Christoph Lieben-Seutter stellt das Programm der neuen Saison 2022/23 vor – "ein Höhepunkt jagt den anderen"

(Christoph Lieben-Seutter; Foto: Patrik Klein)

Die Elbphilharmonie Hamburg erstrahlt nach pandemischer Durststrecke wieder optimistisch in neuem Glanz mit einer prallvollen Wundertüte.

von Patrik Klein

Hatte man noch in der letzten Saison mit einigen Absagen und Programmänderungen wegen der Lage bei der Corona Pandemie zu kämpfen und dabei auch finanziell Mindereinnahmen verzeichnet, so blickt man im Angesicht der aktuellen Lage wieder auf ein neues Saisonprogramm, das keine internationalen Vergleiche zu scheuen braucht.

So kann dann auch der Intendant der Elbphilharmonie Hamburg, Christoph Lieben-Seutter, mit stolzer Brust vor VertreterInnen aus der Medienlandschaft die mittlerweile sechste echte Saisonplanung seit der Eröffnung im Januar 2017 verkünden.

Eine prallvolle Wundertüte abwechslungsreicher Konzerte mit Orchestern von Weltklasse neben themenbezogenen, das komplette Spektrum der Musikkultur ausschöpfenden Events auch weniger bekannter InterpretInnen, prägt das vorgestellte Hochglanzsaisonprogrammheft, welches sich lediglich auf einzelne Themenbereiche konzentriert. Die Details und im Laufe des Jahres dazu kommenden Events sind noch ausführlicher und chronologisch auf der Webseite der Elbphilharmonie zu finden.

Dabei dürfte wohl jeder Musikkulturgeschmack bedient werden und jeden Besucher des Hauses vor die Qual der Wahl stellen. „Elbphilharmonie Saisonprogramm 2022/23
Elbphilharmonie, 17. Mai 2022“
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Elbphilharmonie Hamburg: ein Ereignis der künstlerischen Perfektion!

Yannick Nézet-Séguin veredelt alles: Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Beatrice Rana mit Werken von Hans Abrahamsen, Clara Schumann und Johannes Brahms in atemberaubender Perfektion

Elbphilharmonie, Hamburg, 11. Mai 2022
Konzert, Musikfest Hamburg

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent

Beatrice Rana, Klavier

von Dr. Holger Voigt (Text und Fotos)

Am Ende des Konzertabends stand fest: Es war ein Ereignis der künstlerischen Perfektion! Der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin ließ das Orchester des Bayerischen Rundfunks in kongenialer Einheit mit seinen Musikern so erklingen, dass man es für Ewigkeiten festhalten möchte. Was ihm gelang, musste ihn wohl auch selbst sehr bewegt haben, denn er versank nach Konzertende geradezu in einer Umarmung mit dem Konzertmeister, was zu beobachten auch dem Publikum unter die Haut ging. An diesem Abend war eben alles perfekt, und wer es nicht glauben kann, möge sich den Elbphilharmine-Livestream ansehen. Riesiger Jubel dankte es allen Musikern.

Am Beginn des Konzertabends stand die in den letzten Pandemiejahren 2020/21 entstandene Komposition Vers le silence von Hans Abrahamsen, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten aus Dänemark. Dieses in vier Sätzen klar durchstrukturierte sinfonische Werk meditiert unter Ausreizung aller orchestrierbaren Möglichkeiten eines Sinfonieorchesters das Grundthema der (isolationistischen) Stille (Silence), der es als Endpunkt unter Durchwanderung unterschiedlichster, initial schrill-dissonantischer Klangwelten, schrittweise zustrebt. Dabei ist es in Anbetracht der Klangmöglichkeiten von Orchester und Orchesterraum (Elbphilharmonie) besonders herausfordernd und vermittelt völlig neuartige Klangerlebnisse. Mir fiel auf, dass abschnittsweise ein derartiges Werk sogar romantische Klangerfahrungen hervorrufen kann. Im letzten Satz werden die Klangmotive kontinuierlich ausgedünnt, bis zum Schluss diese quasi wie ein Schwebfaden im Klangraum der Elbphilharmonie in die Unendlichkeit fortdriften. Und gerade in diesem hochsensitiven Moment wird in der Elbphilharmonie kräftig hineingehustet! Was für ein Affront für die Musiker und Musikliebhaber! Auch an diesem Abend war das Publikum erneut ein Problemfall; und als wäre das vorangegangene „Skandal-Konzert“ (klassik-begeistert berichtete darüber) nicht gewesen, diente auch heute abend das Musikerpodium wieder als bequemer Programmheft-Ablageplatz für Besucher der ersten Reihe. Aber solange dort keine gefüllten Picknickkörbe abgestellt werden, kann man ja schon etwas gelassener sein… „BRSO, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent, Beatrice Rana, Klavier
Elbphilharmonie, Hamburg, 11. Mai 2022“
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Klangkultur in Reinform: Das BRSO ist in bestechender Form, und von der Solistin möchten wir bitte noch lange und sehr viel hören

Foto: Nikolaifleet in Hamburg an der Deichstraße mit Elbphilharmonie im Hintergrund

Beatrice Rana und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Yannick Nézet-Séguin mit zwei großen Abenden in Hamburg und Frankfurt

Elbphilharmonie, Hamburg, 11. Mai 2022

Hans Abrahamsen (*1952) – Vers le silence (2021)

Clara Schumann (1819-1896) – Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 7 (1833-1835)

Johannes Brahms (1833-1897) – Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883)

Beatrice Rana, Klavier

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Yannick Nézet-Séguin, Dirigent

Alte Oper, Frankfurt, 12. Mai 2022

Robert Schumann (1810-1856) – Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 (1841; 1845)

Richard Strauss (1864-1949) – Ein Heldenleben op. 40. Tondichtung für großes Orchester (1897/98)

Beatrice Rana, Klavier

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Yannick Nézet-Séguin, Dirigent

von Brian Cooper, Text und Fotos

Der Eine oder die Andere hatte ja geunkt, es werde auf Jahre hinaus keine Stücke in großer Besetzung auf der Bühne zu erleben geben, von (logistisch schon in normalen Zeiten anspruchsvollen) Orchestertourneen ganz zu schweigen. Und so ist es im Jahr Drei der Pandemie – denn das ist sie laut WHO noch immer, auch wenn die Masken zunehmend auch in geschlossenen Räumen fallen – schon ein mittleres Wunder, dass wir inzwischen wieder die bedeutenden Orchester auf ihren Reisen ein Stück des Weges begleiten dürfen.

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Beatrice Rana / Yannick Nézet-Séguin, © Daniel Dittus

So in diesem Fall geschehen am 11. Mai in der Elbphilharmonie und tags darauf in der Frankfurter Alten Oper. Es spielte jeweils das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Beatrice Rana als Solistin und unter seinem Gastdirigenten Yannick Nézet-Séguin, der sich in Europa etwas rarer macht als noch vor einigen Jahren, da er als Chef gleich dreier Orchester auf dem nordamerikanischen Kontinent alle Hände voll zu tun hat. „BRSO, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
Elbphilharmonie, 11.Mai 2022, Alte Oper, Frankfurt, 12. Mai 2022“
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„Weh dem, der sich Menschen nähert“ – Dvořáks „Rusalka“ konzertant in der „Elphi“

Foto: Dvořák: Rusalka / Alan Gilbert / NDR Elbphilharmonie Orchester
Prager Philharmonischer Chor, © Daniel Dittus

Großer Saal der Hamburger Elbphilharmonie, 8. Mai 2022

Antonín Dvořák
Rusalka / Lyrisches Märchen in drei Akten op. 114

Konzertante Aufführung in tschechischer Sprache

NDR Elbphilharmonie Orchester
Alan Gilbert   Dirigent

von Dr. Andreas Ströbl

Im ersten Jahr des 20. Jahrhunderts entstand Dvořáks erfolgreichste Oper mit dem Untertitel „Lyrisches Märchen“. Tatsächlich ist die „Rusalka“ musikalisch und stofflich eine der letzten Opern des 19. Jahrhunderts, fernab vom knallharten verismo eines Puccini, dessen Politdrama „Tosca“ im Jahre 1900 auf die Bühne kam.

Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Märchenoper der Härte entbehrte, ganz im Gegenteil. Es geht darin um bedingungslose Liebe bis zu Selbstaufgabe, Verrat, Intrige und Tod. Eigentlich ist es das Aufeinanderprallen zweier Welten und wer den romantischen Stoff heute rezipiert, könnte auf dessen Grundlage das Libretto einer sozialkritischen „clash-of-cultures“-Oper schreiben. Das Motiv vom Wassermädchen, das sich in einen Menschen verliebt, ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebhaft verarbeitet worden, wobei die Erzählung „Undine“ von Friedrich de la Motte-Fouqué aus dem Jahr 1811 wegbereitend war. Und so durchschwimmen die kalten Mädchen mit den traurigen grünen Augen Lyrik, Prosa, bald auch Drama und die Bildenden Künste, ob sie „Undine“, „Melusine“, „Lorelei“, „schöne Lau“ oder „Kleine Meerjungfrau“ heißen, und die Geschichten gehen regelmäßig unglücklich aus. „Antonín Dvořák, Rusalka,
Hamburger Elbphilharmonie, 8. Mai 2022“
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Jan Vogler fasziniert mit Bachs Cello-Suiten No. 4 – 6 in der Elbphilharmonie

Foto: de-de.facebook.com

Beeindruckend an diesem Konzertabend war die fulminante Klangpräsenz des Stradivari-Cellos in dem „Klangkasten“ des kleinen Saals der Hamburger Elbphilharmonie. Hier gab es vor einem nahezu vollbesetzten Auditorium in schnörkelloser Atmosphäre nur Klang, Klang und nochmals Klang. Alles akustisch Vorgetragene wurde geradezu anfassbar sichtbar.

Elbphilharmonie, 27. April 2022

Johann Sebastian Bach: Cello-Suiten No. 4 – 6
Jan Vogler, Violoncello

Suite Nr. 4 Es-Dur BWV 1010 für Violoncello solo
Suite Nr. 5 c-Moll BWV 1011 für Violoncello solo
Suite Nr. 6 D-Dur BWV 1012 für Violoncello solo

von Dr. Holger Voigt

Die Musik Johann Sebastian Bachs ist ein Korrektiv für die Seele. In bewegten Zeiten wie der jetzigen, geprägt von Zukunftsängsten durch Pandemie und Krieg, wächst das Bedürfnis nach Ordnung, Übersicht und Stabilität. Ausrichten zum Aufrichten ist das Ziel, um ein Gleichgewicht der Lebensperspektive wieder herstellen zu können. Johann Sebastian Bach, so bemerkte Jan Vogler einführend, habe bei seinen Kompositionen immer wieder Bezug genommem auf die Dreifaltigkeit in der christlichen Glaubenslehre, die Stabilität zu verdeutlichen vermag. So wie ein Tripod (Dreibeinstativ) fester und aufrechter zu stehen vermag, als man ihm zutrauen würde.

Cellist Jan Vogler, der auch gern und oft zusammen mit seiner Ehefrau Mira Wang (Violine) und seinem Freund Bill Murray, US-Schauspieler („Und ewig grüsst das Murmeltier“), auftritt und dabei Musik und Textrezitationen mit durchaus hintergründiger Note auf die Bühne zu bringen vermag, gehört mittlerweile zu den weltbesten Cello-Virtuosen unserer Zeit. Nachdem er bereits die Bachschen Cello-Suiten 1 – 3 im Februar 2020 in der Elbphilharmonie vorgetragen hatte, unterbrach das Corona-Virus jäh die weitere Konzertplanung, so dass das Folgekonzert erst jetzt stattfinden konnte. Nehmen wir dieses also als ein gutes Omen. „Johann Sebastian Bach: Cello-Suiten No. 4 – 6, Jan Vogler, Violoncello,
Elbphilharmonie, 27. April 2022“
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Himmlische Freuden mit Brechungen – zweimal Mahler in ungewöhnlicher Kombination

Photos: © Daniel Dittus

All das hätte so schön sein können, so würdig, so himmlisch. Was hat ein großer Teil dieses Publikums hier gesucht? Spaß und Belustigung?

Großer Saal der Hamburger Elbphilharmonie, 27. April 2022

Valentin Sylvestrov – Prayer for Ukraine
Alma Mahler – aus: Fünf Lieder
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4 G-Dur

Rotterdams Philharmonisch Orkest
Yannick Nézet-Séguin Dirigent

Mezzosopran: Karen Cargill
Sopran: Christiane Karg

von Dr. Andreas Ströbl

Wer nichts von den massiven Eheproblemen im Hause Mahler weiß – und das dürfte auf einen Großteil des Publikums am 27. April im Großen Saal der „Elphi“ zutreffen – hätte vermuten können, dass im Hintergrund der Programmzusammenstellung dieses Konzertabends traute Harmonie gestanden hätte. Die gemeinsamen Kompositionen eines Ehepaars – wie modern mag so etwas scheinbar daherkommen. Das Gegenteil ist der Fall.

Es ist für eingefleischte Verehrer Gustav Mahlers, dieses unfassbar sensiblen, feinnervigen Menschen, schwer zu fassen, dass er gleich zu Beginn seiner Ehe mit Alma Schindler der begabten jungen Frau das Komponieren verbot. Die war immerhin Schülerin bei Zemlinksy gewesen und hatte auch ein Verhältnis mit ihm angefangen. Aber auch das war Gustav Mahler: ein Despot und Perfektionist, dem oft die Geschmeidigkeit für ein lässigeres Miteinander abging.

Wären Konflikte bis zum Fremdgehen Almas mit dem Architekten Walter Gropius vermeidbar gewesen, wenn der große Gustav noch eine Göttin neben sich geduldet hätte? Nun, eine Göttin der Musik wäre Alma wohl nicht geworden, aber vielleicht hätte Gustav sich und seiner Frau einiges erspart, wenn er sie als Komponistin ernstgenommen hätte. Das tat er viele Jahre später, mit schlechtem Gewissen, und gab einige der Lieder nach Bearbeitung heraus. „Rotterdams Philharmonisch Orkest, Yannick Nézet-Séguin Dirigent,
Elbphilharmonie, 27. April 2022“
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Klassik-begeistert-Beitrag über das katastrophale Verhalten von Konzertbesuchern in der Elbphilharmonie Hamburg macht international Furore

Der Star-Blogger Norman Lebrecht veröffentlicht den Artikel aus Hamburg in britischen Medien.

Foto: Rotterdams Philharmonisch Orkest in der Elbphilharmonie;
Patrik Klein ©

Am 27. April 2022 fand in der Elbphilharmonie Hamburg ein Konzert mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest unter Yannick Nézet-Séguin und namhaften Solistinnen statt. Auf dem Programm standen Werke unter anderem von Alma und Gustav Mahler.

Die Störungen aus dem Publikum motivierten den Klassik-begeistert-Autoren und Konzertbesucher Patrik Klein zu einem Artikel mit dem Schwerpunkt auf dieses Publikumsverhalten, statt wie gewohnt über die musikalischen Qualitäten ausführlich zu berichten. „Klassik-begeistert-Beitrag sorgt für Furore
klassik-begeistert.de, 29. April 2022“
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Wenn Appelle ungehört verhallen und eine Mahlersinfonie zweimal abgebrochen werden muss

Rotterdams Philharmonisch Orkest; Foto Patrik Klein

Das Rotterdams Philharmonisch Orkest spielte vielleicht zum letzten Mal in der Elbphilharmonie Hamburg

Elbphilharmonie, 27. April 2022

Rotterdams Philharmonisch Orkest
Yannick Nézet-Séguin Dirigent

Christiane Karg Sopran
Karen Cargill Mezzosopran

von Patrik Klein (Text und Fotos)

Unmittelbar vor jedem Konzert in der Elbphilharmonie Hamburg ertönt aus dem heruntergelassenen, zentral am riesigen Dachreflektor des Saales befestigten Lautsprecherset die herzliche Bitte an das Publikum, Geräusche zu vermeiden, Handys auszuschalten und nicht während des Konzerts zu husten, zu filmen und zu fotografieren.

Keine zwei Minuten später betritt der Dirigent das Podium und es kann losgehen.

Aber Wehe, wenn große Teile des Publikums diesen Appell ganz einfach ignorieren!

Ein Besucher in der ersten Reihe im Parkett, direkt vor dem Dirigenten holt nach den ersten Takten der Musik unverblümt sein Handy heraus, hält es hoch zum Filmen, bevor ihn die Servicekraft zurechtweist. Sein Nachbar legt das Programmheft dem Dirigenten zu Füßen aufs Podium, man hört Geklapper, Gepolter und jede Menge „Zuspätkommer“, die wohl zum ersten Mal im Konzertsaal sind und aufgeregt ihre Plätze suchen. Ein Handy klingelt und das betagte Ehepaar braucht mindestens 2 Minuten, um es auszuschalten. Das geschieht ohne Hektik mit einer gewissen Gemütlichkeit und großer Unschuldsmiene.

Der Maestro am Pult, kein geringerer als Yannick Nézet-Séguin,  hat bei Mahlers vierter Sinfonie zu Beginn von „Ruhevoll (Poco Adagio)“ den Taktstock längst wieder hingelegt, um das Geklingel abzuwarten. Es wird geklatscht, wo man Lust hat, etwa nach jedem Lied und jedem Satz, und man es dem Nachbarn zeigen muss, dass man etwas versteht von klassischen Konzerten. Sogar am Ende nach dem letzten Ton hat der Dirigent den Taktstock noch oben und das Gejohle geht schon los.

Höhepunkt des Abends jedoch ist eine Dame im vorderen Parkett, die wohl eingeschlafen war. Der Nacken fiel nach hinten, lautes Schnarchen war zu hören, bevor ihre Zunge im Rachen verschwand und sie ohnmächtig wurde. Maestro Nézet-Séguin brach erneut ab und setzte sich zu seinen Musikern, wartend bis man die mittlerweile erwachte Dame nach draußen begleitete.

„Muss man interessierten Konzertbesuchern den Abend verderben?“ „Rotterdams Philharmonisch Orkest, Yannick Nézet-Séguin,
Elbphilharmonie, 27. April 2022“
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So zärtlich war Currentzis

Elbphilharmonie, Hamburg, 15. April 2022

musicAeterna
Alexandre Kantorow Klavier
Dirigent Teodor Currentzis

Langsame Sätze aus Klavierkonzerten von

Mozart, Beethoven, Bach, Brahms, Ravel und Schostakowitsch

Samuel Barber
Adagio for Strings op. 11
Arvo Pärt
Psálom
Piotr I. Tschaikowsky
Elegie / aus: Serenade für Streichorchester C-Dur op. 48

Foto: Daniel Dittus

von Andreas Schmidt

Zart und fein geht dieser Karfreitag 2022 in die Annalen der Elbphilharmonie ein.

Der beste und filigranste Dirigent der Welt führt wunderbar durch einen sanften Abend. So zärtlich ist Currentzis.

Das Publikum ist mucksmäuschenstill.

Der Chef des Hauses, der Wiener Christoph Lieben-Seutter, hat die 2100 Zuschauer gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass vor, während und nach dem Konzert nicht geklatscht werden möge.

Und die Damen und Herren und Kinder halten sich daran. „musicAeterna, Alexandre Kantorow, Teodor Currentzis
Elbphilharmonie, Hamburg, 15. April 2022“
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Fröhliche Auferstehung! – „Via Crucis“ in der Elbphilharmonie

Foto: © Daniel Dittus

Elbphilharmonie, Großer Saal, 13. April 2022

Christina Pluhar mit dem Ensemble L’Arpeggiata

Leitung und Theorbe: Christina Pluhar
Sopran: Céline Scheen
Countertenor: Kacper Szelążek

von Dr. Andreas Ströbl

Bei Dokumentationen barocker Grüfte stoßen die Forscher immer wieder auf eine Formel, die als Abschluss von Sarginschriften gerne verwendet wurde. Den Verstorbenen hat man, nach Nennung von Namen und Lebensdaten, oft eine „fröhliche Auferstehung“ gewünscht. Das klingt so gar nicht nach Trauer und Düsternis, sondern lenkt den Blick fort vom Tod auf das, was nach ihm kommt – zumindest in der Gewissheit der Gläubigen.

Ausgesprochen fröhlich und entgegen dem, was man für ein Konzert in der Karwoche, noch dazu mit dem Titel „Via Crucis“, also Kreuzweg, hätte erwarten können, strahlte auch das Ensemble „L’Arpeggiata“ am Mittwoch vor Ostern zusammen mit zwei herausragenden Solisten im Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie. Diese sympathische Gruppierung unter der Leitung der Grazerin Christina Pluhar überrascht bekanntermaßen seit 20 Jahren immer wieder mit Neuinterpretationen alter Musik und einem ganz speziellen, charakteristischen Klang. Der entsteht aus dem Zusammenspiel von historischen Saiteninstrumenten, fein eingesetztem Schlagwerk und vor allem funkelnd gespieltem Psalterium sowie trompetenhellem Zink. „L’Arpeggiata/Christina Pluhar,
Elbphilharmonie, Großer Saal, 13. April 2022“
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