Philippe Jordan schürft „Alpengold“ mit den Berliner Philharmonikern

Berliner Philharmoniker, Philippe Jordan, Dirigent, Anja Kampe, Sopran,  Philharmonie Berlin, 21. Januar 2022

Gerne würde man Philippe Jordan bald wieder am Pult in Berlin sehen.

Foto: Philippe Jordan © csm Portrait

Philharmonie Berlin, 21. Januar 2022

Richard Wagner
Das Rheingold: Orchesterauszüge, zusammengestellt von Philippe Jordan

Alban Berg
Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg op. 4
Anja Kampe Sopran

Richard Strauss
Eine Alpensinfonie op. 64

Berliner Philharmoniker
Philippe Jordan Dirigent

von Peter Sommeregger

Der Schweizer Dirigent Philippe Jordan, inzwischen zum Musikdirektor der Wiener Staatsoper aufgestiegen, ist in Berlin kein Unbekannter. Man erinnert sich noch gerne der späten 1990er Jahre, in denen er an der Staatsoper Unter den Linden als Assistent Daniel Barenboims wirkte, und zahlreiche Repertoire-Aufführungen umsichtig leitete.

Für dieses Konzert in der Philharmonie hat er ein interessantes Programm zusammengestellt: eine von ihm selbst erstellte Orchester-Suite, die sozusagen eine musikalische Inhaltsangabe der Wagner-Oper darstellt. Die Berliner Philharmoniker dürfen wieder einmal zeigen, was für ein großartiges Opernorchester sie sind und sein könnten. Jordan hat den langen Atem und die große Linie immer im Auge und erfreut mit klanglicher Opulenz. Erinnerungen an den Ring unter Herbert von Karajan werden wach, aber Jordan muss den Vergleich nicht scheuen.

Für Alban Bergs raffinierte fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten des Wiener Literaten Peter Altenberg hat man die Sopranistin Anja Kampe verpflichtet. Diese frühen, an der Grenze zwischen Tonalität und Atonalität angesiedelten kurzen Gesänge stellen trotz ihrer Kürze eine große Herausforderung an die Solistin dar. Anja Kampe, an der Berliner Staatsoper zuletzt als „Fanciulla del West“ von Puccini gefeiert, stellt einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Die exponierte Lage der Notentexte bewältigt sie mühelos und hinterlässt einen starken Eindruck, der sich in lang anhaltendem Applaus niederschlägt.

Nach der Pause breitet Jordan mit der – übrigens in Berlin uraufgeführten – Alpensinfonie von Richard Strauss das ganze breite Spektrum der Instrumentierungskunst des Komponisten aus. Die detailreiche Schilderung einer Bergtour in den Bayerischen Alpen beschäftigt das ganze große Orchester, selbst eine Windmaschine wird eingesetzt, um Naturgeräusche authentisch wiedergeben zu können. Jordan lässt das Orchester in den weit gespannten Melodienbögen schwelgen, verliert dabei aber nie das übergeordnete Konzept der Komposition aus dem Auge. Das Publikum lässt sich nur allzu gerne von der rauschhaften Schönheit der Musik vereinnahmen und dankt Orchester und Dirigent mit reichlichem, herzlichen Beifall.

Gerne würde man Philippe Jordan bald wieder am Pult in Berlin sehen.

Peter Sommeregger, 22. Januar 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Peter Tschaikowsky, Jolanthe op. 69 (konzertante Aufführung), Kirill Petrenko, Philharmonie Berlin, 12. Januar 2022

Lang Lang, Philippe Jordan, Webern Symphonie Orchester Wiener Konzerthaus, 7. November 2021

Philippe Jordans Klangvorstellung

 

 

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