Höchste Zeit sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen.
Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der so genannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese teilweise sarkastische, teilweise brutal ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.
Von Daniel Janz
Ein entspannter, meditativer Fluss für Zartbesaitete. Das ist Klassische Musik! Nein – ist sie natürlich nicht, wie wir Liebhaber wissen. Aber es gibt sie – jene Werke der Klassik, die diesen unaufgeregten und ruhigen Charakter versprühen und damit das Klischee der „langweiligen Klassik“ am Leben erhalten. Einige dieser Werke hatten in dieser Kolumne bereits ihren mal mehr, mal weniger verdienten Auftritt. Es ist daher nur konsequent, uns jetzt auch einem der bekanntesten klassischen Ruhepole zuzuwenden: Dem mittlerweile weltberühmten „Claire de Lune“ von Claude Debussy.
Debussy trat sein kompositorisches Schaffen an, als die Zeit der großen Romantiker gerade ihren Zenit überschritt. Volle, ergreifende, mit Überlänge und immer größeren Orchestern gespickte Kompositionen waren an der Tagesordnung. Einige Quellen berichten gar, dass dies das Publikum überstrapazierte. Neben der Abgrenzung zum damaligen deutschen Militarismus wird Debussys Kompositionsweise auch deshalb häufig im Kontrast dargestellt: Nicht mehr die Epik der Musik, sondern das Spiel der Farben und Harmonik rückten ihm ins Zentrum. Analog zur bildenden Kunst ordnet man ihn deshalb heute dem musikalischen Impressionismus zu – und das, obwohl er dieser Bezeichnung selber kritisch gegenüberstand.
Unter diesem Fokus machte er 1905 auch seine beiden berühmtesten Werke bekannt: „La Mer“ und die hier behandelte „Suite Bergamasque“, aus der besonders ihr dritter Satz „Clair de Lune“ berühmt ist. „Daniels Anti-Klassiker 48: Claude Debussy – „Clair de Lune“ aus „Suite Bergamasque“ (1905)“ weiterlesen