Sommereggers Klassikwelt  8/2019: Der schwere Gang aufs Podium

Nicht jedem ist es gegeben, wie der über 90-jährige Herbert Blomstedt mit Elan und Schwung das Podium anzusteuern und nach wie vor stehend zu dirigieren. Beim letzten Konzert des großen Bernhard Haitink in der Philharmonie Berlin stieß der betagte Pultstar so deutlich an die Grenzen seiner physischen Belastbarkeit, dass man seinen Rückzug vom Konzertbetrieb wenig später gut nachvollziehen konnte.

von Peter Sommeregger

Ein festes Ritual in den Konzertsälen der Welt besteht darin, dass Dirigenten und Solisten eines Konzertes während des Applauses das Podium und den Saal verlassen, um erst bei anhaltendem Beifall zu weiteren Verbeugungen zurückzukehren. Dieser Vorgang kann sich bei großer Begeisterung des Publikums einige Male wiederholen. „Sommereggers Klassikwelt 8/2019
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Sommereggers Klassikwelt 7/2019: Der Friedhof der verschwundenen Primadonnen

Eine der ganz großen ihrer Zunft war zweifellos Mathilde Mallinger (1847-1920) , die 1868 in der Münchner Uraufführung von Richard Wagners “Die Meistersinger von Nürnberg“ die Rolle der Eva kreierte. Später wurde sie der Star der Berliner Hofoper, an der sie ein breites Repertoire verkörperte. Ein zerbrochenes Fragment ihrer Grabstele ist erhalten, befindet sich aber nicht mehr am originalen Standort.

von Peter Sommeregger

Der Bau der Berliner Mauer 1961 hat nicht nur unendliches Leid über viele Menschen der geteilten Stadt gebracht, er hat auch in vielen Bereichen wertvolle kulturgeschichtliche Substanz zerstört. Ein trauriges Beispiel dafür ist der St. Hedwigs-Friedhof an der Liesenstraße, welche die Bezirke Mitte und Wedding trennt. Dadurch wurde die Friedhofsmauer automatisch zur Grenzlinie. Sie wurde abgerissen, und ein breiter Streifen des Geländes eingeebnet. Dieser Aktion fielen unzählige historische Grabmale zum Opfer, einige wenige Steine konnten in den hinteren, weiter bestehenden Teil des Friedhofs gerettet werden, der Großteil aber wurde vernichtet, oder ist seither verschollen. „Sommereggers Klassikwelt 7/2019,
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Sommereggers Klassikwelt 6/2019: Hört Altes, Kinder!

Es ist zum Teil erschütternd den konkreten Vergleich von Opern-Gesamtaufnahmen des gleichen Labels anzustellen. Wer die Zauberflöten-Einspielung Karl Böhms mit Fritz Wunderlich kennt, kann auf die aktuelle Veröffentlichung der Deutschen Grammophon mit Klaus Florian Vogt und Rolando Villazon wahlweise nur mit Gelächter oder Erbrechen reagieren.

von Peter Sommeregger

Seit etwa 12o Jahren ist es technisch möglich, menschliche Stimmen, aber auch alle anderen Arten von Geräuschen für die Ewigkeit zu konservieren. Schnell war klar, dass diese Entdeckung vor allem für Musiker auch kommerzielle Anreize bot.

Um das Jahr 1902, als man begann Opernarien aufzunehmen, erwies sich der Italienische Startenor Enrico Caruso als Glücksfall für die noch junge Branche. Caruso war nicht nur der berühmteste Opernstar seiner Zeit, er zeigte auch Interesse an dieser neuen Technik. Entscheidend wichtig war auch, dass sich seine Stimme optimal für Aufnahmen eignete. So wurde der Neapolitaner  quasi zum Türöffner für das neue Medium Schellackplatte. Grammophon-Apparate und auch die Platten selbst waren teuer, aber im Vergleich zu den für viele Menschen unerschwinglichen Opernkarten  preiswert. Viele Kollegen Carusos folgten seinem Beispiel, und so entstanden in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg unzählige Aufnahmen klassischer, bevorzugt Opernmusik. Die Aufnahmebedingungen waren primitiv, elektrischer Strom oder gar Mikrophone waren ja noch nicht erfunden. Und doch verblüfft noch heute die Authentizität der gesanglichen Leistungen. Man meint, Herrn Caruso durch den Grammophon-Trichter die Hand schütteln zu können. „Sommereggers Klassikwelt 6/2019,
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Sommereggers Klassikwelt 5/2019:
Von der Kunst des richtigen Hustens

Der unsterbliche Humorist Loriot führte bereits 1982 einen als Hustensymphonie bezeichneten Sketch in der Philharmonie Berlin auf. Erstaunlich, wie weit die Evolution des Hustens seither voran geschritten ist. Der frühere Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, reagierte besonders genervt auf diese Störung der Konzentration. Unvergesslich sind mir einzelne Gelegenheiten, wo er vom Pult aus einem hartnäckigen Huster einen Blick zuwarf, der hätte töten können.

von Peter Sommeregger

Jeder Mensch kennt die Situation: auch in den unpassendsten Momenten kann es passieren, dass sich ein plötzlicher Hustenreiz einstellt. Der kultivierte Mensch hält sich die Hand vor den Mund, räuspert sich eventuell, um den Hustenreiz zu stoppen. In den meisten Fällen hilft das.

Besonders unangenehm ist es natürlich, wenn  besagter Hustenreiz während eines Konzerts oder einer Opern/Theateraufführung auftritt. Der sozial denkende Mensch versucht, die Störung der ebenfalls  Anwesenden möglichst gering zu halten. In einem großen Konzertsaal wie der Berliner Philharmonie, die über eine ausgezeichnete Akustik verfügt, wird nicht nur der Vortrag der Künstler sehr gut hörbar, sondern leider auch alle Arten von akustischen Beimischungen, von denen Husten das störendste und unangenehmste ist. „Sommereggers Klassikwelt 5/2019,
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Sommereggers Klassikwelt 3/2019: Die „ewige“ Tosca der Wiener Staatsoper – eine persönliche Erinnerung

Kein Operndirektor hat bis heute gewagt, diese Inszenierung zu ersetzen und das ist auch gut so. Man sagt, es gäbe keine Gewissheiten im Leben. Nun, die Wiener Tosca zumindest scheint eine zu sein.

von Peter Sommeregger

Die bis heute an der Wiener Staatsoper gezeigte Tosca-Inszenierung stammt noch aus dem tiefsten 20. Jahrhundert. Exakt am 3. April 1958 hatte die Neuinszenierung, die von der deutsch- Iitalienischen Regisseurin Margaritha Wallmann besorgt wurde, Premiere im erst drei Jahre zuvor wieder eröffneten Opernhaus. Am Pult stand niemand Geringerer als Herbert von Karajan, er war es auch, der Frau Wallmann nach Wien geholt hatte, wo sie 1961 auch noch Puccinis Turandot inszenierte.

Die Premierenbesetzung liest sich heute wie eine Fabel längst vergangener Zeiten: Renata Tebaldi verkörperte die Titelrolle, Giuseppe Zampieri, ein besonderer Liebling des Wiener Publikums den Cavaradossi, und Tito Gobbi den Scarpia. Als damals Zwölfjährigen, obwohl bereits mit ersten Opernerfahrungen, erreichten mich die hymnischen Kritiken nur indirekt. „Sommereggers Klassikwelt 3/2019
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Sommereggers Klassikwelt 2/2019 – Der Liederabend: eine aussterbende Kunst?

Beim diesjährigen Berliner Musikfest fanden die Liederabende des Baritons Georg Nigl und der Sopranistin Marlies Petersen vor jeweils halb leerem Saal statt. Das nicht anwesende Publikum wird nie erfahren, welche Fülle an musikalischer Schönheit und intimer Gestaltungskunst es versäumt hat!

von Peter Sommeregger

Der Kampf der seriösen Konzertkultur gegen die Event-
(Un-)kultur hat schon ein prominentes Opfer gefordert: den klassischen Liederabend.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte diese Konzertform durch Künstlerpersönlichkeiten wie Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf und Hermann Prey eine neue Hochblüte. Liederabende dieser, und auch anderer Künstler waren zumeist schon unmittelbar nach ihrer Ankündigung ausverkauft. Kein Musikfestival wie die Wiener Festwochen, die Salzburger Festspiele, die Münchner Opernfestspiele wäre ohne Liederabende in ihrem Programm denkbar gewesen. Der unvorstellbar große Schatz an Lied-Literatur bot den Sängern  ein reiches Feld für Entdeckungen und kreative Zusammenstellungen für solche Abende, und das Publikum fühlte sich reich beschenkt. „Sommereggers Klassikwelt 2/2019
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Sommereggers Klassikwelt 1/2019: Applaus! Applaus?

Foto: Peter Sommeregger in Barcelona

Niemand verlangt, dass Konzertbesucher über ausreichende Vorbildung verfügen müssen, wo diese fehlt, sollten die Betroffenen lieber abwarten, ob Applaus gerade angebracht ist. Mangelndes Wissen ist keine Schande, Lernfähigkeit wäre angemessen.

von Peter Sommeregger, Berlin

Vortragenden Künstlern, Rednern oder sich in irgend einer Form öffentlich produzierenden Menschen applaudiert man in unserem Kulturkreis als Zeichen der Zustimmung und der Würdigung der erbrachten Leistung. Man hat diesen Brauch auch auf den so genannten Auftrittsapplaus ausgedehnt, also die höfliche Begrüßung eines Künstlers oder Redners.

Bräuche und Gewohnheiten unterliegen natürlich über die Zeit gewissen Veränderungen und Anpassungen an den Zeitgeist. Leider geht dabei oft der ursprüngliche Sinn verloren, oder die gute Absicht wirkt durch Übertreibung inflationär. „Sommereggers Klassikwelt 1/2019 auf klassik-begeistert.de“ weiterlesen