CD/Blu-ray Rezension:
Vienna Philharmonic
Herbert Blomstedt
Leonidas Kavakos
Brahms Violin Concerto
Nielsen Symphony Nr.5
Unitel C-major 766604
von Peter Sommeregger
Die Wiener Philharmoniker zählen unangefochten zu den bedeutendsten Klangkörpern der Welt, regelmäßig konzertieren so gut wie alle großen Dirigenten und Interpreten mit dem Orchester im legendären Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, der laut Experten über die beste Akustik der Welt verfügt.
Aktuell hat sich das Orchester dazu entschlossen, besonders gelungene Konzerte auch auf DVD/Blu-ray zu veröffentlichen. Eine der ersten davon ist nun das Konzert mit Herbert Blomstedt aus dem Jahr 2023. Zu diesem Zeitpunkt war der Dirigent bereits 96 Jahre alt, und seine über Jahrzehnte stabile Spannkraft schien deutlich nachzulassen. Das änderte aber nichts an seiner Konzentriertheit, und seiner in jeder sparsamen Geste spürbare Affinität zur Musik. Blomstedt dirigiert schon lange ohne Taktstock, seine Hände dienen ihm als Vermittler seiner Botschaften an das Orchester und die Solisten.
Im Konzert von 2023 standen das Violinkonzert von Johannes Brahms und die 5. Symphonie des Dänen Carl Nielsen auf dem Programm. Das Brahms-Konzert wurde vom griechischen Star-Geiger Leonidas Kavakos gespielt, mit einer Hingabe an das Werk und seine kunstvollen Facetten, die von perfekter Kenntnis des Stückes Zeugnis geben. Das kraftvoll-virile Spiel des Solisten wird vom Publikum mit frenetischem Applaus honoriert, was Kavakos zu einer Zugabe, einem Ausschnitt aus Bachs Partita für Violine veranlasst.
In seinen späten Jahren setzt Herbert Blomstedt immer wieder Werke von Komponisten aus dem skandinavischen Kulturkreis auf seine Konzertprogramme, gleichsam als Reverenz an seine eigene Abstammung.
Dem dänischen Komponisten Carl Nielsen begegnet man außerhalb seiner Heimat relativ selten im Repertoire der großen Orchester. Die Aufführung seiner zweisätzigen 5. Symphonie macht einmal mehr klar, dass dies ein Versäumnis ist.
Blomstedt zelebriert diese stimmungsvolle, höchst originelle Musik, die für den Übergang der Spätromantik zur Moderne steht, mit großem Engagement. Die Wiener Philharmoniker folgen ihm dabei in gewohnt virtuoser Qualität ihres Spiels.
Man hofft, Herbert Blomstedt noch öfter erleben zu können, seine aktuell verbesserte Gesundheit gibt zu Optimismus Anlass.
Peter Sommeregger, 8. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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