Die MONTAG-PRESSE – 13. JUNI 2022

Foto: Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 13. JUNI 2022

Wien
Staatsoper „Orfeo im Sommernachtstraum“
Mit „L’incoronazione di Poppea“ hat der Claudio-Monteverdi-Zyklus der Wiener Staatsoper vor einem Jahr begonnen, mit „L’Orfeo“ wird er jetzt fortgesetzt. Als Orchester hat man wieder den Concentus Musicus unter Pablo Heras-Casado engagiert, für die Inszenierung wurde der englische Theatermacher Tom Morris nach Wien geholt.
http://www.operinwien.at/werkverz/monteverdi/aorfeo5.htm

An der knallbunten Oberfläche
Die Neuproduktion von Monteverdis „L’Orfeo“ überzeugt nur bedingt an der Wiener Staatsoper.
WienerZeitung.at

L’Orfeo an der Wiener Staatsoper: Ein Spektakel jagt das andere
Die Grenzen verschwimmen. Wem gestern Abend nicht klar gewesen sein sollte, ob er noch auf der Regenbogenparade tanzt oder bereits in der Wiener Staatsoper weilt, den sollte man nicht für durchgeknallt erklären.
https://klassik-begeistert.de/claudio-monteverdi-lorfeo-wiener-staatsoper-11-juni-2022-premiere/

Wien/ Staatsoper
Oper als höfisches Fest
415 Jahre nach der Uraufführung in Mantua hat Claudio Monteverdis „L‘ Orfeo“ warten müssen, ehe er erstmals an der Wiener Staatsoper aufgeführt wurde. Am Samstagabend war es soweit. Regisseur Tom Morris‘ Plan: Die Trennung zwischen Bühne und Publikum aufzuheben. Ob ihm das gelungen ist, weiß Bernhard Doppler. Er hat die Premiere für BR-KLASSIK in Wien miterlebt.
BR-Klassik.de

„L’Orfeo“ an der Staatsoper als bunte Todesparty
Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ an der Wiener Staatsoper in der Regie von Tom Morris und mit dem Concentus Musicus
DerStandard.at

Bunte Hochzeitsparty für Orpheus und Eurydike in der Staatsoper
Monteverdis „L’Orfeo“, erstmals in der Staatsoper: Standing Ovations für die blümchenbunte und grottendüstere Regie von Tom Morris. Pablo Heras-Casado am Pult des Concentus Musicus liebt es opulent, Georg Nigl lässt in der Titelrolle niemand kalt.
DiePresse.com

„L‘ Orfeo“ an der Staatsoper: In der Komfortzone gefangen(Bezahlartikel)
Kurier.at

Wiener Staatsoper zeigt erstmals Monteverdis „L’Orfeo“
Musik.heute.de

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Monteverdis Musik und Kate Lindseys Stimme zeigen uns die Macht der Musik

Foto: Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper, 11. Juni 2022, Premiere 

L’ORFEO

Claudio Monteverdi, Musik
Alessandro Striggio,
Text 
Favola in musica in fünf Akten und einem Prolog

von Lothar und Sylvia Schweitzer  

Wird die Oper glücklich oder tragisch ausgehen? Wir werden uns von der Art eines Gluck’schen Happy End lösen müssen. Lesen wir in der ersten Auflage von Pfisters „Götter – und Heldensagen der Griechen“ nach, wird Orpheus, vielleicht durch sein traumatisches Erlebnis zum Frauenfeind geworden, von thrakischen Frauen in Stücke zerrissen. Aus den Opernführern ist bei Monteverdis Werk nichts Eindeutiges zu entnehmen. Apollo bestätigt die endgültige Trennung seines Sohns von Eurydike, nimmt ihn dafür in den Götterhimmel auf, „wo er in der Sonne und in den Sternen eine ihr gleichende Schönheit  erblicken wird“. Soll damit ein Bezug zum christlichen „im Himmel wird nicht mehr geheiratet“ (Matthäus 22,30) hergestellt werden? Nach einer anderen Version werden Orpheus und Eurydike gemeinsam zu Sternenbildern erhoben. Also doch auch bei Monteverdi kein tragisches Ende!

Auf dem Weg zur Oper bekommen wir das bunte Treiben der Pride Parade mit. Wir beobachten eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Die Stufen zur Galerie der Staatsoper erklommen begrüßt uns dort ein musizierendes Bläserensemble mit Trommler. In Zirkusmanier wird über Lautsprecher der baldige Beginn der Vorstellung angekündigt. Der Vorhang ist offen. Im Hintergrund der Bühne spiegelt sich der Publikumssaal mit den ihre Plätze aufsuchenden Gästen. Eine eher schon konventionelle Idee. Die Bühne selbst lässt ein fröhliches Fest in der Natur erwarten. Mehr oder weniger gut deutbar und  bunt verkleidete „Hirten“ sind auch im Parkett wahrzunehmen. (Inszenierung Tom Morris, Bühne und Kostüme Anna Fleischle). „L’ORFEO Claudio Monteverdi,
Wiener Staatsoper, 11. Juni 2022, Premiere “
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L’Orfeo an der Wiener Staatsoper: Ein Spektakel jagt das andere

Foto: © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper, 11. Juni 2022 PREMIERE

Claudio Monteverdi, L’Orfeo 

von Jürgen Pathy

Die Grenzen verschwimmen. Wem gestern Abend nicht klar gewesen sein sollte, ob er noch auf der Regenbogenparade tanzt oder bereits in der Wiener Staatsoper weilt, den sollte man nicht für durchgeknallt erklären. Mit dem Briten Tom Morris hat man einem Regisseur die Neuproduktion von Monteverdis „L’Orfeo“ anvertraut, der gemeinsam mit Kostümbildnerin Anna Fleischle ein fast ebenso opulentes Kostümspektakel auf die Bühne gezaubert hat. Der größte Unterschied: Dröhnten draußen vor den Toren überwiegend Techno, House und Dancebeats aus den Boxen, schmeichelte drinnen der Concentus Musicus mit lebhafter Barockmusik, die weltweit wohl ihresgleichen sucht.

Eintauchen in die bunte Welt von Monteverdi

Dragqueens, nackte Haut und bizarre Outfits. Deren durfte man sich gestern nicht nur auf der Wiener Ringstraße erfreuen, wo kolportierte 250.000 Teilnehmer eine friedliche Demo für die Rechte der LGBT-Community veranstaltet hatten, auch in der Wiener Staatsoper feierte man ein üppiges Fest. Zumindest über weite Strecken vor der Pause, wo sich das Volk um zwei Holztische versammelt hatte, um der Hochzeit von Orfeo und Euridice beizuwohnen. Der Ort: Irgendwo in einem abgelegenen Druidenhain. Das Motto der schrill-gekleideten Inszenierung: Mittendrin statt nur dabei.

„In 20 Minuten geht es los“, tönte es aus den Lautsprechern, da war noch kaum ein Zuschauer im Saal in Sicht. 10 Minuten vor Beginn der Aufführung dann bereits ein buntes Treiben auf der Bühne. Extravaganter Kopfschmuck, schräge Typen und gestählte Oberkörper. Alles mit dabei, ehe ein Typ im bunten Hipster-Style-Outfit gekleidet die Bühne betritt, sodass Maurice Ernst, Frontman der österreichischen Kultband „Bilderbuch“ vor Neid erblassen würde. Aufgrund seines extravaganten Kleidungsstils rangiert Ernst in Mode-Rankings regelmäßig unter den Top Ten.

Dass es sich dabei um Orfeo handelt, alias Georg Nigl, ist anfangs nicht sofort klar. Vor allem, wenn man Monteverdis Meisterwerk nur vage von Aufnahmen oder Videos kennt.

„Claudio Monteverdi, L’Orfeo 
Wiener Staatsoper, 11. Juni 2022 PREMIERE“
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Beim ‚Sacre‘ scheidet sich erneut die Spreu vom Weizen

Foto: © Tillmann Franzen

Kölner Philharmonie, 10. Juni 2022

Elnaz Seyedi – A mark of our breath (Uraufführung) – Kompositionsauftrag des WDR – Miniaturen der Zeit –

Dmitri Schostakowitsch – Konzert Nr. 1 a-Moll op. 77 für Violine und Orchester

Igor Strawinsky – Le sacre du printemps

Zugabe: Samuel Carl Adams – Diptych

WDR Sinfonieorchester
Cristian Măcelaru, Dirigent
Karen Gomyo, Violine

von Daniel Janz

Da sind wir also wieder hier in Köln – das in letzter Zeit schwächelnde WDR Sinfonieorchester und der ‚Sacre du printemps‘, der hier fast ein Dauergast ist aber leider auch oft genug zum Reinfall wurde. Das auch noch angereichert mit Musik von Schostakowitsch und einer Uraufführung weckte im Vorfeld sowohl hohe Erwartungen als auch Sorge. Eine Mischung, die so oder so aber verspricht, ein Abend voller Spannung zu werden. Kein Wunder also, dass das Publikum an diesem Sommerabend bemerkenswert zahlreich erschienen ist, um mitzuerleben, wie sich Orchester und sein rumänischer Chefdirigent Cristian Măcelaru (42) schlagen.

Als erstes Werk des Abends präsentieren sie eine Uraufführung der inzwischen renommierten Komponistin Elnaz Seyedi (40) aus Teheran. Ihr Werk „a mark of our breath“ (zu Deutsch: „eine Spur unseres Atems“) entstand unter der Reihe „Miniaturen der Zeit“ als Auftragsarbeit des WDR. In diesem möchte sie laut ihren eigenen Worten: „die Zerstörung des scheinbar Ursprünglichen“ durch „die menschlichen Stimmen – als gleichzeitig gespielt und gesungen in den Blechbläsern“ ausdrücken. Eine Thematik, die – so beschreibt es das Programm – im Zusammenhang mit „Nachhaltigkeit“ sowie der „Coronakrise“ stehen soll.

Die Musik vermittelt von Beginn an die Vorstellung von etwas Ursprünglichem. Der einleitende Cluster erzeugt einen statischen, eintönig gleichen Eindruck – ganz so wie das Wendland, in dem Seyedi das Werk 2021 komponierte. Im Gegensatz zu ihrer Beschreibung wird diese Statik jedoch nie durchbrochen. Das Orchester sticht zwar häufig durch Staccati aus allen Instrumentengruppen dagegen an. Zerstörung lässt sich hier aber beim besten Willen nicht entdecken. Viel eher werden diese vielen kleinen Effekte gegen das Grundklanggemisch gefühlt endlos wiederholt. „WDR Sinfonieorchester Cristian Măcelaru, Dirigent, Karen Gomyo
Kölner Philharmonie, 10. Juni 2022“
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Die SONNTAG-PRESSE – 12. JUNI 2022

Foto: Staatsoper (c) Poehn

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Die SONNTAG-PRESSE – 12. JUNI 2022

Wien/Staatsoper:
„Orfeo“: Hochzeits-Fiasko in mutloser Umsetzung
Nachtkritik. Mit Claudio Monteverdis „Orfeo“ zeigt die Staatsoper das erste relevante Opernwerk der Geschichte. Die Produktion vermittelt aber wenig vom ästhetischen Beben, das dieses Werk einmal ausgelöst hat.
https://www.kleinezeitung.at/kultur/klassik/6151641/Wiener-Staatsoper_Orfeo_HochzeitsFiasko-in-mutloser-Umsetzung

Plácido Domingo beehrte Grazer Musikverein
Gemeinsam mit José Carreras und Luciano Pavarotti sorgte Plácido Domingo weltweit als Teil der „Drei Tenöre“ für tosenden Applaus. Und auch im Stefaniensaal wollte der Applaus nie enden, als er mit Verdis „Nabucco“ sein Debüt im Grazer Musikverein gab.
https://steiermark.orf.at/magazin/stories/3160302 (mit Video!)

Spätes Debüt Placido Domingos im Grazer Musikverein gefeiert
Die meisten waren vermutlich einzig und allein wegen ihm gekommen und jubelten entsprechend bei jeder Gelegenheit: Placido Domingo, Ausnahmetenor und Maßstäbe-Setzer vor allem im italienischen und französischen Fach, war am Freitag erstmals im Grazer Musikverein zu Gast. In einem Konzert im Stefaniensaal gab er zusammen mit einer grandiosen Marie José Siri und anderen Solisten Giuseppe Verdis „Nabucco“ in einer konzertanten Version zum Besten.
SalzburgerNachrichten

Plácido Domingo in Graz: Spätes Debüt des Duracell-Hasen
Ein spätes Debüt im Musikverein und erst sein zweites Konzert in Graz: Der Jahrhunderttenor und nunmehrige Bariton Plácido Domingo kam mit 81 Jahren in den Stefaniensaal, sang den Nabucco und siegte mit Persönlichkeit und Stimme.
KleineZeitung.at

Konzert mit Jüdischen Komponisten Gegen das Vergessen
Unter dem Titel „Lost Generation“ präsentiert Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmoniker ein Programm mit jüdischen Komponisten, die dem NS-Regime zum Opfer fielen.
Tagesspiegel.de

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Der Schlauberger 75: Schabernack mit Omas Rippe

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

Eine Mini-Serie über Missverständnisse

von Reinhard Berger

Ob Sie’s glauben oder nicht: Das gibt es wirklich! Und zwar fünfmal: zweimal in Mecklenburg-Vorpommern und je einmal in Brandenburg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Schabernack.

Ganz ehrlich: Da möchte ich nicht unbedingt leben. Dauernd diese Rechtfertigung bei der Ortsangabe.

Omas Rippe ist kein Schabernack. Gut gefüllt, wird sie für 4,99 Euro das Kilo verkauft. Manchmal stammt sie auch vom Schwein. Die Rippe. Und ist mit Äpfeln vollgestopft. Muss ganz schön dick sein, der alte Knochen. Also der vom Schwein. Nun, so ’ne Handvoll Äpfel hat ja allerhand Volumen.

Dieses Schabernack ist ein Ortsteil der Stadt Garz auf Rügen.

Oma? Oder Schwein? Was denn nun?

 

Reinhard Berger, 12. Juni  2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Zuerst erschienen in: HNA

Der Schlauberger (c) erscheint am Sonntag.

Reinhard Berger

Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

Klugscheißereien Feuchtigkeitsmanagement für die Füße? Hier gibt´s die Antwort. Wartberg-Verlag

 

Dieser „Tristan“ kommt dem unerreichbaren Ideal sehr nahe

Blu-ray Rezension:

Richard Wagner
Tristan und Isolde

Staatsopernchor/Staatskapelle Berlin
Daniel Barenboim  Dirigent

Dmitri Tcherniakov,  Regie

BAC 465

 von Peter Sommeregger

Wagner selbst hat einmal vor perfekten Tristan-Aufführungen gewarnt, die Menschen würden sie wohl nicht ertragen und wahnsinnig werden. Eine Ahnung dessen, was Wagner damit gemeint haben könnte, bot die Aufführung in der Staatsoper Unter den Linden 2018, deren Aufzeichnung nun endlich auf DVD und Blu-ray erschienen ist.

Jeder Opernliebhaber, der schon etliche Aufführungen dieses Mammutwerkes erlebt hat, weiß um die Unvollkommenheit der meisten dieser Interpretationen. Oft genug fehlen den Sängern der Titelrollen die stimmlichen Mittel, um sie befriedigend ausführen zu können, manche retten sich in Schreien, oder auch dem Unterschlagen einzelner Töne oder gar Phrasen. „Blu-ray Rezension: Richard Wagner Tristan und Isolde
klassik-begeistert.de“
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Das Beste kommt zum Schluss: Barrie Kosky’s All Singing, All-Dancing Yiddish Revue

Komische Oper Berlin, 10. Juni 2022 PREMIERE

Barrie Kosky’s All-Singing, All-Dancing Yiddish Revue

von Peter Sommeregger

Fotos: Monika Rittershaus

Was der charismatische Intendant der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, bei seiner letzten Premiere am Ende seiner zehnjährigen Intendanz auf die Bretter des Hauses an der Behrenstraße wuchtet, hat es so in Berlin noch nicht gegeben.

Kosky, der während der letzten zehn Jahre nicht müde wurde, Perlen der jüdischen Musiktheater-Kultur für das Haus und Berlin zurückzugewinnen, hat sich um die Wiederbelebung von Werken Paul Abrahams, Emmerich Kálmáns u.v.a. verdient gemacht. Schließlich waren diese Werke einst Zugpferde am Metropol-Theater, in dessen Mauern heute die Komische Oper spielt, ehe der braune Ungeist der Nazi-Ideologie ihre Schöpfer ins Exil oder in den Tod trieb. „Barrie Kosky’s All-Singing, All-Dancing Yiddish Revue
Komische Oper Berlin, 10. Juni 2022 PREMIERE“
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Glyndebourne profiliert sich einmal mehr als Opern-Eldorado – mit einer überragenden „Nozze“-Produktion

Es sind nicht nur die perfekten Inszenierungen und die erstklassigen Sängerinnen und Sänger, welche Glyndebourne als englisches Opern-Eldorado von Weltruf etablierten – es ist auch der herrliche Park, in dem in der verlängerten großen Pause jeder Aufführung das rituelle Picnic abgehalten wird. Es ist unmöglich, nach dieser Aufführung, der ursprünglich aus dem Jahr 2012 stammenden (und seither unübertroffenen) Produktion der „Nozze di Figaro“ unter der Regie von Michael Grandage, welche die barocke Handlung aus dem späten 18. Jahrhundert geradewegs ins Sevilla der 1960er-Jahre versetzt, nicht in Euphorie zu verfallen:

Ich habe noch nie und nirgendwo eine bessere Produktion von Mozarts Meisterwerk gesehen. Orchester, Sänger und Sängerinnen: höchste musikalische Qualität. Subtile Pointen und wohldosierte Komik in der durchwegs intelligenten Regie – und ein Bühnenbild von einer Perfektion und Schönheit, wie es sonst auf den allerwenigsten Bühnen zu sehen ist. Die „Nozze“ mit ihren zeitlosen psychologischen und sozialen Problemstellungen lassen sich mühelos vom Barock in jede Epoche transponieren – ins Sevilla der 1960er-Jahre und in die „Me-Too-Ära“ des Heute. Zeitlos ist jedenfalls das Bühnenbild mit einem facettenreichen maurischen Palast, der auf den Bühnen der Welt seinesgleichen sucht.

Glyndebourne (Fotos), 9. Juni 2022

Wolfgang Amadeus Mozart, Lorenzo da Ponte (Libretto),
Le Nozze di Figaro

London Philharmonic Orchestra
The Glyndebourne Chorus
Aidan Oliver, Dirigent

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Was der stilvolle Theaterbau neben dem Landhaus, in dessen prachtvollem Orgelsaal vor Jahrzehnten (genauer: im Jahr 1934) diese großartige Operntradition ihren Anfang genommen hatte, in den sommerlichen Festivals zu bieten hat, ist längst Legende – und übertrifft bei weitem alles, was die großen, etablierten Häuser weltweit an Opern auf ihre Bühnen stellen. Glyndebourne hat eben einen fantastischen „spirit“, der inzwischen, mit respektablen Erfolgen, von anderen Sommerfestivals nachgeahmt wird – an deren Spitze zweifellos Garsington.

Eine der Spezialitäten (abgesehen vom Picnic im Park und dem exquisiten Stil des Publikums) von Glyndebourne ist das Engagement von hervorragenden jungen Sängern – oft der Weltstars von morgen. Die Kassenschlager von heute werden hier umgangen: Eine Netrebko wäre auf der Bühne von Glyndebourne ebenso undenkbar wie ein Kaufmann.

Aber – soeben habe ich im Shop die Aufnahme einer Mozart-Oper aus den 1960er-Jahren erstanden. Und in dieser singt kein anderer als Luciano Pavarotti. Ein früher Pavarotti – bevor ihn alle großen Häuser weltweit auftreten ließen. Typischerweise war Glyndebourne zuerst… „Wolfgang Amadeus Mozart, Le Nozze di Figaro
Glyndebourne, 9. Juni 2022“
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Eine neue „Traviata“-Einspielung mit Lisette Oropesa: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

CD-Rezension:

Giuseppe Verdi
La Traviata

Lisette Oropesa
René Barbera
Lester Lynch

Dresdner Philharmonie
Daniel Oren

Pentatone PTC 5186 956

 von Peter Sommeregger

Giuseppe Verdis „La Traviata“ ist eine der am häufigsten gespielten Opern überhaupt. Auch der Katalog der existierenden Einspielungen auf Tonträgern ist umfangreich. So umfangreich, dass man schon gute Gründe braucht, um eine neue Aufnahme zu rechtfertigen. Im aktuellen Fall ist wohl die amerikanisch-kubanische Sopranistin Lisette Oropesa und ihre schnell an Fahrt aufnehmende Karriere ausschlaggebend gewesen.

Die Ära der großen, aufwändig produzierten Studioaufnahmen der 1970er und 80er-Jahre schien endgültig vorbei, aber gerade zeichnet sich eine Rückkehr dazu ab. Um es vorweg zu nehmen: Lisette Oropesa erfüllt die in sie gesetzten Erwartungen und singt eine technisch perfekte, nuancenreiche Violetta. Ihr zartes, ausgesprochen schönes Timbre prädestiniert sie für die Gestaltung der Kameliendame. Lediglich an den exponierten Stellen klingt die Stimme etwas kehlig. „CD-Rezension: Giuseppe Verdi La Traviata
klassik-begeistert.de“
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