Es muss eine Rückbesinnung zu einer Art von „Werktreue“ geben

So sieht der Wiener klassik-begeistert-Reporter Herbert Hiess
das Opern- und Klassikjahr 2023

Foto © Wiener Staatsoper

von Herbert Hiess

Wenn ich von unserem Herausgeber ersucht werde die persönlichen Highlights des vergangenen Jahres bekannt zu geben, wird es tatsächlich schwierig – vor allem, was die „Kunstform“ Oper anbelangt.

Denn mittlerweile ist man an einer Phase angelangt, die man gelassen als Generationenkonflikt bezeichnen kann. Auf der einen Seite in die Jahre gekommene Damen und Herren, die auf jahrzehntelange Erfahrung und vielleicht eine profunde Werkkenntnis blicken können… und auf der anderen Seite das junge (bzw. jung gebliebene) Publikum, das noch irgendeine Art von Prägung benötigt. „Das Opern- und Klassikjahr 2023
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Da lösen sich alle Gegensätze glatt in Luft auf: Thielemann und Levit verzaubern zwei Brahms-Werke im Wiener Musikverein

Christian Thielemann © Terry Linke

Der Wagner-Gott Christian Thielemann kann auch Brahms, so viel kann diese beiden musikhistorischen Gegensätze also nicht trennen. Auch Igor Levit meistert das monumentale Klavierkonzert wie ein kleines, zartes Scherzo. Da muss selbst dieser Chef am Pult die Zügel abgeben…

Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent

Igor Levit, Klavier

Werke von Johannes Brahms

Musikverein Wien, 9. Dezember 2023


von Johannes Karl Fischer

Kein Betriebsgeheimnis: Außermusikalisch trennen Igor Levit und Christian Thielemann Welten. Mehr sei dazu nicht gesagt. Und auf der Bühne? Keine kleinste Spur einer einzigen Meinungsverschiedenheit. Pianist und Dirigent spielen wie ein Herz und eine Seele, als würden sie hier eine Sinfonie, eine Klaviersonate, ein Horn- und Cellokonzert alles gleichzeitig aufführen. „Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann, Igor Levit
Musikverein Wien, 9. Dezember 2023“
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Christian Thielemann führt durch die bayerischen Alpen

Foto: Christian Thielemann © Sächsische Staatskapelle Dresden / Matthias Creutziger

Musikverein Wien, Großer Saal, 11. September 2023 

Paul Hindemith: „Der Schwanendreher“; Konzert für Bratsche und kleines Orchester

Richard Strauss: „Eine Alpensinfonie“ op. 65

Sächsische Staatskapelle Dresden
Dirigent: Christian Thielemann

von Herbert Hiess

Wenn ein Konzertveranstalter mit SO einem Konzert die Saison beginnt, sollte das als Omen für diese gelten – andererseits wird damit die Latte extrem hoch gelegt. Also mit einem der besten und traditionsreichsten Orchester der Welt und einem wahrscheinlich der besten Dirigenten seiner Generation kann es schon vom Papier her nur ein Erfolg werden. „Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann
Musikverein Wien, Großer Saal, 11. September 2023 “
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Ein Bratschist wandert über das Podium für ein Klangerlebnis, das bewegt

Daniel Harding © Stephan Rabold

Musikverein Wien, Großer Saal, 14. Juni 2023

Jörg Widmann
Konzert für Viola und Orchester

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur

Webern Symphonie Orchester
Antoine Tamestit, Viola
Daniel Harding, Dirigent

von Dr. Rudolf Frühwirth

Ungewohnte, faszinierende Klänge waren im ersten Teil des Konzert des Webern Symphonie Orchesters zu hören. Das Orchester setzt sich aus Studierenden der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst zusammen. Es ist nicht zu überhören, dass die Mitglieder hohes technisches Niveau und auch schon Orchestererfahrung mitbringen. Für das Konzert für Viola und Bratsche von Jörg Widmann sind sie von Daniel Harding glänzend vorbereitet worden. „Jörg Widmann Konzert für Viola und Orchester, Anton Bruckner Symphonie Nr. 5 B-Dur
Musikverein Wien, Großer Saal, 14. Juni 2023“
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Christian Thielemann zeigt Teodor Currentzis, wo der Hammer hängt

Foto: Gustav Mahler, 1909

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 in d-moll

Konzert am 11. Juni 2023 im Wiener Konzerthaus:

Wiebke Lehmkuhl, Alt
Wiener Sängerknaben, Damen der Wiener Singakademie

Utopia
Dirigent: Teodor Currentzis


Konzert am 18. Juni 2023 im Musikverein Wien:

Christa Mayer, Alt

Wiener Sängerknaben, Damen des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde in Wein

Sächsische Staatskapelle Dresden
Dirigent: Christian Thielemann

von Herbert Hiess

Eigentlich kann einem Rezensenten nichts Besseres passieren, dass so eine Jahrhundertkonstellation eintritt, wo ein relativ selten gespielter Koloss wie Gustav Mahlers Symphonie Nr. 3 in d-moll im Abstand von genau einer Woche in 2 denkwürdigen Aufführungen präsentiert wird.

Und es zeigt auch, wie breit das Interpretationsspektrum ist, dass ein Werk stilistisch recht unterschiedlich zu hören ist und trotzdem solche tiefgehenden Eindrücke hinterlässt. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 3 in d-moll, Currentzis versus Thielemann
Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien“
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Maurizio Pollini – eine lebende Legende im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins

Der italienische Pianist Maurizio Pollini © Deutsche Grammophon / Christoph Riccius

Wiener Musikverein, Großer Saal, 15. Juni 2023

Maurizio Pollini, Klavier

Schönberg, Schumann, Chopin

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Bevor auch nur der erste Ton erklang überwältigte die visuelle Pracht dieses Bildes: Golden schien die sommerliche Abendsonne durch die Fenster des Großen Musikvereinssaals goldüberströmt, fast überirdisch leuchtend der Goldene Saal mit den unzähligen goldenen Karyatiden unter der mit Fresken reich geschmückten, goldenen Kassettendecke. Dann trat er auf, der 81-jährige Weltstar, längst eine lebende Legende – in einem legendären Raum. Maurizio Pollini zählt, darüber sind sich Musikkritiker einig, zu einem der größten Pianisten unserer Zeit – technisch perfekt wie kaum ein anderer. Zurückhaltend, ja bescheiden im Auftreten, entfaltet er expressive Kraft und entlockt dem Instrument herrliche Töne, sobald seine Hände die Tasten des Flügels berühren. „Maurizio Pollini, Klavier, Schönberg, Schumann, Chopin
Wiener Musikverein, Großer Saal, 15. Juni 2023“
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Daniil Trifonov spielt mit einer unglaublichen Virtuosität, dass einem der Atem wegbleibt

Foto: Jakub Hrůša © Dieter Nagl

Gesellschaft der Musikfreunde – Meisterinterpreten

Leoš Janáček: „Zárlivost“ (Eifersucht) für Orchester
Sergej Prokofiew: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in C-Dur, op. 26
Dmitrij Schostakowitsch: Symphonie Nr. 5, op. 47

Daniil Trifonov, Klavier
Dirigent: Jakub Hrůša

Musikverein Wien, Großer Saal, 5. Mai 2023

von Herbert Hiess

Es hat schon was Besonderes an sich, wenn sich sowohl auf der Besetzungsliste als auch am Konzertprogramm russische und mährische Künstler die Hand geben können. Eben wieder ein Beweis, dass Kunst verbinden und nicht trennen soll. Und irgendwie steht die Vermutung nahe, dass ursprünglich Valery Gergiev, der dieser Tage seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, dieses Konzert hätte dirigieren sollen. „Gesellschaft der Musikfreunde – Meisterinterpreten
Musikverein Wien, Großer Saal, 5. Mai 2023“
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Die Tonkünstler und Tonkünstlerinnen rufen zur nächsten Saison!

Foto: Tonkünstler-Orchester Niederösterreich © Martina Siebenhandl

In der vergangenen Woche präsentierte das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich das Programm der Saison 2023/24. Die großen Orchesterkonzerte finden wie immer im Großen Saal des Musikvereins in Wien, im Festspielhaus in St. Pölten und in Grafenegg statt – hier sowohl am Wolkenturm als auch im Auditorium. An allen drei Orte werden Abonnements unterschiedlichen Umfangs angeboten. Auf dem Dirigent(inn)enpult finden sich neben dem Chefdirigenten Yutaka Sado auch viele Gastdirigentinnen und -dirigenten ein, darunter Jun Märkl, Marc Albrecht, Reinhard Goebel, Ola Rudner und Wayne Marshall.

von Dr. Rudi Frühwirth

Das Orchester ist auch im Sommer 2023 wieder eine der tragenden Säulen des Grafenegg Festivals. Am 19. August spielen die Tonkünstler anlässlich der 50-jährigen Verbundenheit unter ihrem Chefdirigenten Yutaka Sado am Wolkenturm ein fulminantes Jubiläumskonzert, mit Ausschnitten aus „Porgy and Bess“, „Rhapsody in Blue“, „An American in Paris“ und den Symphonischen Tänzen aus „West Side Story“. „Saisonprogramm Tonkünstler-Orchester Niederösterreich 2023/24
klassik-begeistert.de, 27. März 2023“
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Thielemann zaubert göttergleichen Klangteppich im Goldenen Saal: Bruckner 8 in Wien

© SF / Marco Borrelli

Das Team um Dirigent Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker-Altmeister zeigt sich in astronomischer Höchstform. Von Anfang bis Ende beherrscht eine goldene Stimmung den goldenen Saal des Musikvereins. Der Chef am Pult spricht eine klare, stille Sprache: Ohne Worte.

Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll, WAB 108 (Fassung Haas)

Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent

Musikverein Wien, 25. Februar 2023

von Johannes Karl Fischer

Im Parkett wollen einige in Thielemanns Schlussstille rein klatschen. Geht gar nicht, finden ein paar  andere, lautes Gezische ertönt aus den hintersten Reihen. Die Musik ist zu Ende, aber der Chef am Pult hat den Taktstock noch oben. Zwei Augenblicke später starten stehende Ovationen für diesen Gipfel der Wiener Klangkunst.

Von Anfang bis Ende beherrscht eine goldene Stimmung den goldenen Musikverein. Die Wiener Philharmoniker unter der Leitung eines kompromisslosen Perfektionisten transformieren den Schuhschachtelsaal in eine klangliche Badewanne und umschwärmen das Publikum mit einem göttergleichen Klangteppich. In diesem tiefblauen Musikmeer schwimmen scheinbar schwerelos die goldenen Frauenskulpturen, welche prachtvoll die Wunderwand-Akustik schmücken. Das ist wie ein sechsundzwanzig Grad warmer Ozean. Aus dieser Bruckner-Sinfonie möchte man nie wieder raus. „Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll, WAB 108 (Fassung Haas), Wiener Philharmoniker Christian Thielemann, Dirigent
Musikverein Wien, 25. Februar 2023“
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Der Berg siegt – Christian Thielemann im Musikverein Wien

Foto: Christian Thielemann © Terry Linke

6. Abonnementkonzert

Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent

Arnold Schönberg   „Verklärte Nacht“, op. 4 (Fassung für Streichorchester) (1943)

Richard Strauss  
Eine Alpensinfonie, op. 64

Musikverein Wien, Goldener Saal, 19. Februar 2023

von Jürgen Pathy

Zu hohe Erwartungen können nur enttäuscht werden. Ein altes Sprichwort, das sich immer wieder aufs Neue bewahrheitet. Bei Christian Thielemann liegt die Latte halt sehr hoch. Noch dazu, wenn der gebürtige Berliner, der zurzeit als heiße Aktie als Nachfolger für Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper gehandelt wird, mit den Wiener Philharmonikern musiziert. Im Musikverein Wien stehen Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ und Richard Strauss’ „Alpensinfonie“ auf dem Programm.


Ohne Partitur in den Kampf gegen die Natur

„Der dirigiert das alles auswendig“, teilt eine Dame hinter mir im feinsten Wiener Dialekt ihre Bewunderung mit ihrer Freundin. Die ist sicherlich deutscher Herkunft. Deren Dialekt lässt da ebenso keine Zweifel zu, wie die Tatsache, dass man Thielemann in Wien liebt. Bisweilen gar abgöttisch verehrt und auf Händen trägt. Am Ende will man ihn gar nicht mehr ziehen lassen. Drei, viermal lockt man ihn bestimmt wieder auf die Bühne. Vielleicht waren es sogar fünf oder sechsmal. „6. Abonnementkonzert, Wiener Philharmoniker, Thielemann, Schönberg und Richard Strauss
Musikverein Wien, Goldener Saal, 19. Februar 2023“
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