Süßer die Stimmen nie klingen
als bei The Sixteen at Christmas

The Sixteen at Christmas, Royal Concert Hall Nottingham, 4. Dezember2018

Foto: © Firedog
The Sixteen at Christmas, Royal Concert Hall Nottingham
4. Dezember2018

The Sixteen at Christmas:   The Little Child
Harry Christophers             Dirigent

Sweelinck, Hodie Christus natus est
Howells, Sing lullaby
Bennett, Susanni
Traditional,  The Saviour’s Work
Walton, All this time
Plainsong,  Anima nostra
Kirbye, Vox in Rama
Leighton, Lully, lulla, though little tiny child
Traditional, Down in yon forest
Byrd, This day Christ was born
Palestrina, A solis ortus cardine
Traditional, Puer nobis nascitur
De Wert, Vox in Rama
Traditional, It came upon the midnight clear
Joseph Phibbs, Lullay, lullay, thou lytil child
Traditional, Coventry Carol
Byrd, Lullaby, my sweet little baby
Cecilia McDowall, Now we may singen
Sheppard, A solis ortus cardine
Warlock, Benedicamus Domino

 von Leah Biebert

Freude und Lobpreis, Besinnung und Hoffnung erfüllten die Royal Concert Hall an diesem Dezemberabend. Eine mannigfaltige Auswahl an Weihnachts- und Wiegenliedern sowie saisonaler Chormusik reihten sich um das zentrale Thema des Weihnachtskonzertes von The Sixteen und ihrem Leiter Harry Christophers.

Die hintere Wand der Konzerthalle ist mit Sternen bestrahlt, solistisch beseufzt der Sopran mit Leightons Lully, lulla, thou little tiny child das Schicksal der Ohnmächtigen und Unterdrückten. Schmerzlich-tröstlich auch Byrds Lullaby, my sweet little baby. Das Repertoire des Chores an Schlafliedern ist groß, reicht von spätmittelalterlichen Texten bis hin zu Liedern aus der heutigen Zeit. Sie sind Projektionen mütterlicher Liebe, sollen aber auch Hoffnung bieten, denn sie zeugen von der Geburt des Heilands und der Erlösung des menschlichen Leidens.

So auch Herbert Howells Sing lullaby: Eindringlich kreisen die Stimmen von Sopran, Alt und Tenor umeinander. Der Bass liefert das solide Fundament, eine beruhigende Tiefe. Dirigent Harry Christophers, der den Chor 1979 gründete, hebt die linke Hand und damit die Lautstärke der Frauenstimmen an. Auch das Coventry Carol vereint die Zärtlichkeit des mütterlichen Wiegengesangs mit dem sinnlosen Gemetzel junger Kinder durch mächtige Männer. Dominiert wird das Lied von der kräftigen Stimme der Sopranistin; schlicht aber durchdringend kontrastiert sie angenehm mit dem leise beschwörenden Schlafgesang des Chores. Dieser hält sich auch in Down in yon forest im Dialog mit dem Solosopran weitestgehend zurück; ihr Gesang allerdings bleibt dünn, eilt davon. Sie vermag die Pracht des Textes nicht gebührend zu vermitteln, in dem sich die vollkommene Hingabe zu Jesus manifestiert, christliche Theologie kunstvoll verwoben mit britischer Volkspoesie.

Aber mitnichten ist der Konzertabend von Trauer und Trübsal geprägt. Beschwingt-fröhlich wechseln die durchschnittlich sechzehn Sängerinnen und Sänger in Cecilia McDowalls Komposition Now we may singen zwischen Melodien in Unisono und einem klangvollen Refrain. Das Stück lebt von den schnellen Wechseln der Laustärke, das crescendo des Refrains endet im Lobpreis: Ein Kind ist uns geboren!

Harry Christophers
Foto: © Marco Borggreve

Harry Christophers dirigiert, beschwingt vor Freude, Palestrinas Choral A solus ortus cardine, während er von einer Seite des Chors zur anderen tigert und sich auf die Zehenspitzen stellt, um die feierliche Melodie einen Halbton nach oben zu bugsieren. Zuweilen wirkt es, als würde er Zauberformeln beschwören; mit geschmeidigen Bewegungen zieht er Töne in die Länge, hebt die Melodie von De Werts Vox in Rama mit der nach oben geöffneten Hand empor.

Unter der weihnachtlichen Magie von Harry Christophers Dirigat erschallt der für Byrd typische enthusiastische Lobgesang, durchwoben mit wohlgesetzten Glissandi. Die Chormitglieder schmettern ihr Hallelujah heraus und geben damit einen Vorgeschmack auf das Finale: „Benedicamus Domino! Gloria! Laudes! Deus homo factus es et immortalis.“ Peter Warlocks Benedicamus Domino bildet den feierlich-glänzenden Höhepunkt des Dezemberabends.

Leah Biebert, 5. Dezember 2018
für klassik-begeistert.de

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