Sommereggers Klassikwelt 241: Beverly Sills begeisterte als „All American Primadonna“

Beverly Sills in Manon © e.wikipedia.org

von Peter Sommeregger

Für alle von der Oper begeisterten Amerikaner stand fest, dass die Stars der großen Häuser aus dem Europäischen Ausland zu stammen hatten. Auch nachdem immer mehr amerikanische Opernsänger zu Starruhm kamen, galt die Regel: erst wenn man eine vorzeigbare Karriere in Europa gemacht hatte, wurde man an die Met, nach Chicago oder San Francisco engagiert. „Sommereggers Klassikwelt 241: Beverly Sills, „All American Primadonna“
klassik-begeistert.de, 3. Juli 2024“
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Klimapolitik und Märchen aus Tausend und einer Nacht vertragen sich nur bedingt

Düsseldorfer Symphoniker
Axel Kober, Dirigent

John Psathas & Friends – Green Piece (Uraufführung)
Nikolai Rimski-Korsakow – Scheherazade – Symphonische Suite op. 35

Tonhalle Düsseldorf, 28. Juni 2024


von Daniel Janz

Gewonnen! Mit diesem Wort präsentiert man sich heute Abend in der Düsseldorfer Tonhalle. Die „Green Monday“-Reihe sei politisch so gut angekommen, dass sie mit dem Opus Klassik für Nachhaltigkeit inklusive Fernsehaufzeichnung  in Berlin honoriert werden wird. Hintergrund sind 11 Auftragswerke, die jeweils ein Thema im Kontext vom Klimawandel vertonen sollten. 11 Werke, die deshalb heute in einer Sondervorstellung, und durch den renommierten Komponisten John Psathas zu einer einstündigen Suite vereint, mit einem Konzertklassiker gewürzt wurden. „Düsseldorfer Symphoniker, Axel Kober, Dirigent
Tonhalle Düsseldorf, 28. Juni 2024“
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Zwei Märchen rahmen ein Rätsel – Das 9. Symphoniekonzert in Lübeck beschließt die Saison

Nils Mönkemeyer © Irène Zandel

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Rasmus Baumann, Dirigent
Nils Mönkemeyer, Viola

Antonín Dvořák, Die Mittagshexe. Symphonische Dichtung für Orchester op. 108

Paul Hindemith, Der Schwanendreher. Konzert nach Volksliedern in drei Sätzen für Viola und Kammerorchester

Alexander von Zemlinsky, Die Seejungfrau. Phantasie in drei Sätzen für Orchester


Lübeck, Musik- und Kongresshalle,
1. Juli 2024


von Dr. Andreas Ströbl

Märchenhaft und leicht skurril – ein ausgesprochen reizvolles, schillerndes Programm hatten die Lübecker zum Saisonabschluss zusammengestellt, der mit dem 9. Symphoniekonzert am 1. Juli in der Musik- und Kongresshalle der Hansestadt enthusiastisch gefeiert wurde.

DvořáksMittagshexe“ ist ein Märchen, das eigentlich für Erwachsene bestimmt ist, weil hier erzählt wird, wie unbedachte Erziehungsmaßnahmen zu einem unglücklichen Ziel führen können. Schließlich droht hier eine vom unruhigen Söhnchen genervte Mutter, dass die Mittagshexe es holen käme, wenn es nicht endlich Ruhe gäbe. Die Hexe kommt dann auch tatsächlich, reißt das Kind an sich, aber die Mutter kann, bevor sie in Ohnmacht fällt, die Böse vertreiben. Der später hinzukommende Vater vermag seine Frau zwar wieder zu erwecken, aber das Kind ist unter ihr erstickt. „Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck, Rasmus Baumann, Dirigent, Nils Mönkemeyer, Viola
Lübeck, Musik- und Kongresshalle, 1. Juli 2024“
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Grange Park unterhält trefflich mit Donizettis „Regimentstochter“

Daughter-Regiment, GPO © Marc Brenner

Donizettis mitreißende komische Oper „La fille du régiment“ war seit ihrer Uraufführung an der Pariser Opéra Comique am 11. Februar 1840 ein Hit und ist es bis heute geblieben. Die Handlung ist höchst originell – ein Mädchen namens Marie, ein Findling, wird von 1500 Soldaten eines französischen Regiments in Tirol als „Tochter“ adoptiert, bis zufällig ihre aristokratische Tante, die Marquise von Berkenfield, vorbeikommt, sie mit auf ihr Schloss nimmt um dem ungehobelten, frechen Naturkind „Kultur“ beizubringen und sie mit dem Sohn ihrer skurrilen Freundin, der Fürstin von Crakentorp, zu verkuppeln – was natürlich scheitert.

Gaetano Donizetti, La fille du régiment
Libretto: Jules-Henry Vernoy de Saint-Georges, Jean-Francois Alfred Bayard

Dirigentin: Claire Levacher
Regie und Bühne: John  Doyle

Gascoigne Orchestra

Grange Park Opera, 30. Juni 2024


von Dr. Charles E. Ritterband

Legendär ist die Arie „Ah! Mes amis“ des Tiroler Naturburschen Tonio, der Maria das Leben gerettet hat und sich selbstverständlich unsterblich in sie verliebt. Luciano Pavarotti hatte den bisher nicht erreichten Standard für diese weltrekordträchtige Arie mit ihren geradezu akrobatischen neun Hohen C gesetzt; der großartige Tenor Juan Diego Flórez erhielt 2007 das Privileg, die andere berühmte Arie „Pour mon âme“ an der Mailänder Scala mit einem Da Capo zu wiederholen – was damals seit 75 Jahren tabu war.

In der bescheideneren, aber spritzigen Aufführung der 1998 auf einem idyllischen Landsitz in der englischen Grafschaft Surrey gegründeten Grange Park Opera gab der talentierte junge Tenor Nico Darmanin den Tonio – und erklomm tadellos die neun steilen Berggipfel der neun
Hohen Cs . „Gaetano Donizetti, La fille du régiment
Grange Park Opera, 30. Juni 2024“
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Brahms unter Palmen: Beim Paax GNP setzt Alondra de la Parra ein Ausrufezeichen

Foto © QUIMERA/Erik Ruiz y Mikio Watanabe

Festival Paax GNP, Mexico, Playa del Carmen
27. Juni 2024 bis 7. Juli 2024

Bekannte Klänge auf unbekanntem Terrain. Mitten im mexikanischen Dschungel stellt Alondra de la Parra die Erste von Brahms in ein neues Licht. Bruckner statt Beethoven scheint bei dieser glänzenden Interpretation der Ziehvater der Komposition. Das Orchester des Festivals Paax GNP in Hochform. Sacha Rattle und Sara Ferrández als Solisten bei Bruchs Doppelkonzert ebenso.

von Jürgen Pathy

„Of course there are spiders and snakes here – we are in the middle of the jungle“, betont der Concierge des Xcaret Arte Hotels. Einem All-inklusive-Paradies am karibischen Meer – türkisblaues Wasser, Palmen und südamerikanische Lebensfreude inbegriffen. Die Schlangen sind bislang noch ferngeblieben, die Spinnen ebenso. Selbst bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ dringt man nicht so weit in die Partitur vor, dass Papageno die Riesenschlange erdrosseln müsste. Nach der Ouvertüre ist Schluss im Salon Diego, dem Hauptkonzertsaal im Luxusresort. Genügend Spielraum, um dem Schub der Zuspätkommenden die Möglichkeit zu bieten, in andere Werke zu tauchen. „Festival Paax GNP, Mexico, Playa del Carmen
Mexico, Playa del Carmen, 27. Juni 2024“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 2. JULI 2024

Messeschlager Gisela, Foto: Jan Windszus

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DIE DIENSTAG-PRESSE – 2. JULI 2024

Berlin
Der ostalgische „Messeschlager Gisela“ wird zum Sommerhit der Hauptstadt
Bekanntlich musste die Berliner Komische Oper ihr Stammhaus an der Behrenstraße für umfangreiche Um-und Ausbauarbeiten räumen, und ist nun für Jahre auf Ausweichquartiere angewiesen. Neben dem Charlottenburger Schillertheater wurde bereits der Hangar des ehemaligen Flughafens Tempelhof bespielt, für die letzte Produktion der auslaufenden Spielzeit wurde gar ein respektables Zirkuszelt in die städtebauliche Wüste nahe dem Roten Rathaus gestellt.
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

Leipzig
„Vorreiterin für die Kulturbranche“: Oper Leipzig erhält Preis für faire Bezahlung
Lydia Schubert und Daniel Koch, die Verwaltungsdirektorin und der Personalchef der Oper Leipzig, haben in Berlin in Würdigung der fairen Gehaltsstrukturen ihres Hauses den German Equal Pay Day Award entgegengenommen.
LVZ.de

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„Melancholie des Widerstands“: Hat man nun einen Opernfilm oder eine Film-Oper erlebt?

Melancholie des Widerstands © William Minke

Makaber vielleicht die Tatsache, dass am Abend der Uraufführung ein französisches Wahlergebnis bekannt wird, das ähnliche Befürchtungen wie in dem Stück auslöst. Die Aufführung hat eine hohe Qualität, scheitert aber letzten Endes auf hohem Niveau.

Melancholie des Widerstands
EINE FILMISCHE OPER (2024)
Auftragswerk der Staatsoper Unter den Linden

Musik   Marc-André Dalbavie
Text  Guillaume Métayer in Zusammenarbeit mit David Marton nach dem Roman von László Krasznahorkai

Georges Esther  Matthias Klink
Angèle Esther  Tanja Ariane Baumgartner
Rosi Pflaum  Sandrine Piau
Valouchka  Philippe Jaroussky

Dirigentin  Marie Jacquot

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Uraufführung, 30. Juni 2024

von Peter Sommeregger

An diesem schwül-heißen Juni-Sonntag kam das Auftragswerk der Berliner Staatsoper zur Uraufführung und hinterließ am Ende ein deutlich erschöpftes Publikum.

Marc-André Dalbavie hatte sich den Roman von László Krasznahorkai als Vorlage ausgesucht, wie schon vor ihm der kürzlich verstorbene Komponist Kurtág. Es geht darin um Ereignisse in einer Kleinstadt, in der die undefinierte Bedrohung, die von der Bevölkerung wahrgenommen wird, sich schließlich in einem politischen Umsturz manifestiert. Die Vorgänge, die sich in kryptischer Form abspielen, schaffen eine Grundstimmung von Angst und Depression. „Melancholie des Widerstands, Musik Marc-André Dalbavie
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Uraufführung, 30. Juni 2024“
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Geburt und Tod, dazwischen das pralle Leben – John Neumeier zeigt seine Sicht auf unsere Existenz

John Neumeier mit seinem Ensemble (Asmik Grigorian, Matias Oberlin, Caspar Sasse, Anna Laudere, David Fray, Jacopo Bellussi, Madoka Sugai, Alina Cojocaru, Alexandr Trusch, Louis Musin, Silvia Azzoni, Alessandro Frola und Christopher Evans) (Foto: RW)

Als Caspar Sasse schließlich John Neumeier auf die Bühne holte, sprang das begeistert applaudierende Publikum unisono auf, also nicht nur im Parkett, sondern, soweit ich sehen konnte, auch in den Rängen. So wurde John Neumeier die Ehre für seine jüngste Ballett-Kreation erwiesen.

Epilog, Ballett von John Neumeier
Musik von Franz Schubert, Simon & Garfunkel sowie Richard Strauss

Choreographie und Bühnenbild: John Neumeier
Kostüme: Albert Kriemler
Filme: Kiran West
Klavier: David Fray, Emmanuel Christien, Sopran: Asmik Grigorian

Hamburg Ballett, Uraufführung, 30. Juni 2024

von Dr. Ralf Wegner

Der Orchestergraben war zwecks Erweiterung der Tanzfläche abgedeckt. Links stand ein Flügel; dort nahm der Pianist David Fray Platz. Auf der Tanzfläche lag nur ein gekippter Stuhl. Der sich öffnende Bühnen­vorhang gab den Blick auf ein mehrgeschossiges, nach vorn und rechts offenes, turmartiges Holzgerüst frei. Im ersten Stock war ein langer, weit in die Tiefe reichender Gang zu sehen. Von dort näherte sich langsam ein Tänzer, der schließlich eine Etage tiefer durch die Tür schritt. „Epilog, Ballett von John Neumeier, Musik von Schubert, Simon & Garfunkel sowie Richard Strauss
Hamburg Ballett, Uraufführung am 30. Juni 2024“
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DIE MONTAG-PRESSE – 1. JULI 2024

Le Grand Macabre 2024 © Wilfried Hoesl

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DIE MONTAG-PRESSE – 1. JULI 2024

München/Bayerische Staatsoper
Krzysztof Warlikowski inszeniert György Ligetis „Le grand macabre“ in München
Sendung „Fazit“
Podcast von Jörn Florian Fuchs
deutschlandfunkkultur.de

München/Bayerische Staatsoper
Die Absurdität der Welt holt die Absurdität des Le Grand Macabre ein
Mit gespitzten Ohren erfreue ich mich äußerst aufmerksam an der sicher folgenden nächsten Klangüberraschung Ligetis. Krzysztof Warlikowski mit seinem Team erschafft eine eindrückliche überzeugende Atmosphäre. Ich fühle mich dem im Stück gezeigten gar nicht so Absurden unangenehm nah. Le Grand Macabre ist in diese Zeit gefallen, aktuell! Dafür erhält die gesamte Künstlerschaft auf der Bühne von mir und wie ich hoffe aus Gründen, die wie bei mir weit über das Gefallen hinausgehen, einen warmen starken Schlussapplaus.
Von Frank Heublein
Klassik-begeistert.de

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Beglückend und bedrückend: Beethoven und Schostakowitsch in Bern

© Florian Spring 240219_bso

Berner Symphonieorchester
James Conlon, Dirigent

Javier Perianes, Klavier

Ludwig van Beethoven (1770–1827): Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37

Dmitri Schostakowitsch (1906–1975): Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 47

Casino Bern, 27. Juni 2024

von Julian Führer

Als Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 uraufgeführt wurde, war es noch nicht fertig. Eine recht bekannte Anekdote berichtet, wie Ignaz Xaver von Seyfried 1803 für Beethoven, der selbst den Solopart spielte, die Seiten umblättern sollte, die aber noch zu größeren Teilen unbeschrieben waren, während Beethoven letztlich improvisieren musste.

Diese Aufführung wurde auch vom Publikum nicht als gelungen empfunden. Im Bern des Jahres 2024 haben wir es leichter und können auf die 1804 erschienene und seither mehrfach revidierte gedruckte Ausgabe zurückgreifen. Unter der Leitung von James Conlon spielte das Berner Symphonieorchester einen sehr klaren, direkten, eher schlanken und stets gradlinigen Beethoven, passend zu dieser Phase seines Schaffens. „Berner Symphonieorchester, James Conlon, Dirigent, Javier Perianes, Klavier
Casino Bern, 27. Juni 2024“
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