Auf den Punkt 73: Nur 400 Zuschauer in der Hamburgischen Staatsoper bei „Falstaff“

Archiv Falstaff © Monika Rittershaus

Sind wirklich nur 400 Zuschauer bei Verdis „Falstaff“ in der Hamburgischen Staatsoper, habe ich meine Begleitperson am Abend des 8. Oktober gefragt. Ja! Und sieht man das auch? Wieder ein knappes Ja. Guck’ doch selber, hat sie hinzugesetzt. Was war passiert?

Giuseppe Verdi // Falstaff

Commedia lirica in drei Akten
Komposition: Giuseppe Verdi
Libretto: Arrigo Boito nach der Komödie The Merry Wives of Windsor and Passagen aus dem Drama King Henry IV von William Shakespeare

Inszenierung von 2020

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Valerio Galli // Dirigent

Hamburgische Staatsoper,  8. Oktober 2025

von Jörn Schmidt

Ein Plädoyer für die Feierabend-Oper

In der Hamburgischen Staatsoper sitze ich gerne in Reihe 1. Das liegt vielleicht daran, dass ich auf einer kleinen Insel lebe. Und jeden Abend zum Sonnenuntergang an den Strand gehe. Dort kann ich herrlich in die Ferne gucken, nichts stört den Blick.

Und man sieht nicht, was hinter einem so los ist. So das ich immer sagen muss, dass ich keine Ahnung hätte. Wenn Andreas Schmidt, der Herausgeber von klassik-begeistert, mich fragt, ob die Hamburgische Staatsoper ausverkauft gewesen sei. „Auf den Punkt 73: Nur 400 Zuschauer in der Staatsoper
Hamburgische Staatsoper, 8. Oktober 2025“
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Auf den Punkt 72: Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht? Tobias Kratzer auf dünnem Eis

Tobias Kratzer © Falk Wenzel

In der Regel gehe ich nicht in die Oper, um dort rumzuknutschen. Sondern um zu sehen, wie sich andere küssen. In der Operngeschichte gibt es da viele Varianten. Man denke nur an Salome: „Ah! Ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan.“ Es gibt sogar eine Oper, die so heißt. Der Kuß (Hubička) von Bedřich Smetana.

Robert Schumann // Das Paradies und die Peri

 Tobias Kratzer // Inszenierung

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Omer Meir Wellber // Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 3. Oktober 2025

von Jörn Schmidt

Bei Sportevents in den USA und neuerdings auch in Rockkonzerten geht’s schon mal anders zu. Da haben sich sog. Kiss Cams eingebürgert. Das sind Kameras, die mit gezielter Kameraführung auf das Publikum gerichtet sind und vorzugsweise Paare auf einer Großbildleinwand zeigen. Zusammen mit der plumpen Aufforderung, man möge sich unmittelbar zur Belustigung der Zuschauer küssen. „Auf den Punkt 72: Tobias Kratzer auf dünnem Eis
Hamburgische Staatsoper, 3. Oktober 2025“
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Auf den Punkt 71: Riccardo Minasi hinterlässt erstmal eine Schneise der Verwüstung

Riccardo Minasi © Sophie Wolter

Ein Orchester ist dann ganz oben angekommen, wenn nicht die ganze Kraft dabei draufgeht, richtig zu spielen und seinem Dirigenten zu folgen. Sondern den ganzen Abend lang noch genug Körner hat,  um jeder  Note tief gefühlten Ausdruck abzuringen. Das macht jeden Klangkörper regelrecht zu einer Waffe.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Riccardo Minasi // Dirigent

Beatrice Rana // Klavier
Carl Maria von Weber //  Ouvertüre zu „Der Freischütz“ op. 77
Ludwig van Beethoven // Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
Johannes Brahms // Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Elbphilharmonie, Großer Saal, 29. September 2025

von Jörn Schmidt

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist so eine Waffe. Und setzt die Waffen eines Orchesters höchst unterschiedlich ein, von zerstörerisch bis  bezaubernd. Oder auch karrierefördernd. Der finnische Dirigent Tarmo Peltokoski zum Beispiel ist seit 2022 Principal Guest Conductor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

„Auf den Punkt 71: Riccardo Minasi
Elbphilharmonie, 29. September 2025“
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Auf den Punkt 70: Wider eine Zensur à la Gent

Lahav Shani © Marco Borggreve

Eins muss man den Machern des „Gent Festival van Vlaanderen“ lassen, ihnen ist ein wahrer Marketingcoup gelungen. Was keine PR-Agentur mit märchenhaftem Budget vollbracht hätte, gelang über Nacht. Bislang ein nur regional bekanntes Musikfestival in der wunderschönen belgischen Hafenstadt Gent,  ist die Veranstaltung seit Tage in aller Munde. Nicht nur in interessierten Kreisen, sondern eigentlich überall. Was war passiert?

 von Jörn Schmidt  

Lahav Shani ist designierter Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Im September 2026 beginnt seine Amtszeit, aktuell läuft man sich gemeinsam  warm auf einer Europatournee. Einer von Shanis Mentoren ist Daniel Barenboim, der mit seinen Mitteln für ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten streitet. Sein West-Eastern Divan Orchestra überwindet kulturelle und politische Grenzen. „Auf den Punkt 70: Wider eine Zensur à la Gent
klassik-begeistert.de, 19. September 2025“
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Auf den Punkt 69: Nachruf Gabriel Feltz

Gabriel Feltz © Ludmila Jeremies

 von Jörn Schmidt

Der Kieler Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ist tot. Wie die Stadt Kiel mitteilte, starb der angesehene deutsche Dirigent und glühende Wagnerianer diesen Freitag überraschend im Alter von nur 54 Jahren im Universitätsklinikum Essen. In Kiel sollte er die nächsten Jahre das musikalische Leben der Landeshauptstadt prägen.

 Dazu der Kieler Generalintendant Daniel Karasek:

„Gabriel Feltz war ein Dirigent mit unerschütterlicher Leidenschaft und außergewöhnlicher Musikalität. Er hatte große Pläne für Kiel, und es ist tragisch, dass er sie nicht mehr umsetzen konnte. Wir verneigen uns vor seinem Lebenswerk und trauern um einen Freund und Kollegen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.“ „Auf den Punkt 69: Nachruf Gabriel Feltz
klassik-begeistert.de, 30. August 2025“
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Auf den Punkt 68: Jede Oper ist ein Event! Aber keine Butterfahrt

Bild: streitgespraech-islieb/www.islieb.de

DISCLAIMER

Der Inhalt dieses Beitrags wurde mit Liebe zur Oper und Respekt vor meinen Kollegen erstellt. Es handelt sich indes um eine GLOSSE, d.h. der Text setzt Stilmittel wie Ironie und Übertreibung ein. Insbesondere ruft Andreas Schmidt seine Autoren nächtens nicht an. Auch war kein Duell geplant usf. Und eine Mediation haben kb-Autoren schon gar  nicht nötig. Mediator bin ich ebensowenig. Alles aus der Luft gegriffen… um zu unterhalten und für die Oper zu streiten.

von Jörn Schmidt

Andreas Schmidt, der Herausgeber von klassik-begeistert (kb), rief mich gestern Nacht an. Ihm ging nicht aus dem Kopf, dass zwei seiner Autoren einen üblen Streit vom Zaun gebrochen hatten. Es ging darum, ob Oper ein Event sein darf. Nachdem Weiterungen dieses Konfliktes zu befürchten waren, fragte er: „Du als Anwalt hast doch bestimmt das Zeug zum Mediator? Es geht um Folgendes… „Auf den Punkt 68: Jede Oper ist ein Event! Aber keine Butterfahrt
klassik-begeistert.de, 30. August 2025“
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Auf den Punkt 67: Eschenbachs himmlischer tone from the top

Christoph Eschenbach © Marco Borggreve

Ethical Leadership ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit und auch nicht wirklich neu. Früher sprach man von einer guten Unternehmenskultur. Fühlen sich die Mitarbeiter wohl, brummt  meistens auch der Laden. Im Beraterdeutsch gibt es neuerdings einen viel schickeren Begriff, wie man seine Firma führen soll. Auf den sogenannten tone from the top kommt es an. Genau genommen müsste es besser action from the top heißen:  Man sollte seinen Mitarbeitern vorleben, was man von ihnen erwartet. 

Schleswig-Holstein Festival Orchestra
Christoph Eschenbach / Dirigent

Midori / Violine

Felix Mendelssohn Bartholdy / Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64
Anton Bruckner / Sinfonie Nr. 5 B-Dur

Elbphilharmonie, Großer Saal, 18. August 2025

von Jörn Schmidt

Wenn Sie zum Beispiel in Ihrer Firma gerade per Hausmitteilung ein absolutes Alkoholverbot eingeführt haben,  dann sollten Sie von einem mittäglichen Geschäftsessen nicht unbedingt mit einem erkennbaren Glimmer ins Vorstandsbüro zurückkehren. „Auf den Punkt 67: Eschenbachs himmlischer tone from the top
Elbphilharmonie, 18. August 2025“
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Auf den Punkt 66: Gatti, Zeppenfeld und David streiten zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2025 über Wagners Humor

Auf den Punkt 66 von der Eröffnung der Bayreuther Festspiele

Richard Wagner / Die Meistersinger von Nürnberg  +++ PREMIERE +++

Orchester der Bayreuther Festspiele
Daniele Gatti / Dirigent

Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2025
Fotos © Enrico Nawrath

von Jörn Schmidt

Die Bayreuther Festspiele 2025 sind eröffnet. Wie immer im Leben gab es Licht und Schatten. Enthusiasmus, gute Laune, einen weisen Dirigenten mit jeder Menge Überblick und fidele Sänger. Aber auch ein Regiekonzept zum Fremdschämen. Dafür kamen mit Friedrich Merz und seiner Ehefrau Charlotte ein amtierender Bundeskanzler, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und seine Gattin  Karin sowie Ex-Bundeskanzlerin und Wagner-Connaisseuse Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer.

„Auf den Punkt 66: Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg / Eröffnung Bayreuth 2025
Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2025“
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Auf den Punkt 65: Delnon geht, Brosda spricht, Kratzer kommt

Georges Delnon, scheidender Intendant der Staatsoper Hamburg © wikipedia.de

In seinem aktuellen Interview mit klassik-begeistert hat Tobias Kratzer, der designierte Intendant der Hamburgischen Staatsoper, uns in den Block diktiert: „Jeder Abend soll bei uns Premiere sein.“ Das wird großartig, ist mein Eindruck nach unserem Gespräch. Jetzt aber hat sich erst mal Georges Delnon verabschiedet und unbewusst gezeigt, wie sein Nachfolger das gemeint haben könnte.

Wolfgang Amadeus Mozart / Le nozze di Figaro

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

 Nicholas Carter/ Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 3. Juli 2025

von Jörn Schmidt

Unlängst hat der ebenfalls scheidende Generalmusikdirektor Kent Nagano den Hamburger Orchestergraben mit einem orchestral fulminanten Tristan verlassen. Das war eine Ansage, lesen Sie dazu gerne Folge 63 meiner Kolumne.

Auf den Punkt 63:  Kent Naganos Abschied Hamburgische Staatsoper, 10. Juni 2025

„Auf den Punkt 65:  Delnon geht…
Hamburgische Staatsoper, 3. Juli 2025“
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Auf den Punkt 64: Wie Billy Joel, nur cooler

Così fan tutte Hamburg © Hans Jörg Michel

An Mozarts Oper Così fan tutte hat sich schon so mancher Dirigent schwer verhoben. Allein schon all die Rezitative. Da kann das Orchester noch so schön spielen und das Ensemble himmlisch singen. Oft bleibt dem Zuschauer ein digitaler Eindruck, ein On-off schöner Melodien und schlimmen Stillstands. Kein Spannungsbogen weit und breit. Der Halbbruder von Piano Man Billy Joel hat nun in Hamburg den Così-Code geknackt.

Wolfgang Amadeus Mozart / Così fan tutte

 Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

 Alexander Joel / Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 25. Juni 2025   

von Jörn Schmidt

Billy Joel ist ein US-amerikanischer Sänger, Pianist und Songschreiber. Der Beiname Piano Man leitet sich ab von seinem gleichnamigen Hit aus dem Jahr 1973 und beschreibt dem Künstler perfekt. Billy lebt die Musik, so wie in seinem Song:

And the piano, it sounds like a carnival
And the microphone smells like a beer”

„Auf den Punkt 64: Wie Billy Joel, nur cooler
Hamburgische Staatsoper, 25. Juni 2025  “
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