DVD Rezension: Karl Lagerfeld als Star bei Rameau

Jean-Philippe Rameau
Platée
Les Arts Florissants
William Christie

Unitel 804804 

von Peter Sommeregger (Text) 

Die Opern des französischen Barock-Komponisten Jean-Philippe Rameau sind erheblich spröder als etwa die Werke Händels und seiner meisten Zeitgenossen. Das war ihrer Rezeptionsgeschichte nicht immer dienlich, aber speziell die Oper „Platée“ wird schon wegen ihrer tragisch-komischen Handlung immer wieder aufgeführt.

Für die hier aufgezeichnete Produktion im Theater an der Wien zeichnet William Christie mit seinem Orchester Les Arts Florissants musikalisch verantwortlich. Damit war ein Höchstmaß an authentischer Wiedergabe dieser diffizilen Partitur gewährleistet. Für die Inszenierung wurde  Robert Carsen gewonnen, der für diese Produktion mit dem Bühnen- und Kostümbildner Gideon Davey zusammen arbeitete. „DVD Rezension: Jean-Philippe Rameau, Platée,
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CD Rezension: Paul Hindemiths schwergewichtige Oper

 

Paul Hindemith
Mathis der Maler
Wiener Symphoniker
Bertrand de Billy

Naxos NBDO 130V

von Peter Sommeregger

Paul Hindemith unternimmt mit diesem Werk den Versuch, anhand von Motiven aus dem Leben des mittelalterlichen Malers Matthias Grünewald die grundsätzliche moralische Verantwortung des Künstlers für sein Schaffen auszuloten. Es liegt nahe, dass der Komponist seiner Titelfigur eigene Züge verliehen hat, und in der Oper autobiographische Anspielungen auszumachen sind.

Hindemith schrieb nach der vergeblichen Suche nach einem geeigneten Librettisten das Textbuch zu der Oper selbst. Sie entstand Mitte der 1930er Jahre, konnte aber durch das Aufführungsverbot für seine Werke nicht wie vorgesehen in Berlin uraufgeführt werden, sondern erst 1938 in Zürich.

Die nun veröffentlichte DVD ist der Mitschnitt einer Wiener Produktion im Theater an der Wien von 2012. Für die Inszenierung zeichnet Keith Warner verantwortlich, der für alle sieben Szenen eine einheitliche Konstruktion auf der Bühne einsetzt, nämlich eine überdimensionale Skulptur des gekreuzigten Christus, die einmal komplett, dann wieder als Torso gezeigt wird. Der Rest der Szenerie ist nur sparsam angedeutet und stilisiert. „CD-Besprechung: Paul Hindemith, Mathis der Maler, Wiener Symphoniker,
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Tröstliche Musik im Pandemie-Lockdown

Franz Joseph Haydn
Die Schöpfung
Maggio Musicale Fiorentino
Zubin Mehta
Dynamic 57909

von Peter Sommeregger

Florenz, ganz Italien im strengen Lockdown. Es ist November 2020 und der große Zubin Mehta setzt ein Konzert mit Chor, Solisten und größerer Orchesterbesetzung durch. Publikum darf nicht im Saal sein, aber das Konzert wird aufgezeichnet und ist jetzt auch als DVD erschienen.

Aufgeführt wurde Haydns „Schöpfung“, eines der beliebtesten Oratorien überhaupt. Diese musikalisch ungemein reiche, im Text fromm naive Schilderung der Schöpfungsgeschichte hat durch den feierlichen Charakter der Musik etwas Erhebendes. Gerade deshalb scheint es besonders gut in diese Zeit der Trauer und ungewissen Zukunft zu passen. „DVD Rezension: Franz Joseph Haydn, Die Schöpfung
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CD-Rezension: Wiederentdeckung eines Stimmfaches

Ein heißer Anwärter auf den Titel CD des Jahres!

Michael Spyres
Baritenor

Erato 0190295156664

von Peter Sommeregger

Die neue CD von Michael Spyres ist nicht weniger als eine Sensation! Man konnte von diesem Künstler, der schon mehrfach seine Fähigkeiten zur Fachüberschreitung demonstriert hatte, ein interessantes Album erwarten. Was Spyres aber hier in über 84 Minuten abliefert, übersteigt alles Vorstellbare. Allein der Wechsel zwischen Tenor- und Baritonarien ist atemberaubend, was der Sänger dann aber noch innerhalb der einzelnen Stücke an Registerwechseln, Ausschmückungen und Variationen seinen Stimmbändern entlockt, ist beispiellos. Ebenso die scheinbare Leichtigkeit, mit der Spyres zwischen hohen und tiefen Registern wechselt. In der Arie des Figaro von Rossini scheint er gar mit mindestens zehn verschiedenen Stimmen zu agieren – nicht nur ein Kabinettstück, sondern auch Demonstration fulminanter Stimmtechnik.

Schon ein Blick auf die 18 Titel, die diese randvolle CD enthält, ist beeindruckend. Da steht neben Idomeneos großer Arie jene des Figaro-Grafen, das bezaubernde Postillion-Lied von Adam neben der Arie des Grafen Luna aus Verdis Troubadour, ja sogar das „Da geh ich ins Maxim“ aus Lehárs Lustiger Witwe fehlt nicht, den Reigen beschließt der Ohrwurm aus Korngolds Toter Stadt „Glück, das mir verblieb“. Spyres’ Lust am Singen und Interpretieren ist in jedem Augenblick spürbar, man könnte diese CD auch als wirksames Antidepressivum bewerben. „CD Rezension: Michael Spyres, Baritenor,
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DVD-Rezension: Im Garten der verwirrten Gefühle

Wolfgang Amadeus Mozart
La finta giardiniera
Orchestra del Teatro alla Scala
Diego Fasolis
Naxos 2.110689-90

von Peter Sommeregger

Mozarts 1774 für München komponierte Opera buffa „La finta giardiniera“ ist bereits ein reifes Werk des 18-jährigen Komponisten. Das italienische Libretto wurde später ins Deutsche übersetzt, als „Gärtnerin aus Liebe“ hatte das Werk 1780 seine Erstaufführung.

Die vorliegende DVD zeigt eine Inszenierung von Frederic Wake-Walker, die bereits 2014 in Glyndebourne ihre Premiere hatte, 2018 dann an die Scala di Milano übernommen wurde. In Bühnenbildern und Kostümen von Antony McDonald wird dieses halbernste Verwirrspiel um drei Liebespaare, die sich erst nach zahlreichen Irrwegen finden auf die Bühne gebracht. Wake-Walker lässt die gesamten drei Stunden Spieldauer das Ensemble im Stile der Commedia dell’arte agieren, die Figuren bewegen sich wie Marionetten und erstarren zeitweise in der Bewegung. Das ist ein origineller Ansatz, der allerdings über die doch lange Dauer der Aufführung ermüdend wirkt. Eine weniger gute Idee verlangt allen Protagonisten im Laufe der Handlung einen Striptease ab, der jeweils recht unmotiviert erfolgt und ein wenig peinlich wirkt. Auch die Zerstörung des (stimmungsvollen) Bühnenbildes durch die Sänger gegen Ende der Aufführung wirkt aufgesetzt und deplatziert.

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CD-Rezension: Vladimir Jurowski als Gipfelstürmer

Jurowski und sein brillantes Orchester müssen den Vergleich mit anderen Aufnahmen keineswegs scheuen!

Richard Strauss, Eine Alpensinfonie
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Vladimir Jurowski

Pentatone  PTC 5186 802

von Peter Sommeregger

Die Alpensinfonie von Richard Strauss, deutlich später als die anderen Tondichtungen des Komponisten entstanden, und Produkt eines langen Arbeitsprozesses, sind nur vordergründig eine reine Naturschilderung. Der ursprünglich von Strauss vorgesehene Titel „Der Antichrist“ weist den Weg zu dem Philosophen Nietzsche, der schon für „Also sprach Zarathustra“ gleichsam Pate gestanden hatte. „CD-Rezension, Vladimir Jurowski, Richard Strauss, Eine Alpensinfonie
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CD-Rezension: Belcanto aus dem Baltikum

Die Aufnahme ist eine wertvolle Ergänzung der nicht gerade üppigen Diskographie dieser Oper, durch Brownlee und Coburn ist sie eigentlich ein „Must-have“!

Vincenzo Bellini, I Puritani

Constantine Orbelian, conductor
Kaunas City Symphony Orchestra
Kaunas State Choir

Delos DE 3537

von Peter Sommeregger

Diese 2017 entstandene, aber erst jetzt veröffentlichte Einspielung von Bellinis letzter Oper hätte man eher anderswo verortet, als ausgerechnet im litauischen Kaunas. Es ist allerdings nicht die erste Aufnahme aus der zweitgrößten Stadt Litauens, die aufhorchen lässt. Der gefeierte Tenor Lawrence Brownlee hat mit diesem Orchester bereits ein preisgekröntes Rossini-Album eingespielt.

Brownlee ist es auch, der dieser Aufnahme den Rang des Besonderen verleiht. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Afroamerikaner in die erste Reihe der raren Belcanto-Stars gesungen. Sein agiler Tenor, der scheinbar mühelos auch schwindelnde Höhen erreicht, verfügt darüber hinaus über ein ausgesprochen schönes Timbre, saubere Diktion und jene Italianità, die gerade für die Opern Bellinis unverzichtbar ist. Im Finale singt er das gefürchtete F im Falsett, aber hält den Ton sicher und bettet auch diese extreme Note geschmackvoll in seine Gesangslinie ein. Man muss in der Interpretationsgeschichte dieser Oper weit zurückgehen, um Vergleichbares zu finden. Selbst Giuseppe Di Stefano transponiert den Ton in der legendären Aufnahme als Partner der Callas. Brownlee kann man als Vertreter einer neu etablierten Generation von Belcanto-Tenören einordnen, die sich beginnend mit Rossini dieses Repertoire neu erobert haben.

Seine Partnerin als Elvira ist Sarah Coburn, eine ebenfalls amerikanische Sängerin, die von Timbre und Technik sehr an Beverly Sills und Renée Fleming erinnert. Ein „all-American-Soprano“ also, was durchaus positiv zu verstehen ist. Coburns Stimme blüht speziell in den Ensembles zart aber gleichzeitig sicher auf und verbindet sich mit Brownlees Tenor zu einem wahren Dream-Team.

Gegen die beiden Protagonisten hat es der Rest des Ensembles schwer. Aber Azamat Zheltyrguzov, Tadas Girininkas, Liudas Norvaišas, Tomas Pavilionis und Jovita Vaškevičiūtė sind durchaus gestandene Sänger, die ihren Rollen durchweg gerecht werden.

Das Kaunas City Symphony Orchestra unter Constantine Orbelian wird seiner Aufgabe mehr als gerecht und trifft den Ton des begnadeten Komponisten auf den Punkt. Orbelian ist ein sensibler Begleiter, der in dieser Oper dominierende Gesang kommt voll zu seinem Recht. Dass dieses letzte Bühnenwerk Bellinis von je unter seinem verquasten Libretto und einer etwas sperrigen Dramaturgie gelitten hat, kann auch dieses grandiose Ensemble nicht ganz vergessen machen, aber die Aufnahme ist eine wertvolle Ergänzung der nicht gerade üppigen Diskographie dieser Oper, durch Brownlee und Coburn ist sie eigentlich ein „Must-have“!

Peter Sommeregger, 25. August 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Bruckners Symphonien in besten Händen

Foto: © Berlin Phil Media GmbH

CD-Rezension: Anton Bruckner, Symphonien 1-9

Berliner Philharmoniker

Herbert Blomstedt, Bernard Haitink, Mariss Jansons, Paavo Järvi, Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Sir Simon Rattle, Christian Thielemann

BPHR 190283

von Peter Sommeregger

Das Eigenlabel der Berliner Philharmoniker gewinnt schnell an Bedeutung und Profil, kann es doch auf den Fundus von Konzerten des Orchesters mit der Dirigenten-Elite der Welt zugreifen.

Die vorliegende Box mit allen 9 Symphonien Anton Bruckners nach dessen eigener Zählung ist erneut eine akustische Wunderkammer. Hier wurden Aufnahmen des letzten Jahrzehnts zusammengetragen, die Liste der Dirigenten liest sich wie ein Who’s who der bedeutendsten Vertreter ihrer Kunst. „CD- Rezension: Anton Bruckner, Symphonien 1-9,
Berliner Philharmoniker“
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CD-Besprechung: Reinhold Friedrich – spirituell empfindsam

CD-Rezension: Reinhold Friedrich
Listen to our cry
Ars 38 318

von Peter Sommeregger

Auf dieser sehr ungewöhnlichen CD sind Werke von insgesamt fünf Komponisten versammelt, deren gemeinsames Anliegen es ist, die Stimme gegen Fanatismus und ideologische Verblendung zu erheben. Ihre Antwort ist spirituelle Empfindsamkeit, die sie mit ihrer individuellen Kunst ausdrücken.

Zusammengetragen hat diese Stücke der Trompeter Reinhold Friedrich, der Freude an neuen Entdeckungen hat. Als Orchester fungiert durchgehend das Georgische Kammerorchester Ingolstadt unter dem Dirigenten Ruben Gazarian. Dieses 1964 in Tbilisi (Georgien) gegründete Orchester siedelte nach 25 Jahren nach Ingolstadt über, wo es nun seit 30 Jahren Teil  des lokalen Kulturlebens geworden ist. Der Dirigent Ruben Gazarian ist aktuell Generalmusikdirektor des Theaters Altenburg Gera, einem Haus mit großer Tradition.

„CD-Besprechung, Reinhold Friedrich, Listen to our cry
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CD-Besprechung: Klang-Experiment mit Johann Sebastian Bach  

Der Titel „Frequences 60 90“ steht für die Herzschläge des Zuhörers, die sich innerhalb dieses Spektrums bewegen.

CD-Rezension: BACH
Frequencies 60  90
Solo Musica
SM 362

von Peter Sommeregger

Das umfangreiche Werk Johann Sebastian Bachs hat schon viele Musiker zu eigenen Bearbeitungen inspiriert. Auch Transkriptionen für andere als die von Bach vorgesehenen Instrumente gibt es in großer Zahl.

Auf dieser neuen CD versuchen sich der Cellist Julius Berger, der Vibraphonist Andrei Pushkarev und der Marimba-Spieler Pavel Beliaev an der Neuinterpretation mehrerer Stücke in dieser eher ungewöhnlichen Besetzung.

Das an den Beginn gestellte Präludium C-Dur erklingt in der Fassung von Dmitri Schostakowitsch, später hört man das stark verfremdete Ave Maria in der Bearbeitung von Astor Piazzolla. Für ein breites Spektrum ist also gesorgt.

„CD Besprechung: Johann Sebastian Bach, Frequences 60 90,
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