Entdeckerfreude pur: „Bruckner 4 – The 3 Versions“: Jakub Hrůša und die Bamberger Symphoniker auf den Spuren der Werksgeschichte

Persönliche Entdeckungen mit zahlreichen Überraschungsmomenten sind garantiert. Und die Bamberger Symphoniker sind ein idealer Klangkörper für dieses begeisternde Projekt. Diese CD-Box ist allen Musikliebhabern wärmstens zu empfehlen. 

CD Besprechung (4 CD-Box)

„Bruckner 4 – The 3 Versions“

Bamberger Symphoniker
Jakub Hrůša Dirigent

Label: Index, BR Klassik – accentus music

von Dr. Holger Voigt

Nur wenige Komponisten der sinfonischen Musikliteratur dürften derart häufig nach erfolgter Fertigstellung und Veröffentlichung des jeweiligen Werkes die Partitur erneut überarbeitet und dabei nicht nur punktuelle Retuschen, sondern durchaus größere Veränderungen vorgenommen haben, wie dieses Anton Bruckner getan hat. Der am 4. September 1824 im österreichischen Ansfelden geborene Komponist und Organist (an der Stiftskirche Sankt Florian in der Nähe von Linz) hat von nachträglichen Überarbeitungen reichlich Gebrauch gemacht. Über die zugrundeliegenden Motive ist nicht viel Sicheres bekannt. War es der eigene Qualitätsanspruch an das Werk, das der tiefgläubige Bruckner stets in Bezug zu Gott gesehen hatte? Oder war es eine kompositorische Replik auf die ausgesprochen feindliche Ablehnung seiner Werke durch seinerzeit etablierte künstlerische Zeitgenossen und Kritiker, die in ihrer Häme und Verachtung nicht gerade zurückhaltend mit dem Komponisten umgegangen sind?

Kompositorisch war das Schaffen Bruckners stets von seinem christlichen Glauben bestimmt, ohne dass dabei lediglich Kirchenmusik entstehen musste. Der Ausdruck „Theofonie“ kommt seinem Werkschaffen durchaus sehr nahe. „CD Besprechung: „Bruckner 4 – The 3 Versions“, Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša, Dirigent
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Lise Davidsens Hommage an ihren Landsmann Edvard Grieg

Eine bessere Botschafterin können sich Grieg und Norwegen nicht wünschen!

Foto: Lise Davidsen (Sopran)© Wilfried Hösl

CD Rezension

Lise Davidsen
Leif Ove Andsnes
Edvard Grieg

DECCA 485 2254 

von Peter Sommeregger

Die Sopranistin Lise Davidsen ist seit dem Gewinn von Plácido Domingos Gesangswettbewerb Operalia im Jahr 2015 in Riesenschritten auf dem Weg zum Weltruhm. In bemerkenswert kluger Weise baut sie ihre Karriere auf, vermeidet tunlichst einen zu frühen Einstieg in das hochdramatische Fach, obwohl Volumen und Technik ihrer Stimme sie dafür prädestiniert erscheinen lassen.

Neben der Oper widmet sie sich auch dem Liedgesang, einer fast schon aussterbenden Kunst. Dass sie bei dem soeben veröffentlichten Recital den Fokus vollständig auf ihren Landsmann Edvard Grieg lenkt, scheint ihr eine Herzensangelegenheit zu sein, entsprechend engagiert und authentisch ist das Resultat. „CD Rezension: Lise Davidsen, Leif Ove Andsnes, Edvard Grieg,
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Der Belcanto lebt: "Linda di Chamounix" begeistert mit außergewöhnlichen Stimmen

DVD Rezension

Gaetano Donizetti, Linda di Chamounix
Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino
Michele Gamba  Dirigent

Dynamic 57911

von Peter Sommeregger

Diese im Januar 2021 aufgezeichnete Produktion des Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino fand unter strengen Corona-Regeln statt. Chor und Dirigent trugen Masken und der Zuschauerraum blieb offenbar leer. Das merkt man vor allem am ausbleibenden Applaus nach den Aktschlüssen und den großen Arien.

Der Regisseur Cesare Lievi stellt eine ganz realistische Szenerie eines französischen Provinznests auf die Bühne, die italienischen Theater widerstehen erfreulicherweise noch immer weitgehend dem Trend zum „European Trash“. Hier darf ein Baum ein Baum sein, eine Schänke aussehen wie eine Schänke und  die Kostümierung der handelnden Personen ist der Rolle angemessen. „DVD Rezension: Gaetano Donizetti, Linda di Chamounix, Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino
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Rossinis musikalische reizvolle Alterssünden sind von unschätzbarem Wert

Die Fülle der Entdeckungen, die man auf jeder einzelnen der CDs machen kann, lohnen eine intensive Beschäftigung. Für die Würdigung des Komponisten und seines Gesamtwerkes sind sie von unschätzbarem Wert.

CD Rezension

Gioachino Rossini, Complete Piano Music
Péchés de vieillesse (Sins of Old Age)

Alessandro Marangoni  Piano

13 CDs
Naxos 8.501306

von Peter Sommeregger

Mit nur 37 Jahren zog sich der erfolgreiche Opernkomponist Gioachino Rossini vom Theater zurück, nachdem er insgesamt 39, zum Teil sehr erfolgreiche Opern komponiert hatte. Vollblutmusiker, der er war, reichte ihm aber die ausschließliche Beschäftigung mit der Gourmet-Küche nicht aus, und er komponierte weiter, allerdings hauptsächlich für das Klavier. In seinem Pariser musikalischen Salon experimentierte er mit verschiedenen musikalischen Formen und Besetzungen.

In nicht weniger als dreizehn Alben und zwei Supplement-Bänden stellte der Komponist eine Vielzahl von reizvollen, zum Teil humoristischen Stücken zusammen, die neben dem Soloklavier zum Teil auch für größere kammermusikalische Ensembles geschrieben sind. Auch von Vokalkompositionen wollte Rossini nicht endgültig lassen, so finden sich in den Alben auch Vokalensembles und Solostücke für verschiedene Stimmlagen. Auch Chöre und Orgel werden in manchen Stücken eingesetzt. „CD Rezension: Gioachino Rossini, Complete Piano Music, Péchés de vieillesse,
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Antonín Dvořáks RUSALKA – eine sehenswerte Musteraufführung

DVD-Rezension

Antonín Dvořák, RUSALKA

Orchestra and Chorus of the Teatro Real Madrid

Ivor Bolton Dirigent
Christof Loy Regie

Unitel 759604

von Peter Sommeregger

Diese Produktion von Dvořáks Meisteroper Rusalka fand unter erschwerten Bedingungen statt, konnte dann Corona und anderen Schwierigkeiten zum Trotz im November 2020 über die Bühne des Königlichen Opernhauses in Madrid gehen, wobei die Produktion später auch an der Semperoper Dresden und dem Teatro Liceu in Barcelona gezeigt werden wird.

In Madrid hat man für die Vorstellungen ein höchst prominentes Ensemble gewinnen können. Mit Ivor Bolton hat man auch am Pult einen Garanten für eine aussagekräftige Lesart der Partitur. Der Dirigent, der lange Zeit hauptsächlich als Spezialist für Barockopern gehandelt wurde, beweist inzwischen auch in anderen Stilen eine glückliche Hand. „DVD-Rezension: Antonín Dvořák, RUSALKA,
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Lebendiges Musizieren für Gojim und anderes Getier

“Im Konzert”, Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember 2021, 20.03 Uhr

Daniel Kahn: Gesang, Akkordeon, Klavier sowie Transkription und Übersetzung ins Jiddische
Christian David: Blasinstrumente

Foto: Daniel Kahn 2013 in Luxemburg (wikipedia.de)

von Teresa Grodzinska

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

heute gebe ich Ihnen was auf die Ohren. Es ist kein live-Konzert im üblichen Sinn; es ist auch keine Besprechung eines Video-Gigs zweier junger jüdisch-amerikanischer Musiker.

Es ist ein ausschließlich übers Funk übertragenes Konzert aus dem Funkhaus Dresden. Und wie lebendig es dort zuging an diesem Abend!

Warum verzichtet ein junger Musiker auf Videoaufnahmen? Ich hab mir während der anderthalbstündigen Sendung diese Frage gar nicht gestellt. Eindeutig frei gesprochene Kommentare Kahns, seine virtuose Beherrschung des Klaviers und Akkordeons (teilweise beide Instrumente gleichzeitig) plus Gesang waren so selbstverständlich, so rund. Da fehlte nix. Kein Bild. Ein Ohrenschmaus. „Daniel Kahn, Christian David, „Im Konzert“
Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember 2021, 20.03 Uhr“
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Schostakowitsch Überlebensstrategie war das (titelgebende) „Doppelte Spiel“

Man lernt viel über Schostakowitsch in diesem Hörbuch und ist bereits gespannt, auf wen die Wahl als nächstes fällt.

CD Rezension

Schostakowitsch Doppeltes Spiel, Hörbiographie

BR Klassik 900929

von Peter Sommeregger

 Die Hörbiografien großer Komponisten von Jörg Handstein jeweils akribisch recherchiert und als Hörbuch für den Bayerischen Rundfunk erarbeitet, erfreuen sich inzwischen großer Beliebtheit und finden über die CD-Ausgabe auch weite Verbreitung.

Als neueste Folge erschien soeben das Hörbuch über Dmitrij Schostakowitsch. Das Leben dieses russischen Komponisten kann man getrost als eine der bewegtesten Biographien des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Bedenkt man, dass die Lebensspanne von Schostakowitsch zwei Weltkriege und die russische Oktoberrevolution einschließt, ist dieses Leben schon durch die äußeren Ereignisse geprägt, die Persönlichkeit des Komponisten war selbst aber auch gespalten und erscheint wie ein Abbild der turbulenten Zeitläufte, die er erlebt hat. „CD Rezension: Schostakowitsch, Doppeltes Spiel,
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CD-Rezension: Cecilia Bartoli UNRELEASED

CD-Rezension
Cecilia Bartoli, UNRELEASED

Decca 485 2093

von Peter Sommeregger

Der ungewöhnliche Titel dieser CD wird von der Sängerin damit erklärt, dass sie während der Corona-bedingten künstlerischen Untätigkeit der letzten eineinhalb Jahre ihr Archiv mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen gesichtet hat.

Aus diesen bisher unverwendeten Einspielungen traf die Künstlerin nun eine sehr ansprechende Auswahl. Es handelt sich um Beethovens dramatische Konzertarie „Ah! Perfido“, die von Cecilia Bartoli mit gewohntem Überdruck, aber stimmlich ansprechend gestaltet wird. „CD-Rezension: Cecilia Bartoli, UNRELEASED,
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DVD-Rezension: Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, Titon et l’Aurore

Eine Bereicherung des Repertoires dürfte diese Oper nicht darstellen, ist trotzdem musikhistorisch interessant.

Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville
Titon et l’Aurore

Les Arts Florissants
William Christie Dirigent

DVD Rezension
Naxos NBDO131V

von Peter Sommeregger

Der Komponist Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville war ein Vertreter des Französischen Barock, der in den 1750er Jahren und danach in offener Konkurrenz zum rivalisierenden Italienischen Stil stand. Frankreich und seine Komponisten gingen einen eigenen Weg, den man heute als etwas strenger und spröder beurteilt. Zu Lebzeiten des Komponisten war das Schäferspiel Titon et l’Aurore erfolgreich und häufig aufgeführt. „DVD-Rezension: Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, Titon et l’Aurore,
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Anna Netrebkos CD „Amata dalle tenebre“: Viel Licht und viel Schatten

CD-Rezension
Anna Netrebko, Amata dalle tenebre

Orchester der Mailänder Scala
Riccardo Chailly

DG 486 1543

von Peter Sommeregger

Ganze fünf Jahre ließ die aktuell berühmteste Sopranistin der Welt ihre Fangemeinde auf eine neue CD warten. In der Zwischenzeit war La Netrebko zwar in verschiedenen Streams und vor allem live zu erleben, aber ein Studioalbum gab es nicht.

Eine Sängerin vom Rang einer Netrebko überlässt nichts mehr dem Zufall, und so ist die Wahl des Orchesters und des Dirigenten für diese neue CD ausgesprochen luxuriös. Niemand Geringerer als Riccardo Chailly und sein Orchester der Mailänder Scala breiten den opulenten Klangteppich aus, auf dem die Netrebko ihren großen Sopran entfalten kann, Aufnahmeort war der große Saal des Opernhauses. „CD-Rezension: Anna Netrebkos CD „Amata dalle tenebre“,
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