Der Schlauberger 62: Unerhört! Der neue Promi ist leider nicht bekannt

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Die Zeitungswelt ist voll von Unbekannten. Sie kommen vor allem auf der Straße und in Wohn- und Geschäftshäusern vor, am liebsten nachts, wenn alles schläft. Dort treiben die Wesen ihr Unwesen als unbekannte Unerkannte. Und die Polizei hat dann die Gleichung mit manchmal sogar mehreren Unbekannten zu lösen. „Der Schlauberger 62: Unerhört! Der neue Promi ist leider nicht bekannt“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 34: Giuseppe Verdi – Triumphmarsch aus „Aida“ (1871)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Erlangen Komponisten (zu) viel Berühmtheit, können ihnen schon mal die Pferde durchgehen. Manches Mal verlieren sie dann das Gespür für Grenzen, gehen in Wahn über, sich alles erlauben zu können oder fordern sogar Spezialanfertigungen und -Instrumente für ihre Musik. Aus solchem Größenmut ist auch das ein oder andere Gute entstanden – man erinnere sich nur an die Wagnertuba. Viel zu oft aber endet solcher Narzissmus im Kuriosen, in Absurdität oder in Unikaten. Eines jener Unikate muss man dann auch dem berühmten italienischen Opernkomponisten Giuseppe Verdi unterstellen. Die Rede ist von seiner Oper Aida, die er mit einem instrumentalen Kniff versah, der bestenfalls als „Gag“ herhalten kann. „Daniels Anti-Klassiker 34: Giuseppe Verdi – Triumphmarsch aus „Aida“ (1871)“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 109: Sena Jurinac, die silberne Rose im Wiener Ensemble

Foto: Sena Jurinac(c)opera online community

von Peter Sommeregger (Text und Fotos)

Die (nicht nur) vom Wiener Publikum heiß geliebte Sena Jurinac  hätte an diesem 24. Oktober ihren 100. Geburtstag. Obwohl bereits 2011 verstorben, ist sie im Gedächtnis der Wiener Opernfreunde immer noch sehr präsent und ihr Name wird von allen, die sie noch auf der Bühne erlebt haben, geradezu ehrfürchtig genannt.

Die im kroatischen Travnik geborene Tochter eines kroatischen Arztes und einer Wienerin entschloss sich schon früh zu einer musikalischen Ausbildung am Konservatorium von Zagreb. Bereits mit 21 Jahren debütierte sie am dortigen Nationaltheater als Mimì.

Nach einem Vorsingen bei Karl Böhm in Wien wurde sie 1944 an die Wiener Staatsoper engagiert, konnte dieses Engagement wegen der kriegsbedingten Schließung der Theater aber erst 1945 antreten. Schnell eroberte sich die „Sena“, wie die Wiener sie bald liebevoll nannten, ein größeres Repertoire und die Herzen des Publikums.

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Rising Stars 17: Lucienne Renaudin Vary – die mit der Trompete tanzt

Foto: © Simon Fowler

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

Lucienne Renaudin Vary spielt „María de Buenos Aires“ (Piazzolla) bei der OPUS KLASSIK 2021 Gala

von Lorenz Kerscher

Mein künstlich intelligenter „Großer Bruder“ in der Google-Zentrale glaubt immer zu wissen, was für mich gut ist. Also versorgt er mich regelmäßig mit Videovorschlägen in YouTube! Skeptisch wie ich bin, misstraue ich ihm natürlich. Wenn da ein nettes Mädel als Wunderkind präsentiert wird, das auf der Trompete mal Klassik, mal Jazz und in letzter Zeit vor allem Crossover spielt, halte ich das zunächst einmal für ein Internetphänomen mit einer guten Marketingstrategie. Ich bin gewiss nicht abgeneigt, mir von einer hübschen jungen Dame schöne Klänge vorspielen zu lassen, und so war ich auch gleich angetan von der 1999 geborenen Lucienne Renaudin Vary aus Frankreich, ihrem klangschönen, sauberen Spiel und ihrem ausgeprägten Sinn für Melodie. Die zierliche Solistin gibt sich ein mädchenhaftes Äußeres und tritt dazu passend gerne barfuß auf. Während andere Blechbläser in der Regel stocksteif dastehen, um die nötige Atemstütze aufzubauen, beherrscht sie ihr Instrument mit solcher Lockerheit, dass sie ihre Darbietungen noch mit eleganten Tanzschritten bereichert. So gut mir das auch gefiel, verdächtigte ich mich doch zunächst einmal selbst, in erster Linie das Wunschbild einer idealen Enkeltochter zu bewundern. „Rising Stars 17: Lucienne Renaudin Vary – die mit der Trompete tanzt“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 46: Operntexte und Operninhalte kritisch betrachtet

Foto: Anna Netrebko, Turandot, Bayerische Staatsoper, Quelle: Instagram

„ …dieser ruhige Wolkenzug an diesem hohen, unendlichen Himmel. Und wie kommt es, dass ich diesen hohen Himmel vorhin gar nicht wahrgenommen habe? Und wie glücklich bin ich, dass ich ihn endlich doch noch kennen gelernt habe!“ Diese Gedanken Fürst Andrej Bolkonskijs, als er schwer verwundet auf dem Schlachtfeld liegt und nichts anderes sehen kann, gehören zu den Schlüsselstellen von Tolstois Roman „Krieg und Frieden“ und werden sogar in einer sowjetrussischen Verfilmung nicht verschwiegen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Fürst Andrej wird im Feldlazarett von Liebe und Mitleid für einen schwerverwundeten jungen Mann neben ihm ergriffen und erkennt in ihm den Nebenbuhler seiner Braut, den er ergebnislos verfolgt hatte, um ihn zum Duell zu fordern. Liebe für die Feinde. Jene Liebe, die seine Schwester ihn lehren wollte und die er nicht verstehen konnte. „Schweitzers Klassikwelt 46: Operntexte und Operninhalte kritisch betrachtet“ weiterlesen

Der Schlauberger 61: Die blanke Gier – Werbung: So genial ist Sprache

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Alles ist kostenlos!! Zwei Ausrufungszeichen. Lag vorige Woche in meinem Briefkasten. Ein deutsches Unternehmen schrieb mir und wahrscheinlich auch noch ein paar anderen Leuten: Alles ist kostenlos!! „Der Schlauberger 61: Die blanke Gier – Werbung: So genial ist Sprache“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 33: Rimski Korsakow – „Scheherazade“ (1888)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Scheherazade – frei nach dem Märchen von Tausendundeiner Nacht – ist eine der populärsten, wenn nicht sogar die populärste Komposition von Rimski Korsakow. Nicht nur der Stoff der Erzählung selbst berauscht. Die Musik gilt als Meisterwerk der Instrumentation, als eine herausragend in Töne gegossene Erzählung. Nicht selten wird sie sogar als die beste Komposition des russischen Komponisten bezeichnet. Und doch – trotz dieses herausragenden Rufs gibt es da etwas, was an dieser Komposition herausfällt. Denn, wie sich zeigt, ist nicht alles Gold, was glänzt… „Daniels Anti-Klassiker 33: Rimski Korsakow – „Scheherazade“ (1888)“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 108: Beethoven 10 - der künstlichen Intelligenz fehlt leider das Genie

Wer ein bedeutendes musikalisches Ereignis erwartet hatte, wurde enttäuscht.

Das Cover des Albums „Ludwig van Beethoven X – The AI Project © Bild: Modern Recordings/BMG/Warner

von Peter Sommeregger

Anlässlich des Beethovenjahres 2020 sollten die von Beethovens Hand stammenden Skizzen für eine 10. Symphonie mittels künstlicher Intelligenz bearbeitet und zu einem aufführbaren Werk komprimiert werden. Die Pandemie hat dieses Vorhaben um ein Jahr verschoben, aber inzwischen wurde das „Werk“ vom Beethovenorchester Bonn unter Dirk Kaftan der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wer ein bedeutendes musikalisches Ereignis erwartet hatte, wurde enttäuscht. Das aus nur zwei Sätzen, nämlich Scherzo und Rondo, bestehende Fragment stützt sich auf Beethovens originale Handschrift, ein Computer, den man vorher mit zahlreichen Kompositionen des Meisters „gefüttert“ hatte, versuchte nun mit Hilfe der künstlichen Intelligenz Beethovens Intentionen nachzuspüren und diese Skizzen zu einem Ganzen zusammen zu fügen.

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Daniels Anti-Klassiker 32: Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 4 (1874 – 1880)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Essenz einer Reihe über überbewertete Klassiker ist es, dass auch ab und an wahre Meisterwerke ihr Fett wegkriegen müssen. Egal, ob die Gründe banal sind, ob sich Fehler, Schwächen oder Probleme direkt in der Komposition zeigen oder ob die Aufführungspraxis zu wünschen übriglässt. Nur wenn man darüber spricht, besteht auch die Chance auf Veränderung und hoffentlich Besserung. Und so kommt es, dass nun auch Bruckners vierte Sinfonie in dieser Reihe erscheinen muss – eine Sinfonie, die unter Bruckner-Kennern als die beliebteste zählt. „Daniels Anti-Klassiker 32: Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 4 (1874 – 1880)“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 107: Wie aus Mizzi Jedlitzka der Weltstar Maria Jeritza wurde

Der 6. Oktober ist der Geburtstag von zwei historischen Primadonnen, nämlich Jenny Lind im Jahr 1820, und Maria Jeritza 1887. Es ist auch der Todestag von Montserrat Caballé, die am 6. Oktober 2018 starb.

von Peter Sommeregger

Wenden wir uns diesmal Maria Jeritza zu, die nicht nur auf eine große, sondern auch eine sehr außergewöhnliche Karriere zurückblicken konnte. Die im mährischen Brünn geborene Maria Marcellina Jedličková besuchte das Konservatorium ihrer Heimatstadt. Das Geld dafür verdiente sich die Tochter eines Handwerkers als Stubenmädchen in einem Hotel. Nachdem sie anfangs Klavier, Cello und Harfe studiert hatte, wechselte sie im Laufe der Ausbildung zum Gesang. Sie komplettierte ihre Gesangsausbildung in Prag, ihr erstes Engagement erhielt sie als Choristin am Stadttheater von Brünn. Bereits 1905 debütierte sie als Solistin am Stadttheater Olmütz in der Rolle der Elsa im „Lohengrin“. 1910 wechselte sie als Operettensängerin an das Münchner Künstlertheater, im gleichen Jahr wurde sie an die Wiener Volksoper engagiert. Bereits im Jahr 1912 wurde sie Mitglied der Wiener Hofoper, deren Star sie in den nächsten Jahren wurde. „Sommereggers Klassikwelt 107: Wie aus Mizzi Jedlitzka der Weltstar Maria Jeritza wurde“ weiterlesen