Premiere der "Zauberflöte" in Berlin:
Das. War. Ein. Spaß.

Florian Teichtmeister (Papageno) und Julian Prégardien (Tamino)
Foto: © Monika Rittershaus

Staatsoper Unter den Linden, 17. Februar 2019
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte

von Friederike Walch

Das. War. Ein. Spaß. Hätte man jemanden beauftragt, die Publikumsreaktionen im Verlauf der gestrigen Zauberflöten-Premiere an der Staatsoper Unter den Linden zu filmen – das Ergebnis wäre mindestens genauso unterhaltsam wie die Oper selbst.

Die neue Zauberflöte ist…sagen wir…experimentell. Ob dieses Experiment gelungen ist, darüber schlagen sich die Zuschauer im Laufe des Abends die Köpfe ein. Aber alles der Reihe nach. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte, PREMIERE, Staatsoper Unter den Linden, 17. Februar 2019“ weiterlesen

"Elektra" als Mogelpackung an der Staatsoper Unter den Linden

Foto: Daniel Barenboim © Peter Adamik
Am Ende tritt Daniel Barenboim auch noch allein vor den Vorhang und nimmt den Applaus mit etwas theatralischer Geste entgegen, ganz „alter König“. Vielleicht wäre es Zeit für einen Nachfolger?

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Februar 2019
Richard Strauss, Elektra

von Peter Sommeregger

Elektra  Sabine Hogrefe
Chrysothemis  Vida Mikneviciute
Klytämnestra  Waltraud Meier
Orest  Rene Pape
Aegisth  Stephan Rügamer
Dirigent  Daniel Barenboim

Die für Januar/Februar geplante Aufführungsserie von Strauss‘ Elektra an der Staatsoper Unter den Linden stand von Beginn unter keinem glücklichen Stern. Die für die Titelrolle vorgesehene Evelyn Herlitzius musste krankheitsbedingt absagen, als Ersatz konnte Ricarda Merbeth gewonnen werden, die ihrerseits an diesem Sonntag einer Viruserkrankung wegen absagen musste. „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Februar 2019“
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Ricarda Merbeth ist einfach nicht verrückt genug für die Rolle der Elektra

Foto: Ricarda Merbeth  © Mirko Jörg Kellner
Staatsoper Unter den Linden, Berlin
, 27. Januar 2019
Richard Strauss, Elektra
Daniel Barenboim
, Dirigent
Patrice Chéreau, Inszenierung
Richard Peduzzi, Bühne
Ricarda Merbeth, Elektra
Waltraud Meier, Klytämnestra
Vida Miknevičiūtė, Chrysothemis
René Pape, Orest

von Yehya Alazem

Mit „Elektra“ begann eine der besten Zusammenarbeiten zwischen Librettist und Komponist in der Operngeschichte – Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal wurden ein Dream Team. Mit seiner vierten Oper ging Richard Strauss an die Grenze seiner musikalischen Schaffenskraft. „Elektra“ wurde sein expressionistischstes Werk, er sollte danach keine Musik mehr schreiben, die so atonal und experimentell war.

Das Thema der Psychoanalyse von Siegmund Freud war in der Zeit der Komposition sehr aktuell, die Uraufführung lief am 25. Januar 1909 an der Dresdner Hofoper. In „Salome“ und „Elektra“ wollte Strauss durch seine Titelheldinnen das Verflossene und das Unterbewusstsein des Menschen herausstellen. „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 27. Januar 2019“
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"La Bayadere" in der Berliner Staatsoper Unter den Linden: Große Dramatik und wenig Balance

Foto: © Fine Art photography by Yan Revazov
Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2019
La Bayadere, Ballett von Marius Petipa, Musik von Ludwig Minkus 

von Yolanda Marlene Polywka

„La Bayadere“ ist nach „Celis | Eyal“ die zweite Produktion unter dem neuen Intendanten des Berliner Staatsballetts Johannes Öhman. Nach dem mit „Celis | Eyal“ zeitgenössischen Saisonauftakt waren die Erwartungen bezüglich der ersten klassischen Inszenierung groß; die mediale Aufmerksamkeit war es auch. Das 1877 unter der Leitung von Marius Petipa (Schwanensee, Der Nussknacker, Dornröschen u.a.) in St. Petersburg uraufgeführte Ballett „La Bayadere“ läuft nun seit November des letztes Jahres und spaltet das Publikum. „La Bayadere, Ballett von Marius Petipa, Musik von Ludwig Minkus, Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2019“ weiterlesen

Staatsoper Unter den Linden: Starker Schneefall auf schwaches Libretto

Foto © Monika Rittershaus
Staatsoper Unter den Linden, Berlin,

Violetter Schnee
Uraufführung am 13. Januar 2019
von Beat Furrer (Musik) und Klaus Händl (Text)

von Peter Sommeregger

Einen reichlich verrätselten Abend bietet die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit der Uraufführung des Auftragswerkes von Beat Furrer, dem renommierten Schweizer Komponisten. Das etwa hundert Minuten dauernde Werk gibt sich unendlich bedeutungsschwanger, löst aber den nicht wirklich erkennbaren Plot nicht auf. „Beat Furrer (Musik) und Klaus Händl (Text), Violetter Schnee, Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 13. Januar 2019“ weiterlesen

Verdi würde blau sehen – #Falstaffbikini an der Staatsoper Unter den Linden

Foto: Jürgen Sacher (Dr. Cajus), Michael Volle (Sir John Falstaff), Stephan Rügamer (Bardolfo) © Matthias Baus 

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 20. Dezember 2018
Giuseppe Verdi, Falstaff

von Maria Steinhilber

Falstaff ist frei nach Maestro Verdi: „Ein Typ! Es gibt so vielerlei Typen! Ein Schelm, der alle möglichen Schlechtigkeiten begeht… aber auf lustige Art. Die Oper ist durchweg komisch!“ Bedeutet: Lacher sind mitkomponiert! Perfekter Opernstoff für einen feuchtfröhlichen (im wahrsten Sinne des Wortes) Pre-Christmas-Culture-Evening.

Mario Martone inszeniert Falstaff als einen Alt-68er, ein freigeistiger, glücklich-betrunkener Hippie. Vital und gewillt, jeden Tropfen Vergnügen aus dem Leben zu pressen. Er vertraut seine Liebesbriefe kiffenden Komparsen an, die dann schunkelnd von der Bühne radeln.

Was lässt sich über diesen Falstaff sagen? Erstens, Michael Volle: Ein Volltreffer! Er singt alle in den Grund- und Bühnenboden. Durchweg hält er den Spannungsbogen und hebt sich volumentechnisch von seinen Kollegen ab. Ein „internationaler Bariton“ der dieser Bezeichnung würdig ist. Wahrlich, er ist es, der uns den Pfiff gibt! Seine Stimme fliest und fliest und sein Timbre … eine appetitliche Spätsommernachtsfrucht! „Florence Forster Jenkins Feeling“, wenn er parodistisch in Sopran Lagen wechselt. Zweitens: Nein, kein Zweitens. 100 Prozent! „Giuseppe Verdi, Falstaff,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin“
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Zwischen Scheinwerfer-Kegeln und Nebelrauch

© Foto: Karl und Monika Forster
Jean-Philippe Rameau, Hippolyte et Aricie,
Berlin, Staatsoper unter den Linden, 6. Dezember 2018

Musikalische Leitung: Simon Rattle
Regie: Aletta Collins
Bühne, Lichtgestaltung, Kostüme: Olafur Eliasson
Aricie: Anna Prohaska
Phèdre: Magdalena Kožená
Oenone: Adriane Queiroz
Diane: Elsa Dreisig
Thésée: Gyula Orendt
Hippolyte: Reinoud Van Mechelen
Tisiphone: David Ostrek
Pluton: Peter Rose

Staatsopernchor
Freiburger Barockorchester

von Kirsten Liese

Nach Lektüre der Premierenkritiken hatte ich nicht zu hoffen gewagt, dass mich dieser Abend umhauen könnte. Jedenfalls, um das gleich vorweg zu sagen: Diese auch vom Berliner Publikum enthusiastisch aufgenommene vorletzte Aufführung von Jean-Philippe Rameaus Oper „Hippolyte et Aricie“ an der Berliner Staatsoper ist eine Wucht! „Jean-Philippe Rameau, Hippolyte et Aricie, 6. Dezember 2018“ weiterlesen

Die Staatsoper Unter den Linden verhebt sich mit Rameaus „Hippolyte et Aricie“

Foto: Karl und Monika Forster (c)
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 25. November 2018
Jean Philippe Rameau, Hippolyte et Aricie, PREMIERE

Aricie  Anna Prohaska
Phedre  Magdalena Kozena
Diane  Elsa Dreisig
Hippolyte  Reinoud van Mechelen
Thesee Gyula Orendt
Tisiphone  Roman Trekel
Pluton  Peter Rose
Freiburger Barockorchester
Dirigent  Sir Simon Rattle

von Peter Sommeregger

Eigentlich sollte diese erste Rameau-Aufführung an der Staatsoper Unter den Linden nach Jahrhunderten der krönende Höhepunkt der diesjährigen Barocktage werden. Dass sie stattdessen zu einem Ärgernis geriet, hat mehrere Ursachen.

Das späte Werk des Komponisten ist in seiner musikalischen Sprache erheblich spröder als die meisten Opern seiner Zeit. Rameaus Harmonien strömen nicht so leicht dahin, erfordern ein hohes Maß an Konzentration, auch vom Zuhörer. Die Dramaturgie der Handlung ist problematisch, es gibt praktisch keine Aktion auf der Bühne, das Drama findet lediglich in den Texten der Arien statt. Alles Vorgaben, die für die Inszenierung eine große Herausforderung darstellen. „Jean Philippe Rameau, Hippolyte et Aricie, PREMIERE, Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 25. November 2018“ weiterlesen

Oihmè! Ein elephantischer Orfeo glänzt an der Staatsoper Unter den Linden

Foto: Sebastian Bolesch (c)
Staatsoper Unter den Linden
, Berlin,  17. November 2018
Claudio Monteverdi, L´Orfeo

von Maria Steinhilber

Von überall strömen sie herein. Als rufe schon jetzt der Lockruf: „Eilt herbei ihr fröhlichen Nymphen.“ Eisiger Wind treibt das Berliner Publikum in die wunderschöne Staatsoper Unter den Linden. An den Kassen wird knallhart abgewiesen: Diese Vorstellung ist ausverkauft. Während eine Dame sinniert, welches Opernhaus wohl das schönere sei (München vs. Berlin), steht die Bühne offen, einladend, hell und erdig und wartet nur darauf, betanzt und besungen zu werden.

L´Orfeo von Claudio Monteverdi (1567-1643) gilt als ein Meisterwerk europäischer Musikgeschichte und genießt dabei den Ruf, die erste Oper überhaupt zu sein. Monteverdis Librettist war niemand Geringeres als Alessandro Striggio, mit dessen Verse die „Favola in musica“ 1607 in Mantua zum Klingen gebracht wurde. „Claudio Monteverdi, L´Orfeo,
Staatsoper Unter den Linden, Berli“
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Mozarts "Figaro" in der Staatsoper Unter den Linden: Die Leute lieben Klamauk

Foto: (c) Hermann und Clärchen Baus
Staatsoper Unter den Linden, Berlin,
21. Oktober 2018
Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro

von Yolanda Marlene Polywka

Ein Wort zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ vorneweg: Sie gilt als eine der kurzweiligsten und gelungensten des jungen Genies. Man kann von der komödiantischen Handlung halten, was man möchte – Mozarts Musik ist über jeden Zweifel erhaben.

Der wunderschöne Saal der Staatsoper Unter den Linden in Berlin ist zur Aufführung des „Figaro“ am 21. Oktober 2018 nahezu voll besetzt, die Atmosphäre ist freudig erwartungsvoll. Auf dem dünnen Steg, der sich vor dem Orchestergraben befindet, steht ein einzelner Stuhl, dessen geringe Größe die Vermutung nahelegt, dass er eigentlich einem Kinderzimmer entstammt. Kaum beginnt das Orchester mit seinem Spiel, betreten auch schon die Sängerinnen und Sänger den Saal. Sie laufen mit Taschen und Koffern bepackt über den Steg, die Zuschauer in der ersten Reihe und der Dirigent im Graben müssen beinahe die Köpfe einziehen, um nicht von den voluminösen Gepäckstücken getroffen zu werden. „Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin“
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