Ganz gut ist nicht gut genug für La Bohème

Staatsoper Hamburg © Westermann

Yaritza Véliz sang als Mimì vergleichsweise gut, vor allem verfügte sie über eine aufblühende, weit in den Saal strömende Höhe. Auch konnte sie mit stimmlichen Mitteln durchaus ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Enttäuscht war ich allerdings von dem anderweitig so sehr gelobten Freddie De Tommaso.

La Bohème, Oper in vier Akten
Musik von Giacomo Puccini

Inszenierung: Guy Joosten, Bühnenbild: Johannes Leiacker

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg,
Leitung  Ramón Tebar

Staatsoper Hamburg, 12. Dezember 2024

von Dr. Ralf Wegner

Im Frühjahr 2023 gab es hier noch eine grandiose Bohème-Aufführung. Das Hamburger Ensemblemitglied Elbenita Kajtazi sowie Tomislav Mužek hoben die grenzwertig kitschige Handlung auf ein – für diese Oper notwendiges – höheres Niveau, welches neben dem opulenten Stimmfest in ergreifender Weise die Seele der Protagonisten offen legte. Und dazu gab es noch eine ausgezeichnete Musetta von Katharina Konradi und einen nicht minder guten Marcello von Kartal Karagedik. „Giacomo Puccini, La Bohème
Staatsoper Hamburg, 12. Dezember 2024“
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Slow Burn – ob dieser Ballettabend ein Renner wird, möchte ich nach dem ersten Sehen bezweifeln

Das Slow Burn-Ensemble in Linie (Foto: Kiran West)

Ballettabend mit Werken von Aszure Barton und William Forsythe

Uraufführung und Premiere in Hamburg, 8. Dezember 2024

Ein Renner wird dieses Stück bei dem noch nicht Neumeier-entwöhnten Hamburger Publikum wohl eher nicht. Man kann ja demnächst nach Stuttgart fahren. Dort wird bereits mit der Heimkehr John Neumeiers an das Stuttgarter Staatsballett geworben.

Teil 1: Slow Burn

Choreographie: Aszure Barton
Kostüme: Michelle Jank, Licht: Tanja Rühl

Musik von Ambrose Akinmusire
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung Simon Hewett

Musikalische und choreographische Uraufführung, 8. Dezember 2024


Teil 2: Blake Works V (The Barre Projekt)

Choreographie und Bühne: William Forsythe
Kostüme: William Forsythe und Howard Merlin

Musik vom Band: James Blake

Staatsoper Hamburg, 8. Dezember 2024 PREMIERE

von Dr. Ralf Wegner

Die farbsatte Uraufführung von Aszure Barton

Und wieder ein handlungsfreier Mehrteiler; diesmal nach dem Uraufführungsstück von Aszure Barton genannt: Slow Burn. Übersetzt mit Langsames Brennen, auch Glühen. Und nicht nur der kreisförmig ausgeleuchtete Bühnenboden glühte in Rot-Orange, auch die Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer. Zunächst schien es, als ob neben den beiden als Weise Frauen titulierten Ersten Solistinnen Silvia Azzoni und Madoka Sugai nur Tänzerinnen eingesetzt würden, erst später schälte sich eine Mischung beider Geschlechter heraus. „Slow Burn/Blake Works V
Staatsoper Hamburg, 8. Dezember PREMIERE“
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Auf den Punkt 36:  Erziehungsratgeber ohne Ohrwürmer

Foto: Archiv 2014 Luisa Miller © Monika Rittershaus

Please take an educated guess. Auf der Bühne liegen zwei Liebende. Beide tot, erweiterter Suizid. Gift war auch im Spiel. Wie heißen die Hauptpersonen der Oper? Romeo und Julia, sagen Sie spontan? Bei meinen spärlichen Hinweisen eine gute Antwort, ist indes gleich doppelt falsch. 

Giuseppe Verdi / Luisa Miller

Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Lorenzo Passerini / Musikalische Leitung
Andreas Homoki / Inszenierung

 Staatsoper Hamburg / 4. Dezember 2024

von Jörn Schmidt

Tot sind am Ende Luisa Miller und Rodolfo. Die beiden sind ein Liebespaar, aber mitnichten die Hauptpersonen. Hauptpersonen sind ihre Väter, Herr Miller und Graf von Walter. Die beide Erziehungsberechtigten, so unterschiedlich sie sind, haben eines gemeinsam. Auf sie trifft zu: Gut gemeint ist noch lange nicht  gut gemacht. „Auf den Punkt 36: Erziehungsratgeber ohne Ohrwürmer
 Staatsoper Hamburg / 4. Dezember 2024“
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Gibt es eine Ehrenrettung für den Hamburger Freischütz?

Maximilian Schmitt (Max), Yoel Gamzou (musikalische Leitung), Julia Kleiter (Agathe) und Alina Wunderlin (Ännchen) (Foto: RW)

Insgesamt war es eine musikalisch deutlich bessere Aufführung als bei der Premiere. Die Szenerie störte nicht. Insoweit ist Andreas Kriegenburg und seinem Bühnenbildner zu danken, dass er eine dem musikalischen Betrieb nicht hinderliche Inszenierung auf die Bühne gestellt hat.

Der Freischütz
romantische Oper in drei Aufzügen von Carl Maria von Weber

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung   Yoel Gamzou

Inszenierung: Andreas Kriegenburg

Staatsoper Hamburg, 27. November 2024

4. Vorstellung seit der Premiere am 17. November 2024

von Dr. Ralf Wegner

Carl Maria von Weber hat mit dem Freischütz eine der musikalisch schönsten Opern komponiert. Jetzt beim zweiten Sehen galt die Konzentration viel mehr als bei der Premiere dem Gesang und den Leistungen des Philharmonischen Staatsorchesters unter Yoel Gamzou. Und letztere war brillant. Schon die Ouvertüre faszinierte mit klaren, klangvollen Piani und dynamischen Steigerungen zum immer noch im Zaum gehaltenen Forte. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Staatsoper Hamburg, 27. November 2024“
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Auf den Punkt 33: Max hat Bindungsangst… und Yoel Gamzou den Freischütz-Groove

Carl Maria von Weber DER FREISCHÜTZ © Brinkhoff-Moegenburg

Carl Maria von Weber, Der Freischütz

Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Musikalische Leitung:  Yoel Gamzou

Inszenierung:  Andreas Kriegenburg

 Staatsoper Hamburg, 23. November 2024

von Jörn Schmidt

Der Freischütz ist im Grunde eine phantastische Oper, ein Meilenstein der Musikgeschichte. Während Mozart Emotionen nur mit Klangfarben ausdrückte, ordnet von Weber den Gefühlen musikalische Themen zu. Richard Wagner hat sofort erkannt, wie genial sich mit solchen Leitmotiven arbeiten lässt. Hector Berlioz übrigens auch, da heißen die Leitthemen idée fixe. Aber was bei Wagner und Berlioz zeitlos-elegant kommt, lässt mich seit jeher mit dem Freischütz fremdeln. Die Oper hinterlässt bei mir immer auch ein Gefühl von Konformismus und Enge. „Auf den Punkt 33:  Webers Freischütz
Staatsoper Hamburg, 23. November 2024“
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Ich glaub, ich steh im Wald!

Carl Maria von Weber DER FREISCHÜTZ © Brinkhoff-Moegenburg

Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen
Text von Johann Friedrich Kind
Musik von Carl Maria von Weber

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung   Yoel Gamzou

Inszenierung:  Andreas Kriegenburg
Bühne: Harald B. Thor, Kostüme:  Andrea Schraad

Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024


von Harald Nicolas Stazol

Soviel Holz in der Hüttn war nie! Und dürfte es in der Hamburger Staatsoper selten gegeben haben, zur „Freischütz“-Premiere, der 10. Inszenierung am Haus seit dem 26. Dezember 1917, von der ersten Hamburger Aufführung 1822 ist wenig bekannt – nein, an Holz mangelt es Andreas Kriegenburg und seiner mit großer Spannung erwarteten Aufführung nicht, bzw. seinem bevorzugten Bühnenbildner Harald B. Thor.

Ist doch der hier so bedeutsame, und den Deutschen seit der Romantik so symbolträchtige Wald, bereits abgeholzt, und in riesigen, braunen und spektakulär hin und her gefahrenen Wänden aus recht gigantischen Holzquadern zusammengesetzt, es duftet bis in die Mitte des Parketts, aber wer nun Waldgrün und Tannen erwartet hat, wird nun enttäuscht werden, „Schrecklich, ganz schrecklich“ höre ich vor mir einen Naturalisten, nun denn, dem kann ich mich MITNICHTEN anschließen, ist das Ganze für ja GANZ neu, und dann gleich bei Kriegenburg zu landen, ist ja wohl ein Glücksfall?

„Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024“
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Dieser Freischütz war sängerisch kein Ruhmesblatt


William Desbiens (Kilian), Andrzej Dobber (Ottokar), Clemens Sienknecht (Samiel), Johan Reuter (Caspar), Maximilian Schmitt (Max), Julia Kleiter (Agathe), Alina Wunderlin (Ännchen), Han Kim (Ein Eremit), Hubert Kowalczyk (Kuno) (Foto: RW)

Wenn es der Wunsch des Regisseurs Andreas Kriegenburg war, den Zuschauer mit der Komplexität der Figuren und ihrer Psychologie zu überraschen und uns die Tragödie dieser jungen Menschen zu Gemüte zu führen, so hat er solches mittels seiner szenischen Interpretation ebenfalls nicht erreicht.

Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen
Text von Johann Friedrich Kind
Musik von Carl Maria von Weber

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung  Yoel Gamzou

Inszenierung: Andreas Kriegenburg
Bühne: Harald B. Thor, Kostüme: Andrea Schraad

Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024

von Dr. Ralf Wegner

Webers Freischütz spielt nach dem 30jährigen Krieg. Die Försterstochter Agathe will den Jägerburschen Max heiraten, der dafür aber sein
Schützenglück unter Beweis stellen muss. Sein Schützengenosse Caspar, der ebenfalls ein Auge auf Agathe (und damit die Försterei) geworfen hat, legt ihn mit in der Wolfsschlucht neu gegossenen Freikugeln und der Hilfe des teuflischen Samiel herein. Nur der Eremit ist in der Lage, die von Samiel für Agathe vorgesehene Schützenkugel abzulenken. Caspar stirbt und Max und Agathe können sich vereinen. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024“
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Das Hamburg Ballett tanzt herausragend

Ida Praetorius (Jane Eyre), Nathan Brock (musikalische Leitung), Artem Prokopchuk (Edward Rochester), Ana Torrequebrada (Junge Jane)

… trotzdem bleibt Cathy Marstons Ballett Jane Eyre nach dem Roman von Charlotte Brontë inhaltlich eine Schmonzette

Äußerlich und auch im Herzen jünger und deutlich weniger arrogant tanzte Artem Prokopchuk den Part des Edward Rochester leichtfüßig und darstellerisch mit großer Sensibilität. Das übertrug sich sichtbar auf seine Partnerin Ida Praetorius. Zwischen ihnen stimmte die Chemie. Vor allem der weiße Liebes-Pas de deux am Ende des ersten Aktes geriet zum tänzerischen Höhepunkt.

Jane Eyre, Ballett von Cathy Marston

Musik von Fanny Hensel, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert

Choreographie und Inszenierung: Cathy Marston
Bühnenbild und Kostüme: Patrick Kinmonth

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Musikalische Leitung: Nathan Brock

Hamburg Ballett, 16. November 2024

von Dr. Ralf Wegner

Eines muss man Cathy Marston lassen, sie schuf für ihr Ballett drei Rollen für Tänzer und dreimal so viele für Tänzerinnen. Und die Männerrollen sind mit dem bösartigen Heimleiter Mr. Brocklehurst, dem steifen Geistlichen St John Rivers sowie dem vermeintlichen Bigamisten Edward Rochester zudem nicht sonderlich sympathisch. „Jane Eyre, Ballett von Cathy Marston
Hamburg Ballett, 16. November 2024“
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Staatsoper Hamburg: „Ich will ein Weiberschicksal!“

Elektra/Staatsoper Hamburg © Monika Rittershaus

Richard Strauss,  Elektra
Text   Hugo von Hofmannsthal 

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Kent Nagano / Dirigent

Staatsoper Hamburg, 13. November 2024

von Harald Nicolas Stazol

… nana, so weit ist es noch nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren, aber Chrysothemis  will es, sehr zum Verdruß von Elektra, hier, an der Hamburger Staatsoper, zugegebenermaßen und ausgerechnet in der 13. Aufführung – rien sans fortune!!! – Elektra?

„Richard Strauss, Elektra
Staatsoper Hamburg, 13. November 2024“
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Auf den Punkt 32: Silberne Rose statt blutiges Beil

Die traditionelle Übergabe der silbernen Rose vermeldet in Richard Strauss’ Oper Der Rosekavalier die Ankunft des Bräutigams. Im Vorgänger Elektra wird deren Vater mit einem Beil erschlagen, das fortan stets präsent ist. Beides führt zu einigen Konflikten, die unterschiedlich gelöst werden. Im Rosenkavalier unblutig, mit viel Humor, in der Elektra ziemlich blutig.

Staatsoper Hamburg, 10. November 2024
Richard Strauss, Elektra

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Kent Nagano / Dirigent; Foto: © Felix Broede

 von Jörn Schmidt

In der Hamburger Inszenierung von Dmitri Tcherniakov wird es noch blutiger, es geht dort zusätzlich  Chrysothemis (Jennifer Holloway) an den Kragen. Orest (Kyle Ketelsen) ist halt ein Killer durch und durch. Das Libretto (Hugo von Hofmannsthal) gibt das nicht her. Schlüssig ist dieser Ansatz auch sonst  nicht, jedenfalls nicht für mich. Aber Regietheater ist heute nicht das Thema. „Richard Strauss, Elektra, Kent Nagano
Staatsoper Hamburg, 10. November 2024 “
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