Salome in der Kölner Philharmonie – kann das gutgehen?

Foto: (c) Enescu International Festival

Die Salome von Richard Strauss, 1905, nach Oscar Wilde ist eines jener Werke, die etwa so berüchtigt wie berühmt sind. Bis heute gilt sie als eines der skandalösten Dramen, die Strauss hinterlassen hat. So fiel die geplante Uraufführung in Wien sogar der Zensur zum Opfer. Mittlerweile hat die Salome sich im Opernbetrieb aber so gefestigt, dass sie bis heute über tausend Mal weltweit aufgeführt wurde; sicherlich auch, weil der Stoff um die Tochter der Herodias diverse weitere Künstler inspirierte. Heute also erklingt sie in der Kölner Philharmonie; ganz ohne Regie, ohne Bühnenbild aber mit minimaler Interpretation. Kann das überhaupt gelingen?

Richard Strauss – Salome op. 54, Musikdrama in einem Aufzug – konzertante Aufführung

WDR Sinfonieorchester
Cristian Măcelaru, Dirigent

Tristan Braun, Konzertante Einrichtung

Jennifer Holloway, Sopran (Salome)
Iain Paterson, Bariton (Jochanaan)
Tanja Ariane Baumgartner, Mezzosopran (Herodias)
Gerhard Siegel, Tenor (Herodes)
Oleksiy Palchykov, Tenor (Narraboth)

Kölner Philharmonie, 6. September 2025

von Daniel Janz

Auch ohne Bühnenbild gibt es viel Emotion

Vorneweg: Diese Aufführung ist wohl eine der größten Leistungen, die das WDR Sinfonieorchester zuletzt vollbracht hat. Getragen vom vollherzigen Klang der Strauss’schen Partitur entfaltet diese Musik einen Sog, der geradezu berauscht. Eingekleidet in teils mächtige Ausbrüche, teils lyrische Kleinode ergießt sich hier der Abgrund tiefster Lustfantasien, ohne dass eine stümperhaft egozentrische Regie dies kaputt macht. „Richard Strauss, Salome op. 54, konzertante Aufführung
Kölner Philharmonie, 6. September 2025“
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Ravel-Festival: Tarmo Peltokoski und das Orchester aus Toulouse begeistern

Concert du 5 Septembre 2025 a 20h, Saint-Jean-de-Luz © Valentine Chauvin Festival-Ravel

Daphnis et Chloé gerät zur Sensation. Das Schönste dabei: Es gibt kaum Störungen.

Orchestre national du Capitole de Toulouse
Tarmo Peltokoski, Dirigent

Orfeón Donostiarra
José Antonio Sainz Alfaro, Chorleitung

Maurice Ravel (1875-1937) – Sites auriculaires (orch.: Kenneth Hesketh); Ma mère l’oye; Daphnis et Chloé

Saint-Jean-de-Luz, Église Saint-Jean-Baptiste, 5. September 2025, 20 Uhr

von Brian Cooper

Gefühlt jeder Mensch kennt hier Maurice Ravel. In Saint-Jean-de-Luz hängen in nahezu jedem Geschäft Plakate, überall in der Stadt gibt es Büdchen und Infostände, ein älterer Herr studiert konzentriert den Spielplan, mit Fingerchen, man spricht über den großen Sohn aus Ziburu, so der baskische Name von Ciboure gleich gegenüber.

„Festival-Ravel: Orchestre national du Capitole de Toulouse, Tarmo Peltokoski
Saint-Jean-de-Luz, 5. September 2025, 20 Uhr“
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Das Publikum von Bayreuth Baroque unterwirft sich lustvoll dem Eroberer Pompeo Magno

Max Emanuel Cenčić © Lukasz Rajchert
Bayreuth Baroque Opera Festival 2025

 Wer ein solches Meisterwerk so meisterhaft auf die Bühne bringt, hat uneingeschränkten Beifall verdient. Der frenetische Applaus des Publikums für das gesamte Ensemble wird mit einem Da capo aus dem Schlusschor bedankt und schließlich vom Winken der Truppe abmoderiert. Pompeo Magno hat Bayreuth im Sturm erobert, und wir sind für drei Stunden, ohne es auch nur zu bemerken, Sklaven der Barockoper geworden.

Pompeo Magno

Dramma per musica von Francesco Cavalli
Libretto von Nicolò Minato

Musikalische Leitung  Leonardo García Alarcón

Regie  Max Emanuel Cenčić
Bühne  Helmut Stürmer
Kostüme   Corina Gramosteanu
Bewegungscoach   Chiara D’Anna

Pompeo Magno   Max Emanuel Cenčić
Issicratea   Mariana Flores
Mitridate   Valerio Contaldo
Farnace, Amore   Alois Mühlbacher
Sesto   Nicolò Balducci
Giulia   Sophie Junker
Cesare   Victor Sicard
Claudio  Nicholas Scott
Servilio   Valer Sabadus
Crasso   Jorge Navarro Colorado
Delfo   Dominique Visse
Arpalia   Kacper Szelazek
Atrea   Marcel Beekmann

Vier Prencipi   Pierre Lenoir, Angelo Kidoniefs, Yannis Filias, Christos Christodoulou

Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 6. September 2025

von Sandra Grohmann

Vielleicht denken Sie beim Stichwort Barockoper ebenso wie ich zunächst an die großen höfischen Opern mit antiken Stoffen, in denen man – wenn die Inszenierung dem nicht vorbeugt – Gefahr läuft, spätestens bei
der 102. Verzierung in Tiefschlaf zu verfallen. Sollten Sie ausgesprochener Barockfan sein, mögen Sie mir diese Bemerkung nachsehen.
„Bayreuth Baroque Opera Festival 2025,  Pompeo Magno
Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 6. September 2025“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 7. SEPTEMBER 2025

Angela Gheorghiu © Marius Baragan

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE –
7. SEPTEMBER 2025

Angela Gheorghiu – zum 60. Geburtstag
Der exquisite Sopran einer zu „Eigenwilligkeiten“ neigenden Diva
In den frühen 1990er Jahren hat die internationale Karriere der aus Rumänien stammenden Sopranistin Angela Gheorghiu begonnen: innerhalb kurzer Zeit hat sie am Königlichen Opernhaus von London (Mimì in „La Bohème“), an der Wiener Staatsoper (Adina in „L’elisir d’amore“) und an der Metropolitan Opera in New York (erneut Mimì) debütiert – und überall hat sie mit ihrem blühenden, makellos geführten, warm timbrierten lyrischen Sopran Publikum und Presse begeistert. 1996 hat sie den Tenor Roberto Alagna geheiratet und gleich hat man von einem „Traumpaar der Opernbühne“ gesprochen; in Opern von Donizetti, Puccini, Verdi und Gounod wurden beide gefeiert – und eine Vielzahl von Opern hat das Künstlerehepaar (bis zur Scheidung 2013) auch gemeinsam aufgenommen. 
Angela Gheorghiu – zum 60. Geburtstag | SO | 07 09 2025 | 15:05 – oe1.ORF.at

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Anastasia Kobekina begeistert mit entfesselter Naturgewalt und poetischem zartem Cellospiel

MCO Maxim Emelyanychev, Anastasia Kobekina © Nikolai Wolff

Musikfest Bremen: „Auf Wiedersehen“

Emelyanychev will das Letzte herausholen aus dem Orchester. Und das spielt wie im totalen Rausch, gibt mehr, noch mehr in diesem überbordend überwältigenden Spektakel, das nach kurzen, die Spannung zusätzlich anheizenden Ritardandos wie ein exorbitant strahlender Triumphzug endet.

Ein bestechend grandioses, mit lang anhaltenden Standing Ovations bedachtes Ende – und leider auch der diesjährigen Musikfest-Konzerte.

Wolfgang Amadeus Mozart  Sinfonie Nr. 20 D-Dur KV 133

Dmitri Schostakowitsch  Violoncello-Konzert Nr. 1 Es-Dur op. 107

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky  Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64

Anastasia Kobekina  Violoncello

Maxim Emelyanychev  Dirigent
Mahler Chamber Orchestra

Bremer Konzerthaus Die Glocke, 5. September 2025

von Dr. Gerd Klingeberg

Mozart, Schostakowitsch, Tschaikowsky: Das letzte klassische Konzert beim 36. Musikfest Bremen könnte man hinsichtlich dieser doch deutlich differierenden Musikzusammenstellung als eine Art Mikrokosmos dieses Events bezeichnen. „Musikfest Bremen: „Auf Wiedersehen“
Bremer Konzerthaus Die Glocke, 5. September 2025“
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Alte Musik und doch modern: Philippe Herreweghe dirigiert Beethoven und Cherubini

250905 Orchestre des Champs-Élysées, Collegium Vocale Gent, Herreweghe © Fabian Schellhorn

Beide Teile des Konzertes erhielten herzlichen Applaus. Ein leiser Abend, der wegen der Zwischentöne in Erinnerung bleiben wird.

Orchestre des Champs-Élysées
Collegium Vocale Gent

Philippe Herreweghe / Dirigent

Maria van Nieukerken / Choreinstudierung

Ludwig van Beethoven (1770-1827) / Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“

Luigi Cherubini (1760-1842) / Requiem c-Moll

Philharmonie Berlin, 5. September 2025

von Julian Führer

Napoleon Bonaparte galt als Friedensbringer und Befreier, hatte er doch die Exzesse und die Unsicherheit der Französischen Revolution beendet und eine Modernisierung der Gesellschaft versprochen. Auch Beethoven war begeistert von ihm, aber als der ehrgeizige Korse sich zum Kaiser der Franzosen krönte, strich der Komponist wütend die geplante Widmung der Es-Symphonie wieder aus. „Orchestre des Champs-Élysées Collegium Vocale Gent/Philippe Herreweghe
Philharmonie Berlin, 5. September 2025“
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Arnold Schönberg wird mit einer opulenten Edition geehrt

CD-Besprechung:

Eine Empfehlung für alle Freunde des Orchesters, Kirill Petrenkos, und dem Werk Arnold Schönbergs. Besser geht es nicht!

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko

Arnold Schönberg

3 CD
1 Blu-ray

BPHR 250511

von Peter Sommeregger

Den 150. Geburtstag des Pioniers der musikalischen Moderne, Arnold Schönberg, nehmen die Berliner Philharmoniker zum Anlass, dem Komponisten eine opulent ausgestattete Box zu widmen. Der Chefdirigent Kirill Petrenko hat mehrfach eine starke Affinität zum Werk Schönbergs erkennen lassen, so konnte man auf eine Reihe von Konzertmitschnitten der letzten Jahre zurückgreifen. „CD-Besprechung: Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko, Arnold Schönberg
klassik-begeistert.de, 7. September 2025“
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Ravel-Festival: Ist es etwa eine „Performance“?

Fotos: Concert du 5 septembre aux Récollets – Festaival Ravel (c) Valentine Chauvin

In Ciboure findet ein bizarres Nachmittagskonzert statt.

Jean-François Heisser, Klavier
Jean-Frédéric Neuburger, Klavier
Charles Heisser, Klavier 

Maurice Ravel (1875-1937) – Shéhérazade, Ouverture de Féerie; Rapsodie espagnole; Ma mère l’oye

Pierre Boulez (1925-2016) –Douze notations, Séquences 1-3

Jean-Frédéric Neuburger (*1986) – T, für drei Klaviere

Paul Dukas (1865-1935) – L’apprenti sorcier (Der Zauberlehrling)

Ciboure, CIAP Les Récollets, 5. September 2025, 17 Uhr

von Brian Cooper

Dieser Nachmittag gehört zu den mit Abstand bizarrsten Erlebnissen meines Konzertgängerdaseins. Das hängt sowohl mit dem Publikum als auch mit dem Geschehen auf der Bühne zusammen.

Drei flügellose Konzertflügel sind auf der Bühne aufgebahrt, dazu eine Art E-Piano oder Synthesizer – schwer zu erkennen von ganz oben – neben dem linken Flügel. „Jean-François Heisser, Jean-Frédéric Neuburger, Charles Heisser, Klavier 
Ciboure, CIAP Les Récollets, 5. September 2025, 17 Uhr“
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Klaus Mäkelä und die Amsterdamer überrollen das Publikum mit Klangmassen

Klaus Mäkelä und das Royal Concertgebouw Orchestra; Foto Patrik Klein

Der junge finnische Dirigent Klaus Mäkelä ist ein Publikumsliebling geworden. Und ist damit „sakrosankt“; kritische Worte werden da mehr oder minder niedergemacht. Nun bei dem aktuellen Konzert im Wiener Konzerthaus seien trotzdem einige nicht immer positive Anmerkungen erlaubt. Zumal der junge Mann auf dem heiklen Parkett der Spitzendirigenten sich auch der Kritik stellen muss.

Concertgebouw Orchestra Amsterdam
Dirigent: Klaus Mäkelä

Franz Schubert/Luciano Berio: Rendering

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 5

Wiener Konzerthaus, 4. September 2025

von Herbert Hiess

Drei Jahre ist es schon wieder her, dass Klaus Mäkelä im Wiener Konzerthaus alle Symphonien mit dem Oslo Philharmonic Orchestra an drei Abenden brachte (Oslo Philharmonic Klaus Mäkelä, Dirigent Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 22. Mai 2022 – Klassik begeistert). Wenn auch ausgezeichnet umgesetzt, waren da doch einige Mängel zu finden – über die man wegen seines Alters hinwegsah. „Concertgebouw Orchestra Amsterdam, Klaus Mäkelä
Wiener Konzerthaus, 4. September 2025         “
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Junges Publikum trifft auf Rokoko und musikalische Moderne

DSO Bihlmaier, Soltani, Musikfest 04092025 © Marlene Pfau

...ein aufregendes Konzert unter Anja Bihlmaier in Berlin

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Anja Bihlmaier / Dirigentin

Kian Soltani / Violincello

Peter Tschaikowsky (1840-1893) / Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester A-Dur op. 33

Bernd Alois Zimmermann (1918-1970) / Musique pour les soupers du Roi Ubu

Olly Wilson (1937-2018)
/ Shango Memory

Dmitri Schostakowitsch
(1906-1975) / Symphonie Nr. 9 Es-Dur op. 70

Philharmonie Berlin, 4. September 2025

von Julian Führer

Das Musikfest Berlin bietet während mehrerer Wochen im September die Gelegenheit, unterschiedliche Orchester und Musizierstile kennenzulernen und so dem ohnehin schon reichen Berliner Musikleben noch weitere Facetten hinzuzufügen. Das DSO Berlin präsentierte unter Anja Bihlmaier ein abwechslungsreiches Programm, das einen Schwerpunkt in der musikalischen Groteske und im 20. Jahrhundert hatte. „DSO Berlin, Anja Bihlmaier Dirigentin
Philharmonie Berlin, 4. September 2025“
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