Emmanuel Tjeknavorian: Ein Name, den man sich merken sollte!

Emmanuel Tjeknavorian, Dirigent,  Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 18. Juli 2021

Foto: Emmanuel Tjeknavorian © Lukas Beck

Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 18. Juli 2021
Wiener Kammerorchester
Emmanuel Tjeknavorian, Dirigent
Matthias Bartolomey, Violoncello

von Jürgen Pathy 

Dieser Mann hat großes Talent! Obwohl Emmanuel Tjeknavorian gerade mal 26 Lenze zählt, spürt man die große Gabe, die dem Tausendsassa innewohnt. Eigentlich als hervorragender Geiger bekannt geworden, zieht es den gebürtigen Wiener, der als „Klassik-Tjek“ auch eine eigene Sendung moderiert, nun auch aufs Dirigentenpult. Völlig zu recht! Auch wenn der Jungspund bei Mozarts g-Moll Symphonie ein wenig übereifrig zu Werke schreitet, die restliche Sonntagsmatinee im Mozart-Saal gestaltet Tjeknavorian ganz im Stile der großen Klangmagier.

Dabei kommt ihm das klug gewählte Programm natürlich entgegen. Mit Haydns Cellokonzert in C-Dur und Benjamin Brittens „einfacher“ Symphonie, hat sich der Tjek, wie er genannt wird, ein Programm gewählt, bei dem er seine Stärken voll und ganz ausspielen kann. Als gestandener Geiger, der er in diesem Alter bereits ist, pflegt er nämlich einen hervorragenden Draht zur Streichersektion des Wiener Kammerorchesters, das man noch selten derart dolce, wie die Italiener sagen, gehört hat.

Der süße Duft

Denn der Tjek, der hat eine große Gabe, die es zu hegen und zu pflegen gilt: Mit Unterstützung des Konzertmeisters, der an diesem schwülen Vormittag keine unbedeutende Rolle spielt, weiß er, wie man breite Bögen spannt und herrlich phrasiert. Ein Attribut, das er vor allem in den langsamen Sätzen voll und ganz auskosten kann. So vor allem in Brittens Simple Symphony, einem Werk, das kompositorisch einen Rundflug bietet vom Barock über Beethoven bis hin zu Mahler. Oder im Adagio des Haydn Cellokonzerts, bei dem sich Matthias Bartolomey als Solist ins erfrischende Gesamtkonzept nahtlos unterordnet. 

Nur in Mozarts g-Moll Symphonie verlassen Tjeknavorian der Mut und die Muse. Obwohl er im Andante ein Mordstempo anschlägt, das nur mithilfe des erfahrenen Orchesters zu bremsen ist, fehlt diesem Mozart’schen Spätwerk, das man schon rauf und runter gehört hat, der letzte Pfiff. Der Pep, wie die Deutschen zu sagen pflegen. Dennoch darf sich das Publikum, das im Mozart-Saal kultiviert wie eh und je dem Zauber lauscht, auf weitere Konzerte freuen.

Ferne Zukunftsmusik

Wohin der Weg des „Klassik-Tjek“ führen wird, kann man zwar schwer prophezeien. Optisch und musikalisch hätte der schlanke Wiener mit lockigem Haar, der von seinem Vater ausgebildet wurde, alle Voraussetzungen, um als Dirigent zu reüssieren. Sollte sein Höhenflug allerdings im gleichen Tempo voranschreiten, sind große Abende vorprogrammiert. Vielleicht auch mal mit großem Orchester und einer Mahler fünf oder gar drei. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall…

Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 19. Juli 2021, für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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