Daniels Anti-Klassiker 59: Was würde passieren, wenn wir Beethovens Mondscheinsonate einmal anders hören würden?

Foto: de.wikipedia.org

Irgendwann sollten eigentlich alle Klischees erkannt sein. Doch die Aufführungspraxis schafft stets neue. Obwohl unser Autor bereits über 50 Klischees in der Klassischen Musikkultur behandelte, ist ein Ende noch nicht in Sicht. Deshalb widmet er noch zwei weitere Folgen so genannten „Klassikern“, von denen man derart übersättigt wird, dass sie zu nerven beginnen. Auch dies sind natürlich keine minderwertigen Werke. Doch durch ihre fast fundamentalistische Stellung im Konzertbetrieb ist es an der Zeit, auch ihnen teils sarkastisch, teils brutal ehrlich zu begegnen, um zu ergründen, warum sie so viel Aufmerksamkeit erhalten.

von Daniel Janz

Noch einmal müssen wir uns Beethoven widmen, dem vielleicht berühmtesten und (nach Meinung des Autors) auch zweitbedeutsamsten Komponisten aller Zeiten. Was hat er uns doch für musikalische Diamanten hinterlassen… egal, ob Kleinode, wie „Für Elise“ oder Epen, wie seine fünfte Sinfonie oder die „Ode an die Freude“… bis heute wird ihm nachgesagt, der meistgespielte Komponist aller Zeiten zu sein… mit der Folge, dass all diese Werke hoffnungslos überrepräsentiert sind. „Daniels Anti-Klassiker 59: Beethovens Mondscheinsonate
klassik-begeistert.de, 3. August 2025“
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„Götterdämmerung“ in Bayreuth: Die Vergangenheit darf die Zukunft nicht belasten...

Foto © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

…der erste Ringzyklus 2025 in Bayreuth endet mit einer hoffnungsvollen Botschaft.

Simone Young beschert dem begeisterten Publikum eine in der Spannung nie abreißende Interpretation. Zusammen mit der hervorragenden Leistung des Festspielorchesters erklingt die Musik in all ihren Facetten mitreißend und berührend.

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag: Götterdämmerung

Musikalische Leitung:   Simone Young

Regie: Valentin Schwarz
Bühne:  Andrea Cozzi
Kostüm:  Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg
Video: Luis August Krawen
Chorleitung: Thomas Eitler de Lint

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Gunther: Michael Kupfer-Radecky
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Hagen: Mika Kares
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Gabriela Scherer
Waltraute: Christa Meyer

Das Festspielorchester
Der Festspielchor

Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

von Axel Wuttke

Am Ende, wenn in der finalen Katastrophe das Streben nach Macht und Unsterblichkeit alle vernichtet hat, erscheint als Projektion wieder ein Zwillingspärchen im Mutterleib, lächelnd, sich umarmend. Wie zu Beginn des Rheingolds, mit dem Unterschied, dass hier eine friedliche Zukunft aufscheint, kein Kampf mit Verletzungen. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025“
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Bayreuther Festspiele 2025: „Parsifal“ auf LSD

Andreas Schager und die Blumenmädchen © Enrico Nawrath

Eine Regie, bei der anfangs nur Ablenkung herrscht. Die „AR“-Brillen von Regisseur Jay Scheib sind eher Barriere statt Hilfe. Erst in Klingsors Zaubergarten entwickeln sich im Bayreuther „Parsifal“ Farbe und Szene natürlich, wenn auch in einer Dystopie endend. Andreas Schager reißt als reiner Tor alles an sich. Michael Volle siecht als Gralskönig Amfortas herrlich dahin. Die Travestie-Revue von Klingsor ist optisch eine Zumutung, stimmlich macht Jordan Shanahan alles wett.

Parsifal, Richard Wagner
Festspielhaus Bayreuth,
30. Juli 2025

von Jürgen Pathy

In Bayreuth ist alles anders. Rucksäcke müssen in den Spind – vor dem Festspielhaus. Ticket alleine reicht nicht, am Eingang wartet die Ausweiskontrolle. Drinnen angelangt, versperrt man die Türen. Simultan, fast choreografisch einstudiert; das ist nichts für Klaustrophobe. Dann erst startet Jay Scheibs Versuch, den „Parsifal“ in „Augmented Reality“ zum Leben zu erwecken. „Kinder, schafft Neues!“ Dieses Zitat Richard Wagners ist bereits gänzlich ausgelutscht. Vögel, Kaninchen, Bäume – alles Mögliche hoppelt einem virtuell entgegen. Die Brillen selbst: 90er-Rave-Style, alles ganz lustig eine Zeit lang. Irgendwann aber ermüdend und vor allem – ABLENKUNG pur!

„Richard Wagner, Parsifal
Festspielhaus Bayreuth, 30. Juli 2025“
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„Götterdämmerung“ in Bayreuth: Zu Beginn des dritten Aufzugs beginnt das Wunder

Fotos © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag, Götterdämmerung

Musikalische Leitung: Simone Young

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Gunther: Michael Kupfer-Radecky
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Hagen: Mika Kares
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Gabriela Scherer
Waltraute: Christa Meyer

Das Festspielorchester
Der Festspielchor

Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

von Iris Röckrath

Zu Beginn des dritten Aktes um 21:10 Uhr beginnt das große Wunder. Die Musik wird zum Ereignis. Was zuvor verwabert und in vielen Momenten recht spannungsarm den Hörgenuss minderte,  blüht endlich im gesamten Orchester nach Wagnermanier aus dem Orchestergraben. Hinreissend die Streicher, majestätisch das Blech. Diese schwelgerischen Töne werden zu einem Gesamtgenuss ausgeschmückt durch ein zauberhaftes Bühnenbild am Fusse des Rheins farblich wie ein Gemälde, an dem man sich nicht sattsehen möchte. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025“
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Elisabeth Plank: „So mancher hat Bammel vor den Pedalen...“, Teil II

Elisabeth Plank © Julia Wesely 

Das klassik-begeistert Harfen-Special mit Elisabeth Plank, Teil II

Elisabeth Plank ist eine der wenigen, sehr erfolgreichen Solo-Harfenistinnen. Am 6. Juni 2025 ist ihr Album chimaera bei Genuin erschienen. Plank setzt damit ihren Weg fort, die Geschichte der Harfe neu zu erzählen. Die Harfenistin räumt dabei gründlich mit allen gängigen Harfen-Klischees auf und hat mir ihren Lieblings-Harfen-Witz erzählt. Ganz nebenbei habe ich viele neue Dinge über die Harfe gelernt.  Ein großartiges Instrument, aber lesen Sie bitte selber…

Jörn Schmidt im Gespräch mit Elisabeth Plank

klassik-begeistert: Auf dem Album chimaera findet sich Harfen-Repertoire von Konstantia Gourzi, Wolfram Wagner, Pier Damiano Peretti, Arturo Fuentes, Carolina Noguera und Monika Stadler vertreten… Hatte jemand Angst vor der Harfe?

Elisabeth Plank: Ich arbeite seit über 11 Jahren regelmäßig mit Komponistinnen zusammen. Meistens werde ich von den Komponisten gefragt, ob ich mit ihnen an einem Werk arbeiten möchte. Denn auch hier kommt meine Leidenschaft zum Zug, Menschen für die Harfe zu begeistern. In diesem Fall geht es dann meist darum, Komponistinnen von der Angst vor den Pedalen zu befreien – und in Wahrheit sind gar nicht die Pedale die Herausforderung, sondern wie der Klang der Harfe funktioniert… Wenn man das verstanden hat, dann ist es leicht. „Interview: kb im Gespräch mit Elisabeth Plank, Teil II
klassik-begeistert.de, 3. August 2025“
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Elisabeth Plank: „Was zählt, ist der künstlerische Ausdruck – und nicht Prestige“, Teil I


Das klassik-begeistert Harfen-Special mit Elisabeth Plank, Teil I

Elisabeth Plank ist eine der wenigen, sehr erfolgreichen Solo-Harfenistinnen. Am 6. Juni 2025 ist ihr Album chimaera bei Genuin erschienen. Plank setzt damit ihren Weg fort, die Geschichte der Harfe neu zu erzählen. Das habe ich kritisch hinterfragt. Resultat war ein sehr lebhaftes Gespräch über Chefs, die Vienna Harp Days und warum Prestige nichts in der Musik zu suchen hat. Und zwar wirklich gar nichts…

Jörn Schmidt im Gespräch mit Elisabeth Plank

klassik-begeistert: Angst vorm Chef, kennen Sie das?

Elisabeth Plank: Nein, ich bin zwar sehr streng, aber gerecht.

klassik-begeistert: Und umgekehrt – warum keine Festanstellung in einem großen Sinfonieorchester mit einem fordernden Chefdirigenten?

Elisabeth Plank: Meine Mission ist, dem Publikum die Harfe als Soloinstrument näherzubringen. Und natürlich ist die Kommunikation und der Austausch mit dem Publikum etwa in einem Solorezital viel direkter: diese Momente, diese Verbindungen, die dann in Konzerten entstehen, sind einfach magisch und genau das liebe ich.

„Interview: kb im Gespräch mit Elisabeth Plank, Teil I
klassik-begeistert.de, 2. August 2025“
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Der „Freischütz“ versinkt in den Bregenzer Fluten

Der Freischütz © Anja Koehler

Der „Freischütz“ auf der Seebühne Bregenz ging in die zweite Spielzeit – und fällt auf durch erhebliche Verbesserungen, vor allem beim Text des Teufels Samiel (hervorragend – diabolisch: Moritz von Treuenfels). Wasser war vor allem an diesem Abend das dominierende Element: Die großartige Aufführung versank buchstäblich in den Fluten des Bodensees und in einem plötzlich und überraschend einsetzenden Starkregen. Schier unglaublich, wie Sänger, Sängerinnen und Chor es schaffen, schwimmend oder im Wasser stehend perfekt zu singen und ihre Rollen auszuüben.

Carl Maria von Weber
Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen (1821)

Libretto von Friedrich Kind nach der gleichnamigen Erzählung von August Apel
Dialogfassung von Jan Dvořák nach einem Konzept von Philipp Stölzl
Zusatzmusik von Ingo Ludwig Frenzel

Musikalische Leitung 
Patrik Ringborg, Christoph Altstaedt

Inszenierung, Bühne, Philipp Stölzl

Statisterie der Bregenzer Festspiele

Bregenzer Festspielchor, Leitung Benjamin Lack
Prager Philharmonischer Chor, Leitung Lukáš Kozubík

Wiener Symphoniker

Bregenzer Festspiele, Seebühne,
29. Juli 2025

von Dr. Charles E. Ritterband

Eine durch und durch spektakuläre Aufführung: Teufelsspuk, technisch ausgefeilte Klangeffekte, imposante „gothische“ Stimmung, ein brennender Kirchturm, ein Karren gezogen von einem Pferdeskelett, einer Schindmähre, ein „fliegendes Ehebett“ und eine gigantische Schlange. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Bregenzer Festspiele, Seebühne, 29. Juli 2025“
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Bei den Bayreuther Festspielen überzeugt „Siegfried“ auf ganzer Linie

Siegfried II. Aufzug – Victoria Randem (Waldvogel), Klaus Florian Vogt (Siegfried), Ya-Chung Huang (Mime), Statisterie der Bayreuther Festspiele © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Auch im Siegfried erzählt uns Valentin Schwarz mit aller Konsequenz den Niedergang von Wotan und seiner Familie. Dass hier keiner Sympathie verdient, ist von Anfang an klar.

Der Ring des Nibelungen
Zweiter Tag: Siegfried

Musikalische Leitung:   Simone Young

Regie: Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüm: Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg nach Reinhard Traub
Video: Luis August Krawen

 Orchester der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025

von Axel Wuttke

Auch im Siegfried erzählt uns Valentin Schwarz mit aller Konsequenz den Niedergang von Wotan und seiner Familie. Dass hier keiner Sympathie verdient, ist von Anfang an klar. Siegfried, von Mime schon zu Brutalität im Hinblick auf die Eroberung des Rings erzogen, hat mit seiner Einfältigkeit keine Möglichkeit, aus dem System auszubrechen. „Richard Wagner, Siegfried
Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025“
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Siegfried in Bayreuth: Klaus Florian Vogt singt in absoluter Bestform

Klaus Florian Vogt als Siegfried © Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Am Ende der Aufführung gibt es kein Halten mehr für das Publikum.
Es entlädt sich mit lauten Bravorufen, Getrampel und lang anhaltendem Applaus für die Mitwirkenden.

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Zweiter Tag, Siegfried

Musikalische Leitung: Simone Young

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Mime: Ya-Chung Huang
Der Wanderer: Tomasz Konieczny
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Fafner: Tobias Kehrer
Erda: Anna Kissjudit
Brünnhilde: Catherine Foster
Waldvogel: Victoria Randem
Der junge Hagen: Branko Buchberger
Grane: Igor Schwab

Orchester der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025

von Iris Röckrath

Samt und Seide rascheln wieder auf dem Grünen Hügel. Mein erster Blick fällt auf das freundlichste Parkplatzpersonal, das man sich denken kann. Ich benötigte Hilfe mit meinem etwas sperrigen Wagen und bekam von allen Seiten sofort Hilfe. Danke dafür.

Mein zweiter Blick fällt in die Festspielzeitung, die überall ausliegt. Auf der Titelseite prangt unter der Titelzeile „Die Meistersinger von Nürnberg“ ein großes Foto mit Politikprominenz und Ehefrauen. Daneben Sektwerbung.

„Richard Wagner, Siegfried, Klaus Florian Vogt
Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025“
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Bayreuther Festspiele 2025 eröffnet: Gatti, Zeppenfeld und Davids streiten über Wagners Humor

Auf den Punkt 66 von der Eröffnung der Bayreuther Festspiele

Richard Wagner / Die Meistersinger von Nürnberg  +++ PREMIERE +++

Orchester der Bayreuther Festspiele
Daniele Gatti / Dirigent

Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2025
Fotos © Enrico Nawrath

von Jörn Schmidt

Die Bayreuther Festspiele 2025 sind eröffnet. Wie immer im Leben gab es Licht und Schatten. Enthusiasmus, gute Laune, einen weisen Dirigenten mit jeder Menge Überblick und fidele Sänger. Aber auch ein Regiekonzept zum Fremdschämen. Dafür kamen mit Friedrich Merz und seiner Ehefrau Charlotte ein amtierender Bundeskanzler, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und seine Gattin  Karin sowie Ex-Bundeskanzlerin und Wagner-Connaisseuse Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer.

„Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg / Eröffnung Bayreuth 2025
Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2025“
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