In Peter Konwitschnys überlanger, schwach besuchter Don Carlos-Inszenierung wurde überaus gut gesungen

Foto: Der Vorhang schließt sich nach dem dritten Akt; mit Yeongyou Katharina Jang (Thibault), Eve Maud Hubeaux (Eboli), Nino Machaidze (Elisabeth) Alexey Bogdanchikov (Posa), Alexander Vinogradov (Philipp II.) und Olivia Boen (Stimme vom Himmel) (Foto RW)

Don Carlos
Oper von Giuseppe Verdi in französischer Sprache

Ungekürzte Fassung in 5 Akten und 10 Bildern

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg,
Leitung  Leo Hussain

Staatsoper Hamburg, 23. November 2023


von Dr. Ralf Wegner

Wer hat schon am späten Donnerstagnachmittag Zeit, um in die Oper zu gehen. Sehr viele waren es nicht. Das tat der Begeisterung am Ende keinen Abbruch. Wer die ausgedehnte, mehr als 4 Stunden Nettospielzeit umfassende Inszenierung Konwitschnys bereits kennt und nicht die dafür notwendige Zeit opfern will, sollte trotzdem hingehen, wenigstens nach der zweiten Pause zum 4. Akt, denn dann beginnt das eigentliche Musikdrama erst.

Aus dem dritten, während der Pause als öffentlicher Auftritt inszeniertem Akt: Die Delinquenten werden durch das Foyer getrieben, Königin und König sowie Posa mit Eboli folgen, König und Königin betreten den Zuschauerraum, Carlos mit den Deputierten aus Flandern, Die Deputierten bedrängen die Königin, Carlos erhebt die Waffe gegen den König, Posa kniet vor dem König (Foto: RW)

Zunächst, ich bin kein Freund der französischen Grand Opéra-Fassung. Auf italienisch klingt Verdi einfach besser. Der sog. Fontainebleauakt ist für mich musikalisch verzichtbar, vor allem reduziert er die späteren Liebeskonflikte auf banale Fakten. Man muss bei Verdi nicht erklärt bekommen, warum jemand liebt oder hasst, dass erschließt sich allein aus der Musik.
„Giuseppe Verdi, Don Carlos
Staatsoper Hamburg, 23. November 2023“
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Richard Strauss’ „Metamorphosen“ entstanden aus tiefer Trauer über die Kriegszerstörungen

CD-Rezension:

Der hervorragende Klangkörper des Salzburger Mozarteumorchesters beweist damit seine über die Werke des Salzburger Meisters hinausgehende Kompetenz, in Riccardo Minasi steht ein renommierter und erfahrener Dirigent am Pult.

Richard Strauss
Metamorphosen

Sonatine für Bläser

Mozarteumorchester Salzburg
Riccardo Minasi

Berlin Classics  0303020BC

von Peter Sommeregger 

In der Endphase des zweiten Weltkrieges begann Richard Strauss, erschüttert über die Zerstörungen dieses Krieges, an einem Stück für Streichorchester zu schreiben. Ursprünglich hatte er es als Streichseptett geplant, vollendete es aber zunächst nicht. Als ihn die Nachricht von der Zerstörung der Wiener Staatsoper am 12. März 1945 erreichte, begann er an dem Werk weiter zu arbeiten. Innerhalb weniger Wochen entstand nun die heute bekannte Fassung für 23 Streicher. Der Schweizer Mäzen und Dirigent Paul Sacher hatte das Werk in Auftrag gegeben und leitete auch seine Uraufführung mit den Collegium Musicum Zürich 1946. „CD-Rezension: Richard Strauss Metamorphosen
klassik-begeistert.de, 24. November 2023“
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Pucklitz in Danzig: Wiederentdeckung eines zu Unrecht Vergessenen

Goldberg Baroque Ensemble, Andrzej Szadejko, Dirigent © Jerzy Bratkowski

Der Danziger Barockkomponist Johann Daniel Pucklitz ist zu Unrecht vergessen. Doch seit 2022 die vom Goldberg Baroque Ensemble vorgelegte Weltersteinspielung des Pucklitz’schen „Oratorio Secondo“ mit einem Opus Klassik prämiert wurde, ist in Polen – und in interessierten Kreisen darüber hinaus – ein gewisses Interesse an dem lange völlig unbeachteten Pucklitz entstanden. Dass in Danzig nun jenes Oratorium mit dem heute sehr sperrig klingenden, für das 18. Jahrhundert freilich sehr typischen Titel „Der sehr unterschiedliche Wandel und Tod der Gottlosen und Gottsfürchtigen“ erstmalig live aufgeführt wurde, macht Hoffnung auf mehr. Pucklitz’ Musik ist nämlich hochgradig interessant und erfüllt keineswegs jene altbekannten Klischees über die oftmals despektierlich besprochenen „barocken Kleinmeister“.

Johann Daniel Pucklitz  (1705-1774)
Oratorio Secondo: Der sehr unterschiedliche Wandel und Tod der Gottlosen und Gottsfürchtigen

Andrzej Szadejko, Dirigent
Goldberg Baroque Ensemble

Shakespeare Theater Danzig, 18. November 2023

von Willi Patzelt

Über das Leben von Johann Daniel Pucklitz ist wenig bekannt. Aus einer Danziger Familie stammend, verbrachte er wohl sein ganzes Leben in der Ostseemetropole. Wo er seine musikalische Ausbildung genoss, ist unklar. Jedenfalls schaffte es Pucklitz, entgegen dem damals  zu Danzig offiziell bestehenden Komponier-Monopol des Kapellmeisters Freislich – und gegen dessen heftigen Widerstand – in von der Stadt genehmigten Privatkonzerten immer wieder eigene Kompositionen aufzuführen.  Somit erfuhr die Musik von Pucklitz durchaus eine gewisse Bekanntheit im Danzig des 18. Jahrhunderts. Doch ebbte diese mit dem Untergang Polen-Litauens und der Annexion der ehemaligen Hansestadt durch Preußen wieder ab. „Johann Daniel Pucklitz, Oratorio Secondo
Shakespeare Theater Danzig, 18. November 2023“
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Blaue Blume Hoffnung – Süßer Vogel Jugend

Johannes Witt, Künstlerische Leitung des LJO Hamburg
Foto © Sarah Wijzenbeek

Jubiläumskonzert 55 Jahre LJO Hamburg

Leonard Bernstein
»Candide«-Ouvertüre

Edward Elgar
»Sea Pictures« op. 37 für Sologesang und Orchester

Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73

Dirigent: Johannes Witt
Solistin: Ann-Beth Solvang (Mezzosopran)
Landesjugendorchester Hamburg

Elbphilharmonie, 16. November 2023


von Harald Nicolas Stazol

Ein jung-zackiger Furtwängler, ein neu und zu Recht bemühter Immanuel Kant, ein vollendeter, mir bis dato unbekannter Elgar, so schön, dass ich ihn inzwischen zum 28ten Male gehört haben, YouTube-Zähler sei Dank, die Entdeckung einer STIMME!!!, ein Orchester, in aller Unschuld und in allem schön zu sehenden Ungestüm aller Jugend, der hier so sehr begabten Jugend, ein aus den Nähten platzendes Haus, ein wohlgelaunter, elegant-dynamischer 1. Bürgermeister – und lauter kleine, aufgeregte, sich die Fliegen oder Krawatten zurechtstreichende Mini-Smokings schon auf dem „Platz der Deutschen Einheit“, einen umschwärmend: Der Festakt zum 55-jährigen Bestehen des Landesjugendorchesters unserer Hansestadt kann sich sehen und hören lassen! „Jubiläumskonzert 55 Jahre LJO Hamburg
Elbphilharmonie, 16. November 2023“
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DIE FREITAG-PRESSE – 24. NOVEMBER 2023

© Matthias Creutziger

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DIE FREITAG-PRESSE – 24. NOVEMBER 2023

Berlin
Thielemann dirigiert in Berlin: Ein berührendes Versprechen
Erstmals seit seiner Vertragsunterzeichnung dirigiert Christian Thielemann sein künftiges Orchester: die Staatskapelle Berlin. Man hört eine Verheißung, aber noch keine Vollendung.
FrankfurterAllgemeine.net

Dresden
Dresdner Musikfestspiele 2024 unter dem Motto «Horizonte»
NeueMusikzeitung/nmz.de

Frankfurt
Filarmónica Joven de Colombia in der Alten Oper Frankfurt: Eine Heldin in den Anden
Die Junge Philharmonie Kolumbien, Andrés Orozco-Estrada und Hilary Hahn mit einem inspirierten Auftritt in Frankfurt.
FrankfurterRundschau.de

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Salonkonzert mit Opernweltstar vor den Toren Hamburgs

Oksana Volkova (Mezzosopran) und Leon Gurvitch (Klavier); Foto Patrik Klein

Leon Gurvitch und Oksana Volkova verzaubern ihre Gäste

 von Patrik Klein

Unlängst feierte der bedeutende Pianist, Komponist und Dirigent Leon Gurvitch das zehnte Salonkonzert in Neu Wulmstorf vor einer illustren Gruppe geladener Gäste.

Der aus der Hamburger Musikszene nicht wegzudenkende Künstler präsentierte Eigenkompositionen oder virtuos interpretierte bekannte Komponisten gemeinsam mit Gästen. Musiker aus der Hamburger Szene, Geigenvirtuosen, Kammermusiker oder Sänger brachten dabei Werke zu Gehör, die beeindruckten, aufregten, nachdenklich oder einfach Spaß machten. „Salonkonzert Leon Gurvitch und Oksana Volkova
Neu Wulmstorf, 22. November 2023“
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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 23. NOVEMBER 2023

Bregenzer Festspiele © Karl Forster

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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 23. NOVEMBER 2023

Bregenzer Festspiele 2024 „Freischütz“-Premiere und Uraufführungen
Die 78. Bregenzer Festspiele eröffnen am 17. Juli 2024 mit einer Premiere: Zum ersten Mal in der Festspielgeschichte wird Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ auf der Seebühne zu sehen sein. Eine weitere Premiere ist Gioachino Rossinis Jugendwerk „Tancredi“ im Festspielhaus. Diese Oper des erst 20-jährigen Rossinis über Liebe, Vertrauen und die Unmöglichkeit, in Krisenzeiten glücklich zu werden, wird von Jan Philipp Gloger inszeniert. Die musikalische Leitung übernimmt Yi-Chen Lin, die bereits als Dirigentin von Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ auf der Seebühne stand. Außerdem darf sich das Publikum auf zwei Uraufführungen freuen. Die beiden Uraufführungen „Unmögliche Verbindung“ des tschechischen Komponisten Ondřej Adámek und „Hold Your Breath“ der irischen Komponistin Éna Brennan machen die Werkstattbühne in Bregenz wieder zum Spielort für zeitgenössisches Musiktheater
BR-Klassik.de

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Donizettis „La Favorite“ aus Bergamo: Diese Grand Opéra hat gefährliche Längen

Blu-ray-Rezension:

Die Pariser Oper war das tonangebende Opernhaus im angehenden 19. Jahrhundert, auch die erfolgreichen italienischen Komponisten versuchten, Aufträge aus Paris zu ergattern. Gaetano Donizetti gelang dies mit seiner „La Favorite“, die wenig später aber auch mit italienischem Libretto erfolgreich war.

Gaetano Donizetti
La Favorite

Valentina Carrasco  Regie
Riccardo Frizza  Dirigent
Orchestra Donizetti Opera Bergamo

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von Peter Sommeregger

Das Drama um die Favoritin des spanischen Königs, die sich in einen einfachen Soldaten verliebt, der seinerseits nichts von diesem Verhältnis weiß, ist sehr stark von den Moralvorstellungen jener Zeit geprägt. Dieser Fernand sieht sich vom König, der ihm überraschend die Hand seiner Geliebten Léonor überlässt, betrogen, als er erkennt, vom Monarchen nur benutzt zu werden. Er zieht sich erneut in ein Kloster zurück, dort findet ihn schließlich die sterbende Geliebte, die er anfangs abweist, seine Meinung etwas unmotiviert ändert, aber nur noch Léonors Tod beklagen kann. Diese Verwicklungen nachzuvollziehen, ist nicht ganz einfach, die vier Akte der Oper, speziell der letzte, haben erhebliche Längen. „Blu-ray-Rezension: Gaetano Donizetti, La Favorite
klassik-begeistert.de, 22. November 2023“
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Schwanda, der Dudelsackpfeifer, trifft auf Schnitzler und Kubrick

“Schwanda, der Dudelsackpfeifer” von Jaromír Weinberger wurde in Prag 1927 uraufgeführt. Die deutsche Fassung, zum ersten Mal aufgeführt 1928 in Breslau, war dann auch in Wien sehr erfolgreich. Nun ist das Werk erfreulicherweise hier wieder auf der Bühne zu hören und zu sehen, musikalisch schön gestaltet und  unkonventionell inszeniert.

Jaromír Weinberger (1896-1967)

“Schwanda, der Dudelsackpfeifer”
(2. Fassung, 1928)

Libretto: Milos Kares, deutsch von Max Brod

Musikalische Leitung: Petr Popelka
Inszenierung: Tobias Kratzer
Bühne und Kostüme: Michael Bauer
Video: Jonas Dahl, Manuel Braun
Choreinstudierung: Juan Sebastián Acosta

Arnold Schoenberg Chor, Leitung Erwin Ortner
Wiener Symphoniker

MusikTheater an der Wien im Museumsquartier, 20. November 2023

von Dr. Rudi Frühwirth

Das war eine gute Nachricht: Das MusikTheater an der Wien, unser drittes Opernhaus, hat Weinbergers Oper “Schwanda, der Dudelsackpfeifer” auf den Spielplan gesetzt. Wegen der Renovierung des traditionsreichen Stammhauses finden die Aufführungen im Museumsquartier statt. Ich war mit großer Erwartung dabei, da ich die Oper schon seit langem auf der Bühne sehen wollte. „Jaromír Weinberger (1896-1967), “Schwanda, der Dudelsackpfeifer”
MusikTheater an der Wien im Museumsquartier, 20. November 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 212: Der Tenor René Kollo setzt eine musikalische Familientradition fort

Man will gar nicht glauben, dass der beliebte Sänger in dieser Woche bereits seinen 86. Geburtstag feiert, so präsent sind seine Leistungen auf vielen Opernbühnen und in Konzerten immer noch.

von Peter Sommeregger

Der Name Kollo hat in Berlin schon seit zwei Generationen einen guten Klang. Sein Großvater Walter Kollo wurde 1878 in Ostpreußen noch unter dem Namen Kollodzieyski geboren. Nach einem Musikstudium in Königsberg ging er nach Berlin, wo er rasch als Komponist von Operetten und Revuen bekannt wurde. Zusammen mit Paul Lincke gilt er als Schöpfer der Berliner Operette, viele seiner Lieder entwickelten sich zu wahren Ohrwürmern. „Sommereggers Klassikwelt 212: Der Tenor René Kollo setzt eine musikalische Familientradition fort“ weiterlesen