Endlich überzeugt wieder ein Tenor als Cavaradossi mit einer Glanzleistung

Giacomo Puccini, Tosca  Staatsoper Hamburg, 26. Februar 2023  

Andrzej Dobber (Scarpia), Marcelo Puente (Cavaradossi), Natalya Romaniw (Tosca), Paolo Arrivabeni (musikalische Leitung) Han Kim (Angelotti) (Foto: RW)

Marcelo Puente erfüllte als Cavaradossi alle Erwartungen. Mit goldbronzenem Timbre, schön gebundenen Tönen und der nötigen vokalen Durchschlagskraft war es ein Erlebnis, ihm zuzuhören.

Giacomo Puccini
Tosca

Staatsoper Hamburg, 26. Februar 2023

von Dr. Ralf Wegner

Die zuletzt von mir vor eineinhalb Jahren gesehene Tosca-Aufführung war leider erheblich von der stimmlichen Minderleistung des Sängers des Cavaradossi beeinträchtigt gewesen. Heute war es anders. Marcelo Puente erfüllte als Cavaradossi alle Erwartungen. Mit goldbronzenem Timbre, schön gebundenen Tönen und der nötigen vokalen Durchschlagskraft war es ein Erlebnis, ihm zuzuhören. Anfangs, bei der Eingangsarie, charakterisierte seine Stimme noch ein leicht schwebendes, als Gestaltungsmittel eingesetztes Vibrato, was im Laufe des Abends mir nicht mehr auffiel.

Als Tosca war Natalya Romaniw besetzt, die Ende letzten Jahres diese Rolle noch an Covent Garden in London und vorher in Frankfurt gesungen hatte. Wohlige Schönheit charakterisiert ihren Stimmklang nicht. Die walisische Sopranistin verfügt aber über eine angenehm klingende Mittellage, was vor allem der großen Arie im zweiten Akt zu Gute kam, außerdem hatte ihre Stimme enorme Strahlkraft in den Raum hinein. Das galt auch für Andrzej Dobber als Scarpia. Seine Stimme verfügt immer noch über glanzvolle Momente, vor allem überzeugte sein Scarpia aber mit der brutalen Gewalt seines Stimmorgans.

Von den Nebenpartien ist der zum internationalen Opernstudio gehörende Bass Han Kim zu erwähnen, der als Angelotti mit tiefer und kraftvoller Stimme auf sich aufmerksam machte. Der Chor sang präzise, Paolo Arrivabeni hatte das Philharmonische Staatsorchester wie schon bei der Bohème-Serie im Januar gut im Griff und ließ sich wie die stimmgewaltigen Protagonisten dieser Aufführung am Ende von dem jubelnden Publikum feiern.

Weiter 5 Aufführungen mit Natalya Romaniw folgen noch zwischen dem 4. März und dem 2. April, die letzten beiden Vorstellungen allerdings nicht mehr mit Marcelo Puente, sondern mit Stefan Pop. Dafür wird Erwin Schrott als Scarpia gastieren.

Dr. Ralf Wegner, 27. Februar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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