von Andreas Schmidt

Der Wotan an diesem Rheingold-Abend im renommiertesten Opernhaus der Welt ist der Schwede John Otto Lundgren, 53. Er kam als letzter Sänger nach der Vorstellung vor den Vorhang – und bekam nur sehr, sehr ! dezent-höflichen Applaus. Dafür laute Buh-Rufe von mindestens 100 Zuschauern. Leider zu Recht.

Lundgren ist zweifelsohne ein guter Sänger mit vielen Stimmfacetten. Aber er ist kein Wotan. Ihm fehlt das Göttliche, das Machtbesessene, das Abgrund-Tiefe. Schon als Holländer war er in Bayreuth, dem wunderbaren Mekka für Wagner-Kunst, 2021 eine klare Fehlbesetzung.

Seine Stimme ist für einen Wotan viel zu dünn. Sicher: Lundgren singt ohne Fehler, trifft alle Töne perfekt, aber etwas Besonderes, etwas Magisches geht nicht von ihm aus.

Sorry, lieber John Lundgren: Sie sind kein Wotan. „Richard Wagner, Das Rheingold
Wiener Staatsoper, 21. Mai 2022“
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Die DIENSTAG-PRESSE – 17. MAI 2022

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DIENSTAG-PRESSE – 17. MAI 2022

Foto: © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Richard Wagners „Siegfried“ an der Wiener Staatsoper
Der schwedische Tenor Michael Weinius gab am Haus am Ring sein Rollendebüt – und bewies bemerkenswerte Kondition und darstellerische Kraft
DerStandard.at

Wien
Siegfried“: Kraftlackl und Komödiant
Die Staatsoper setzt Wagners „Ring des Nibelungen“ auf hohem Niveau fort.
WienerZeitung.at

Wotan geht: Generationwechsel im „Ring“
Wagners „Siegfried“, großteils neu besetzt, an der Staatsoper: trotz einzelner Schwächen ein erfrischender Abend.
https://www.diepresse.com/6139874/wotan-geht-generationwechsel-im-ring

München
Zwingende Zumutung: „The Damned and the Saved“ von Malin Bång und Pat To Yan bei der Münchner Biennale
NeueMusikzeitung/nmz.de

München
Wie es mit der Oper weitergehen kann
Teilnehmen, nicht vorgesetzt bekommen: Die Münchner Musiktheaterbiennale zeigt, wie zugänglich zeitgenössische Musik sein kann.
SueddeutscheZeitung.at.

Genf
Das Grand Théâtre de Genève blickt nach schwierigen Zeiten optimistisch in die Zukunft

Insgesamt ein sehr anspruchsvolles und ambitioniertes Programm, das hoffentlich ohne pandemiebedingte Ausfälle oder Einschränkungen realisiert werden kann. Neugierig darf man auf das facettenreiche Programm in jedem Fall sein.
https://klassik-begeistert.de/die-spielzeit-2022-2023-am-grand-theatre-de-geneve/ „Die DIENSTAG-PRESSE – 17. MAI 2022“ weiterlesen

Beethoven in der "Musikhalle Hamburg": Jeder Mensch hat nur dieses eine Leben

Ich höre marschierende Freiwillige, die für ihre Freiheit, Unabhängigkeit kämpfen, wie heute wieder in Europa. Muss das „große“ Menschsein wieder mit Blutvergießen und Tod von Individuen erkämpft  werden? Jeder Mensch hat nur dieses eine Leben.

Laeiszhalle, Hamburg, 10. Mai 2022

Ludwig van Beethoven – Missa Solemnis

Johanna Doderer – Pinus (Erstaufführung)

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, Foto ©

Berliner Symphoniker

Hansjörg Albrecht, Dirigent

Sopran: Valentina Farcas
Mezzosopran: Laila Salome Fischer
Tenor: Jussi Myllys
Bass: Tareq Nazmi

von Elżbieta Rydz

An diesem Abend werden in Beethovens Missa Solemnis unverkennbar die Merkmale seines eigenen leidenschaftlichen Ausdruckswillens hörbar. Groß in der Geste, elementar und monumental zugleich, entwickelt sich ein flammendes Pathos.

Als junger rheinischer Rebell nach  Wien zugezogen, mit dem Freimut eines Jakobiners verkehrte Beethoven in den Salons seiner aristokratischen Freunde als Gleicher unter Gleichen. Was für ein Unterschied zur Ärmlichkeit des elterlichen Hauses, wo der trinkende Vater der Mutter Beethovens und seinen sechs Geschwistern viel zu viel Kummer bereitete.

In Beethovens Schaffen entwickelte sich die Musik immer bewusster zur gesellschaftlichen Funktion, die Sinfonie zum Appell und der Konzertsaal zum Tribunal. Er selbst schrieb 24-jährig an den befreundeten Verleger Simrock: „Wer würde in unseren demokratischen Zeiten noch so eine Sprache annehmen.“

Die Missa ist die Krönung im Ringen um neue gewaltige Inhalte, um die gültige Gestaltung großer an die Menschheit appellierender Ideen, auch um neue Schreibweise und Schaffensmethoden. So bildet die stark vergrößerte, bereicherte und dramatisierte Gestalt der Missa den krönenden Abschluss in Beethovens Leben.

Versteht man Beethoven als Ideenmusiker, Dichter und Denker in Tönen, der Themen und Motive immer wieder neu formuliert, so entwickelt sich die persönliche Empfindung an diesem Abend zum Tongemälde, in dem seine Idee vom Landleben, vom Verhältnis des Menschen zur Natur, der Idee vom Kampf  mit dem Schicksal, der Idee von allgemeiner Freude und Menschenverbrüderung hörbar werden. Um es mit Beethovens Worten auszudrücken: „So höre und sehe ich das Bild in seiner ganzen Ausdehnung.“

Direkt nach dem Kyrie setzen der Chor und das Orchester zum Gloria an: in atemberaubendem Tempo, immerwährend und weiterziehend, schon fast zu dominierend die Berliner Symphoniker, der souveräne Chor lässt sich nicht aus dem Konzept bringen.

Mutig die Einbindung der „Pinus“-Uraufführung der Wienerin Johanna Doderer nach dem Gloria. Wachstum, Bewegung, pulsierendes Leben, der Prozess der Menschwerdung, friedliche Klanggemälde in einleuchtenden Harmonien. Für mich ist das Scherzo-Pinus, im Auftrag des Dirigenten Hansjörg Albrecht geschrieben (das gesamte Orchesterstück „The Trees“: forest, pinus, the crown, light) auch unverkennbar eine Parallele zu Beethovens unruhigen politisch revolutionären Zeiten. Ich höre marschierende Freiwillige, die für ihre Freiheit, Unabhängigkeit kämpfen, wie heute wieder in Europa. Muss das „große“ Menschsein wieder mit Blutvergießen und Tod von Individuen erkämpft  werden?

Jeder Mensch hat nur dieses eine Leben.

Ich bin gespannt und freue mich sehr darauf, das gesamte Stück „The Trees“ künftig zu hören.

Wenn ich einen Wunsch für meine Begeisterung offen hätte: Die Solisten sind in jeder einzelnen Stimme und Partie sehr gut, dennoch entsteht an diesem Abend nicht die gewünschte Struktur in den Passagen. Die Sopranistin Valentina Farcas nimmt die schwierigsten Intervallsprünge scheinbar mühelos, die hohen Einstiegstöne sind sicher, kristallklar und selbstbewusst platziert, eine Verbundenheit zwischen Kopf und Bruststimme scheint ihr wie ihre Bühnenpräsenz in die Wiege gelegt worden zu sein.

Nichtsdestotrotz – es mag an der brillant platzierten Sopranistin oder an meinem Sitzplatz liegen:  durch das sehr starke Vibrato werden die anderen Solostimmen übertönt. In solchen Fällen denke ich mit einem verschmitzten Lächeln und ganz unprätentiös: Die alte Laeiszhalle ist schon durchaus eine Diva.

Elżbieta Rydz, 12. Mai 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Ludwig van Beethoven, Missa Solemnis, Großer Saal der Laeiszhalle Hamburg, 10. Mai 2022

Ludwig van Beethoven, Missa Solemnis, Großer Saal der Laeiszhalle Hamburg, 10. Mai 2022

 

Der Herr gebe es!

So ist den Connaisseuren im Publikum zu danken, die das ganze, einfach schöne Konzert ohne einen Mucks begleiten, so hin- und hinwegreißend dirigiert von Hansjörg Albrecht, der tatsächlich manches Mal in die Knie geht, wieder nach oben schnellt, um sich dann doch etwas erschöpft an die Reling seines Pultes zu lehnen, was seinem Dirigat keinen Abbruch tut, auch wenn es einen Hauch von rhythmischer Sportgymnastik hat – aber wer Bernstein sah in München mit Gershwin, verzeiht einfach alles, selbst wenn es keiner Verzeihung bedarf.

Laeiszhalle, Hamburg, 10. Mai 2022

Ludwig van Beethoven – Missa Solemnis

Johanna Doderer – Pinus (Erstaufführung)

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, Foto ©

Berliner Symphoniker

Hansjörg Albrecht, Dirigent

Sopran: Valentina Farcas

Mezzosopran: Laila Salome Fischer

Tenor: Jussi Myllys

Bass: Tareq Nazmi

 

von Harald Nicolas Stazol

„Dona nobis Pacem – Herr gib uns Frieden“ – so schimmert wohl unser aller Hoffnung in Beethovens „Missa Solemnis'“ letztem Satz auf, nachdem er vorher strahlt wie nur in der Neunten, die durchaus Ähnlichkeiten und Allusionen hat, und nun in der Laeiszhalle blendet wie ebenso der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, begleitet von den leuchtenden Berliner Symphonikern, dirigiert von einem Brillanten, gefasst von vier gleißenden Solisten, von denen noch zu berichten sein wird.

Ludwig van hielt die Missa für sein Bestes, und so sei sie aller Hörerschaft empfohlen, auch wenn doch eine gewisse Liebhaberschaft zum größten Sohne Bonns durchaus hilfreich sein wird, was man vielleicht daran erkennt, dass der Saal doch recht spärlich besetzt ist – doch sagte nicht schon François Truffaut „Mir ist ein volles Kino einerlei, wenn nur ein Kenner unter ihnen ist, n’est-ce pas?“ – und an diesem Abend mag man ihm recht geben. Legt sich doch ein ganz feingesponnener Ludwig van über uns alle, selbst, wenn der Beginn im Gloria noch der formal am meisten durchgehaltene zweite Satz ist, nach einem Kyrie, das, wie LvB wohl intendierte, schon als Intro hinweg- und hineinreißt.

„Ludwig van Beethoven – Missa Solemnis, Johanna Doderer – Pinus (Erstaufführung), Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg Berliner Symphoniker Hansjörg Albrecht, Dirigent
Laeiszhalle, 10. Mai 2022“
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Musikverein Wien: Wenn sich das Tor zum Himmel öffnet

4. Soirée der Wiener Philharmoniker

Konzert am 9. Mai 2022 im Musikverein Wien, Großer Saal

Igor Strawinsky: Psalmensymphonie, K Catalog 52

Felix Mendelssohn-Bartholdy: Symphonie Nr. 2 in B-Dur „Lobgesang“ (Eine Symphonie-Cantate nach Worten der heiligen Schrift, op. 52 MWV A 18

Simona Saturová, Sopran
Jeanine de Bique, Sopran
Tilman Lichdi, Tenor

Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
(Leitung: Johannes Prinz)
Wiener Philharmoniker
Dirigent: Herbert Blomstedt

Foto: © Martin U. K. Lengemann – Herbert Blomstedt

von Herbert Hiess

Je nach persönlicher Glaubenssituation kann man es nur als ein Wunder der Natur oder ein Geschenk Gottes bezeichnen, dass ein Mann, der am 11. Juli 95 Jahre (!!) alt wird, offenbar geistig und doch auch körperlich so jung geblieben ist.

Schon das Dirigieren per se ist eine körperliche Höchstleistung, die Herbert Blomstedt stehend  spielend gemeistert hat – dazu kommen noch die Ansprüche an das Gedächtnis und den Geist. Auch hier stellt der großartige Mann viele, sehr, sehr viele seiner jüngeren Kollegen in den Schatten. „4. Soirée der Wiener Philharmoniker, Herbert Blomstedt
Konzert am 9. Mai 2022 im Musikverein Wien, Großer Saal“
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Geschwindigkeiten der Zeit: "Der Rosenkavalier" in München diesmal live vor Ort

Ich schrieb im März 2021: „Lieber Herr Schicksalsengel, gib mir heute Nacht einen Traum: wie ich diese Inszenierung im dunklen Zuschauerhalbrund mit 1999 Mitzuschauern und Mitzuschauerinnen im Nationaltheater in München intensiv erlebe und genieße.“ Geträumt habe ich das nicht. Dafür intensiv erlebt und gespürt habe ich an diesem Abend schon. Noch viel schöner also als ein Traum. Und: dreizehn Monate Zeit, was ist das schon?

Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Bayerische Staatsoper, München, 8. Mai 2022
Fotos: W. Hösl ©

von Frank Heublein

Vor einem guten Jahr im März 2021 hatte die Neuinszenierung „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss Premiere in München. Ich (und drei andere Kollegen und Kolleginnen) berichteten auf klassik-begeistert.de über den Livestream.

Aufgrund der epidemischen Situation wurde letztes Jahr die Fassung für kleineres Orchester von Eberhard Kloke gespielt. An diesem Abend wird die aktuelle Inszenierung zum ersten Mal mit der großen Originalbesetzung aufgeführt. Diesmal live mit mir und wie ich erspähe auch Regisseur Barrie Kosky als Teil des Publikums.

„Fast wie bei der Premiere“ raunt es hinter mir beim Schlussapplaus, im Augenblick der hörbaren Minderheiten-Buhs, die sich Dirigent Vladimir Jurowski einsammelt. In der Buh-Gegenaktion zum Teil stehend brausender Applaus. Ich verstehe den heutigen Abend ob der Orchesterfassung als echte Premiere, also heraus mit den Buhs und Ovationen! Der erste Akt gelingt Jurowski mit seinem Bayerischen Staatsorchester differenziert und nuancenreich. Trotz großer Besetzung ist der erste und der dritte Teil dieses Aktes fein und zart, sorgsam unter die Stimmen gelegt trägt die Musik die Stimmen ins Publikum hinein. „Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Bayerische Staatsoper, München, 8. Mai 2022“
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„Verweile doch! Du bist so schön!“: bedingungslos in die Musik eintauchen

Es liegt an uns, dazu beizutragen, dass der oder die nächste Zehnjährige eine Chance bekommt und lernt, wie grandios es sein kann, dieses kollektive Musikerleben – Verzeihung: Musik-Erleben. Ob „total abgehend“ im Stadion oder aber Stillsitzen in der Philharmonie: Auf das angemessene Verhalten kommt es an.

Foto: Patrik Klein (c). Gustav Mahlers 4. Symphonie in der Elphi: göttliche Musik, grausiges Publikum. Elbphilharmonie, 27. April 2022

von Brian Cooper

Neulich schaute ich mit einer Freundin ein Konzert von Pink Floyd auf DVD. London, Earls Court, 1994, die Division Bell Tour, Kenner und Fans sind sogleich im Bilde.

Kurz vor dem Ende, es wird Comfortably Numb gespielt, sieht man einige Male die wogende Masse des Publikums von hinten, ganz weit vorn die hell erleuchtete Bühne, es ist eine spektakuläre Show, und meine Freundin dreht sich plötzlich zu mir um und sagt: „Irgendwas ist anders.“

Auf meine verwunderte Frage, was sie denn meine, was also anders sei, verfällt sie zunächst in ein Schweigen, wie ich es von ihr kenne, sie denkt nach, derweil sie weiter das h-moll-Geschehen verfolgt, im Grunde eine Passacaglia, und unmittelbar vor David Gilmours legendärem zweiten Gitarrensolo ruft sie: „Die haben keine Handys!“ „Bedingungslos in die Musik eintauchen
klassik-begeistert.de, 6. Mai 2022“
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Die Missa Solemnis Beethovens: DER Geheimtipp am Rande des Internationalen Musikfests Hamburg

Laeiszhalle Hamburg, 10. Mai 2022, 19.30 Uhr
Ludwig van Beethoven, Missa Solemnis
Johanna Doderer, Pinus (Uraufführung)
Hansjörg Albrecht, Dirigent
Berliner Symphoniker

Foto: Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg ©

Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg setzt mit Hansjörg Albrecht und „Geist und Schöpfung“ neue Akzente im Hamburger Musikleben. Sind Sie dabei?

Beethovens spätes Meisterwerk historisch orientiert, dazu eine Uraufführung? Am Rand des Internationalen Musikfests gibt es diesen Geheimtipp in hochkarätiger Besetzung mit international gefeierten Solisten. Mit dabei sind an diesem Konzertabend die rumänische Sopranistin Valentina Farcas, die junge Neuentdeckung von Jordi Savall, die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer, der finnische Tenor Jussi Myllys und der vielfach gefeierte Bass Tareq Nazmi. „Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, Ludwig van Beethoven, Missa Solemnis, Johanna Doderer, Pinus (Uraufführung)
Laeiszhalle Hamburg, 10. Mai 2022, 19.30 Uhr“
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