Turandot überrascht mit einem unerwarteten Schluss

Fotos © Monika Rittershaus

Opernhaus Zürich, 27. Juni 2023

Turandot
Giacomo Puccini (1858-1924)

Lyrisches Drama in drei Akten und fünf Bildern
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi Fragment-Fassung

 von Dr. Klaus Billand

An der Oper Zürich hatte die „Turandot“ von G. Puccini in der Regie von Sebastian Baumgarten im Bühnenbild von Thilo Reuther, den phantasievollen und unkonventionellen Kostümen von Christina Schmitt sowie der guten Lichtgestaltung von Elfried Roller ein paar Tage zuvor Premiere, mit Pjotr Beczala als Calaf. Er musste kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen den Rest der Premieren-Serie absagen. Der Deutsch-Brasilianer Martin Mühle sprang ein.

Baumgarten findet zu einer – erwartungsgemäß – unkonventionellen Lesart des Werkes, was aber insbesondere im zweiten Teil durchaus überzeugen kann. Interessant ist jedenfalls, dass er die Oper an der Stelle, an der Puccini verstarb, abbricht und nicht den Alfano-Schluss anschließt. Der Regisseur arbeitet mit gelegentlich eingeblendeten Schriftzügen daraufhin.

© Monika Rittershaus

„Giacomo Puccini (1858-1924), Turandot
Opernhaus Zürich, 27. Juni 2023“
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Der Freischütz in Zürich – eine Oper mit Kultstatus

Fotos © Hans Jörg Michel

Opernhaus Zürich, 28. Juni 2023

Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen von Carl Maria von Weber (1786-1826)
Libretto von Johann Friedrich Kind

Regie: Herbert Fritsch

Dirigat: Axel Kober
Orchester: Philharmonia Zürich

 von Dr. Klaus Billand

Die schon einige Jahre auf dem Spielplan der Oper Zürich stehende Produktion des „Freischütz“ von Carl Maria von Weber in der Regie von Herbert Fritsch konnte auch bei dieser Wiederaufnahme das Publikum begeistern. Die bunten Bühnenbilder von Silvie Döring und die noch bunteren und teils verrückten Kostüme von Victoria Behr haben in der Tat eine anziehende und unkonventionelle Wirkung. Sie lassen aber jegliche Annährung an den Mythos und das Dunkel-Gruselige im „Freischütz“ vermissen. Im Prinzip wird das Stück wie eine Posse inszeniert, wobei den Sängern auch allzu oft und lange Vokalverrenkungen zugemutet werden. Also nicht unbedingt etwas für Puristen! „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Opernhaus Zürich, 28. Juni 2023“
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Das Traumpaar der Bayerischen Staatsoper triumphiert in Giordanos „Andrea Chénier“

Blu-ray-Rezension:

Umberto Giordano
Andrea Chénier

Jonas Kaufmann
Anja Harteros
Marco Armiliato
Philipp Stölzl

Bayerische Staatsoper

BSOREC 2004

von Peter Sommeregger

Star-Tenor Jonas Kaufmann und seine kaum weniger berühmte Kollegin Anja Harteros haben sich bereits in mehreren Produktionen an der Bayerischen Staatsoper als Traumpaar für das dortige, verwöhnte Publikum erwiesen.

Auch für Umberto Giordanos veristische Revolutionsoper über den real existierenden Dichter André Chénier, die leider nördlich der Alpen viel zu selten gespielt wird, hat man den beiden Sängern die Hauptrollen anvertraut. Die nun vorgelegte Aufzeichnung geht auf eine Aufführung des Jahres 2017 zurück, und wehmütig muss man feststellen, dass wohl beide Künstler ihre damals erstklassigen Leistungen heute wohl nicht mehr in dieser Qualität abliefern können. „Blu-ray-Rezension: Umberto Giordano Andrea Chénier, Kaufmann und Harteros
klassik-begeistert.de, 24. August 2023“
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Champagnerklänge im Tivoli: Concerto Copenhagen feiert den „Strauß des Nordens“

© Tivoli, Kopenhagen

„Strauß des Nordens“ mag für manchen so widersprüchlich klingen wie „veganer Schweinebraten“. Schließlich verbindet man mit dem Namen Strauß doch unmittelbar die Donaumetropole Wien. Im Gegensatz dazu denkt man beim „hyggeligen“ Kopenhagen eher weniger an Walzer, Polkas und Champagner. Dass jedoch der „Feuerstrom der Reben“ auch in der dänischen Hauptstadt floss, und dass dort ebenso „im Vereine dem König aller Weine“ gehuldigt wurde, ist manchenorts in Vergessenheit geraten. Nun hat sich das Concerto Copenhagen der Musik des mehrheitlich wohl nur noch Kennern vertrauten Hans Christian Lumbye – besagtem „Strauß des Nordens“ – zugewandt und ein neues Album vorgelegt; historisch informiert und im Titel dem Champagner gewidmet. Eine historische Ungenauigkeit regt jedoch zum Nachdenken an …

Vorstellungskonzert der CD-Neuerscheinung „Champagne! The Sound of Lumbye and his Idols“.

Lars Ulrik Mortensen, Dirigent
Concerto Copenhagen

Glassalen Tivoli, Kopenhagen, 20. August 2023

von Willi Patzelt

Die Geschichte Hans Christian Lumbyes und seiner Musik ist untrennbar mit dem Kopenhagener Tivoli-Garten verbunden. Der Freizeitpark, 1843 bereits eröffnet, ist heute gleichermaßen Attraktion für Touristen und Erholungsort Einheimischer. Nur vier Jahre zuvor hatte H.C. Lumbye, seinerzeit Trompeter in einem Dragonerregiment, in einem Kopenhagener Grand-Hotel eine Musikkapelle aus der Steiermark gehört, die mit der Musik Johann Strauß Vaters und Joseph Lanners durch Europa tourte.
Lumbye war hiervon derart begeistert, dass er sogleich Freunde um sich zu scharen begann, um nach Steirer Vorbild eine ebensolche Kapelle zu gründen. Nur knappe acht Monate später gaben Lumbye und seine neugegründete Kapelle ihr Debüt mit Kompositionen der Wiener Vorbilder sowie erster Werke von Lumbye selbst. Rasch gleichsam ein Popstar der Unterhaltungsmusik geworden, prägte Lumbye bis 1872 die Musik im Tivoli. Als Leiter des großen Ballsaals gab er berauschende Konzerte; aus kleinen Pavillons klingend, prägte seine Musik das Erscheinungsbild des Tivoli nachhaltig.

„Vorstellungskonzert der CD-Neuerscheinung „Champagne! The Sound of Lumbye and his Idols“
Glassalen Tivoli, Kopenhagen, 20. August 2023“
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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 24. AUGUST 2023

Foto © Hilary Scott for the BSO

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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 24. AUGUST 2023 

Anne-Sophie Mutter und Andris Nelsons im Gespräch: „Ja, der ist zum Sterben schön!“
Profil.at.Kultur

Berlin
Dirigentin Joana Mallwitz : „In Berlin will ich Ausgefalleneres probieren“
Joana Mallwitz wird beim Konzerthausorchester Berlin Deutschlands erste Chefdirigentin eines international renommierten Symphonieorchesters. Welche Bedeutung haben das Haus, das Orchester und die Frauenfrage für sie?
FrankfurterAllgemeine.net

Kommentar
Schluss mit Sommer­pause – endlich wieder Klassik!
Die Sommerfestspiele der Klassik, Bradley Cooper als Leonard Bernstein auf der Leinwand, der Tod der Sopranistin Renata Scotto
crescendo.de.klassikwoche

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Wagnerisches Gesamtkunstwerk findet auch in Zeiten des überbordenden Regietheaters Anklang!

Roland Schwabs nur vier Mal vor ihrem diesjährigen Bayreuther Ende gespielte Corona-Joker-Inszenierung von „Tristan und Isolde“ offenbarte nachdrücklich, dass eine aus dem Stück und der Musik heraus erarbeitete Interpretation in ansprechenden Bühnenbildern beim Publikum noch auf ein gutes Gespür für die Intensität von Wagners Musikdramen stößt, wenn sie nach seiner Idee des Gesamtkunstwerks in Szene gesetzt und ein Einklang zwischen Musik, Optik und Gesang erreicht werden. Diese Publikumspräferenz sollte man nicht unterschätzen.

Die Eindrücke von Dr. Klaus Billand als YouTube-Video

Dr. Klaus Billand, 23. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

DIE MITTWOCH-PRESSE – 23. AUGUST 2023

Arena di Verona, La Traviata © Marilena Imbrescia

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 23. AUGUST 2023 

Verona glänzt mit der „Zeffirelli-Traviata“ – und einer erstklassigen Violetta
Franco Zeffirelli, dem vor genau einem Jahrhundert – dem Beginn der Verona-Opernfestspiele – in Florenz geborenen Altmeister großartiger Opern-Inszenierungen und zahlreicher berühmter Kinofilme ist auch die „Traviata“ der Arena di Verona zu verdanken: Diese grandiose Inszenierung beruht auf dem Traviata-Film Zeffirellis (mit Teresa Stratas und Plácido Domingo) aus dem Jahr 1983. Das bis in die kleinsten Ausstattungsdetails minutiös den Prunk der französischen Hauptstadt im Zweitem Kaiserreich unter Napoleon III wiedergebende Bühnenbild ist überwältigend. Es bildet mit seinen aufwendigen Umbauten und den prachtvollen Kostümen (Kostüme: Maurizio Millenotti), den „spanischen“ Tänzerinnen und „Stierkämpfern“ den Rahmen für die üppigen Bälle der lasziv-verschwenderischen Halbwelt um die Edel-Mätresse Violetta Valéry und ihrer Freundin Flora Bervoix.
Von Dr. Charles E. Ritterband
Klassik-begeistert.de

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Sommereggers Klassikwelt 199: Der Vorzeige-Wiener Robert Stolz stammt aus Graz

Foto: wikipedia.org

Der Name Robert Stolz ist für viele Menschen ein Synonym für Wiener Operette und Revuen. Dabei ist der erfolgreiche Komponist am 25. August 1880 in Graz zur Welt gekommen. Sein Musikstudium absolvierte er in Graz, Wien und Berlin.


von Peter Sommeregger

Bereits 1897 wurde er als Korrepetitor am Stadttheater Graz angestellt. Danach wirkte er als Kapellmeister in Marburg an der Drau und am Stadttheater in Salzburg. Bereits an diesen frühen Wirkungsstätten brachte Robert Stolz erste eigene Werke zur Aufführung. Seine nächste Station war das Stadttheater in Brünn, bevor er 1907 die Leitung des Theaters an der Wien übernahm. Bei der Uraufführung der Operette „Der Graf von Luxemburg“ von Franz Lehár am 12. November 1909 stand er dort am Pult. „Sommereggers Klassikwelt 199: Der Vorzeige-Wiener Robert Stolz stammte aus Graz“ weiterlesen

The Greek Passion – ein starker Abend mit spannendem Realitätsbezug, der tief berührt

Fotos © Monika Rittershaus

Nachdem das diesjährige szenische Opernprogramm der Salzburger Festspiele – abgesehen von einem aus den Pfingstfestspielen von Christof Loy übernommenen „Orfeo ed Euridice“ – herb enttäuschte, erreichte Simon Stone mit seiner Interpretation der „Greek Passion“ von Bohuslav Martinů einen durchschlagenden Erfolg in der dazu exzellent passenden Felsenreitschule.

Felsenreitschule, Salzburg, 18. August 2023

Bohuslav Martinů (1890 – 1959)

The Greek Passion
Oper in vier Akten (uraufgeführt 1961)

Libretto von Bohuslav Martinů nach dem Roman „Christus wird wieder gekreuzigt (Griechische Passion)“ von Nikos Kazantzakis

von Dr. Klaus Billand

Zu dürftig war die Neuinszenierung von „Le nozze di Figaro“ von Martin Kušej, dessen Nichtverlängerung am Wiener Burgtheater nun auch in einem künstlerisch verständlicheren Licht erscheint. Zu chaotisch und regietheatralisch überinszeniert war der „Falstaff“ in der Regie des wohl doch schon zu sehr in die Jahre gekommenen Christoph Marthaler und in einem wieder einmal recht sängerunfreundlichen, nahezu chaotisch wirkenden Bühnenbild von Anna Viebrock und ihren nicht ganz geschmacksicheren Kostümen. Und der ebenfalls regietheatralisch angelegte und zwar streckenweise überzeugende, ganz auf die in Salzburg gehypte Asmik Grigorian als Lady abstellende, insgesamt aber dennoch manche Erwartungen offen lassende „Macbeth“ in der Regie von Krzysztof Warlikowski, hielt auch nicht das, was er versprach. Man sollte diesen Regisseur nun vielleicht einmal in Salzburg pausieren lassen und anderen, ebenfalls, aber möglicherweise anders talentierten Kollegen den Vorrang geben. „Bohuslav Martinů (1890 – 1959), The Greek Passion
Felsenreitschule, Salzburg, 18. August 2023“
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Kent Nagano befreit das Rheingold vom Kitsch

Kent Nagano © Antoine-Saito

Neu, frisch, modern und ohne Schnörkel, glänzt „Das Rheingold“ in der Kölner Philharmonie mit dem Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln. Das wissenschaftlich-künstlerische Projekt „Wagner-Lesearten“ bringt zu Tage, was Wagner uns heute noch zu sagen hat.


Kölner Philharmonie, 18. August 2023

Richard Wagner
Das Rheingold. Vorabend zu dem Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“

Simon Bailey (Bassbariton): Wotan
Dominik Köninger (Bariton): Donner
Mauro Peter (Tenor): Loge
Tansel Akzeybek (Tenor): Froh
Annika Schlicht (Mezzosopran): Fricka
Daniel Schmutzhard (Bariton): Alberich
Gerhild Romberger (Alt): Erda
Nadja Mchantaf (Sopran): Freia
Thomas Ebenstein (Tenor): Mime
Christian Immler (Bassbariton): Fasolt
Tilmann Rönnebeck (Bass): Fafner
Ania Vegry (Sopran): Woglinde
Ida Aldrian (Sopran): Wellgunde
Eva Vogel (Mezzosopran): Floßhilde

Dresdner Festspielorchester
Concerto Köln
Leitung: Kent Nagano


von Petra und Dr. Guido Grass

Kent Nagano ist ein gefragter Dirigent und hat sich insbesondere als Operndirigent einen Namen gemacht. Auch für die Interpretation der Musik des 20. Jahrhunderts, allen voran der Werke Olivier Messiaens, ist er bekannt.

Seit 2017 erarbeitet er zusammen mit dem Concerto Köln die Werke Richard Wagners. Hieraus erwuchs ein eigenes wissenschaftliches Forschungsprojekt, unter dem Titel „Wagner-Lesarten“. Forschungsziel ist Grundlagen für historisch-informierte Aufführung der Werke Wagners für die nächste Generation zu schaffen. „Wagner, Das Rheingold
Kölner Philharmonie, 18. August 2023“
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