Grafenegg Festival–Tagebuch: Noseda feiert ein Variationenfest mit dem europäischen Jugendorchester

Dieses Mal musste das Konzert von Anfang an ins Auditorium verlegt werden, da ein Gewittersturm Grafenegg vor dem Konzert heimsuchte und am Vorplatz des Auditoriums sogar für eine Überschwemmung sorgte, dass sogar die örtliche Feuerwehr zum Abpumpen ausrücken musste. Nun hatte die Location Auditorium sogar den Vorteil, dass man das Orchester in der Akustik des Konzertsaales wahrnehmen konnte – somit ein klarer Gewinn für die Musiker und das Publikum.

Carlos Simon
“Fate now conquers”

Benjamin Britten
„The Young Person’s Guide to the orchestra” für Sprecher ad libitum und Orchester op. 34

Richard Strauss
“Don Quixote” Fantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35

Filipa Rodrigues, Viola
Nicolas Altstaedt, Violoncello

European Union Youth Orchestra
Gianandrea Noseda, Dirigent

Auditorium, Grafenegg, 18. August 2024

von Herbert Hiess

 Am 3. August konnte man dieses Grafenegger Orchestra in Residence im Wolkenturm belauschen, wo man aber damals wegen der eigenartigen Akustik beachtliche Abstriche machen musste (Isata Kanneh-Mason, Klavier, European Union Youth Orchestra (EUYO) Iván Fischer, Dirigent Wolkenturm, Grafenegg, 3. August 2024  – Klassik begeistert (klassik-begeistert.de)). Dieses Mal zwangen die Wetterkapriolen Orchester, Solisten, Dirigent und das Publikum ins Auditorium, wo man die exzellenten Musiker völlig authentisch belauschen konnte. „European Union Youth Orchestra, Gianandrea Noseda, Dirigent
Auditorium, Grafenegg, 18. August 2024“
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Grafenegg Festival – Tagebuch: Wenn ein Dirigent sich durch Bruckner peitscht

Jaap van Zweden © Bert Hulselmans

Hatte man am Vorabend bei der Festival-Eröffnung das Glück, gerade noch das Konzert im Wolkenturm erleben zu können, musste an diesem Abend das Publikum letztlich ins Auditorium komplimentiert werden. Bezüglich Akustik kein Nachteil, da hier größtenteils die Musik elektronisch „unbehandelt“ zu den Hörern transportiert wird.

Felix Mendelssohn-Bartholdy:
Konzert für Violine und Orchester e-moll op. 64

Anton Bruckner:
Symphonie Nr. 7 in E-Dur

Janine Jansen, Violine

Gstaad Festival Orchester
Jaap van Zweden, Dirigent

Konzert im Auditorium, Grafenegg, 17. August 2024

von Herbert Hiess

Natürlich stehen alle Konzertprogramme europaweit (wenn nicht sogar weltweit) im Zeichen des Jubilars Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag am 4. September begangen wird. Und hier kam an diesem Abend das renommierte Gstaad-Festival Orchester vor das Publikum, dass das Publikum in Grafenegg schon 2022 mit einer hervorragenden konzertanten Aufführung von Beethovens „Fidelio“ erfreute (Ludwig van Beethoven, Fidelio, konzertante Aufführung Wolkenturm, Grafenegg, 13. August 2022 – Klassik begeistert (klassik-begeistert.de)).

„Grafenegg: Janine Jansen,Violine, Gstaad Festival Orchester, Jaap van Zweden, Dirigent
Grafenegg, 17. August 2024“
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Maestro Paternostro begeht musikalisch den „höchsten Schmerzenstag“

Herbert Hiess (links im Bild) und Roberto Paternostro © privat

Richard Wagner, Parsifal
Bühnenweihefestspiel in drei Aufzügen (1882)
Dritter Aufzug

Parsifal             Klaus Florian Vogt
Gurnemanz     Stephen Milling
Amfortas          Derek Welton
Kundry              Viktoria McConnell

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Tonkünstler-Orchester
Dirigent: Roberto Paternostro

Grafenegg, Auditorium, 29. März 2024

von Herbert Hiess

Normalerweise erwartet man sich an dieser Stelle einen (mehr oder minder) sachlich gehaltenen Review; dieser muss dieses Mal ausbleiben, da der Autor mit dem Dirigenten sehr befreundet ist und aus „Befangenheitsgründen“ und aus Seriositätsgründen eine solche Rezension gar nicht möglich wäre.

Deswegen wechsle ich hier einmal auf die von mir ansonsten nicht präferierte „Ich-Form“, da ich so meine Eindrücke besser wiedergeben kann. „KARFREITAGSKONZERT: Richard Wagner, Parsifal
Grafenegg, Auditorium, 29. März 2024“
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Alfred Eschwé führt mit den Tonkünstler souverän ins neue Jahr

Foto: Alfred Eschwé © Kurt Pinter

Werke von Otto Nicolai, Friedrich Smetana, Léo Delibes, Johann Strauß, Gaetano Donizetti, Giuseppe Verdi, Emil Nikolaus von Reznicek, Carl Millöcker.


Kathrin Zukowski,
Sopran
Barbara Laister-Ebner, Zither

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Alfred Eschwé, Dirigent

Grafenegg, Auditorium, 31. Dezember 2022


von Herbert Hiess

Eigentlich ist es unfair und ungerecht, am Tag nach der brillanten Voraufführung des Neujahrskonzertes unter Franz Welser-Möst mit den Wiener Philharmonikern, hier Vergleiche zu ziehen. Natürlich ist das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ein exzellentes Ensemble, das trotz seiner unbestrittenen Qualitäten doch niemals einen Spitzenplatz in der Orchesterszene einnehmen können wird. „Silvesterkonzert am 31. Dezember 2022 im Auditorium Grafenegg
Grafenegg, 31. Dezember 2022“
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Der Stoff, aus dem Sternstunden geschnitten sind

Foto: Grafenegg Auditorium © Alexander Koller

Auditorium  Grafenegg, 27. August 2022

Gustav Mahler:
Symphonie Nr. 2 in c-moll für Sopran- und Alt-Solo, Chor und Orchester  „Auferstehungssymphonie“

Louise Alder, Sopran
Dame Sarah Connolly, Mezzosopran

Wiener Singverein
London Symphony Orchestra
Sir Simon Rattle, Dirigent

von Herbert Hiess

Fast als logische Konsequenz war auch der zweite Abend des Gastspiels des Londoner Superorchesters ein voller Triumph; für Dirigent, Solisten, Chor und Orchester.

Sir Simon Rattle, der dieses komplizierte Werk schon viele Male dirigiert hat, geht trotz der Routine an die Sache ran, als würde er es das erste Mal leiten. Und das in positivster Hinsicht; diese musikalische Entdeckungsreise ist ein Erlebnis für sich. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 2 in c-moll „Auferstehungssymphonie“
klassik-begeistert.de“
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Nach einem Höhepunkt geht’s wieder in alter Manier weiter

Manfred Honeck © Todd Rosenberg

Auditorium Grafenegg, 22. August 2022

Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6. In h-moll op. 64

Gautier Capuçon, Violoncello
Pittsburgh Symphony Orchestra
Manfred Honeck, Dirigent

von Herbert Hiess

Manfred Honeck ist ja mittlerweile so eine Art weltbekannter Dirigent und wird bei Spitzenorchestern herumgereicht wie eine Art Wanderpokal. Er war früher Bratschist bei den Wiener Philharmonikern und beim Wiener Staatsopernorchester und hatte Gelegenheit, die Schlüsselwerke der musikalischen Weltliteratur mit allen Stardirigenten zu spielen.

Dann war er Assistent von Claudio Abbado und dirigierte 1988 in einem Konzert mit ihm Dvořáks 8. Symphonie – mit eher mittelmäßigem Erfolg. Jahre später verstörte er mit seinem amerikanischen Orchester mit einer horriblen 7. Beethoven. „Pittsburgh Symphony Orchestra, Gautier Capuçon , Violoncello, Manfred Honeck , Dirigent
Auditorium Grafenegg, 22. August 2022“
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Auch bei Konzerten gilt: Lesen Sie den Beipackzettel!

Fabio Luisi © Monika Rittershaus

Auditorium Grafenegg, 19. August 2022

Max Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-moll op. 26

Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8 c-moll (1. Fassung 1887)

Bomsori Kim, Violine
Tonkünstler Orchester Niederösterreich

Fabio Luisi, Dirigent

von Herbert Hiess

Als vielbeschäftigter Konzertbesucher vernachlässigt man aus reiner Gewohnheit, wie beim Beipackzettel eines Medikamentes, das Programm genauer (wenn überhaupt) zu lesen. Das sollte sich in dem Fall bei diesem besprochenen Konzert bitter rächen.

Man hört nach der Pause die ersten Takte der Brucknerschen 8. und glaubt, dass die Welt völlig in Ordnung sei. Nur beim Forte am Anfang, wo man den Paukeneinsatz erwartet, gibt es die Ernüchterung, derer viele sich dann noch einstellen werden. „Tonkünstler Orchester Niederösterreich, Fabio Luisi, Bruch/Bruckner, Grafenegg, 19. August 2022“ weiterlesen

Wenn ein Jugendorchester die Spitzenorchester vorführt

Jae Hong Park © Tiberio Sorvillo und Luca Guadagnini

Wolkenturm, Grafenegg, 18. August 2022

Hannah Kendall: „Nexus” (österreichische Premiere)

Sergej Rachmaninow: Rhapsodie über ein Thema von Nicolò Paganini für Klavier und Orchester op. 43

Igor Strawinski: „Le Sacre du Printemps“

Jae Hong Park, Klavier
European Union Youth Orchestra
Gianandrea Noseda, Dirigent

von Herbert Hiess

Dieses Konzert war der lebende Beweis dafür, welchen Einfluss ein Dirigent auf ein Orchester haben kann. Am 6. August war das Jugendorchester unter einem anderen Dirigenten hier zu hören, wo der Gesamteindruck eher mittelmäßig war.

An diesem Abend unter Maestro Noseda konnten die Musiker wahrhaft brillieren – zumal mit Strawinskis „Sacre“ eines der kompliziertesten Werke der Orchesterliteratur zu hören war.

Gianandrea Noseda, Dirigent (c) Sherman

Hier waren Noseda und die jungen Musiker voll in ihrem Element. Sowohl im Gesamtklang als auch bei den solistischen Einzelleistungen (hervorzuheben vor allem Schlagwerk, Fagott und Horn) war das Orchester den sogenannten Spitzenorchestern mehr als ebenbürtig. Ist das Werk auch enorm besetzt – so wird von der fünften Flöte auch eine Altflöte gespielt. So nebenbei bestärkt es auch die Hoffnung, dass so quasi der künstlerische Nachwuchs gesichert ist – hier können die Orchestermanager aus dem Vollen schöpfen. „European Union Youth Orchestra, Dirigent Gianandrea Noseda
klassik-begeistert.de“
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Heras-Casado kleidet Bruckner in musikalisch historische Gewänder

Foto: Anima Eterna Brugge © Jan Landau

Auditorium Grafenegg, 14. August 2022

Anton Bruckner: Symphonie Nr. 7 E-Dur

Anima Eterna Brugge
Pablo Heras-Casado, Dirigent

von Herbert Hiess

Man weiß ja nie, warum Musik mit Originalinstrumenten aufgeführt wird – ist es tatsächlich die Neugier nach dem historischen Originalklang oder bloß das Bedienen einer Marktlücke nach dem Motto „Schaut her, ich bringe euch was ganz Neues“.

Nikolaus Harnoncourt war der Apostel der Originalklangbewegung und machte diese in Musikerkreisen eigentlich salonfähig. Natürlich müssen sich die Musiker und das Publikum mit den akustischen und spieltechnischen Eigenheiten anfreunden; aber letztlich hat das durchaus seinen Reiz. „Matinee Anima Eterna Brugge, Pablo Heras-Casado dirigiert Bruckners siebte Symphonie.
Auditorium Grafenegg, 14. August 2022 “
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Grafenegg Schlossklänge 21 - 22 – atemlos durch die Nacht...

Foto: Ivor Bolton © Ben Wright

Grafenegg, Auditorium, 5. März 2022

Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem

Solisten:
Christina Landshammer, Sopran
Tareq Nazmi, Bass

Tonkünstlerorchester Niederösterreich
Ivor Bolton Dirigent

Konzertchor Niederösterreich (Choreinstudierung: Markus Pfandler-Pöcksteiner)

von Herbert Hiess

….ist nicht nur ein bekannter Liedtitel von Helene Fischer, sondern war offenbar und hörbar das Motto des Abends im Grafenegger Auditorium. Das großartige Niederösterreichische Tonkünstlerorchester wurde vom Dirigenten Ivor Bolton geradewegs durch eines der schönsten sakralen Chorwerke durchgepeitscht.

Ivor Bolton ist ansonsten ein sehr bewährter und ausgezeichneter Dirigent. Warum er dann durch das Requiem so durchgefahren ist, bleibt rätselhaft. Da gab es nur Hektik; schnelle Passagen wurden noch schneller gespielt und bei den langsamen Teilen gab es kein Verhalten, kein Innehalten. Irgendwie spürte man die ganze Zeit eine eigenartige Hektik bei Bolton.

Ein großes Lob für den Konzertchor Niederösterreich, der erst 2019 bei einem Projekt mit Beethovens 9. in St. Pölten entstand. Und man entschied sich, an diesem Chor festzuhalten und aus dem Projekt eine Institution zu machen. Was auch gut ist, denn das Ensemble ist wahrhaft exzellent. Derweil noch in Form eines ungeschliffenen Rohdiamanten. Woran die vielfach jungen Leute noch arbeiten müssen, sind vor allem Wortdeutlichkeit und eine Pianokultur. Wobei letztere durch das Dirigat verloren ging; Bolton hat offenbar viel zu wenig auf diese Schattierungen geachtet. Gerade in den Sätzen IV (Wie lieblich sind deine Wohnungen) und V (Ihr habt nun Traurigkeit) wären viele Gelegenheiten gewesen, mit Pianissimi zu brillieren. „Grafenegg Schlossklänge 21-22, Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem, Tonkünstlerorchester Niederösterreich, Ivor Bolton,
Grafenegg, Auditorium, 5. März 2022“
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