Das Trio Teige, Mayer und Zeppenfeld zeigt, wo der Hammer in Sachen Wagner hängt

Foto: Der fliegende Holländer; Insz. Dmitri Tcherniakov. Thomas Johannes Mayer und Elisabeth Teige © EnricoNawrath, Bayreuther Festspiele

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 27. August 2022

Der fliegende Holländer
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Der Holländer wird erlöst, nicht durch Sentas Sturz in die Fluten, sondern durch einen Schuss aus Marys Hand. Ist es nun die Rache der Rache oder einfach die lang ersehnte Erlösung seines Fluchs? Dmitri Tcherniakov stellt viele Fragen – wer ist dieser Holländer eigentlich, was will er – und suggeriert spannende Antworten. „Richard Wagner, Der fliegende Holländer
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 27. August 2022“
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Wie gut, dass dieser Tannhäuser nächstes Jahr wieder auf dem Spielplan steht!

Insgesamt lieferte der Gesamtapparat Chor und Orchester unter Axel Kober  eine mehr als solide Leistung. Die durch die Thielemann-Magie Verwöhnten unter den Zuschauern werden vielleicht bemeckern, dass der routinierte Opern-all-Rounder an der einen oder anderen Stelle zum Schleppen neigte. Trotzdem eine sehr hohe Messlatte für seine Nachfolgerin Nathalie Stutzmann – man sei auf die neueste Überraschungsbesetzung in Sachen Bayreuth-Dirigat 2023 gespannt.

Tannhäuser © Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 24. August 2022

Tannhäuser
Musik und Libretto von Richard Wagner

Die derzeitige Top-Form-Serie auf dem Grünen Hügel wird fortgesetzt, Lise Davidsen sollte man schleunigst zur Göttin Brünnhilde erheben, Gould ist wieder in alter Form. Einzige Enttäuschung: Die vierte Aufführung ist für dieses Jahr das letzte Mal. Zum Glück gibt es im Sommer 2023 eine Wiederaufnahme…

von Peter Walter

Diese Oper lebt davon, dass sie sich bis zum Ende steigert – nicht nur wegen der chromatisch aufsteigenden Progression der Tannhäuser-Lieder. Noch spannender ist es, wenn dieses Kunstwerk dreimal hintereinander immer besser wird, genau das ist passiert! Die Feinheiten, die beim letzten Mal noch nicht ganz perfekt saßen, waren jetzt wie glattgeschliffen. Der Venusberg wird zum Stimmen-Spektakel, Tannhäuser und Venus ringen um ihre Liebe, singen sich dabei gegenseitig nieder. Ekaterina Gubanova gelingt ein wahrer Kraftakt, Goulds Tannhäuser muss kämpfen, um diese Venus nicht auf ewig zu verlieren.  „Richard Wagner, Tannhäuser
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 24. August 2022“
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Power in Bayreuth: Einatmen, Spielen und Singen

Bericht von den Trompeten- und Hornworkshops beim 72. Festival junger Künstler Bayreuth

Bild: Das Blechbläserensemble des Festivals junger Künstler Bayreuth beim Konzert in Speinshart unter der Leitung von Professor Otto Sauter. Foto: Thomas Janovsky ©

von Jolanta Łada-Zielke

Das 72. Festival junger Künstler Bayreuth ist der Ort, wo das musikalische junge Herz der Stadt schlägt. In diesem Jahr kamen zu der größten Probebühne der Jugend der Welt 400 junge Künstler aus über 20 Nationen. Aufgrund der zahlreichen Flugausfälle konnten nicht alle kommen, die es wollten. Diejenigen, die es schafften, nahmen an 13 Workshops, 7 Diskussionen und Vorträgen sowie 60 Konzerten und anderen Kulturevents teil.

Unter den Dozenten gastierten in Bayreuth diese weltberühmten Musiker: der  Trompeter Professor Otto Sauter sowie Hornist und Dirigent Professor Dariusz Mikulski von der Musikhochschule Lodz. Die beiden leiteten Meisterkurse sowohl für einzelne Studenten als auch für ein Blechbläserensemble. Neben dem Unterricht versuchten die Dozenten, den Jugendlichen Richard Wagner, sein Leben und Werk näher zu bringen.  „Trompeten- und Hornworkshops beim 72. Festival junger Künstler Bayreuth
Bayreuth, August 2022“
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Wie man mit den Augen hören kann: Bericht vom 72. Festival junger Künstler Bayreuth

Foto: Anna Handler und Erich Domenech beim Konzert „Musikalische Urwesen – eine Schöpfungsgeschichte“ am 12. August 2022, Foto: Werner Schubert

Festival junger Künstler Bayreuth 2022:
Generalthema „Reflexion. Transformation. Kreation.“

Bayreuth Juli und August 2022


„Man braucht die Augen, um zu hören“
die Autorin dieses Mottos ist die unseren Lesern bereits bekannte Dirigentin und Pianistin Anna Handler, die dieses Jahr wieder an dem Festival junger Künstler Bayreuth teilgenommen hat. Der weitere Teil davon basierte auf drei Schlüsselwörtern: „Reflexion, Transformation, Kreation“ und betraf die jetzige Situation der Kunst.

von Jolanta Łada-Zielke

Während der Coronavirus-Pandemie war unsere Welt mehr oder weniger auf den Kopf gestellt. Warum also nicht damit beginnen, die Menschen neu auf den Musikempfang vorzubereiten, indem man die Reihenfolge umkehrt, und ihnen erst Sehen und dann Hören beibringt? Das sind die Annahmen des Projekts, das Musik mit Visualisierung verbindet, wobei die Musik wichtige Inhalte vermittelt. Anna Handler sei der „Spiritus Rektor“ des Projekts, wie Frau  Dr. h.c. Sissy Thammer, die Intendantin des Festivals, festhält. „Bericht vom 72. Festival junger Künstler Bayreuth
Bayreuth Juli und August 2022“
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Die Bayreuther Festspiele haben ein Zukunftsproblem – ein großes: Der Kartenverkauf wird einbrechen!

Festspielluft II: Dauerbaustelle Opern-Publikum

Foto: Andreas Schmidt ©

Die Bayreuther Festspiele haben ein Zukunftsproblem – ein großes. Das Problem sind weniger die Buh-Orkane, mit denen die über 70-Jährigen für bis zu 433 € das moderne Regietheater zerreißen. Vielmehr sollte sich die Festspielleitung ernsthafte Gedanken darüber machen, wer eigentlich in 30 Jahren noch auf den kreuzzerstörenden Holzstühlen 4,5 Stunden lang der „Götterdämmerung“ (plus 2 x 1 Stunde Pause)  ausharren soll. Und wo bitte bleiben die Über- und Untertitel, die es in jedem Opernhaus der Welt gibt?    

Die eigentliche und existenzielle Herausforderung der Wagner-Festspiele ist eine Generation an Klassik-Liebhabern, die dieses „Eliten-Spektakel“ großenteils ablehnen. In der Generation meiner Kinder wird die Person Richard Wagner weitgehend auf einen rechtsradikalen Antisemiten reduziert. Wer sich freiwillig ins Bayreuther Festspielhaus setzt, wählt bestimmt rechts von der CSU. So die verbreitete Einstellung der jüngeren Generation.

Die Oper hat eine Zukunft, man siehe Wien, man siehe München. Wenn Bayreuth nicht aufpasst, verschwindet die oberfränkische Provinzstadt bald von der Weltkarte der Opernfans.

von Peter Walter, 24. August 2022

Sitzkissentürme, viele Gehstöcke, Rollator-Stau: Alltagsszenen im Festspielhaus. Die Überalterung des Opernpublikums schlägt sich auf dem Grünen Hügel so deutlich durch wie sonst nirgends. Die Stimmung ist konservativer als unter Otto-Schenk-Fans auf dem Wiener Stehplatz. Kein Wunder, dass alles andere als eine museumswürdige Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts gnadenlos ausgebuht wird. „Festspielluft II: Dauerbaustelle Opern-Publikum, Bayreuther Festspiele
klassik-begeistert.de, 24. August 2022“
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Das Publikum will einfach nicht aufhören zu applaudieren: Lohengrin zum letzten Mal in blau in Bayreuth

Festspielhaus Bayreuth. Foto: © Andreas Schmidt

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 22. August 2022

Lohengrin
Musik und Libretto von Richard Wagner

Nanu, was ist das denn? Nach einer eher durchwachsenen Premieren-Serie – am Ring gab es wirklich einiges auszusetzen – jetzt die dritte Ausnahme-Aufführung in Folge. Der Titel des besten Wagner-Hauses der Welt stand lange auf der Kippe, jetzt nicht mehr!

von Peter Walter

Fast 20 Minuten nach Aktschluss waren die Saaltüren schon weit aufgerissen, das Personal ungeduldig, nur ein paar hundert Fans wollten einfach nicht aufhören zu klatschen. Und, siehe da, sie haben gewonnen, Vogt, Nylund und das Ensemble kamen bei hell erleuchtetem Saal tatsächlich nochmal vor den Vorhang!   „Richard Wagner, Lohengrin
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 22. August 2022“
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Mit diesem Tannhäuser kann Bayreuth seinen Ruhm wieder mit Ehre verteidigen!

Tannhäuser (Stephen Gould) und Venus (Elena Zhidkova) © Enrico Nawrath

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 21. August 2022

Tannhäuser
Musik und Libretto von Richard Wagner

Was für einen Unterschied können drei kurze Tage machen! Heinrich kämpft wieder wie ein Held, seine Elisabeth strahlt wie die Sonne, alles andere rastet ein. Mit diesem Tannhäuser kann sich Bayreuth endlich wieder als bestes Wagner-Haus der Welt behaupten.

von Peter Walter

Über den Bayreuther Tannhäuser, Stephen Gould, am 18. August 2022 schrieb ich: „Der derzeit wohl beste Tristan der Welt hatte sicherlich schon bessere Tage“. Hatte er, und heute war mal wieder so einer! Drei Tage Rast, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nicht mehr kaputt, nicht mehr am Ende, er ringt die Minnesänger nieder, nicht andersrum. Kaum kämpft Heinrich wie ein Held, rastet alles andere wieder ein. Vorbei die Patzer des weltbesten Wolframs, „viele schöne Klänge“ wäre eine maßlose Untertreibung für diese Orchesterleistung. Das war eine Vorstellung, für die man nach Bayreuth pilgert! „Richard Wagner, Tannhäuser
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 21. August 2022“
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Good bye, Bayreuth!

Foto: © Matthias Creutziger

Christian Thielemanns letzter Lohengrin auf dem Grünen Hügel

Bayreuther Festspiele, Festspielhaus, 22. August 2022

Richard Wagner, Lohengrin

von Kirsten Liese

Der 22. August 2022 markiert ein besonderes Datum in der Geschichte der Richard Wagner Festspiele: An diesem Tag ging die letzte Aufführung des Lohengrin unter Christian Thielemanns Leitung über die Bühne, eine herausragende, nicht zu überbietende. Zudem war dies der vorerst letzte Auftritt des genialen Dirigenten an diesem Ort überhaupt. 2023 wird Christian Thielemann nicht in Bayreuth dirigieren, wie ich auf Nachfrage im Pressebüro erfuhr. Er feiert dann Jubiläum in Dresden.

Über die weitere Zukunft lässt sich schwer spekulieren. Jedenfalls ist der beste Wagnerdirigent jetzt erstmal weg. 22 Jahre (!) lang bescherte er ohne Unterbrechung Bayreuth die saisonalen Höhepunkte, angefangen von seinen so unvergesslich tollen Meistersingern in der Inszenierung von Wolfgang Wagner bis zu dem ganz in Blautönen gehaltenen Lohengrin, dem unwiderstehlich leisesten, den ich je gehört habe. „Richard Wagner, Lohengrin
Festspielhaus, 22. August 2022“
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Tannhäuser in Bayreuth: Kratzers Gesamtkunstwerk-Spektakel begeistert auch beim dritten Mal

Tannhäuser © Enrico Nawrath, Bayerische Festspiele

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 18. August 2022

Tannhäuser
Musik und Libretto von Richard Wagner

Der Sängerkrieg im Festspielhaus hat zwei Siegerinnen: Ekaterina Gubanova und die allmächtige Lise Davidsen. Tannhäuser als Tragikomödie – auch im dritten Jahr mit viel Gelächter im Publikum. 

von Peter Walter

Der Vorhang hebt sich, das Gesamtkunstwerk-Spektakel beginnt schon während der Ouvertüre. Grandiose Pilgerchor-Klänge begleiten majestätische Flugaufnahmen der Thüringer Landschaft.  Eine Zirkus-Crew klaut beim Burger King und überfährt einen Polizisten, der sie beim Benzin saugen erwischt. Dann wird gesungen, über Stock und Stein fahren sie in ihrem Camper-Bus durch den Märchen-Wald – übrigens mal wieder eine künstlerisch perfekte Szene mit überblendetem Bühnenbild. „Richard Wagner, Tannhäuser
Bayreuther Festspiele, 18. August 2022“
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Ausgezeichnete Sänger sind die Edelsteine dieses „Rings“, Teil 2: die Musik

Elisabeth Teige (Gutrune). Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele 2022

Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen,
Aufführungen vom 10. August bis 15. August 2022

Jolanta Łada-Zielke berichtet von den Bayreuther Festspielen, wo gerade die zweiten Aufführungen stattgefunden haben.

Die Substanz dieses „Rings“ ist vor allem die Musik. Nach der Premiere warf die Presse dem Dirigenten Cornelius Meister zu viel Zurückhaltung, langsame Tempi, rhythmische Schwankungen und falsch eingesetzte Dynamik vor. Anscheinend nahm sich Meister das zu Herzen, weil er die zweiten Aufführungen mit Energie und Präzision geleitet hat. Zwar haben einige Stellen ungleichmäßig geklungen, die meisten Festspielgäste haben dies jedoch verzeihlich gefunden. Schließlich hat der Maestro diesen Auftrag kurzfristig bekommen, als er mit Markus Poschner tauschen musste. „Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen,Teil 2: Die Musik
Bayreuther Festspiele 2022“
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