Alpträume im Stress-Labor: "Tierquälerei" im ethischen Sinne mit Kaninchen in der Staatsoper Unter den Linden – muss das sein im neuen Berliner RING?

Robert Watson (Siegmund), Vida Miknevičiūtė (Sieglinde) ©  Monika Rittershaus

Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann in der Berliner Staatsoper.

Staatsoper Unter den Linden, Premieren, 2. und 3. Oktober 2022

von Kirsten Liese

Man hat sich mittlerweile fast daran gewöhnt, dass sich auf der Bühne abstruse Dinge ereignen, die mit Wagners Ring wenig zu tun haben. Aber auf das, was mir nun an der Berliner Staatsoper präsentiert werden würde, war ich nicht gewappnet: Ich wollte zuerst meinen Augen gar nicht trauen, befanden sich in den Käfigen, die Dmitri Tcherniakov in seine Inszenierung an der Berliner Staatsoper einbezieht, allen Ernstes echte Kaninchen? Mich hat dieses beklemmende Szenarium schon im Rheingold so stark beunruhigt, dass ich mich auf die Musik kaum noch konzentrieren konnte. Noch hoffte ich, dass es sich um computergesteuerte Attrappen handeln könnte. Aber leider bestätigte meine Anfrage bei der Pressesprecherin der Staatsoper Unter den Linden, Victoria Dietrich, meine Befürchtungen, dass hier doch echte Tiere ohne Not einem Wahnsinnsstress ausgesetzt werden.

Wie kann es angehen, dass solche Form von „Tierquälerei“ – im ethischen Sinne, nicht im Sinne des deutschen Rechts – an einer deutschen Bühne Erlaubnis findet? Wo bleibt die Verantwortung des Intendanten? Wo bleibt die Empathie in der Kunst? „Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann an der Berliner Staatsoper
Staatsoper Unter den Linden, Premieren 2. und 3. Oktober 2022“
weiterlesen

DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. OKTOBER 2022

Anja Kampe (Brünnhilde), Michael Volle (Wotan), ©  Monika Rittershaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. OKTOBER 2022

Berlin/Staatsoper
Szenisch einleuchtender, musikalisch fesselnder: „Die Walküre“ an der Lindenoper
Stürmisch ist er, der Beginn der „Walküre“, die einen Tag nach dem „Rhein­gold“ an der Berliner Staatsoper Premiere hatte. Christian Thielemann nimmt ihn rasant. Der „Zirkus Walküre“ (Friedrich Nietzsche) liegt ihm hörbar mehr als der Vorabend der „Nibelungen“-Tetralogie. Auch ist die Regie von Dmitri Tcherniakov am zweiten Abend bezwingender und verständlicher als im „Rheingold“.
NeueMusikzeitung/nmz.de

Die Walküre an der Staatsoper: Wonnemond und Tränen
Er ist der beliebteste der vier Ring-Teile. Richard Wagners Walküre hatte vor ausverkauftem Haus Premiere, mit Christian Thielemann am Pult. Maria Ossowski ist begeistert, aber auch sauer.
rbb24.kultur

Die Walküre
Am zweiten Abend dieses Ring-Zyklus wird das Konzept des Regisseurs Dmitri Tcherniakov allmählich klarer: es ist ein gnadenloser, kalter Blick auf die handelnden Personen, die bei ihm Versuchsobjekte im Forschungslabor sind, oder als deren Beobachter agieren. Hundings Hütte im ersten Akt ist eine völlig transparente Kleinwohnung mit Kühlschrank, Waschmaschine, etc. Durch eine nur in einer Richtung transparente Glasscheibe kann der Institutsleiter Wotan jede Bewegung der Personen beobachten.
Siegmund ist ein entsprungener Häftling, sein unfreiwilliger Gastgeber Hunding ist Polizist. Als Hunding zu Bett geht- er tut dies in Unterwäsche und Socken(!)- ist auch das genau zu sehen. Wie im zweiten Akt zu sehen ist, gelingt dem Liebespaar Siegmund und Sieglinde die Flucht aus dem Gebäudekomplex des Institutes nicht, sie irren durch die Stockwerke, vorbei an Kaninchenställen mit Versuchstieren. Siegfrieds tödlicher Kampf mit Hunding ist nur akustisch wahrnehmbar, in der Version Tcherniakovs wird Hunding danach von Wotan weggeschickt, Siegmund von Security-Männern ermordet. Wer beim Walkürenritt des dritten Aktes auch ein optisches Spektakel erwartet, wird enttäuscht: es treten acht Mädels in Sportklamotten auf, kommen offenbar direkt vom workout in den Konferenzraum des Institutes. Ein berührendes Bild gelingt dem Regisseur am Ende: das Bühnenbild fährt mit Wotan in den Bühnenhintergrund zurück, Brünnhilde bleibt allein und isoliert auf der leeren, schwarzen Bühne zurück, der Kälte und Einsamkeit überlassen. Das war stark!
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de „DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. OKTOBER 2022“ weiterlesen

Zwei Dänen aus Nordjüttland genießen ein tolles Musikwochenende in Hamburg

Fotos: © Westermann / Staatsoper Hamburg

von Andreas Schmidt

Restlos begeistert waren am vergangenen verlängerten Wochenende die beiden Norddänen Dorte und Torben Westmark: begeistert von der Kultur- und Musikstadt Hamburg. Das Ehepaar lebt in einem Dorf an der Tanisbugt zwischen Hirtshals und Skagen. Die nächste größere Spielstätte liegt 80 Kilometer entfernt, in Aalborg, richtige Oper gibt es knapp 200 Kilometer entfernt in Aarhus. Warum also nicht gleich mal 530 Kilometer nach Hamburg fahren und dort große Musik, die Großstadt und gutes Essen genießen?

Die Westmarks, sie unterrichtet angehende Lehrer, er ist Berater in einer Sparkasse und ehemaliger Jugendnationalspieler Dänemarks, hatten sich außer einem Besuch in der Elbphilharmonie mit zwei Jugendorchestern aus Deutschland und der Schweiz zwei Aufführungen in der Staatsoper Hamburg ausgesucht, die in Dänemark einen sehr guten Ruf genießt. Die Elbphilharmonie ist eh „Kult“ bei unserem nördlichen Nachbarn. Fast jeder Däne kennt diese Landmark an der Elbe Auen. „Nabucco, Carmen, Elbphilharmonie-Konzert
Hamburg, 30. September – 2. Oktober 2022“
weiterlesen

La Traviata – „die vom rechten Weg Abgewichene“

Nina Minasyan (Violetta Valéry), Liparit Avetisyan (Alfredo Germont)
© Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Semperoper Dresden, 2. Oktober 2022 PREMIERE

La Traviata
Musik von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave

Sächsische Staatskapelle Dresden
Sächsischer Staatsopernchor
Leonardo Sini, Dirigent
Barbora Horáková Joly, Inszenierung
Eva-Maria Van Acker, Bühnenbild

Solisten
Violetta Valéry, Nina Minasyan
Alfredo Germont, Liparit Avetisyan
Giorgio Germont, Alexey Markov
Flora Bervoix, Štěpánka Pučálková

von Olaf und Brigitte Barthier

Die Uraufführung fand 1853 in Venedig statt und war zunächst kein großer Erfolg. Erst am 6. Mai 1854 wurde die Oper nach einigen Änderungen von Verdi wieder in La Fenice aufgeführt, dieses Mal in Abwesenheit des Komponisten, und wurde zu einem riesigen Erfolg. Verdis La Traviata ist in Italien das Repertoire-Stück Nr. 1 an jedem Opernhaus, so wie in Deutschland Mozarts Zauberflöte. Es ist daher eine besondere Herausforderung, dieses Stück zu inszenieren, da es Legionen von Interpretationen gibt. „Giuseppe Verdi, La Traviata
Semperoper Dresden, 2. Oktober 2022 PREMIERE“
weiterlesen

Mehr als ein Best of Mozart verbinden

Sebastian Fortak (Puppenspieler), Vanessa Waldhart, Luise Friederike Hennig (Puppenspielerin)© Anna Kolata

Puppentheater Halle , Oper Halle, 1. Oktober 2022 (Premiere)
Saal im Puschkinhaus

Staatskapelle und Ballett Halle,
Michael Wendeberg, Dirigent


Der neue Schauspieldirektor

Komisches Singspiel mit neu zusammengestellter Musik  von Wolfgang Amadeus Mozart. Libretto von Ralf Meyer nach Mozarts „Der Schauspieldirektor“ (1786) von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren.

von Dr. Guido Müller

Was entsteht, wenn sich Sängerinnen wünschen, was sie immer schon mal oder wieder von Mozart singen wollen und daraus ein neues Werk entsteht, das wie der ursprüngliche „Schauspieldirektor“ von Mozart auch noch in aktuelle soziale und politische Kontexte als Auftragswerk des Kulturstaatssekretärs (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen in Sachsen-Anhalt wären rein zufällig – gespielt von Sebastian Fortak) gestellt wird? Und wenn das Ganze auch noch auf die Bühne des international renommierten Puppentheaters Halle gestellt wird, deren Intendant Christoph Werner außer der Oper Halle und der Staatskapelle auch noch gleich das Ballett dazu einlädt. Auch als Sprecherin in ihrer Muttersprache sehr schön die Tänzerin Margherita Sabbadini und Choreografie Michal Sedláček.

Margherita Sabbadini © Anna Kolata

„Der neue Schauspieldirektor, neu zusammengestellte Musik von W.A. Mozart
Puppentheater Halle, Oper Halle, 1. Oktober 2022 (Premiere)“
weiterlesen

„Die Walküre“ Unter den Linden: Die Wälsungen werden einer Vivisektion unterzogen

Foto: Anja Kampe (Brünnhilde), Michael Volle (Wotan), © Monika Rittershaus

Am Ende wieder jubelnder Applaus für alle, nur der Tenor Robert Watson (Siegmund) erhält lautstarke Buhs, die nur bedingt gerechtfertigt waren. Die Spannung und Erwartungshaltung für die ausstehenden Teile des Ringes steigt!

Richard Wagner Text und Musik
Die Walküre

Christian Thielemann, Dirigent
Staatskapelle Berlin

Dmitri Tcherniakov, Regie und Bühnenbild  

Staatsoper Unter den Linden, 3. Oktober 2022 Premiere

von Peter Sommeregger

Am zweiten Abend dieses Ring-Zyklus wird das Konzept des Regisseurs Dmitri Tcherniakov allmählich klarer: es ist ein gnadenloser, kalter Blick auf die handelnden Personen, die bei ihm Versuchsobjekte im Forschungslabor sind, oder als deren Beobachter agieren. Hundings Hütte im ersten Akt ist eine völlig transparente Kleinwohnung mit Kühlschrank, Waschmaschine, etc. Durch eine nur in einer Richtung transparente Glasscheibe kann der Institutsleiter Wotan jede Bewegung der Personen beobachten. „Richard Wagner, Die Walküre
Staatsoper Unter den Linden, 3. Oktober 2022 Premiere“
weiterlesen

Neue Traviata in Dresden: Nina Minasyan verzaubert das Publikum

Štěpánka Pučálková, Tänzer und Tänzerinnen © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

La Traviata
Giuseppe Verdi

Melodramma in drei Akten
Libretto von Francesco Maria Piave

 

Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
Leonardo Sini   Dirigent

Barbora Horáková Joly   Inszenierung
Eva-Maria van Acker   Bühnenbild

Semperoper Dresden, 2. Oktober 2022 PREMIERE


von Willi Patzelt

La Traviata, Verdis statistisch gesehen erfolgreichste Oper, ist ein Meilenstein der Musikgeschichte. Viele Generationen haben ergriffen in Opernhäusern auf der ganzen Welt mitgelitten, haben in dieser herrlichen Musik geschwelgt. Die Traviata ist die „vom Wege Abgekommene“. Was aber bringt diese Frau vom Weg ab, macht sie also zur Traviata? „Nur“ die Verhältnisse und das Schicksal? Irgendwo kratzt diese Oper schon am Tor zum Verismo – und ist dennoch eine zeitlose Geschichte. In der neuen Inszenierung von Barbora Horáková Joly an der Dresdner Semperoper zeigt sie eine Traviata losgelöst von Zeitumständen, ja relevant für unser Leben. Und so sieht man eine Traviata aus sehr weiblicher Sicht – durchaus diskussionswürdig, aber sehr gelungen. „Giuseppe Verdi, La Traviata
Semperoper Dresden, 2. Oktober 2022 Premiere“
weiterlesen

„Rheingold“ Unter den Linden: Es gibt Ärger im Stresslabor

Foto: Monika Rittershaus

Erste Zwischenbilanz für den neuen Ring: großartige musikalische Umsetzung, schwache, einfallslose Regie. Am Ende tosender Beifall.

Richard Wagner
Das Rheingold

Christian Thielemann, Dirigent
Staatskapelle Berlin

Dmitri Tcherniakov, Regie und Bühnenbild

Staatsoper Unter den Linden, Premiere am 2. Oktober 2022

 von Peter Sommeregger

Den mit Spannung erwartete neuen „Ring“ Unter den Linden siedelt der Regisseur und Bühnenbildner Dmitri Tcherniakov in einem Forschungsinstitut an. Von Rhein und Gold keine Spur, Alberich ist in einem Stresslabor an Drähte angeschlossen, die Rheintöchter sind technische Assistentinnen, die den Probanden durch ihren Gesang provozieren, der sich am Ende der Szene losreißt und mit wichtigen (?) Unterlagen flieht. Nibelheim und seine Labore liegen eine Etage tiefer, werden mit dem Lift angesteuert, auch ein Chefbüro und ein Konferenzzimmer des Instituts E.S.C.H.E. bekommt man zu sehen. Esche? Eine solche begrünt auch ein weiteres Bühnenbild, das offenbar schon auf „Die Walküre“ hinweist. „Richard Wagner, Das Rheingold
Staatsoper Unter den Linden, Premiere am 2. Oktober 2022“
weiterlesen

DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. OKTOBER 2022

Foto: Christian Thielemann, © Matthias Creutziger

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. OKTOBER 2022

Berlin/Staatsoper
„Die Walküre“ unter Thielemann ein Ereignis. Bezahlartikel
Teil 2 des neuen „Ring“ in Berlin: Jubel für Dirigent Christian Thielemann und zahlreiche Sänger. Die Nachtkritik.
Kurier.at

Berlin/Staatsoper
„Die Walküre“ frenetisch gefeiert
Minutenlanger frenetischer Applaus an der Staatsoper nach Richard Wagners „Walküre“. Vor allem Michael Volle überzeugte als Göttervater Wotan, ebenso Vida Miknevičiūtė als Sieglinde. Gewaltige Stimmen!
https://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/walkuere-frenetisch-gefeiert

Berlin/Staatsoper
Ein Ring ohne Chef
Es sollte ein Geschenk für Daniel Barenboim zum 80. Geburtstag werden. Der Ring des Nibelungen an seinem Haus mit seiner Staatskapelle. Jetzt steht Christian Thielemann am Pult, Barenboim musste aus gesundheitlichen Gründen das Dirigat abgeben. Das Rheingold wird bei der Premiere zu einem Thielemann-Triumph.
BR-Klassik.de

Berlin
Ring des Nibelungen in Berlin: Ein Versprechen
„Der Ring des Nibelungen“, neu inszeniert an der Berliner Staatsoper unter den Linden: Tcherniakov ernüchtert, Thielemann verzaubert – und Gewalt funktioniert immer.
SueddeutscheZeitung.de

„DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. OKTOBER 2022“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 72: Die Oper und ihr Bühnenbild

Redoutensaal Wiener Hofburg  Foto: Herwig Prammer

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wie viele begnadete Stimmen haben einen tiefen, immerwährenden Eindruck in uns hinterlassen! Aber das Ambiente – Bühnenbild und Kostüme – ist verblasst. Oft bleibt noch der Rahmen lebendig im Gedächtnis. Der Vollmond über der Arena von Verona, das Picknick in Glyndebourne mit seiner typischen südenglischen Landschaftsszenerie oder eine „Così fan tutte“ im Großen Redoutensaal der Wiener Hofburg, noch vor der Brandkatastrophe und vor seinen späteren Veränderungen durch wohl sehr schöne, aber in die Innenarchitektur nicht passende Gemälde von Josef Mikl. „Schweitzers Klassikwelt 72: Die Oper und ihr Bühnenbild
klassik-begeistert.de 4. Oktober 2022“
weiterlesen