Anna Karenina:
Für Augen und Ohren ein Hochgenuss

Foto: © Wilfried Hösl
Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Anna Karenina
Bayerische Staatsoper, München, 25. November 2017
Christian Spuck Choreographie

von Raphael Eckardt

Mit „Anna Karenina“ steht in München derzeit eine Ballettproduktion auf dem Spielplan, die rein themenbezogen aktueller kaum sein könnte: Eine Frau nimmt sich selbst ihre (auch durch andere Frauen erkämpften) Freiheiten und bringt damit die russische Gesellschaft gegen sich auf. Dass Leo Tolstoi bereits 1878 in seinem Roman „Anna Karenina“ auf derartiges Themenmaterial zurückgriff, zeigt nicht nur die scheinbare Zeitlosigkeit von Gesellschaftsproblemen in Osteuropa auf, sondern stellte an diesem Abend auch den Choreographen Christian Spuck vor eine Herkulesaufgabe. Denn: Besonders komplex ist Lew Tolstois Literatur zwar selten, aber durch ihre oft unüberschaubare Länge und schier endlose Anzahl von handelnden Personen ist sie als Bühnenspielumsetzung durchaus eine szenische Herausforderung. „Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Anna Karenina,
Bayerische Staatsoper“
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„...seid offen, lebt das Leben!“
Großes Interview mit dem Geiger Yury Revich

Der hochdekorierte Austro-Russe Yury Revich vollbringt Einmaliges auf der Geige. Als einer der Ausnahmeviolinisten seiner Generation wurde er beim ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres 2016 und als Young Artist of the Year bei den International Classical Music Awards ausgezeichnet. Wie es um die Karriere des Stradivari-Spielers steht, welche Herzensprojekte anstehen und wie er über die Klassikszene denkt, verrät er klassik-begeistert.at im Gespräch. „Großes Interview Yury Revich“ weiterlesen

Dieser Tannhäuser in Berlin bleibt in Erinnerung

Foto © Leo Seidel
Richard Wagner, Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg
Deutsche Oper Berlin
, 19. November 2017
Michael Boder Dirigent
Kirsten Harms Inszenierung
Bernd Damovsky Bühne/Kostüme/Licht
Eva-Maria Abelein Spielleitung
Andreas Schager Tannhäuser
Emma Bell Venus/Elisabeth
Christoph Pohl Wolfram

von Yehya Alazem

„Im Venusberg drangen wir ein!“ Wer will aus dem Venusreich ziehen, wenn man so viel Lust, Rausch und Ekstase erleben kann? Was für eine Musik, was für eine Szene und was für eine musikalische Leistung! Was an diesem Abend an der Deutschen Oper Berlin zu erleben ist, ist die absolute Spitze des Wagnergesangs. Andreas Schager und Emma Bell sorgen für unvergessliche Momente. „Richard Wagner, Tannhäuser, Andreas Schager, Emma Bell,
Deutsche Oper Berlin“
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Lukáš Vondráček euphorisiert im Wiener Konzerthaus mit Brahms

Lukáš Vondráček Klavier
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 24. November 2017
Vítezslav Novák, Vzpomínky «Erinnerungen» op. 6 (1894)
Johannes Brahms, Sonate Nr. 1 C-Dur op. 1 (1852-1853)
Johannes Brahms, Sonate Nr. 3 f-moll op. 5 (1853)

Von Bianca Schumann

Welch ein bedauerlicher Zufall, dass der Pianist Lukáš Vondráček am Freitagabend ausgerechnet mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim und der Mitwirkung von Martha Argerich um die Gunst des Wiener Konzertpublikums ringen musste. Allein dieser starken Konkurrenz im Wiener Musikverein ist es zuzuschreiben, dass der Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses noch zahlreiche freie Plätze aufwies, als Vondráček die Bühne betrat. Dass die Vorführung des Tschechen indes einen prall gefüllten Saal verdient hätte, steht für all jene Hörer völlig außer Zweifel, die den Darbietungen des 31 Jahre alten Pianisten lauschen durften. „Lukáš Vondráček, Klavier,
Wiener Konzerthaus“
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Reizüberflutung in der Elbphilharmonie

Foto: Johanna Wokalek © Stefan Kluter
Arthur Honegger
Jeanne d’Arc au bûcher
»Johanna auf dem Scheiterhaufen« / Dramatisches Oratorium
auf einen Text von Paul Claudel
Elbphilharmonie, Hamburg, 23. November 2017

von Leon Battran

Einen so großen Stab von Ausführenden gibt es auch in der Elbphilharmonie nicht alle Tage. Jeanne d’Arc verlangt einen gewaltigen Orchesterapparat. In Gestalt eines dramatischen Oratoriums zeichnen Arthur Honegger und sein Librettist Paul Claudel das Schicksal der französischen Nationalheiligen nach. „Arthur Honegger, Jeanne d’Arc au bûcher,
Elbphilharmonie, Hamburg“
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Gürzenich-Orchester Köln: Jungstar Lahav Shani fehlte es ein wenig an Feingefühl

Foto: Lahav Shani © Marco Borggreve
Gürzenich-Orchester Köln

Kölner Philharmonie, 14. November 2017
Lahav Shani Klavier und Leitung
Chen Reiss Sopran
Felix Mendelssohn Bartholdy – Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“
Wolfgang Amadeus Mozart – „Ch’io mi scordi di te?“ – „Non temer, amato bene“ KV 505
Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 4 G-Dur für Orchester mit Sopransolo (1899 – 1900; 1902 – 1910)

Von Daniel Janz

„Spitzenklasse“, „Weltstars“ und „ernsthaft“ – diese Worte fallen, wenn von den israelischen Künstlern Chen Reiss und Lahav Shani die Rede ist. Gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln versprach es ein hochkarätiger Abend in der Kölner Philharmonie zu werden. Das Programm war mit Mendelssohn Bartholdy, Mozart und Mahler gut ausgewählt. Am Ende fehlten zu einer perfekten Aufführung die Konsequenz zur Schärfe im Detail und die Klarheit im Ausdruck. „Gürzenich-Orchester Köln, Lahav Shani, Chen Reiss,
Kölner Philharmonie“
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Eine temperamentvolle „Italiana“ begeistert in Budapest

Foto: © Szilvia Csibi, Péter Rákossy
Neuinszenierung der Rossini-Oper „L’Italiana in Algeri“
im Erkel-Theater, 18. bis 26. November 2017

von Charles E. Ritterband

Das ungarische Temperament passt hervorragend zum italienischen Temperament Gioachino Rossinis – so geriet die Neuinszenierung von „L’Italiana in Algeri“ (an dritter Stelle der meistgespielten Opern Rossinis) am Budapester Erkel-Theater, Ausweichquartier für die in Restaurierung befindliche Ungarische Staatsoper, zu einem quirlig-spritzigen Opernabend. Das Opernorchester unter dem jungen italienischen Dirigenten Francesco Lanzillotta brillierte geradezu überschäumend und unterstützte adäquat die glänzenden Leistungen der Sängerinnen und Sänger. „Gioachino Rossini, L’Italiana in Algeri,
Erkel-Theater, Budapest“
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Semperoper Dresden: Der Fluch ist überall im "Rigoletto"

© Klaus Gigga
Giuseppe Verdi, Rigoletto
Semperoper Dresden
, 17. November 2017
Eun Sun Kim Dirigentin
Sächsische Staatskapelle Dresden
Nikolaus Lehnhoff (1939 – 2015) Inszenierung
Raimund Bauer Bühne
Markus Marquardt Rigoletto
Elena Gorshunova Gilda
Yosep Kang Der Herzog von Mantua

von Yehya Alazem

La Maledizione (Der Fluch) war der ursprüngliche Name von Giuseppe Verdis Meisterwerk „Rigoletto“. Diese Oper, die auf dem Melodrama „Le Roi s’amuse“ von Victor Hugo beruht, wurde 1851 vor der Uraufführung am Teatro La Fenice in Venedig von der Zensur verboten. Verdi und sein Librettist mussten sowohl den Titel als auch den Ort ändern. Der Name der Oper wurde Rigoletto, und die Handlung wurde von Paris nach Mantua verlegt. „Giuseppe Verdi, Rigoletto,
Semperoper Dresden“
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Elphi HH: Ein britischer Konzertabend in der britischsten deutschen Stadt begeistert

Foto © Herzog de Meuron Bloomimages
Elbphilharmonie,
Hamburg, 16. November 2017
Andrew Manze Dirigent
Alban Gerhardt Cello
NDR Chor, NDR Elbphilharmonie Orchester
Henry Purcell: Music for the Funeral of Queen Mary
William Walton: Konzert für Violoncello und Orchester
Ralph Vaughan Williams: A London Symphony (Sinfonie Nr. 2)

von Bianca Heitzer

Ich glaube, dass große Musik nicht geschrieben wird, indem man mit der Tradition bricht, sondern indem man ihr etwas hinzufügt. Mit diesen Worten beschrieb der Engländer Ralph Vaughan Williams seine kompositorische Maxime und skizzierte damit zugleich die stilistische Silhouette seiner 2. Sinfonie, der „London Symphony“. Dass es sich dabei tatsächlich um große Musik handelt, hat das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Andrew Manze in der Elbphilharmonie gezeigt und krönte diesen britischen Konzertabend mit einem fulminanten Schlusspunkt. „NDR Chor, NDR Elbphilharmonie Orchester, Andrew Manze, Alban Gerhardt,
Elbphilharmonie, Hamburg“
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Wo Gefühl, da auch Leid – Christian Gerhaher zeigt Mut und Willensstärke in Amsterdam

Foto © Thomas Egli
Liederabend
Concertgebouw Amsterdam – Kleine Zaal, 17. November 2017
Christian Gerhaher Bariton
James Cheung Klavier

von Antonia Tremmel-Scheinost

Die Vergänglichkeit alles Irdischen macht auch vor der Kunst nicht halt. Dies wurde dem Publikum des Concertgebouw am Freitagabend in Amsterdam lebhaft vor Augen geführt. „Christian Gerhaher, Liederabend,
Concertgebouw Amsterdam – Kleine Zaal“
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