Alfred Eschwé führt mit den Tonkünstler souverän ins neue Jahr

Silvesterkonzert am 31. Dezember 2022 im Auditorium Grafenegg  Grafenegg, 31. Dezember 2022

Foto: Alfred Eschwé © Kurt Pinter

Werke von Otto Nicolai, Friedrich Smetana, Léo Delibes, Johann Strauß, Gaetano Donizetti, Giuseppe Verdi, Emil Nikolaus von Reznicek, Carl Millöcker.


Kathrin Zukowski,
Sopran
Barbara Laister-Ebner, Zither

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Alfred Eschwé, Dirigent

Grafenegg, Auditorium, 31. Dezember 2022


von Herbert Hiess

Eigentlich ist es unfair und ungerecht, am Tag nach der brillanten Voraufführung des Neujahrskonzertes unter Franz Welser-Möst mit den Wiener Philharmonikern, hier Vergleiche zu ziehen. Natürlich ist das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ein exzellentes Ensemble, das trotz seiner unbestrittenen Qualitäten doch niemals einen Spitzenplatz in der Orchesterszene einnehmen können wird.

Jedoch am Silvesterabend 2022 haben die Musiker ihre Sache brillant gemacht und führten durch einen breit gefächerten Abend mit Werken diverser Komponisten aus Klassik und Operette.

Den Konnex zu den Wiener Philharmonikern konnte man mit Otto Nicolai, dem Gründer des Weltklasseorchesters, herstellen. Mit zwei Werken aus seiner genialen Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ begann der Abend mit den Abenteuern von Sir John Falstaff. Nach der brillanten Ouvertüre kam die hochtalentierte Sopranistin Kathrin Zukowski aufs Podium. Die deutsche Sängerin der Kölner Oper konnte an dem Abend bei vier Nummern beweisen, was in ihr steckt.

Sie vereint intelligente Diktion, eine saubere Stimmführung in allen Lagen, ein traumhaftes Timbre und nicht zuletzt ein exzellentes Spiel. Mit Vorsicht gesagt könnte man von Kathrin Zukowski als Entdeckung sprechen – sie wäre für führende Opernhäuser auf alle Fälle eine Bereicherung.

Kathrin Zukowski © Klaudius Zukowski

Eschwé dirigierte weiters den „Tanz der Komödianten“ aus Smetanas „Die verkaufte Braut“, die Pizzicati aus Delibes’ „Sylvia“, einen Galopp aus Verdis „Il Trovatore“ und nicht zuletzt die berühmte Ouvertüre aus Rezniceks „Donna Diana“, deren Hauptthema die Signation von Ernst Stankovskys „Erkennen Sie die Melodie“ bildete.

Der Hauptteil des Konzertes war natürlich Johann Strauß gewidmet, wo neben einer spritzigen „Orpheus-Quadrille“ unter anderem die „Bauern-Polka“ zu hören war. Dieses Mal sogar mit Publikumsbeteiligung, wo Herr Eschwé zuvor die Leute unterwies, wie sie zu singen haben. Nach einem wunderschönen Walzerlied aus der Operette „Die Tänzerin Fanny Elßler“ (brillant gesungen von Kathrin Zukowski) kam fast als Höhepunkt der Walzer „G’schichten aus dem Wienerwald“. Hier die Einleitung endlich wieder mit Zither in der Wiener Stimmung (Anm.: unterschiedliche Besaitung im Gegensatz zu der Münchner Stimmung); hochmusikalisch und berührend gespielt von Barbara Laister-Ebner, die sogar schon im Neujahrskonzert 2018 unter Riccardo Muti spielte.

Nach den obligaten zwei Zugaben („Tritsch-Tratsch-Polka“ und „Radetzkymarsch“) entließen Alfred Eschwé und die Tonkünstler das Publikum zu allfälligen Silvesterfeiern.

Der Maestro war auch wieder als launiger Moderator in Höchstform und führte souverän mit einem Augenzwinkern durch das Programm. Er ist ein unverzichtbarer Dirigent und Musikant für das Standardrepertoire; er und die Tonkünstler sind offenbar eine eingeschworene Gemeinschaft.

Vielleicht wäre es trotzdem gut, wenn er da und dort ein bisschen an der Akustik arbeiten könnte. Bekannterweise ist die Akustik im Grafenegger Auditorium recht direkt; hier hörte man fast recht brutal, dass die zweite Flötistin offenbar der „Piccolo-Krankheit“ anheim fiel. Das passiert auch öfters bei den Wiener Philharmonikern; die Piccolo-Flöte schafft es ohne Probleme, in den Tutti-Stellen mit fast schmerzhaften Frequenzen das Orchester hochgradig zu dominieren.

Herbert Hiess, 1. Jänner 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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