Frau Lange hört zu (17): Denn ich bin nur ein Egoist …

„Das Ego eines Mannes ist der Urquell des menschlichen Fortschritts.“ Dieser Satz stammt von Ayn Rand, einer Urprophetin der quasi-religiösen Ideologie des Neoliberalismus, die unser Denken, unseren Umgang miteinander in den letzten Jahrzehnten schleichend beschädigt hat. Die Pandemie taucht die Folgen in ein grelles Licht. Eine Polemik mit Musik.

von Gabriele Lange

„So etwas wie eine Gesellschaft gibt es nicht.“

Margaret Thatcher

Tausende Menschen riskieren dicht aneinander gedrängt ihre Gesundheit. Die meisten ohne Maske, weil ein narzisstischer Vampir sein erfrischendes Bad in der Menge vermisst hat. Ein Egomane, dem die Schicksale seiner Fans egal sind. Sie jubeln ihm zu. Denn sie wären gern wie er.

„Undefied, no signs of regret
Your swollen pride assumes respect“

Portishead, Cowboys

Die quasi-religiöse Ideologie des Neoliberalismus hat die Welt verändert. Wie sehr, das zeigen uns Klimakrise und Pandemie. Wir brauchen: Zusammenarbeit, Rücksichtnahme, Verzicht, Menschlichkeit. Eigentlich. Doch diese Fähigkeiten und Eigenschaften wurden in den letzten Jahrzehnten entwertet. In unserer sozialdarwinistischen Wettbewerbsgesellschaft gelten sie als Schwäche, ja Dummheit. Ich bin zu hart? „Frau Lange hört zu (17): Denn ich bin nur ein Egoist …“ weiterlesen

Ritterbands Klassikwelt 13: Mozarts kruder Humor – but Margaret Thatcher was not amused

Mozarts berühmter sechsstimmiger Kanon „Leck mich im Arsch“ (KV 213), der übrigens musikalisch auf dem letzten Satz von Haydns Symphonie No. 3 in G-Dur beruht, vermag diesseits des Ärmelkanals wohl niemanden mehr in Erstaunen oder gar Empörung zu versetzen. Anders die frühere Premierministerin Margaret Thatcher (mit der ich übrigens in den 90er Jahren als NZZ-Korrespondent für Großbritannien ein ausführliches Interview geführt hatte). Sie schaute sich im Londoner West End das damals sehr beliebte Theaterstück „Amadeus“ von Peter Shaffer an – das ja ziemlich großzügig mit den biographischen Fakten umgeht.

von Charles E. Ritterband

Unbelehrbare Premierministerin

Der Regisseur von „Amadeus“, Peter Hall – Gründer übrigens der Royal Shakespeare Company – erinnert sich an den Theaterbesuch der Iron Lady: „Sie war nicht erfreut. In ihrem berüchtigten Gouvernanten-Stil tadelte sie mich heftig dafür, Mozart als Lausbub mit einer Vorliebe für obszöne Kraftausdrücke auf die Bühne zu bringen. Es sei doch undenkbar, argumentierte Thatcher, dass ein Mann, der so exquisite und elegante Musik geschaffen habe, derart unsägliche Dinge gesagt und geschrieben haben soll. „Ritterbands Klassikwelt 13: Mozarts kruder Humor – but Margaret Thatcher was not amused“ weiterlesen