Jules Massenet und Werthers Hamsterrad in Stuttgart

Paweł Konik, Bariton, geboren in Cieszyn, Polen. Welch eine Stimme! Sie sitzt im Körper und doch befreit sie sich und nistet sich in jede Ecke des Hauses ein. Bravo! Eine herrliche Wahl, für die es sich lohnt, wieder zu kommen!

Staatstheater Stuttgart, 13. Juli 2021
Foto: wikipedia.de, Oper Stuttgart ©
Jules Massenet, „Werther“

von Maria Steinhilber

Massenets lyrisches Drama in vier Akten nach dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe lockt in die Staatsoper Stuttgart. Das Regenwetter passt zur Friedhofsstimmung im Saal: Abgedeckte schwarze Sitze, Orchester und Maestro Marc Piollet sind am hintersten Teil der Bühne platziert, quasi à la „offene Baustelle“.

 „Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts!“ (Johann Wolfgang Goethe). Bon,
d’accord…

Die Bühne und Werthers „Spielplatz“, ein hellbeleuchtetes rundes weißes Plateau: Der Sänger im Hamsterrad. Sie gehen, rennen, liegen. Im Kreis herum. Dann Zickzackkurs bis Maestro Piollet abwinkt und der Saal wieder schwarz wird. „Jules Massenet, „Werther“
Staatstheater Stuttgart, 13. Juli 2021“
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Madama Butterfly in Stuttgart:
Es küsst der Osten dem Westen die Füße

Foto: Karine Babajanyan (Cio-Cio San | Besetzung 2014/15 © A. T. Schaefer
Giacomo Puccini, Madama Butterfly, Staatsoper Stuttgart, 24. März 2019

Musikalische Leitung Eun Sun Kim
Regie Monique Wagemakers
hne Karl Kneidl
Cio-Cio San Karah Son
Suzuki Maria Theresa Ullrich
Pinkerton Ivan Magrì
Sharpless Michael Ebbecke
Goro Heinz Göhrig
Onkel Bonze David Steffens
rst Yamadori Padraic Rowan
Kate Pinkerton Simone Jackel
Kaiserlicher Kommissar Stephan Storck

Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart

von Maria Steinhilber

„Man sagt, dass jenseits des Meeres jeder Schmetterling, der in die Hände eines Menschen fällt, mit einer Nadel durchbohrt und auf eine Tafel geheftet wird.“

Die zierliche fünfzehnjährige Geisha stirbt an seelischer Vergewaltigung. Kollektiv daran teilhaben will das Stuttgarter Publikum, das sich auf seine Plätze drängt. Volle Reihen. Kassenschlager Puccini. Die Tragedia giapponese: „Sparsam“ auf der Stuttgarter Opernbühne, wie ein älterer Herr, (der sich seinen Lebensabend mit Met-Inszenierungen im Keller versüßt), gesteht. Fazit: Puccini hat (fast) alles alleine gemacht. „Madama Butterfly,
Staatstheater Stuttgart, 24. März 2019“
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Kindsmord am Marterpfahl –
Eine deutsche Medea an der Staatsoper Stuttgart

Foto: © Thomas Aurin
Luigi Cherubini: Medea, Staatsoper Stuttgart, 2. Februar 2019

Musikalische Leitung Marie Jacquot
Inszenierung Peter Konwitschny
Bühne und Kostüme Johannes Leiacker

von Maria Steinhilber

Beethoven und Brahms waren sich in einer Sache einig, Luigi Cherubinis Médée als die Superlative der Dramatik zu krönen.  Drama ist aber fast schon untertrieben: Eifersucht, ein zerstückelter Bruder, Ehebruch, Iasons neue Flamme Kreusa, Vergiftung und last but not least, Kindsmord.

Die uralte Parabel drückt aus, wovor die Männer seit Jahrtausenden wahnsinnige Angst haben: Eine Frau denkt und agiert plötzlich männlich. Medea ist Heldin und Mörderin zugleich. Diese Partie war auch nicht zufällig für die Callas geeignet, eine Charakterrolle! „Luigi Cherubini, Medea, Staatsoper Stuttgart, 2. Februar 2019“ weiterlesen

Satire und zeitgemäße Frischfleischaktion à la Don Pasquale aus dem Staatstheater Stuttgart

Foto: © wikipedia.de
Staatstheater Stuttgart, 
28. Oktober 2018
Gaetano Donizetti, Don Pasquale

von Maria Steinhilber

Mit Don Pasquale als heiratswütigen Alten vertonte Donizetti eines der ältesten Sujets der Komödienliteratur. Ein alter schrulliger Mann um die 70 sitzt schützend über seinem Geldsack, wobei Ordnung mehr als großgeschrieben ist.

Öffnung und Schließung seiner riesigen, gläsern-kalten Bürotüren gehen steif ineinander über. So verschließt er sich vor seiner Familie, enterbt seinen leidenschaftlichen Neffen aus Angst bei einer Heirat das doch wohlverdiente Vermögen an die mittellose, junge Witwe Norina zu verlieren. Dennoch versucht er sich zu öffnen, in dem er sich selbst „eine Frau nehmen will“. Daraus generiert sich folgende Gleichung: materieller Wohlstand + einsamer, alter Herr = jüngere Dame, stets gehorsam und ja nicht verschwenderisch. „Gaetano Donizetti, Don Pasquale,
Staatstheater Stuttgart“
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Liberté, Egalité, Verdinité: Gewaltätige Leidenschaft aus dem Staatstheater Stuttgart

Bildquelle:  Wikimedia Commons (Schlaier)
Giuseppe Verdi, Rigoletto, Staatstheater Stuttgart, 19. Oktober 2018

Musikalische Leitung Giuliano Carella
Regie und Dramaturgie Jossi WielerSergio Morabito
Bühne Bert Neumann
Chor Manuel Pujol

Herzog von Mantua Pavel Valuzhin
Rigoletto Dalibor Jenis
Gilda Beate Ritter
Graf von Monterone David Steffens
Graf von Ceprano Jasper Leever
Gräfin von Ceprano Carina Schmieger
Marullo Paweł Konik
Borsa Kai Kluge
Sparafucile Adam Palka
Maddalena Stine Marie Fischer
Giovanna Maria Theresa Ullrich
Page Philipp Nicklaus

Staatsopernchor StuttgartStaatsorchester Stuttgart

von Maria Steinhilber

„An dem Tage, an dem das Christentum zum Menschen gesagt hat: du hast eine doppelte Natur; du bestehst aus zwei Wesen, das eine ist vergänglich, das andere unsterblich, das eine ist Fleisch, das andere dem Äther verwandt, das eine ist den Begierden, Bedürfnissen, Leidenschaften unterworfen, das andere fliegt dahin auf den Schwingen der göttlichen Begeisterung und des Traums, das eine neigt sich stets herab zur Erde, seiner Mutter, das andere erhebt sich ohne Unterlass zum Himmel, seiner Heimat, empor; – an jenem Tage wurde das Drama geschaffen.“ Victor Hugo „Giuseppe Verdi, Rigoletto, Staatstheater Stuttgart, 19. Oktober 2018“ weiterlesen

Kassenschlager und halbperfektes Makkaroni-Gericht: "Il barbiere di Siviglia" im Staatstheater Stuttgart

Foto: © A.T. Schaefer
Staatstheater Stuttgart
, 4. Oktober 2018
Gioachino Rossini, Il barbiere di Siviglia

von Maria Steinhilber

Wagner sah in ihm den „Metternich der Musik“, Berlioz warf ihm „melodischen Zynismus“ vor – und was hielt Rossini selbst von seiner Musik? Als ihm ein Impresario das Libretto für einen Opernauftrag mit den Worten aushändigte, es tauge wenig, gab er zur Antwort: Macht nichts, ich werde eine Musik schreiben, die noch weniger als das Libretto taugt.“

Eine Musik wie ein Makkaroni-Gericht, unverzüglich vereinnahmend ohne darüber nachdenken zu müssen: Diesen Anspruch hat man an Rossinis Barbiere di Siviglia. Genie, Witz und funkelnder Esprit, federleichte Koloraturen, wilde Frische und porentiefe Reinheit: Jeder weiß, wie man sich nach gelungenem Barbiere-Abend zu fühlen hat. Was macht das Stuttgarter Haus daraus? „Gioachino Rossini, Il barbiere di Siviglia,
Staatstheater Stuttgart“
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Happy-Händel-End für Stuttgart: Vorzeige-Koloraturen und optimaler Ensemblegeist in „Ariodante“

Foto: Christoph Kalscheuer (c)
Staatstheater Stuttgart
, 30. September 2018
Georg Friedrich Händel, Ariodante

Maria Steinhilber berichtet über „Ariodante“ aus dem Staatstheater Stuttgart vom 30. September 2018

Intrigen. Täuschung. Schauspiel: Ariodante und Ginevra geben zu Beginn der Oper ein noch glücklich unbeschwertes Liebespaar. Polinesso aber begehrt nicht nur Ginevra, sondern auch den schottischen Thron. Was glücklich zu beginnen scheint, mündet in einer tragischen Wendung; findet dann aber doch seinen mühsamen Weg zum Happy-Händel-End auf der Stuttgarter Bühne.

Das Staatstheater Stuttgart ist ein Tag nach der Lohengrin-Premiere nur zu rund 70 Prozent gefüllt. Nach vernichtender Kritik hofft das Publikum nun auf Händelsche Finesse. „Georg Friedrich Händel, Ariodante,
Staatstheater Stuttgart“
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