Farewells – eine Interpretation von optimaler Authentizität

Zusammen mit dem Pianisten Michael Biel, seit Studienzeiten mit dem Sänger befreundet, nimmt Orliński den Hörer mit auf eine interessante Entdeckungsreise zu selten aufgeführten Liedern polnischer Komponisten.

CD- Rezension:

Farewells

Jakub Józef Orliński
Michael Biel

Erato 0190296269714

von Peter Sommeregger

Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Stabat Mater von Pergolesi überrascht der berühmte Polnische Countertenor mit einer Lieder-CD, die komplett dem polnischen Kunstliederschatz gewidmet ist.

Von den darauf vertretenen Komponisten sind außerhalb Polens eigentlich nur Karol Szymanowski und Stanisław Moniuszko allgemein bekannt, wobei die Bekanntschaft mit diesem uns unbekannten Liedgut durchaus lohnend ist.

Zusammen mit dem Pianisten Michael Biel, seit Studienzeiten mit dem Sänger befreundet, nimmt Orliński den Hörer mit auf eine interessante Entdeckungsreise zu selten aufgeführten Liedern polnischer Komponisten.

Von Moniuszko sind nur zwei Titel vertreten, obwohl der Komponist über 300 Lieder geschrieben hat, die in Polen äußerst populär sind. Dessen Tradition hat Mieczysław Karłowicz, der von 1876 bis 1909 lebte, fortgesetzt. Von seinen insgesamt 22 Liedern sind 12 hier zu hören, die der depressive junge Komponist innerhalb kurzer Zeit schrieb, sich dann aber der Instrumentalmusik zuwandte. Mit nur 32 Jahren wurde er Opfer eines Lawinenunglücks. Der Charakter der Lieder ist lyrisch und spiegelt die Introvertiertheit des Komponisten wieder.

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Der Dirigent als Komponist: Antal Dorátis „Der Künder“ erlebt eine späte Uraufführung

CD-Rezension:

Antal Doráti
Der Künder

Beethoven Academy Orchestra
Teatr Wielki Choir
Martin Fischer-Dieskau  Dirigent

Orfeo C 220313

von Peter Sommeregger

Vielen Liebhabern klassischer Musik wird der aus Ungarn stammende Dirigent Antal Doráti noch ein Begriff sein. Der 1906 in Budapest geborene Sohn aus jüdischer Familie studierte Musik in seiner Heimatstadt und hatte an den Opernhäusern von Dresden und Münster verschiedene Positionen, ehe er 1933 Deutschland verließ. Nach Jahren in Frankreich und Monte Carlo emigrierte er 1939 in die USA, wo er auch eingebürgert wurde. Über die Jahrzehnte etablierte sich Doráti als Leiter von namhaften Orchestern und Opernkompanien, auch für Schallplattenaufnahmen wurde er häufig herangezogen.

Bedeutend ist seine komplette Einspielung sämtlicher Symphonien Joseph Haydns, auch von insgesamt acht Opern dieses Komponisten erschienen Aufnahmen unter seiner Leitung. „CD-Rezension: Antal Doráti, Der Künder,
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Mozarts Jugendwerk liegt hier in kompaktem Format vor

Allen Beteiligten gelingt ein Fest der barocken Oper und eine Entdeckungsreise zu einem erstaunlich reifen Frühwerk Mozarts.

CD-Rezension:

Wolfgang Amadeus Mozart    Lucio Silla

Insula Orchestra
Laurence Equilbey 

Erato 0190296377341

von Peter Sommeregger

Die vom gerade einmal 16-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart, als Auftragswerk für das Mailänder Teatro Regio Ducale geschriebene Oper, Lucio Silla, folgt äußerlich naturgemäß den Konventionen des damaligen Musikgeschmackes. Mozarts Genie verstand es allerdings auch schon sehr früh, die Formensprache der barocken Oper mit lebendigen Charakteren auszufüllen.

Äußerlich folgt der Lucio Silla dem vorgegebenen Schema: der erste Akt dient der Exposition, die Akteure werden in ausladenden Rezitativen und Arien mit ihrer Gemütslage vorgestellt. Im zweiten Akt schreitet die äußere Handlung rasch voran und spitzt sich dramatisch zu. Der dritte Akt scheint auf ein tragisches Ende zuzusteuern, bringt aber schließlich die nicht unbedingt logische Wendung zum glücklichen Ausgang, ermöglicht durch großzügige Milde des Herrschers. In solcher Art konnte das Sujet mühelos als Huldigungsoper auch für aktuelle Machthaber eingesetzt werden. „CD-Rezension: Wolfgang Amadeus Mozart  Lucio Silla,
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Ein beklemmendes Dokument aus Theresienstadt

Ullmann konnte seine Musik selbst nicht mehr hören, aber es ist eine moralische Genugtuung, dass sie mit langer Verzögerung doch noch ihren Weg in die Konzertsäle und Opernhäuser gefunden hat.

CD-Rezension:

Viktor Ullmann
Der Kaiser von Atlantis

Münchner Rundfunkorchester
Patrick Hahn

BR Klassik 900339

von Peter Sommeregger

Die Entstehungsgeschichte dieses „Spiels in einem Akt“ des schlesischen Komponisten Viktor Ullmann ist gleichermaßen spektakulär wie erschütternd. Ullmann, der zuletzt in Prag gelebt hatte, wurde wegen seiner jüdischen Abstammung 1942 in das Lager Theresienstadt deportiert. Später verlegte man ihn in das KZ Auschwitz-Birkenau, wo er im Oktober 1944 ermordet wurde.

Das „Vorzeigelager“ Theresienstadt erlaubte so etwas wie ein kulturelles Leben, was Ullmann zu der Komposition dieses Bühnenwerkes animierte, das er auf einem Text seines Mithäftlings Peter Kein schrieb. Es spiegelt naturgemäß den Zeitgeist und vor allem die extremen Bedingungen, unter denen es entstand. Nach der Vollendung im August 1944 kam es noch zur Generalprobe der Aufführung, danach verboten die Nazis das Werk. Es dauerte bis zum Dezember 1975, ehe das Stück in Amsterdam uraufgeführt wurde. „CD-Rezension:Viktor Ullmann Der Kaiser von Atlantis,
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Ein Agnostiker schreibt eine Messe

CD-Rezension:

Leoš Janáček

Glagolitic Mass
Sinfonietta

Warner Classics 0190296280634

von Peter Sommeregger

Diese Messe des großen Mährischen Komponisten weist gleich mehrere Besonderheiten auf, die sie von anderen geistlichen Chorwerken grundlegend unterscheidet. Leoš Janáček war erklärter Agnostiker, trotzdem entschloss er sich gegen Ende seines Lebens, den Auftrag für die Komposition einer Messe anzunehmen. Einen früheren Versuch in dieser Richtung hatte er abgebrochen, verwendete aber schließlich Teile jener Komposition für die so genannte Glagolitische Messe.

Glagolitisch bedeutet eine Form des Altslawischen, in dieser Sprache sind auch die Messtexte abgefasst. Bei der Einstudierung des Werkes für die Uraufführung in Brünn im Dezember 1927 ergaben sich Vereinfachungen und Veränderungen der Partitur, die den speziellen Umständen dieser Aufführung geschuldet waren. Die hier vorgelegte Einspielung rekonstruiert in weiten Teilen Janáčeks ursprüngliche Partitur, was sie von anderen Aufnahmen unterscheidet. „CD-Rezension: Leoš Janáček, Glagolitic Mass, Sinfonietta,
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Andris Nelsons feiert mit zwei Spitzenorchestern Richard Strauss

CD-Rezension:

Man darf dieser kompakten, eleganten Box getrost prophezeien, dass sie zur neuen Referenzeinspielung der Tondichtungen von Richard Strauss werden wird. Und sie macht Appetit auf Opernaufnahmen unter der Leitung Nelsons.

STRAUSS

Gewandhausorchester Leipzig
Boston Symphony Orchestra

Yuja Wang
Yo-Yo Ma

Andris Nelsons

Deutsche Grammophon 486 2040

von Peter Sommeregger

Der lettische Dirigent Andris Nelsons zählt seit längerer Zeit zu den Stars der internationalen Dirigentenszene. Seit ein paar Jahren leitet er zwei der bedeutendsten Orchester der alten und der neuen Welt. Unter seiner Leitung haben das Leipziger Gewandhausorchester und das Boston Symphony Orchestra eine Kooperation begonnen, die in der Geschichte dieser Orchester, aber auch darüber hinaus einzigartig ist. Zwar hatten die beiden Orchester vor gut hundert Jahren schon einmal den gleichen Chefdirigenten, nämlich Arthur Nikisch. Ein so intensiver Austausch zwischen den beiden Klangkörpern war aber damals schon organisatorisch nicht möglich.

Nelsons ehrgeiziges Projekt, den wesentlichen Teil der Strauss’schen Tondichtungen einzuspielen, hat historische Vorbilder in der Schallplattengeschichte. Clemens Krauss, Freund und Weggefährte von Strauss, realisierte seine Einspielungen in den 1950er Jahren mit den Wiener Philharmonikern für die DECCA, Fritz Reiner spielte wenig später mit dem Chicago Symphony Orchestra ebenfalls mehrere Strauss-Tondichtungen für die Schallplatte ein. Das bisher umfangreichste Projekt dieser Art realisierte Rudolf Kempe in den 1970er Jahren für den EMI-Konzern, inzwischen sind diese als Referenz-Aufnahmen geltenden Einspielungen von Warner in den Katalog übernommen. „CD-Rezension: STRAUSS, Gewandhausorchester Leipzig, Boston Symphony Orchestra,
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Es gelingt eine Aufführung von großer Geschlossenheit und Intensität

DVD Blu-Ray Rezension:

Leoš Janáček
Jenůfa

Staatskapelle Berlin
Simon Rattle Dirigent

Unitel 760504

von Peter Sommeregger

Die im Jahr 2021 bedingt durch die Pandemie nur im Livestream zu erlebende Jenůfa-Premiere an der Berliner Staatsoper ist nun auch als DVD/Blu-Ray erschienen. Ein willkommener Anlass den damaligen Eindruck zu vertiefen.

Offenbar hat sich der Regisseur Damiano Michieletto für  das Thema Reduktion als Programm entschieden. Ein Bühnenbild im eigentlichen Sinn gibt es nicht, der Bühnenraum ist durch Milchglaswände begrenzt, auf Sitzbänken und Tischen sind Gegenstände zu sehen, die jeweils einer der handelnden Personen zuzuordnen sind. Bei  der Küsterin sind es sakrale Gegenstände und Kerzen.

Dörfliches Ambiente wird ausgespart, insgesamt verträgt das anrührende Drama um das junge Mädchen Jenůfa diese radikal entkernte Lesart aber gut, das komplizierte Beziehungsgeflecht der handelnden Personen wird in der ausgefeilten Personenregie gut nachvollziehbar dargestellt. Die Kostüme Carla Tetis, zumeist schlichte Alltagskleidung, waren nicht alle stimmig, warum der fesche Števa einen hässlichen Tarnanzug tragen muss, obwohl er doch gerade dem Militär entronnen ist, bleibt offen. „DVD Blu-Ray Rezension: Leoš Janáček, Jenůfa,
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Olga Neuwirths „Orlando“ an der Wiener Staatsoper: Materialschlacht mit Schwächen

DVD-Rezension:

Olga Neuwirth  Orlando

Catherine Filloux und Olga Neuwirth: Libretto

Unitel 760804

Mitschnitt der Uraufführung an der Wiener Staatsoper am 8. Dezember 2019

von Peter Sommeregger

Die ehrwürdige Wiener Staatsoper hat sich während der Direktion Dominique Meyers nicht unbedingt den Ruf einer besonders kreativen Bühne erworben. Aber  wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit, brachte Meyer die von ihm an Olga Neuwirth in Auftrag gegebene Oper Orlando zur Uraufführung. Das erforderte einen Kraftakt, der wohl sämtliche technischen und künstlerischen Ressourcen des Hauses an seine Grenzen stoßen ließ.

Aber der Reihe nach: Olga Neuwirth hat sich als literarische Vorlage Virginia Woolfs Kultroman Orlando gewählt, geradezu eine Ikone der Transgenderthematik, verwandelt sich doch der englische Edelmann Orlando im Laufe der Handlung in eine Frau. Neuwirth, die sich zusammen mit Catherine Filloux auch für das Libretto in englischer Sprache verantwortlich zeichnet, spinnt die Handlung aber noch weiter bis in die Gegenwart.

Der Apparat, der für diese auch optische Reise durch mehrere Jahrhunderte aufgeboten wird, ist gewaltig. Videoinstallationen, die in diesem Kontext endlich einmal sinnvoll eingesetzt sind, sowie flexible Versatzstücke ermöglichen schnelle Wechsel der Szenerie. Ein Ensemble von über dreißig Solisten, Chor, Kinderchor, Statisterie und Bühnenmusik wollen gut koordiniert sein. Das gelingt der Regisseurin Polly Graham durchaus, für eine erkennbare eigene dramaturgische Handschrift bleibt aber bei dieser von den Videos Will Dukes, den gelungenen Bühnenbildern von Roy Spahn, vor allem aber den prächtigen, höchst artifiziellen Kostümen des Labels „Comme des Garçons“ dominierten Szene wenig Raum. „DVD-Rezension: Olga Neuwirth, Orlando,
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Mit dem Duo GIOVIVO beschwingt durch trübe Zeiten

Bild: Genuin

CD-Rezension:

Duo GIOVIVO
Serendipity

Fabian Bloch: Euphonium, Wunderhorn, Alphorn, Piano
Muriel Zeiter: Piano, Violine, Querflöte

von Daniel Janz

Wem ist in diesen Tagen wohl nicht nach ein wenig Ablenkung? Nach leicht beschwingter Begleitung, nach ein wenig Entspannung von der Tristesse der alltäglichen Informationsflut oder einfach nur schöner Unterhaltung? Wer diese in Form von Musik sucht, hat mit dem jüngst erschienenen Album „Serendipity“ vom Duo GIOVIVO nun seit dem 4. Februar ein neues Instrument zur Verfügung.

Das Duo GIOVIVO – das sind Fabian Bloch und Muriel Zeiter. Es ist noch nicht so lange her, dass die beiden jungen Instrumentalisten ihre Ausbildung in Bern sowie am renommierten Royal Northern College of Music in Manchester abgeschlossen haben. In dieser Zeit fanden sie auch als Duo zusammen und sind seit 2019 in dieser Kombination auch tätig. Bestätigt werden sie dabei inzwischen durch eine Reihe von erfolgreichen Auftritten und Engagements. Laut Fabian Bloch ist es ihnen beispielsweise auch zu verdanken, dass zum allerersten Mal in der Geschichte ein Schweizer Alphorn im Gewandhaus Leipzig erklungen ist. „CD-Rezension: Duo GIOVIVO, Album „Serendipity“,
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Power-Stimme aus der Ukraine: Oksana Dyka

CD-Rezension:

In questa reggia

Puccini & Verdi Arias
Oksana Dyka

Constantine Orbelian  Dirigent
Kaunas City Symphony Orchestra

DELOS DE 3586

von Peter Sommeregger

Die ukrainische Sopranistin Oksana Dyka wurde nach ihrem Studium in Kiew für einige Jahre der Star der Kiewer Nationaloper. Danach entwickelte sich ihre Karriere auch international, heute kann man der Sängerin an vielen Opernhäusern der Welt begegnen.

Ihr Repertoire hat die Künstlerin in Richtung der großen dramatischen Partien entwickelt. Ihrer neuen Glanzrolle, Puccinis Turandot, gilt auch der Titel und der erste Track ihrer Solo-CD. „CD-Rezension: Oksana Dyka, In questa reggia, Puccini & Verdi Arias,
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