Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DONNERSTAG-PRESSE – 4. AUGUST 2022
Wagner on the rocks: „Siegfried“ bei Bayreuther Festspielen Nach den Eiswürfeln und der Hausbar auf der Bühne sehnten sich bei der Sommerhitze wohl viele Zuschauer: Regisseur Valentin Schwarz bietet Unterhaltung mit schlichter Botschaft. Das sorgt eher für Befremden als für Unmut, die Sänger werden bejubelt. BR-Klassik.de
Buh-Rufe für „Siegfried“ bei Bayreuther Festspielen Bayreuth (dpa/MH) – Der neue „Ring des Nibelungen“ auf dem Grünen Hügel von Bayreuth hat es beim Publikum weiter nicht leicht. Nach dem dritten Teil „Siegfried“ gab es am Mittwochabend lautstarke Buhs für die ideenreiche und unkonventionelle Inszenierung von Regisseur Valentin Schwarz. http://www.musik-heute.de/24317/buh-rufe-fuer-siegfried-bei-bayreuther-festspielen/
Bayreuth: Dieser Siegfried hätte in Bayreuth noch weitersingen können, bis die Sonne aufgeht Von Mythos und Mystik ist nicht viel zu spüren Klassik-begeistert.de
Dirigent Cornelius Meister bei den Bayreuther Festspielen: „Ich durchlebe eine Traumphase“
Eigentlich war Cornelius Meister für den „Tristan“ vorgesehen, doch nun stemmt der Dirigent kurzfristig den neuen Bayreuther „Ring“. Obwohl dieses Mammutunterfangen mit nur einigen Tagen Vorlauf fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, folgte Meister dieser Aufforderung sehr gerne, verrät er im BR-KLASSIK-Interview. BR-Klassik.de
Bayreuth Bayreuther Festspiele – der neue „Ring“: „Götterdämmerung“ live im Videostream
Mit der „Götterdämmerung“ endet Wagners Weltendrama „Der Ring der Nibelungen“. Wie wird Regisseur Valentin Schwarz diesen Höhepunkt der Tetralogie in Bayreuth umsetzen? Seien Sie live dabei: BR-KLASSIK überträgt die Premiere der „Götterdämmerung“ im Radio und als Video-Livestream. BR-Klassik.de.aktuell
Vom Hort in die Schönheitsklinik
Der neue Bayreuther „Ring“ hat kein Glück mit „Wotan“: Bei der Premiere der „Walküre“ verletzt Sänger Tomasz Konieczny sich am Montagabend in der Rolle des Göttervaters so schwer, dass er nicht weitersingen konnte. Zum Glück gab es Ersatz. Davon einmal abgesehen: Regisseur Valentin Schwarz bleibt in seiner Deutung des Geschehens weiterhin ziemlich rätselhaft. https://www.wn.de/muensterland/kultur-regional/vom-hort-in-die-schonheitsklinik-2607824
„Die Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen: Ein Gott dankt ab
… und Regisseur Valentin Schwarz verweigert auf der Bühne Walkürenritt, Feuerzauber und andere Wagner-Hits: der zweite Abend des neuen Bayreuther „Rings“. Tagesspiegel.de
Bayreuth „Das Rheingold“ in Bayreuth: Poolparty mit Kindesentführung
Valentin Schwarz und Cornelius Meister inszenieren Wagners „Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther Festspielen neu. Der Auftakt mit „Das Rheingold“ war brav und fern von großartig. Tiroler Tageszeitung.com
Bayreuther Festspiele: „Walküre“ mit Bühnenunfall Wotans
Ein Abend mit Höhen und Tiefen, bei dem sich Tomasz Konieczny verletzte. Ab Mittwoch soll er jedoch wieder auf der Bühne stehen Der Standard.at.story
Bayreuther Festspiele – „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ (Podcast) swr.de.klassik
Festspiel-Regisseurin: „Musiker füttern Putins Propagandamaschinerie“
Sie brachte die Causa Solway bei den Salzburger Festspielen ins Rollen: Yana Ross über russische Geldflüsse und den Grund, warum Dirigent Teodor Currentzis kein Opfer ist DerStandard.at.story
Der Schlager „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen“ von Robert Stolz aus dem Jahr 1935 ist immer noch bekannt und beliebt, besonders bei den Herren älterer und mittlerer Generation. Aber nicht jeder weiß, dass der erste Interpret dieses Liedes der polnische Startenor jüdischer Herkunft Jan Kiepura (1902-1966) war, der sowohl in Opern als auch in Operetten und in zwölf Musikfilmen auftrat. Legendär sind seine spontanen, öffentlichen Auftritte; einmal sang er sogar stehend auf dem Dach eines Taxis.
Im Mai 2022 war der 120. Geburtstag dieses Sängers und Schauspielers, der in den 1920er und 1930er Jahren eine große Karriere ebenfalls im deutschsprachigen Raum machte. Leider fiel seine berufliche Tätigkeit in Deutschland mit der Herrschaft der Nationalsozialisten zusammen, die versuchten, den Künstler für ihre Propagandazwecke zu nutzen.
von Jolanta Łada-Zielke
Jan Kiepura wurde 1902 in Sosnowitz (Polnisch: Sosnowiec) geboren. Nach einer Gesangsausbildung in Warschau debütierte er 1924 an der Lemberger Oper. Von 1926 bis 1928 sang er an der Wiener Staatsoper, worauf Engagements auf allen bedeutenden Opernbühnen Europas folgten. 1938 verpflichtete ihn schließlich die Metropolitan Opera. Carsten Roschke behauptet, in deutschen „Sängerfilmen“ gelänge der polnische Tenor dank seinem hervorragenden Belcanto, sowie der Fotogenität, Ausdruckstärke und dem strahlenden Optimismus zu Berühmtheit [1]. Der Sänger spielte und sang in den Produktionen: „Ein Lied für Dich“ (1933), „Mein Herz ruft nach Dir“ (1934), „Ich liebe alle Frauen“ (1935), „Im Sonnenschein“ (1936).
Die Nationalsozialisten versuchten Kiepura zum „beliebtesten Tenor der Welt“ zu erheben. Hermann Göring förderte polnische Künstler bei deren Gastspielen im „Dritten Reich“ und organisierte sogar die Berlinpremiere von Moniuszkos Oper „Halka“ 1936. In der Aufführung dieser Oper in Hamburg im Mai 1935 sang Kiepuras jüngerer Brüder Władysław Ladis, auch ein Tenor, als einziger Pole in der Besetzung. All diese Aktionen waren umso erstaunlicher, als bereits 1933 das deutsche Konsulat in Kattowitz feststellte, dass Kiepuras Vater ein jüdischer Bäckermeister aus Sosnowiec war. Im November 1933 erklärte jedoch die reichsdeutsche Fachpresse Jan Kiepura als „gebürtigen Polen“. „Ladas Klassikwelt 94: Erinnerungen an Jan Kiepura – Teil 1 klassik-begeistert.de“ weiterlesen
Foto: Matinee 20151011 KS Janowitz und KS Ludwig, youtube.com
von Peter Sommeregger
Die Tochter eines deutsch-österreichischen Ehepaares wurde zwar in Berlin geboren, wuchs aber in Graz auf, wo sie das Konservatorium besuchte. Ein Stipendium der Grazer Richard-Wagner-Gesellschaft ermöglichte ihr einen Aufenthalt in Bayreuth, wo sie bereits 1960 als Blumenmädchen im „Parsifal“ unter dem legendären Hans Knappertsbusch debütierte.
Ihre glasklare, leuchtende Höhe war so unverwechselbar, dass gleich mehrere Dirigenten der Spitzenklasse sie gleichzeitig entdeckten. Karl Böhm erneuerte 1963 eine alte Tradition, als er zum Auftakt der Festspiele Beethovens 9. Symphonie aufführte, mit der noch weitgehend unbekannten Gundula Janowitz als Sopran-Solistin. Herbert von Karajans erster Beethoven-Zyklus für die Deutsche Grammophon wurde ihre erste Schallplatten-Aufnahme, mit dem Solo in der 9. Symphonie brannte sich die Charakteristik dieser Stimme ins Ohr der Klassik-Szene. Die weiteren Karriere-Schritte ergaben sich schnell. Karajan holte sie ins Ensemble der Wiener Staatsoper, wo sie anfangs in kleinen Rollen bereits sehr positiv auffiel. Dem Wiener Publikum war zu diesem Zeitpunkt unverständlich, dass der große Otto Klemperer die Sängerin für seine, inzwischen legendäre und unerreichte „Zauberflöte“-Einspielung als Pamina besetzte, die Janowitz am Wiener Haus aber noch Mägde in „Elektra“ und andere „Wurzen“, wie der Wiener sagt, singen musste. „Sommereggers Klassikwelt 147: Gundula Janowitz zum 85. Geburtstag Klassik-begeistert.de“ weiterlesen
Bayreuther Festspiele, 31. Juli und 1. August 2022
Richard Wagner Rheingold (31. Juli 2022) PREMIERE
Die Walküre (1. August 2022)
Dr. Klaus Billand
Der neue Bayreuther „Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung des bis davon völlig Wagner-unerfahrenen Oberösterreichers Valentin Schwarz steht bei der Hälfte. So sind ein paar Beobachtungen schon möglich und durchaus angezeigt, obwohl man gerade bei der Tetralogie von Richard Wagner den Tag nicht vor dem Abend bewerten (statt loben) sollte, d.h. erst nach der „Götterdämmerung“. Nach der präsentiert sich auch das leading team erstmals dem Publikum vor dem Vorhang. Und da ist schon jetzt für große Unruhe gesorgt, deren erster Teil sich gleich nach den letzten Takten des „Rheingold“ in einem signifikanten Buh-Sturm entlud.
Das, was man vom Einspringer Cornelius Meister mit dem Festspielorchester in nur etwas mehr als 2 Stunden und 20 Minuten erlebt hatte, war dezent gesagt höchst ungewöhnlich und auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, wenn es denn je gelänge… Klar wurde schnell, auch gestern Abend bei der „Walküre“-Premiere, dass der „Ring“ auf diese Weise wohl nur von jemandem konzipiert und interpretiert werden kann, der – auch wenn er sagt, das Stück habe ihn von früher Jugend an schon beschäftigt – ein großes Vakuum an Aufführungs-Erfahrung und damit auch Würdigung der Inszenierungsstile und Interpretationen der letzten 40-50 Jahre, und nicht nur in Bayreuth, aufweist.
Bayreuther Festspiele, 1. August 2022 Richard Wagner, Die Walküre
Fotos: Enrico Nawrath
von Andreas Schmidt
Berichten wir es sachlich: Bei der Bayreuther RING-Premiere der „Walküre“ hat sich „Wotan“-Sänger Tomasz Konieczny am Montagabend so schwer verletzt, dass er nicht weitersingen konnte. Für ihn sprang im dritten Aufzug der Richard-Wagner-Oper kurzfristig ein Kollege ein.
Der Welt-Star Konieczny hatte sich die Verletzung im zweiten Aufzug zugezogen, als er sich in einen Eames Chair fallen ließ, dessen Rückenlehne daraufhin abbrach. Von seiner Verletzung war zunächst nichts zu merken. Er brachte den zweiten Akt mehr als professionell zu Ende.
Doch nach der Pause kehrte er nicht auf die Bühne zurück. Der Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, Hubertus Herrmann, trat vor Beginn des dritten Aufzugs vor den Vorhang und informierte die Zuschauer über die kurzfristige Umbesetzung. Michael Kupfer-Radecky sprang kurzfristig ein.
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Tomasz Konieczny (* 10. Januar1972 in Łódź) ist ein polnischer Opernsänger (Bass/Bassbariton) und Schauspieler. Er gilt vielen professionellen Beobachtern als der beste „Holländer“ der Welt und der beste Wotan der Welt. Im vergangenen Sommer passierte Unglaubliches bei
den Münchner Opernfestspielen. Tomasz sang die erste Arie so unglaublich viril und stark, dass hunderte Menschen im Nationaltheater anfingen, Applaus zu spenden – ein absolutes NoGo bei Wagner-Opern während der Aufführung.
Jahrelang war Tomasz Konieczny in DEM Opernhaus der Welt – Wiener Staatsoper – DER Wotan, frenetisch gefeiert nach dem „Rheingold“, der „Walküre“ und als Wanderer im „Siegfried“.
An diesem Abend auf dem Grünen Hügel in Bayreuth, Oberfranken, war Tomasz Konieczny ein richtig guter Wotan. Gottgleich mit Tiefen, die einen erschaudern ließen… und auch im piano butterweich und cremig.
Dann die Szene im zweiten Aufzug: Tomasz Konieczny setzt sich in seinen Chair, lehnt sich nach hinten – und potz der Blitz: fällt mit der Lehne nach hinten auf den Boden.
Und dann das Tier, dieser Mann ist extrem ehrgeizig: Er spielt einen Wotan, dem dieses Unglück – von der Regie her – absichtlich passiert ist. Er schmeißt die Lehne noch mal auf den Boden, tritt sie, ja, Tomasz ist ein ausgebildeter Schauspieler…
Der Pole singt danach ohne mit der Miene zu zucken weiter… Niemand im Saal ahnte, dass er große Schmerzen hatte. Der Bassbariton sang mit einer Power, einer Hingabe, die kaum zu überbieten war. Seine virile Stimme offenbarte schier unendliche Kraftreserven. Der Publikumsliebling an der Wiener Staatsoper konnte in allen Lagen vollends überzeugen, auch in leiseren, zarteren Passagen.
Michael Kupfer-Radecky sang die Partie sehr gut zu Ende und bekam einen verdienten, tosenden Applaus. Ihn zeichnet ein sehr erlesen-baritonales Timbre aus, sehr angenehm, mit feinen Nuancen. Die Ultra-Power eines Konieczny zum Schluss des dritten Aktes hat er nicht. Allein, nur seine Professionalität als Cover hat diese Aufführung gerettet.
Ich sprach nach Ende der Aufführung mit Tomasz Konieczny: „Ich habe eine Prellung – der Festspielarzt hat sofort gesagt, es geht nicht weiter. Ich mache am Dienstag weitere Untersuchungen und werde dann sehen, ob ich den Wanderer im ‚Siegfried‘ am Mittwoch singen kann“, sagte der Pole.
Das Team von klassik-begeistert.de wünscht dem Wotan unserer Tage gute Besserung. Glücklicherweise ist Tomasz’ Frau mit ihm in Bayreuth.
Ich sprach nach der Aufführung auch mit einem renommierten Mediziner. Prof. em. Dr. med. Markus Schneider, Departement Anästhesie, Universitätsspital Basel, Schweiz, sagte:
„Als Besucher der Walküre kam mir der Gedanke, als der Designerstuhl in Brüche ging, als sich der Sänger des Wotan schwungvoll hinsetzte, dass es sich um einen potenziell gefährlichen Regieeinfall handelte; obwohl der Sänger mit einem Krach, der bis zu meinem Sitzplatz in der 23. Reihe gut hörbar war, auf den Rücken gestürzt war. Da Tomasz Konieczny ohne sichtbare Behinderung weiterspielte, wurde ich in dieser Annahme bestärkt.
Erst die Mitteilung vor dem 3. Aufzug, dass Tomasz Konieczny wegen dieses Zwischenfalls nicht weiterspielen könne, hat das Bild verändert.
Aus persönlicher Erfahrung drängten sich mir folgende Fragen auf:
Der Sänger hat Glück gehabt, wenn er sich beim Sturz wirklich „nur“ eine Prellung zugezogen hat.
Da es sich um einen Zwischenfall handelt, der gegebenenfalls von der Unfallversicherung des Theaters übernommen werden müsste, falls später Komplikationen auftreten, würde diese wahrscheinlich objektive Befunde durch eine Bildgebung (MRT oder CT) verlangen. Deshalb würde ich, auch wenn die Situation dies heute Abend noch nicht als vordringlich hat erscheinen lassen, als Betroffener auf einen Ausschluss einer Verletzung knöcherner Strukturen (Wirbelsäule) nicht verzichten, auch wenn es nur aus Sicherheitsüberlegungen ist.“
Den meisten Applaus an diesem Abend bekam Lise Davidsen (Sieglinde), kurz gefolgt von Klaus Florian Vogt (Siegmund), Wotan-Einspringer Michael Kupfer-Radecky und Georg Zeppenfeld (Hunding),
Der Wagner-Shooting-Star der letzten Jahre, Lise Davidsen, 35, wurde als Sieglinde erneut allen höchsten Erwartungen mehr als gerecht. Ihr runder, dunkel timbrierter Sopran strahlt in allen Lagen souverän und verfügt im Timbre über eine Fülle individueller Farben. Da glüht etwas in dieser Stimme, das an ihre Landsfrau Kirsten Flagstad erinnert. Die beste weibliche Wagner-Sängerin der Welt bekam den meisten Applaus. Ja: Brava-Stürme! Frau Davidsen geht stimmlich schon fast in den dramatischen Bereich, sie ist etwas vibratoreicher als im Vorjahr. Möge Sie bitte Ihre Jahrhundertstimme gut pflegen.
Foto: Lise Davidsen (Sieglinde), Klaus Florian Vogt (Siegmund).Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele
Klaus Florian Vogt und Lise Davidsen sind als Wälsung-Braut- und Zwillingspaar DIE Traumbesetzung des 21. Jahrhunderts. Auf eine viel kritisierte Rheingold-Inszenierung folgt eine umjubelte szenische Walküre-Darbietung. Überschattet wurde die lang ersehnte Walküre-Premiere leider von einem Bühnenunfall, weshalb sich zwei Ausnahme-Sänger den Wotan teilen mussten.
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 1. August 2022
„Wälse! Wälse!“, singt Siegmund, Oktavsprünge über einem dicken Tremolo-Streicherklang. Klingt so, als würde ein Gewichtheber das Festspielhaus mit einer Hand hochheben. Völlig mühelos und trotzdem voller Kraft, das kann auch nur Klaus Florian Vogt. So geht das den ganzen ersten Aufzug, so klingt ein siegender Siegmund. Gibt es eigentlich eine Wagner-Rolle, die der Holsteiner im Moment nicht abräumt?
Natürlich hört man, dass seine Stimme sich wandelt. Die vibratoarme Lyrik – einst sein Stolzing-Markenzeichen – weicht einem heldenhafteren, intensiveren Klang. Muss auch so sein, spätestens, wenn er sich nächstes Jahr an den Siegfried wagt. Oder doch nicht? Winterstürme wichen dem Wonnemond, die berühmte Liebesarie des Siegmunds, da schwebt sein Gesang nur noch in der Luft, eben auf linden Lüften. Kein Held mit dem Schwert, stattdessen fließen die Worte wie der Bach, in dem Sieglinde ihr eigen Bild erblickt.
Klaus Florian Vogt, (c) Hoffmann
Stichwort Sieglinde: Lise Davidsen wurde schon letztes Jahr als Elisabeth grandios gefeiert, mit dieser Sieglinde legt sie noch mal richtig nach. Ihre Stimme dringt ein, tief ins Herz, tief in die Seele. Eine Frau wie ein Turm, stimmlich wie darstellerisch. Sie singt eine Note, reißt alle Gedanken der knapp 2.000 ZuschauerInnen fest an sich. Ich wage es zu sagen: Sie war noch ein Ticken besser als Vogt, noch etwas fesselnder.
Tomasz Konieczny („Halbzeit“ – Wotan in „Die Walküre). Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DIENSTAG-PRESSE – 2. AUGUST 2022
Bayreuther „Walküre“ von Wotan-Unfall überschattet
Die Familienaufstellung geht weiter: Nach dem Vorabend „Rheingold“ am Sonntag wurde der neue Bayreuther Festspielring in der Regie des jungen österreichischen Regisseurs Valentin Schwarz am Montag mit der „Walküre“ fortgesetzt. Und die Arbeit lässt bereits jetzt den ersten Schluss zu, dass sich derzeit in Bayreuth der erste wirkliche „Ring“ des 21. Jahrhunderts entfaltet. Schwarz setzt die Wagner-Welt radikal und umstandslos ins Heute. https://www.sn.at/kultur/allgemein/bayreuther-walkuere-von-wotan-unfall-ueberschattet-125095789
Was Netflix und Kinderhandel mit den Bayreuther Festspielen zu tun haben
Die Premiere zu Wagners „Der Ring des Nibelungen“ überrascht. Und das nicht nur, weil Regisseur Valentin Schwarz die Oper als „Netflix-Serie“ angelegt hat. https://www.dw.com/de/bayreuther-festspiele-rheingold-premiere/a-62668855
Bayreuth Der Wotan-Clan
Überraschung! Beim neuen Bayreuther „Ring“ wird im „Rheingold“ kein Geschmeide geraubt, sondern die Zukunft – in Gestalt von Klein-Siegfried. Ein erster Eindruck vom „Ring“-Auftakt unter Regie von Valentin Schwarz. Tagesspiegel.de
Bayreuther „Ring“-Auftakt mit „Rheingold“ Hilfe, die Kinder wurden entführt!
Als Familiensaga legt Valentin Schwarz den neuen Bayreuther „Ring“ an, mit einer unverbesserlichen Eltern-Generation und geraubten, traumatisierten Sprösslingen. Tagesspiegel.de
Bayreuth
Bayreuther Festspiele: Aus „Ring“ wird „Kinderhändlerring“? DerStandard.at.story
Dialektisch gewitzter Serienstart
Bei den Bayreuther Festspielen hat der neue Ring mit dem Rheingold vielversprechend begonnen NeueMusikzeitung/nmz.de
In Bayreuth wird das Goldkind zum Berserker
Wird das nun der „Kinder-„Ring““? Begeisterung und Buhs für das „Rheingold“, den Auftakt des neuen „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth, inszeniert von Valentin Schwarz als Geschichte eines mafiösen Familienclans. Gesungen wird allzu durchschnittlich. https://www.diepresse.com/6172322/in-bayreuth-wird-das-goldkind-zum-berserker
Ein Wechsel auf die Zukunft?
Der neue „Ring des Nibelungen“ hat vielversprechend begonnen. WienerZeitung.at
Der Kinderhändler-Ring
Im Stil einer Netflix-Serie will der junge Regisseur Valentin Schwarz Wagners „Ring“ in Bayreuth erzählen: Als Familiensaga, die in unserer Gegenwart spielt. Eingesprungen für den an Corona erkrankten Dirigenten Pietari Inkinen ist Cornelius Meister. Gestern hatte das „Rheingold“ Premiere. BR-Klassik.de
Mozart in Salzburg. Authentischer kann es gar nicht sein. Überhaupt wenn man nur einen Steinwurf entfernt von Mozarts Wirkungsstätten im Konzertsaal sitzt – Geburtshaus, „Tanzmeisterhaus“ und wer weiß schon, an welchen Orten er hier zu Lebzeiten noch gewandelt ist. Dass dabei mehr als nur Hochgefühle entfachen, ist aber nicht nur der unmittelbaren geographischen Nähe zu verdanken, sondern auch Riccardo Minasi.
Mit welchem Feuer der gebürtige Römer das Mozarteumorchester durch Mozarts letzte drei Sinfonien geleitet, ist atemberaubend. Dabei reizt er das Spiel mit den Tempi enorm aus. Geht an die Grenzen, ohne sie aber jemals wirklich zu überschreiten. Mozarts Musik, balanciert zwischen vehementer Rasanz und fast schon Stillstand. So erweckt man diese adeligen Edelsteine zu neuem Leben.
Mozarts Symphonien voller Energie und Leben
„Ich mag den Minasi“, erzählt eine Frau, die über beide Ohren strahlt. Früher sei er sogar noch richtig in die Höhe gesprungen. Jetzt begnügt er sich mit energischer Zeichengebung. Reißt mal die Hände in die Höhe, als wolle er den Allerheiligsten beschwören. Vor allem dann, wenn er ein energiegeladenes Forte im Tutti fordert. Legt dann so nebenbei mal einen flotten Hüftschwung ein, wenn er es dolce, „süß“ und verspielt möchte. Oder setzt auch schon Mal beinahe zum Kopfball an, wenn er den Einsatz den zweiten Geigen in die Hände spielt. Dabei entsteht eine enorme Spielfreude, die auch auf den Gesichtern vieler Musiker abzulesen ist – vor allem auf dem der weiblichen.
Dass die Symphonien allerdings wirklich lebendig klingen, ist überwiegend seinem Spiel mit der Agogik zu verdanken. Wie zum Beispiel im Andante der berühmten g-Moll Symphonie KV 550, die fast schon jedes Kind erkennt. Möchte man zumindest hoffen, überhaupt in Salzburg. In diesem so zärtlichen Andante, einem Hauch von Nichts, da verzögert er immer wieder mal punktuell. Reizt das Tempo fast schon bis zum Stillstand aus, nur um danach rasant zu explodieren, und so den Kontrast zu betonen, den es zwischen den lyrischen und energischen Stellen auf jeden Fall hervorzuheben gilt.
Ich habe meine Verbindung der beiden Werke gefunden: das Orchester antwortet in beiden Werken auf den Gesang. Spiegelt die dunkle Emotion in mir, sie so unmittelbar in mein Inneres fährt, dass ich verzweifelt erbebe durch Teodor Currentzis’ großartig arrangierte Klangmagie.
Großes Festspielhaus, Salzburg, 31. Juli 2022
BÉLA BARTÓK (1881 – 1945)
HERZOG BLAUBARTS BURG
A kékszakállú herceg vára — Oper in einem Akt op. 11 Sz 48 (1918)
Libretto von Béla Balázs
In ungarischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
CARL ORFF (1895 – 1982)
DE TEMPORUM FINE COMOEDIA
Das Spiel vom Ende der Zeiten — Vigilia (Endfassung 1981)
Libretto von Carl Orff unter Verwendung von Texten aus den Sibyllinischen Weissagungen und den Orphischen Hymnen
In altgriechischer, lateinischer und deutscher Sprache mit deutschen und englischen ÜbertitelnMit Unterstützung der Carl-Orff-Stiftung
Teodor Currentzis Musikalische Leitung Romeo Castellucci Regie, Bühne, Kostüme und Licht Cindy Van Acker Choreografie Piersandra Di Matteo Dramaturgie
Gustav Mahler Jugendorchester musicAeterna Choir, Vitaly Polonsky Choreinstudierung Bachchor Salzburg, Benjamin Hartmann Choreinstudierung
Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor, Wolfgang Götz Choreinstudierung
von Frank Heublein
In der Felsenreitschule in Salzburg wird heute die Kombination von Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Carl Orffs De temporum fine comoedia aufgeführt.
Dunkel. Der Vorhang geschlossen. Die markante Zeile im Prolog lautet für mich „Wo ist die Bühne? Draußen oder drinnen?“ Für mich persönlich ist das intensivere Spiel drinnen in mir. Leise setzt die Musik ein. Der Vorhang öffnet sich. Außer einigen wenigen unterschiedlich geformten mal auflodernden und mal verlöschenden Feuerstellen, die im sehr flachen Wasser stehen, füllt die ganze Aufführung dunkle Schwärze.
Ich werde mit meiner eigenen Vorstellung konfrontiert. Die ganze Dramatik der Räume hinter den verschlossenen sieben Türen. Die Ambivalenz von blutiger Schönheit, in der ich die ausweglose Verbindung von Liebe und Schmerz erkenne. Alles vor meinem inneren Auge. Die untrennbare Verbundenheit der Elemente entfacht das Gustav Mahler Jugendorchester unter der Leitung von Dirigent Teodor Currentzis in mir. Musikalischen Flammen lodern in mir schmerzvoll heiß, als käme ich dem echten Feuer auf der Bühne zu nahe. „Béla Bartók Herzog Blaubarts Burg und Carl Orff De temporum fine comoedia Großes Festspielhaus, Salzburg, 31. Juli 2022“ weiterlesen