Foto: Wilfried Hösl (c)
Bayerisches Nationaltheater, München, 17. April 2018
John Cranko, Sergei Prokofjew, Romeo und Julia
von Raphael Eckardt
Shakespeares „Romeo und Julia“ gilt bis heute als die bekannteste und größte Liebestragödie aller Zeiten. Für beinahe ein halbes Jahrhundert etablierte sich das daraus entstandene Ballettdrama als Blaupause verflossener Romanzen – bis der russische Komponist Sergei Prokofjew im Jahr 1935 die kühne Wagnis unternimmt, das Drehbuch des Balletts schwerwiegend zu überarbeiten, vielleicht sogar ganz neu zu konzipieren. Fortan gewährt er den sternüberkreuzten Liebenden ein tänzerisches Happy End. Hand in Hand pirouettierten sie in Prokofjews Fassung einer glorreichen und himmelsoffenen Zukunft entgegen. Mittlerweile weiß man: Nur dank der Missbilligung des berüchtigten alten Romantikfanatikers Josef Stalin und seiner verschiedenen kulturellen Handlanger gelang es, Shakespeares ursprüngliche, herzzerreißende Fassung wiederherzustellen und Prokofjews lyrisches Meisterwerk, wie wir es heute kennen, zu erschaffen. „John Cranko, Sergei Prokofjew, Romeo und Julia,
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