Der Mann von nebenan - "Wozzeck" überzeugt in der Deutschen Oper Berlin

Foto: © Marcus Lieberenz
Alban Berg
WozzeckDeutsche Oper Berlin,
15. November 2018

von Gabriel Pech

Ole Anders Tandbergs Wozzeck in der Deutschen Oper Berlin gehört zu Berlins am meisten kontrovers diskutierten Premieren dieser Spielzeit. Dabei gibt es natürlich einiges, woran man sich stören könnte: Nacktheit, eine Rektaluntersuchung, scheinbar deplazierte Norwegenfähnchen…

Über eines sind sich die Kritiker relativ einig: Dass nämlich das Ensemble musikalisch einen großartigen Job macht – wenn man sich einmal in Bergs eigenwillige Tonsprache verliebt hat. Schon einmal vorweg: Mir hat auch die Inszenierung gefallen, und ich fühle mich verpflichtet, das zu erklären. Davor aber Ehre, wem Ehre gebührt. „Alban Berg, Wozzeck, 
Deutsche Oper Berlin, 15. November 2018“
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Deutsche Oper Berlin: Wagner und Zeitgenossen im Wechselspiel

Foto: Günter Karl Bose (c)
Deutsche Oper Berlin,
12. November 2018
Lieder-und Arienabend Alejandro Marco-Buhrmester als Abschluss des Symposiums des 
Richard-Wagner-Verbandes Berlin-Brandenburg

von Peter Sommeregger

Als krönenden Abschluss seines diesjährigen Symposiums lud der Richard-Wagner-Verband Berlin -Brandenburg zu einem Konzert ins Foyer der Deutschen Oper Berlin ein. Der Bass-Bariton Marco-Buhrmester ist in Berlin kein Unbekannter, vielen der Anwesenden war er auch von seinen regelmäßigen Bayreuther Auftritten bekannt.

Entsprechend dem Anlass sollte natürlich Wagner im Vordergrund des Programms stehen. Der sympathische Sänger hatte die interessante Idee, Stücke von Wagner solchen von Zeitgenossen gegenüber zu stellen, und zwar jeweils die gleiche Thematik oder sogar den gleichen Text behandelnde.

Der erste Teil „Lieder aus Faust“, stellte drei frühe Vertonungen Richard Wagners solchen von Ferruccio Busoni, Ludwig van Beethoven und Charles Gounod zum Vergleich vor. Marco-Buhrmester gestaltete die kurzen Stücke jeweils sehr pointiert und mit einer gehörigen Portion Humor, die in diesen Liedern ja auch angelegt ist.

Noch erheblich anspruchsvoller war der zweite Teil gestaltet, der unter dem Motto „Vierer Könige Verlust: Vater, Güte, Liebe, Treue“ stand. Die große Arie des Königs Vladislav aus Bedrich Smetanas viel zu selten gespielter Oper Dalibor ist eine sehr facettenreiche Komposition, für den geschmeidigen und höhensicheren Bass-Bariton Marco-Buhrmesters ein Paradestück. Es folgte Amfortas‘ Klage aus dem dritten Akt des Parsifal, dem Sänger gelang es auch hier, die besondere Atmosphäre des Werkes hörbar zu machen und sich in die zu interpretierende Rolle zu vertiefen.

Die große Arie des Königs Philipp aus Verdis Don Carlos gehört wiederum einer ganz anderen musikalischen Welt an. Mit ausgezeichneter Phrasierung und idiomatisch sauberem Italienisch lieferte der Sänger ein ergreifendes Porträt des unglücklichen Königs. Wagners Gegenstück dazu, die Klage des Königs Marke aus Tristan und Isolde beschloss das Programm. Auf allgemeinen Wunsch des Publikums musste Marco-Buhrmester als Zugabe die Verdi-Arie wiederholen, die beim zweiten Mal noch eindrucksvoller gelang.

Der aus Texas stammende Pianist Jonathan Ware, der seine Studien in Berlin an der Hochschule für Musik „Hans-Eisler“ abschloss, war an diesem Abend nicht nur ein sensibler Begleiter, er gestaltete den jeweiligen Klavierpart so gekonnt, dass man das Fehlen eines Orchesters nicht als störend empfand. Alejandro Marco-Buhrmester und ihm gelang es, im  nüchternen Foyer der Deutschen Oper eine dichte und konzentrierte Atmosphäre zu erzeugen. Chapeau!

Peter Sommeregger, 13. November 2018, für
klassik-begeistert.de

"Lohengrin" in Berlin: Klaus Florian Vogt setzt Maßstäbe

Foto: Lieberenz (c)

Ulrich Poser

berichtet über die Aufführung des „Lohengrin“ von Richard Wagner in der Deutschen Oper Berlin vom 28. Oktober 2018

Es gibt Opernabende, da sitzt man im Parkett und fühlt nichts. Es packt einen nicht, man sitzt eben nur da, und der Funke will nicht überspringen. Dann gibt es aber diejenigen Aufführungen, die einem einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen und aufgrund massiver Endorphinausschüttung Glücksgefühle auslösen. Zu letzterem gehörte dieser Lohengrin in der Deutschen Oper Berlin. „Lohengrin, Richard Wagner, Klaus Florian Vogt (Tenor),
Deutsche Oper Berlin“
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Nicht von Perfektion geprägt:
Ein verdammter Faust in der Deutschen Oper Berlin   

Foto: © Ruth Trombouki
Fausts Verdammnis, Hector Berlioz, Deutsche Oper Berlin
20. Oktober 2018

von Gabriel Pech

Faust ist in die Hölle hinabgestiegen. Kaltes Licht wirft harte Schatten. Dramatischer Höhepunkt. Und zwei Männer im Chor kratzen sich gedankenverloren an der Nase…

Was wie Schultheater klingt, ist leider auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin Realität. Der Chor klingt schön, so viel sei vorweg gesagt, die Stimmfarben harmonieren gut und mischen sich zu einem schönen Chorklang. Aber leider funktioniert alles, was mit Tempi, Einsätzen, Choreographien zu tun hat, nicht so richtig. „Fausts Verdammnis, Hector Berlioz, Deutsche Oper Berlin 20. Oktober 2018“ weiterlesen

Die Handlung steht im Vordergrund:
Onegin mit perfekter Besetzung

Foto: © Enrico Nawrath
Onegin, Staatsballett Berlin in der Deutschen Staatsoper Berlin
19. Oktober 2018

Onegin
Ballett von John Cranko (Stuttgart 1967)
nach dem Versroman von Alexander S. Puschkin (1830)
Musik von Peter I. Tschaikowsky (eingerichtet von Kurt-Heinz Stolze)

Musikalische Leitung: Paul Connelly
Bühnenbild und Kostüme: Elisabeth Dalton
Einstudierung: Jane Bourne

Tatjana: Elisa Carrillo Cabrera
Onegin: Mikhail Kaniskin
Olga: Evelina Godunova
Lenski: Daniil Simkin
Fürst Gremin: Alexej Orlenco
Staatskapelle Berlin

von Gabriel Pech

„Ich liebe Sie (wozu’s verhehlen?) / Doch gab man einem andern mich; / Ihm werd ich treu sein ewiglich.“ Ein Mädchen reift zur Frau. Sie emanzipiert sich durch die Entsagung von der Leidenschaft. Das – und nicht mehr – ist Onegin. Das Werk mit einer Entstehungsgeschichte durch alle Epochen: Ein Versroman aus dem Russland des frühen 19. Jahrhunderts verschmilzt mit orchestrierter Klaviermusik des späten 19. Jahrhunderts als wäre beides für einander geschaffen. John Cranko schuf ein Handlungsballett im besten Sinne des Wortes, reduziert auf die Fabel der Geschichte. „Onegin, Staatsballett Berlin in der Deutschen Staatsoper Berlin, 19. Oktober 2018“ weiterlesen

Der Tod auf der Bühne – Ein Abend für Annika Schlicht

Foto: © Thomas Bartilla
Giuseppe Verdi, Messa da Requiem, Deutsche Oper Berlin, 18. Oktober 2018

von Regine Neudert

Wenn der Chor der Deutschen Oper das Dies Irae mit geballter Kraft in den Saal der Deutschen Oper schickt, beschleicht einen das Gefühl, man könne die Musik noch auf der vielbefahrenen Bismarckstraße hören. Das Verdi-Requiem in der Produktion von 2001 steht aktuell wieder auf dem Spielplan der Deutschen Oper. „Giuseppe Verdi, Messa da Requiem, Deutsche Oper Berlin, 18. Oktober 2018“ weiterlesen

Niemand singt die Tosca so intensiv, so gefühl- wie kraftvoll, so überirdisch und himmlisch wie Anja Harteros

Foto: Anja Harteros und Andreas Schmidt (c), Herausgeber klassik-begeistert.de

Ein Hohelied auf die beste Tosca-Darstellerin der Welt

Tosca, Giacomo Puccini
Deutsche Oper Berlin, 4. Oktober 2018

„Vissi d’arte, vissi d’amore“ – „Ich lebte für die Kunst, ich lebte für die Liebe… keiner Seele tat ich je was zu Leide.“ So lauten die wunderschönen Worte in einer der schönsten Arien der Operngeschichte, gesungen von Tosca in der gleichnamigen Oper von Giacomo Puccini im zweiten Akt. An diesem Abend an der Deutschen Oper Berlin ist Anja Harteros die Tosca. Sie singt diese unsterblichen Worte. Und sie macht sich vor den 1850 Zuschauern an der Bismarckstraße – wie auch vor zwei Jahren im November 2016 – unsterblich.

Selten hat eine Sopranistin in der 3,5-Millionen-Einwohner-Stadt Berlin, jener gesegneten Hauptstadt mit drei phantastischen Opernhäusern, die Tosca so intensiv, so gefühl- wie kraftvoll, ja: so überirdisch und himmlisch dargeboten wie die 46 Jahre alte Deutsch-Griechin. Ihre tieferen Töne kamen butterweich und samten daher, die höheren waren von einer Strahlkraft getragen, die auf der Welt ihresgleichen sucht. Das war einsame Weltklasse! „Tosca, Giacomo Puccini, Anja Harteros,
Deutsche Oper Berlin“
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Sprechen wir es ruhig aus: Das war Weltklasse, liebe Frau Harteros und lieber Herr Schrott! "Tosca" in Berlin!

Puccinis JAHRHUNDERT-OPER „TOSCA“
MIT PHANTASTISCHER BESETZUNG IN DER
DEUTSCHEN OPER BERLIN

Deutsche Oper Berlin, 4. Oktober 2018
Giacomo Puccini, Tosca
Pier Giorgio Morandi,Dirigent
Boleslaw Barlog, Inszenierung
Filippo Sanjust, Bühne/Kostüme
Anja Harteros, Tosca Foto: Marco Borggreve (c)
Marcelo Álvarez, Mario Cavaradossi
Erwin Schrott, Scarpia

von Yehya Alazem

Am Donnerstag feierte Boleslaw Barlogs Inszenierung der „Tosca“ an der Deutschen Oper Berlin ihre 393. (!) Aufführung seit der Premiere 1969. Eine Inszenierung, die allen klassischen Normen entspricht. Da die Inszenierung wenig Aufmerksamkeit erfordert, kann der Zuschauer sich ganz auf das Musikalische fokussieren – und genau das brauchte es am Donnerstagabend. Die Leistungen von Tosca und Scarpia waren von allerhöchster Klasse!

Tosca ist ja eine Rolle, die von allen, wirklich allen großen Sopranistinnen in den letzten 100 Jahren gesungen wurde. Aber nach dem Auftritt der Star-Sopranistin Anja Harteros an der Bismarckstraße in Berlin fragt man sich, ob irgend jemand in den kommenden 100 Jahren die Rolle besser darstellen wird. Was Anja Harteros in dieser Rolle leistet, ist absolute Weltklasse. „Giacomo Puccini, Tosca, Anja Harteros, Marcelo Álvarez, Erwin Schrott,
Deutsche Oper Berlin“
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Magische "Tosca" in der Deutschen Oper Berlin: Zum Raum wird hier die Zeit

Foto: Marco Borggreve (c)
Giacomo Puccini, Tosca, Deutsche Oper Berlin, 30. September 2018

Anja Harteros ist die Tosca assoluta. Das macht ihr – noch – keine nach. Sie singt Tosca nicht, sie ist Tosca.

Ulrich Poser berichtet über die Tosca aus der Deutschen Oper Berlin vom 30. September 2018

Einstein hat uns gelehrt, dass, flöge man z.B. 1 Sekunde in Lichtgeschwindigkeit hin und sodann 1 Sekunde in Lichtgeschwindigkeit zurück, hier alles ein paar Jahrhunderte älter wäre, wenn man denn zurück käme. Manche Leute verstehen das.

Edmund Stoiber wollte uns davon überzeugen, dass man mit dem Transrapid in nur 10 Minuten vom Marienplatz in München zum Franz-Josef-Strauß Flughafen fahren könne. Er hat es leider nicht geschafft.  „Giacomo Puccini, Tosca, Anja Harteros, Erwin Schrott, Marcelo Álvarez
Deutsche Oper Berlin“
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Polina Seminova überwindet die Schwerkraft: Schwanensee in der Deutschen Oper Berlin

photography by Yan Revazov (c)
Peter I. Tschaikowsky, Schwanensee
Staatsballett Berlin,  20. September 2018
Choreographie und Inszenierung, Patrice Bart nach Iwanow und Petipa
Musik, Peter I. Tschaikowsky
Bühne / Kostüme, Luisa Spinatelli
Musikalische Leitung, Robert Reimer
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Odette/Odile, Polina Semionova
Prinz Siegfried, Alejandro Virelles
Benno,Murilo de Oliveira
Königin, Sarah Brodbeck
Rotbart, Alexej Orlenco

von Gabriel Pech

Peter I. Tschaikowskys Schwanensee ist der Inbegriff des klassischen Balletts. Für das intellektuell anspruchsvolle Berliner Publikum stattet es der Choreograph Patrice Bart noch mit einer gehörigen Portion psychologischem Tiefgang aus. Das Staatsballett Berlin tanzt perfekt und sehr musikalisch – der Abend ist ein magisches Schauspiel der Extraklasse. „Peter I. Tschaikowsky, Schwanensee,
Deutsche Oper Berlin“
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