Kirill und Kirill feiern Rachmaninoff in der Berliner Waldbühne

Unter den zahlreichen Veröffentlichungen zum 150. Geburtstag des Komponisten nimmt diese luxuriös ausgestattete CD eine Sonderstellung ein, der Standard des Eigenlabels der Berliner Philharmoniker wird auch hier wieder erreicht. Klangbild, Ausstattung und Begleittexte sind hervorragend.

CD-Rezension:

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko
Kirill Gerstein

Rachmaninoff 150

BPHR 23ß469

von Peter Sommeregger

Im Vorgriff auf den 2023 anstehenden 150. Geburtstag des russischen Pianisten und Komponisten Sergej Rachmaninoff setzte Kirill Petrenko dessen 2. Klavierkonzert auf das Programm des traditionellen Berliner Waldbühnenkonzertes im Sommer 2022. „CD-Rezension: Rachmaninoff 150, Berliner und Petrenko
klassik-begeistert.de, 7. November 2023“
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Am Ende steht das Publikum trotzdem!

Cristian Măcelaru © Thomas Brill


Mahlers zweite Sinfonie ist schon ein Gigant der Orchestermusik. Sein Werk über Tod, Lebensflucht und Auferstehung ist bis heute eine seiner beliebtesten Sinfonien, obwohl sie wegen ihres religiösen Inhalts und Mahlers eigener Interpretation vom christlichen Heilsgedanken heute schwer vermittelbar ist. Vermutlich steht sie auch deshalb nicht so oft auf den Programmen, wie seine anderen Werke. Eine Aufführung ist also immer etwas Besonderes. So sehr, dass es sich der Rezensent nicht nehmen lässt, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen dasselbe Konzert zu besuchen.

WDR Sinfonieorchester

Rundfunkchor Berlin
WDR Rundfunkchor

Cristian Măcelaru, Dirigent
Nicolas Fink, Einstudierung
Hanna-Elisabeth Müller, Sopran
Wiebke Lehmkuhl, Alt

Alma Mahler/Clytus Gottwald – „Die stille Stadt“ aus „Drei frühe Lieder“ transkribiert für Chor a cappella

Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 2 in c-Moll für Sopran, Alt, Chor und Orchester – „Auferstehungssinfonie“

Kölner Philharmonie, 3. und 4. November 2023

von Daniel Janz

Ungewohnte Töne erklingen jeweils zu Beginn der Vorstellungen. Das Lied „die stille Stadt“ von Alma Mahler, Ehefrau von Gustav Mahler, kann dabei nur einen Beitrag im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit darstellen. Inhaltlich bietet dieses für a cappella Chor transkribierte Werk kaum etwas Bemerkenswertes. Der Gedanke, Mahlers gewaltige Auferstehungssinfonie insofern abzurunden, indem der das Ende bestimmende Chor auch den ersten Ton setzen darf, ist grundsätzlich kreativ. Und wie die beiden gemischten Chöre dieses Lied darbieten, offenbart auch große Klasse. „Măcelaru & Mahler, Wiebke Lehmkuhl
Kölner Philharmonie, 3. und 4. November 2023“
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Das Publikum der Oper Bonn unterhält sich bestens mit der Geschichte eines chinesischen Dichters

Li-Tai-Pe  © Thilo Beu

Die Bonner Oper hat jetzt für November die gute Idee der Wiederaufnahme der unbekannten Oper “Li-Tai-Pe, des Kaisers Dichter” von Clemens von Franckenstein, die im Mai 2022 im Rahmen der Serie “Fokus ’33” Premiere hatte. Allen die, wie ich, diese Aufführung damals verpasst haben, sei diese Produktion ans Herz gelegt. Nicht nur, dass es sich hier um eine absolute Rarität handelt. Auch die musikalische und szenische Interpretation trägt in Bonn dazu bei, dass man einen vergnüglichen und  in allen Belangen künstlerisch anspruchsvollen Abend verbringt.


Clemens von Franckenstein (1875-1942)

LI-TAI-PE, DES KAISERS DICHTER
Oper in drei Akten, op. 43 (Libretto von Rudolf Lothar)

Musikalische Leitung   Hermes Helfricht
Inszenierung                    Adriana Altaras
Bühne                            Christoph Schubiger
Kostüme                               Nina Lepilina

Beethoven Orchester Bonn
Chor und Extrachor des Theater Bonn (Einstudierung Marco Medved)

Mark Morouse            Kaiser Hüan-Tsung
Mirko Roschkowski  Dichter Li-Tai-Pe
Carl Rumstadt             Ho-Tschi-Tschang, Doktor der Kaiserlichen Akademie
Tobias Schabel           Yang-Kwei-Tschung, Erster Minister
Santiago Sánchez      Kao-Li-Tse, Kommandant der Garden
Martin Tzonev            Ein Herold
Tae Hwan Yun             Ein Wirt
Pavel Kudinov             Ein Soldat
Ava Gesell                     Fei-Yen, eine koreanische Prinzessin
Anne-Fleur Werner  Yang-Gui-Fe, ein Mädchen aus dem Volke

Bonn, Opernhaus, 4. November 2023

Von Jean-Nico Schambourg

Clemens von Franckenstein ist vor allem bekannt als letzter Generalintendant der königlichen Münchner Hofoper von 1914 bis 1918.

Diese Stellung hatte er erneut ab 1924 inne an diesem Opernhaus, das in der Zwischenzeit zur “Bayerische Staatsoper” umbenannt worden war. 1934 wurde er von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen und zog sich bis zu seinem Tode im Jahre 1942 gezwungenermaßen ins Privatleben zurück. Er wird öfters als “innerer Emigrant” bezeichnet, da er ein überzeugter Gegner des Regimes war, ein öffentliches Entgegentreten jedoch nie tat.

„Clemens von Franckenstein, LI-TAI-PE, DES KAISERS DICHTER
Bonn, Opernhaus, 4. November 2023“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 7. NOVEMBER 2023

Götterdämmerung, Zürich © Monika Rittershaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 7. NOVEMBER 2023

Zürich
Zürich: Mit dieser Götterdämmerung erteilt Andreas Homoki seinen Regie-Kollegen eine ordentliche Lehrstunde 
Regie, Wort und Ton in bester Harmonie: Hier hat jemand die Götterdämmerung mal verstanden! Und das Rollendebütteam um Klaus Florian Vogt und Camilla Nylund krönt den Abend zu einem brillanten Wagner-Musikfest. Zürich hat einen neuen Ring… samt einer lautstarken Ansage an die Wagner’sche Opernszene!
Von Johannnes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

Baden-Baden/Festspielhaus
Rachmaninow-Festival in Baden-Baden: Auf der Suche nach der eigenen Stimme
Zum ersten Mal überhaupt gastiert das Philadelphia Orchestra in Baden-Baden. Unter Chefdirigent Yannick Nézet-Séguin gibt es von Freitag bis Sonntag gleich drei Konzerte ausschließlich mit Musik von Sergei Rachmaninow. In zweien sitzt Daniil Trifonov am Flügel. Auch der zweite Abend beeindruckt zutiefst und birgt Entdeckungen. Fantastisches Blech, beeindruckendes Schlagwerk, delikat spielende Holzbläser und eine hohe Virtuosität wie auch eine Überfülle an Herzblut und Wärme in den Streichern zeichnen dieses Spitzenorchester aus.
Von Brian Cooper
Klassik-begeistert.de

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Víkingur Ólafsson führt meditativ durch Bachs Goldberg-Variationen

Víkingur Ólafsson © Ari Magg

Alle Wiederholungen – das bedeutet bei den Goldberg-Variationen: Sitzfleisch ist notwendig. Nach knapp 1 Stunde und 25 Minuten setzt Víkingur Ólafsson den Schlusspunkt. Das Publikum zollt tiefsten Respekt. Standing Ovations im Großen Saal des Wiener Konzerthauses, das bis zum letzten Platz ausverkauft ist. Zum zweiten Mal innerhalb zweier Tage. Bereits am Vorabend hatte der isländische Pianist das Haus gefüllt. Aufgrund der großen Nachfrage hatten die Verantwortlichen vor wenigen Wochen einen Folgetermin angesetzt – Resultat: beide Abende ausverkauft!

Goldberg-Variationen, Johann Sebastian Bach

Víkingur Ólafsson, Pianist

Wiener Konzerthaus, 4. November 2023

von Jürgen Pathy

Wer das schafft, muss was drauf haben. Víkingur Ólafsson heißt der Kerl. Wo seine Wurzeln liegen, ist bei diesem Namen ebenso nicht zu verheimlichen. Aus dem hohen Norden, aus Reykjavík, der isländischen Hauptstadt, stammt der Pianist, der meine Wege bislang nicht gekreuzt hat. 39 Jahre alt, schlank, Hornbrille, Anzug in einer Farbe. Für Blau hat er sich an diesem Abend entschieden, in Grün war er am Vorabend aufgetreten. Die Optik: Unscheinbar, a little bit Dandy, mit Hang zum Buchhalter. Als Jurist würde er optisch definitiv ein gutes Bild abgeben. Musikalisch wirkt er ähnlich. „Goldberg-Variationen, Johann Sebastian Bach, Víkingur Ólafsson, Pianist
Wiener Konzerthaus, 4. November 2023“
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Rachmaninow-Festival in Baden-Baden: Den Teufel auslachen

Sun, Nov 5, 2023 © Todd Rosenberg

Zum ersten Mal überhaupt gastiert das Philadelphia Orchestra in Baden-Baden. Unter Chefdirigent Yannick Nézet-Séguin gibt es von Freitag bis Sonntag gleich drei Konzerte ausschließlich mit Musik von Sergei Rachmaninow. In zweien sitzt Daniil Trifonov am Flügel. Am dritten Abend erklingen nur zwei Orchesterwerke. Doch Moment: Was heißt hier „nur“?

Sergej Rachmaninow (1873-1943) – Sinfonische Tänze op. 45; Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44

The Philadelphia Orchestra
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent

Baden-Baden, Festspielhaus, 5. November 2023

von Brian Cooper, Bonn

Es war ein Ereignis der Kategorie once in a lifetime. Ein ganzes Wochenende nur Rachmaninow, in drei Konzerten, darunter alle drei Sinfonien, und das mit dem wunderbaren – und wunderbar disponierten – Philadelphia Orchestra. Die Konzerte schienen besser besucht als jene des Yannick-Festivals La Capitale d’Été im vergangenen Juli. Das ist erfreulich, wirft jedoch angesichts der nicht zu toppenden Qualität des Orchesters und des durchaus „massenkompatiblen“ Programms Fragen auf. „The Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent, Rachmaninow
Baden-Baden, Festspielhaus, 5. November 2023“
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Zürich: Mit dieser Götterdämmerung erteilt Andreas Homoki seinen Regie-Kollegen eine ordentliche Lehrstunde 

Götterdämmerung, Zürich © Monika Rittershaus

Regie, Wort und Ton in bester Harmonie: Hier hat jemand die Götterdämmerung mal verstanden! Und das Rollendebütteam um Klaus Florian Vogt und Camilla Nylund krönt den Abend zu einem brillanten Wagner-Musikfest. Zürich hat einen neuen Ring… samt einer lautstarken Ansage an die Wagner’sche Opernszene!

Götterdämmerung, WWV 86D
Musik und Libretto   Richard Wagner

Opernhaus Zürich, 5. November 2023

von Johannes Karl Fischer

Die Mannen flüchten vor den Flammen Walhalls, einer ihrer Gesellen hat das Feuer wortwörtlich im Rücken. Die Götter gehen zu Grunde, Wotan sitzt bedrückt und besiegt vor einem Gemälde der brennenden Burg. Sein Weltherrschaftsplan liegt in Trümmern. Einst kam er zu schaffen, nun kann er nicht mal mehr schauen. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Opernhaus Zürich, 5. November 2023“
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Verdis Totenmesse ist eine Mahnung an die derzeit so martialische Welt

Barbara Krieger © Martin Lengemann

Zwei Kriege gefährlich nahe, eine insgesamt labile Weltlage, hasserfüllte Demonstranten auf den Straßen und als Zugabe noch  Novemberwetter von der garstigsten Sorte. Sich an diesem Abend zum Berliner Dom aufzumachen, um ein Konzert zu hören, fällt nicht leicht. Aber wie so oft ist es die Musik und ihre spirituelle Kraft, die wie Balsam auf die Seele wirkt und Einen aus dem Strudel der negativen Empfindungen befreit.

Giuseppe Verdi
Requiem

Barbara Krieger             Sopran
Karis Tucker                    Mezzosopran
Mario Lerchenberger  Tenor
Daniel Pannermayr       Bass

Junge Berliner Philharmonie
Ernst-Senff-Chor
Marcus Merkel   Leitung

Berliner Dom, 4. November 2023


von Peter Sommeregger

Giuseppe Verdis Requiem, vielfach, aber nicht zutreffend als seine beste Oper bezeichnet, entfaltet speziell in einem sakralen Raum besondere Wirkung. Im Berliner Dom nutzt man die Gegebenheiten des Raumes und platziert die Blechbläser für bestimmte Passagen in der ehemaligen Loge des Kaiserhauses, was einen erstaunlichen akustischen Effekt ergibt. „Giuseppe Verdi, Requiem
Berliner Dom, 4. November 2023“
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DIE MONTAG-PRESSE – 6. NOVEMBER 2023

Kasper Wilton © Jakob Søby

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 6. NOVEMBER 2023

„Je ne sais rien!“ – Gounods „Faust“ kommt nach Lübeck
„Je ne sais rien!“, singt Faust, nichts weiß er und ist so klug als wie zuvor, gemäß dem Vorbild aus Goethes Drama. Um so mehr wussten Jens Ponath, Leitender Dramaturg Musiktheater und Konzert, und Kasper Wilton, Direktor des Folketeatret in Kopenhagen, als die beiden in Werk und Hintergrund einführten.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

Berlin
Händel zum Anfassen: Barockmusik trifft Figurentheater im Berliner Boulez Saal
Der Riese und das Liebespaar: Die Akademie für Alte Musik und das Figurentheaterensemble von Janni Younge bringen Händels Serenata „Aci, Galatea und Polifemo“ zur Aufführung.
Tagesspiegel.de

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Ein herausragender, glänzender Baritenor Jonas Kaufmann zerrt Verdis "Otello" in Wien aus dem Mittelmaß

Aufführung am 3. November 2023 in der Wiener Staatsoper
Giuseppe Verdi, Otello

Inszenierung: Adrian Noble
Jonas Kaufmann, Rachel Willis-Sørensen, Ludovic Tézier, Monika Bohinec, Bekhzod Dravonov u.a.

Chor der Wiener Staatsoper
Orchester der Wiener Staatsoper
Dirigent: Alexander Soddy

Der tatsächliche Held des Abends war aber Jonas Kaufmann. Der Heldentenor, dem man schon unzählige Krisen und Mängel vorgeworfen hat, bewies an diesem Abend, dass er noch immer unschlagbar ist. Man kann ihn – auch historisch gesehen – auf den Spitzenplatz als Interpret des venezianischen Feldherrn setzen. Mit seinem baritonalen Tenor – schon fast ein Baritenor – gab er die Rolle eine hochinteressante Färbung. Schon sein Auftritt mit dem „Esultate“ war bestimmend für den Abend. Mit heldischem Klang fesselte er das Publikum und seine Kollegen auf der Bühne. Und sogar am Schluss das Vorschlags-h zum a war völlig prägnant. Damit hatte sogar Plácido Domingo immer Probleme. Seine Interpretation war immer auf dem Punkt; nichts wurde dem Zufall überlassen. Jonas Kaufmann hat sich mit dieser Interpretation in den Olymp als Interpret des „Otello“ gesungen und ihm gelang es sogar, die ansonsten nicht einwandfreie Aufführung auf ein gewaltiges Niveau zu heben.

von Herbert Hiess

Das sind die Tücken des Repertoirebetriebes: Da kann es passieren, dass ein Startenor die wahrscheinlich beste Interpretation des venezianischen Feldherrn bringt, die man sich nur wünschen kann, und dann muss er immer wieder sich mit Mittelmaß im Orchestergraben und auf der Bühne herumschlagen – aber dazu später. „Giuseppe Verdi, Otello, Jonas Kaufmann, Ludovic Tézier
Wiener Staatsoper, 3. November 2023“
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