München: Auch in Sachen Neue Musik spielt dieses Haus ganz an der Spitze mit

Hamlet 2023, A. Clayton © W. Hoesl

Eigentlich kommen die Toten beim Hamlet erst am Ende. Doch lässt der australische Komponist Brett Dean schon zu Beginn solch einen bitterkalten Wind durch das Orchester wehen, dass diese Musik nur nach Rache schreit. Musikalisch schmückt sich die Staatsoper mal wieder mit einer einzigartigen Meisterleistung, im Graben wie auf der Bühne.

Bayerische Staatsoper, 5. Juli 2023

Hamlet
Musik von Brett Dean
Libretto von Matthew Jocelyn nach William Shakespeare


von Johannes Karl Fischer

Diese musikalische Luft ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die drei Stunden an einzigartiger Klangkunst im Graben. Mit einer enormen Apparatur an Instrumenten schafft der Komponist eine Palette an Klangfarben so bunt, wie sie die Welt bislang nicht kannte. Die Musik lässt nicht nur den Wind hauchen, er haucht auch noch in allen Stimmungen. Eine kalte, eine düstere, eine unheimliche Luft, für alles findet diese Klangmalerei ein fein gemahlenes Gemisch an Instrumentalfarben. Das Bayerische Staatsorchester unter Vladimir Jurowski hat die Partitur fest im Griff, selbst die Vierteltöne am Vibraphon scheinen ihnen keine Mühe zu machen. „Hamlet, Musik von Brett Dean
Bayerische Staatsoper, 5. Juli 2023“
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Ich will mein Publikum zurück!

Bayreuth, München, Bregenz, Salzburg, 6. Juli 2023

Bayreuther Festpielhaus, Andreas Schmidt
Foto © Andreas Schmidt

Der onlinemerker macht an diesem Donnerstag unter der Überschrift „Ich will mein Publikum zurück!“ auf ein interessantes Phänomen aufmerksam … und verweist auf einen verdienstvollen Beitrag von BR-Klassik.

Kernthese: Selbst die renommierten Häuser und Festspiele verlieren massiv Zuschauer. Hier Auszüge:

„Ioan Holender hat mit seiner Wortmeldung – wie so oft in der Vergangenheit – eine Diskussion entfacht. Der Mann hatte fast immer etwas zu sagen. Heute ist es um griffige Aussagen von Intendanten schlecht bestellt. Man lobt sich lieber selbst! „Festspiele und Top-Opernhäuser verlieren Publikum
klassik-begeistert.de, 6. Juli 2023“
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Ich erlebe mich als beteiligtes Sandkorn der zukünftigen Gestaltung von Kunst

Marstallcafé, München, 9./11./13./16./18. Mai 2023

von Frank Heublein

An allen Vorstellungsabenden außer der Premiere von „Il ritorno / Das Jahr des magischen Denkens“ finden direkt danach im Marstallcafé Nachgespräche über die Produktion statt. Die Produktion ist eine Fusion von Claudio Monteverdis Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ und den Memoiren Text Joan Didions „Das Jahr des magischen Denkens“. Meine Eindrücke zu dieser Produktion habe ich unter https://klassik-begeistert.de/ja-mai-festival-il-ritorno-das-jahr-des-magischen-denkens-cuvilliestheater-muenchen-7-mai-2023/ formuliert.

„Bericht zu den Nachgesprächen zu Il ritorno/ Das Jahr des magischen Denkens
21. Mai 2023“
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Ich umfange die Verschmelzung von Penelopes und Joan Didions Schicksal

Foto: A. Kursanov, C. Daniels © W. Hösl

An diesem Abend wird im Cuvilliés-Theater die zweite Premiere des Ja, Mai Festivals der Bayerischen Staatsoper Il ritorno / Das Jahr des magischen Denkens Zur Aufführung gebracht. Der Abend ist eine Fusion von Claudio Monteverdis Oper Il ritorno d’Ulisse in patria und dem Schauspiel Das Jahr des magischen Denkens, welches auf den Memoiren der Autorin Joan Didions basiert.

IL RITORNO / DAS JAHR DES MAGISCHEN DENKENS
Oper von Claudio Monteverdi (1640).

Schauspiel von Joan Didion basierend auf ihren Memoiren (2005).


Cuvilliés-Theater, München, 7. Mai 2023

von Frank Heublein

Ich finde kein passendes Wort, das beschreibt, was diese Mischung aus Oper und Schauspiel auf der Bühne darstellt. Das Verbindende der beiden Geschichten ist das verzweifelte Aufhalten-Wollen von Veränderung. Wir Menschen sind so gestrickt, dass wir die andauernde Veränderung hervorragend ignorieren können. Das Gehirn klammert sich ans Gewohnte, Ungewohntes zu verarbeiten kostet viel zu viel Energie. Wenn es passiert, kann es umso mehr schmerzen. Das ist an diesem Abend bei mir nicht so. Viel Ungewohntes, dass ich bereitwillig aufsauge, mit offenen Augen und Ohren umfange. „Ja, Mai Festival: Il ritorno / Das Jahr des magischen Denkens
Cuvilliés-Theater, München, 7. Mai 2023“
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Ich bin durch die musikalische Atmosphäre elektrisiert

Foto: Hanjo © Wilfried Hösl

Haus der Kunst, München, 5. Mai 2023 PREMIERE

Toshio Hosokawa (*1955)
Hanjo

Oper in einem Akt (sechs Szenen) – 2004

Eine Kooperation der Bayerischen Staatsoper mit dem Haus der Kunst

Musikalische Leitung Lothar Koenigs
Münchner Kammerorchester (MKO)

Inszenierung und Bühne   Sidi Larbi Cherkaoui
Szenografie   Rirkrit Tiravanija
Kostüme   Yuima Nakazato
Licht   Michael Bauer, Christian Kass
Dramaturgie   Katja Leclerc

Hanako, a mad girl   Sarah Aristidou
Jitsuko Honda, a spinster   Charlotte Hellekant
Yoshio, a young man   Konstantin Krimmel

Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie Eastman, Antwerpen   Helena Olmedo Duyynslaeger, Maryna Kuchshova, Dayan Ahmadgliev, Pau Aran, Andrea Bouothmane, Robert „Robbie“ Moore, Luca Scaduto, Patrick Williams „Twoface“ Seebacher

von Frank Heublein

An diesem Abend findet im Hauptsitz des Unternehmens Brainlab die Auftaktveranstaltung Aufhorchen des Ja, Mai Festivals der Bayerischen Staatsoper statt.

Die Geschichte „Hanjo“ wurde ursprünglich für das Nō Theater im Japan des 13. Jahrhunderts geschrieben. 1955 versetzte der japanischer Schriftsteller Yukio Mishima die Geschichte ins zeitgenössische Japan. 2004 schließlich schrieb Toshio Hosokawa Mishimas Geschichte zur Kammeroper um. „Toshio Hosokawa (*1955), Hanjo, Oper in einem Akt
Haus der Kunst, München, 5. Mai 2023“
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Ich höre die Bewegung des musikalischen Pinsels in der Luft über der klanglichen Leinwand

Foto: Bavarian State Opera © Bayerische Staatsoper

AUFHORCHEN – EIN ABEND ZUM START DES JA, MAI FESTIVALS

Brainlab Hauptsitz, München, 3. Mai 2023

Toshio Hosokawa (*1955)

In der Tiefe der Zeit (1994/1996)

Begrüßung Stefan Vilsmeier

Claudio Monteverdi (1567-1643)

„Ohimè ch’io cado“ aus dem Quarto scherzo delle ariose vaghezze (1624)

„Sì dolc’è il tormento“ aus dem Quarto scherzo delle ariose vaghezze (1624)

“Damigella tutta bella” aus dem Scherzi musicali (1607)

Gespräch Toshio Hosokawa und Serge Dorny

Toshio Hosokawa

Lied III für Violincello und Klavier (2007)

Stunden-Blumen – Hommage à Olivier Messiaen für Klarinette, Violine, Violincello und Klavier (2008)


von Frank Heublein

An diesem Abend ist im Hauptsitz des Hauptsponsors des Ja, Mai Festivals die Auftaktveranstaltung Aufhorchen der Bayerischen Staatsoper. Diese soll, so sagt es der Hausherr und Brainlab Vorstandsvorsitzender Stefan Vilsmeier, eine Gebrauchsanweisung fürs Festival sein. Ich höre an diesem Abend Musik von Monteverdi und Hosokawa, deren Opern in den darauf folgenden Tagen im Rahmen des Ja, Mai Festivals Premiere feiern. In der Mitte des Abends sprechen Staatsopernintendant Serge Dorny und dem Komponisten Toshio Hosokawa miteinander. „Ja, Mai Festival München
Brainlab Hauptsitz, München, 3. Mai 2023“
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Eine großartige Nina Stemme als Isolde

Fotos © Wilfried Hösl

Bayerische Staatsoper, München, 6. April 2023

TRISTAN UND ISOLDE
Handlung in drei Aufzügen (1865)

Komponist Richard Wagner. Dichtung vom Komponisten


von Dr. Klaus Billand

Vor zwei Jahren hatte Jonas Kaufmann, der mittlerweile alle relevanten Wagner-Partien für sich erarbeitet hat, in dieser vorletzten Neuinszenierung der Intendanz Nikolaus Bachler durch Krzysztof Warlikowski an der Bayerischen Staatsoper München als Tristan debutiert.

Nun war diese in weiten Teilen interessante und ansprechende Inszenierung mit anderen Protagonisten besetzt, von denen zuallererst Nina Stemme als Isolde hervorzuheben ist. Was sie an diesem Abend nicht nur stimmlich sondern auch darstellerisch auf die Bühne brachte und wie intensiv sie mit Tristan und in den Momenten unterschiedlichster Emotionen und Gefühlsregungen agierte, das darf man schlicht mit Weltklasse bezeichnen. „Richard Wagner TRISTAN UND ISOLDE 
Bayerische Staatsoper, München, 6. April 2023“
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München: Diese Ariadne auf Naxos steht der unbeschreibbaren Freude eines Rosenkavaliers auf den Fersen

Okka von der Damerau, hier mit Andreas Schager (Bacchus) © Wilfried Hösl

Was da gespielt wird, ist keine gewöhnliche Oper mehr.  Verrückte Vorstellungen von reichen Mäzenen sind im Dauerkonflikt mit dem Kunstverständnis des Komponisten, theaterpolitische Fraktionskämpfe treffen auf knutschende Künstlerpaare. Gemeinsam mit einer Mannschaft an herausragenden Stimmen bietet die brillante Regie von Robert Carsen einen völlig singulären Einblick in den Schaffensprozess der Opernwelt. Hier gilt’s der Kunst!

Bayerische Staatsoper, 30. März 2023

Ariadne auf Naxos
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

von Johannes Karl Fischer

Der Saal wird geöffnet, das Publikum gesellt sich gemächlich auf seine Plätze. Auf der Bühne stehen unter offenen Vorhang ein paar Dutzend Spiegel. Nein, das ist kein Schloss, sondern ein Ballettsaal. Man sieht Tänzerinnen und Tänzer ganz normal beim Proben. Also bei der Arbeit.

Dann stürzt der Dirigent Lothar Koenigs mit schwungvollen Streichern ein wunderbar spielendes Bayerisches Staatsorchester in die Flammen der Strauss-Partitur. Zu dieser Musik würde selbst jedes Laienballett in feuriger Energie ausbrechen! An anderen Ecken strömen süße-herzliche Geigenklänge wie musikalische Zuckerwatte aus dem Graben. Einfach herzzerreißend. „Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Bayerische Staatsoper, 30. März 2023“
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Ein prächtiges Stimmenensemble verzaubert mich in München

Foto: La Calisto, Christiane Karg, Anna Bonitatitbus © W. Hoesl

Nicht nur Barockfans sollten die Chance nutzen, dieses Barockhighlight live mit außergewöhnlich grandioser Stimmenpracht zu genießen. Eine Wucht. Ein Genuss. Wundervoll. Das meint das Publikum an diesem Abend einhellig. Stürmischer jubelnder Applaus für alle Beteiligten!

La Calisto von Francesco Cavalli
Melodramma tragico in vier Akten Dramma per musica – 1651
Libretto  Giovanni Faustini

Neuausgabe für die Bayerische Staatsoper von Álvaro Torrente 2005        In italienischer Sprache

Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, München, 19. März 2023


von Frank Heublein

An diesem Abend wird Francesco Cavallis Oper La Calisto in München aufgeführt. Es ist ein barockes Repertoirestück der Bayerischen Staatsoper der aus Barockfansicht goldenen Ära Sir Peter Jonas’. Francesco Cavalli beginnt seine Karriere als Sopran im Chor der Kirche San Marco in Venedig. Deren Leiter ist Claudio Monteverdi. „Francesco Cavalli, La Calisto
Nationaltheater, München, 19. März 2023“
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Salome an der Bayerischen Staatsoper: Warlikowski räumt auch in München ab

Foto: Vida Miknevičiūtė © Martina Pipprich

Ein spannungsgeladener, packender Richard Strauss-Thriller fegt durchs Münchner Nationaltheater, so geht Salome! Musik und Regie reißen das Publikum in die Fluten der Strauss-Dramatik, allen voran Vida Miknevičiūtė und ihre schier endlosen stimmlichen Kräfte in der Titelrolle. Mit dieser Aufführung zeigt die Bayerische Staatsoper, wo der Hammer in der zurzeit hart umkämpften Salome-Szene hängt.


Salome

Musik von Richard Strauss
Libretto von Richard Strauss nach Oscar Wilde

Nationaltheater München, Bayerische Staatsoper, 08. März 2023

von Johannes Karl Fischer

Diese Salome sollte man unbedingt gesehen haben, allein schon wegen Krysztof Warlikowskis packender, mitreißender Inszenierung! Der polnische Regisseur hatte bereits mit seiner Salzburger Elektra für Furore gesorgt, nun wird unter seiner Regie auch die Salome zum Opern-Thriller.

Foto: Warlikowski Krzysztof © Bayerische Staatsoper

Spannung auf der Stuhlkante von Anfang bis zum Ende. Im szenischen Prolog ist eine alte Aufnahme von Mahlers Kindetotenlieder zu hören, während indessen mysteriöse Gestalten über die Bühne wandern. Ein lautes Pochen an der Haustür wird von einem Wachmann mit gezogener Pistole beantwortet. „Salome, Musik von Richard Strauss
Nationaltheater München, Bayerische Staatsoper, 8. März 2023“
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